Evi Engler

She - Vivienne, eine Frau auf Abwegen | Erotischer Roman


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Wechseljahre? Midlife-Crisis?«

      Sie schaute konsterniert. Wechseljahre? Sie? Unmöglich! Jetzt noch nicht. Midlife-Crisis? Ach was. »Ach, frag mich nicht«, erwiderte sie und sie lachten beide. Das war das Wunderbare, ihr Mann war auch ihr bester Freund.

      Er schlief an dem Abend mit ihr und brachte sie mühelos in den siebten Himmel. Sie scherzten noch und schliefen eng umschlungen ein. Das war mit einem anderen Mann undenkbar.

      Nach kurzem Schlaf wachte sie wieder auf. Was machte sie eigentlich? Sie riskierte ihre Ehe. Wofür? Sie hatte alles, was man sich wünschen konnte. War es die Gefahr, die sie suchte? Was für ein Unsinn. Gleich morgen würde sie Kevin in den Wind schießen. Gleich morgen.

      Sie kuschelte sich an ihren Mann und schlief weiter.

      ***

      Sie saßen beim Frühstück, jeder einzelne ihrer Muskeln schmerzte, aber sie fühlte sich gut, voller Spannkraft und Lebensfreude.

      »Hast du Angst, dass du nicht knackig genug bist?«, fragte ihr Mann unvermittelt, ganz harmlos, während er Leberwurst auf sein Brötchen strich.

      »Wie meinst du nicht knackig genug?«, fragte sie misstrauisch.

      Er aß sein Brötchen, schaute sie nicht an.

      »Wo zum Beispiel? Für wen zum Beispiel?« Ihr Ton wurde ungewollt aggressiver. Wusste er etwas? Ahnte er etwas? Sie würde etwas ahnen und sie hatte auch schon geahnt. Sie war noch gar nicht so lange her, die letzte Ahnung. Vivienne ging davon aus, dass ein Mann nicht bemerkte, wenn seine Frau … Sie weigerte sich, ihre Ausflüge beim Namen zu nennen, selbst in Gedanken. Ein Mann würde es nicht bemerken, wenn seine Frau außerhalb, öhm, Erlebnisse zelebrierte. Jedoch war das ein Vorurteil, von dem sie nicht wusste, inwieweit es begründet war.

      »Für mich zum Beispiel.«

      Puh!, die Antwort erleichterte sie.

      »Findest du mich ‚nicht knackig genug‹?«, versuchte sie, ihn in die Defensive zu drängen.

      »Heh, heh, heh.« Er lachte gekünstelt. Mit Aggressivität kam sie bei ihm nicht weiter. Gelegenheit, das zu lernen, hatte es in den letzten dreiundzwanzig Jahren genug gegeben. Auch, dass er morgens immer so ekelhaft ausgeruht und tatendurstig war.

      »Bin ich für dich knackig?«, versuchte sie, die Wogen zu glätten.

      »Für mich schon, sogar sehr knackig«, antwortete er und biss in sein Brötchen.

      »Was meinst du, für wen könnte ich nicht knackig genug sein?« Sie musste wissen, ob er etwas ahnte. Oder wollte er sie in eine Falle locken?

      »Keine Ahnung«, meinte er geduldig. »Sag du es mir, du musst doch wissen, für wen du dich so anstrengst.«

      Er ahnte anscheinend nichts, Gott sei Dank. Sie erzählte eine halbe Wahrheit, die ihr als Begründung ausreichend erschien. »Margarete lästert immer, sie hat mich eine abgetakelte alte Schachtel genannt, die sich wie ein Teenie gibt.«

      »Deswegen strengst du dich so an?«, fragte er erstaunt. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, er schaute verschmitzt und raunte verschwörerisch: »Ganz unter uns, wenn abgetakelte alte Schachteln so aussehen wie du, dann bekenne ich mich als Fan abgetakelter alter Schachteln.«

      Sie hätte für ihn töten können, so sehr liebte sie ihn in diesem Moment.

      Er schaute sie lächelnd an, begegnete ihrem Blick, hörte auf zu kauen.

      »Wenn du weiterhin so schaust, Süße, dann vergesse ich meinen Termin und schleppe dich ins Schlafzimmer!«

      Sie schaute weiter so und er schleppte sie ins Schlafzimmer und schlief mit ihr.

      Als er zur Arbeit aufbrach, blieb sie liegen. Ein wunderbarer Mann. Er liebte sie, sie liebte ihn, wunderbar.

      Kurze Zeit später rief Kevin an. Sie fühlte sich außerstande, seiner Jugendlichkeit heute Morgen zu begegnen, und sie vereinbarte ein Treffen für den nächsten Tag.

      Außerdem wollte sie ihn in den Wind schießen. Jedoch wollte sie ihn nicht jetzt, nicht am Telefon von ihrem Entschluss unterrichten.

      »Musst du denn nicht studieren?«, fragte sie, um etwas zu sagen.

      »Ach, das kann ich mir einteilen. Die Mindestzahl an Scheinen hab ich bereits, passt schon. Ich bin ganz in deiner Nähe, kann ich kurz auf einen Kaffee reinkommen?«

      Sie dachte an die massiven Schenkel, an die Kraft und die Herrlichkeit. »Aber nur ganz kurz, ich muss gleich weg«, ließ sie sich breitschlagen.

      Ganz kurz wurde zu ihrem allerersten, extrem wilden Akt im Hausflur. Sie wurde genommen, geschüttelt, gerammelt und bestens versorgt. »Du liebe Güte!«, brachte sie hervor, als sie ihrem Lover einen Abschiedskuss aufdrückte. Ihre Knie zitterten.

      »Und Tschüss«, meinte Kevin nur und verschwand.

      Sie musste nach dem erlebten Vulkan erneut ruhen. Eine Ruhepause nach der Liebe hatte sie noch nie nötig gehabt, nicht in dem Maße.

      Während des Ausruhens fasste sie einen Entschluss und verwarf einen anderen. Sie musste an ihrer Fitness arbeiten, wenn sie mit dem Jungen mithalten wollte. Entschieden machte sie sich wieder im Fitnessraum zu schaffen.

      ***

      Ihrem Mann tischte sie ein Abendessen auf, dass der aus dem Staunen nicht herauskam. »Hast du ein schlechtes Gewissen oder womit rechtfertigst du das hier?« Er versuchte, den Beweggrund für den Luxus zu erraten, und wedelte mit der Hand über den außergewöhnlich dekorierten Tisch.

      Sie lachte, weil seine Bemerkung berechenbar war und sie sie vorausgesehen hatte. »Na logo, Schatz.« Sie schmuste sich bei ihm an und küsste ihn. »Ich hatte heute zehn nackte Neger zu Besuch. Wenn die Nachbarn dich darauf ansprechen, dann weißt du Bescheid.«

      »Man sagt nicht Neger«, meinte er strafend und schaufelte sich Delikatessen auf den Teller.

      Kevin rief an, als sie im Bad stand und sich bettfertig machte: »Ich muss dich sehen!«

      »Ist es vor zwanzig Uhr?«

      »Nein, es ist nach zweiundzwanzig Uhr, aber ich muss mit dir sprechen.«

      »Das muss bis morgen warten.«

      »Nein, es muss jetzt sein. Wenn du nicht kommst, dann stelle ich mich vor deine Haustüre und hupe so lange, bis alle Nachbarn auf der Straße stehen.«

      ***

      Sie schlüpfte in sein Auto, das um die Ecke auf dem Parkstreifen stand. »Du spinnst wohl«, begrüßte sie ihn sauer.

      Er wurde gleich handgreiflich. Sie ließ ihn machen und blieb stocksteif sitzen, auch seinen Kuss erwiderte sie nicht.

      »Nu sei doch nicht so«, schmollte er.

      »Hör mal zu, mein Freund«, begann sie energisch mit der Rede, die sie sich auf dem Weg zurechtgelegt hatte. »Ich bin nicht zu deinem Vergnügen auf der Welt. Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, dann werden wir nie mehr Kontakt miteinander haben. Und denke nicht, dass du mich erpressen kannst, mein Junge, dann lernst du mich kennen, das verspreche ich dir!« Sie redete sich in Rage.

      »He, komm, sei doch nicht sauer«, sagte er in schmollendem Ton. »Ich lieb dich doch, da muss ich dich einfach manchmal sehen.«

      »Ruf nie mehr an, verstanden?«, ordnete sie im Befehlston an. Sie war außer sich.

      »Machst du jetzt Schluss?«, fragte er zaghaft und schaute sie unsicher von der Seite an.

      »Wonach hört es sich denn an?«, fragte sie, immer noch laut, jedoch durch seine devote Haltung besänftigt.

      Er saß da mit hängendem Kopf, die Realität riss ihn aus den Träumen. »Och, komm, bitte. Bittebitte! Du liebst mich doch auch.« Er bettelte wie ein junger Hund.

      »Und wenn, ich bleibe beim Nein. Wenn du die neue Regel beachtest, rufe ich dich an … vielleicht.«

      Eine