Starla Bryce

Die Regeln meines Herrn | Erotischer SM-Roman


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kann. Ich muss immerzu an Griemis Wohnung denken. Dort war es so, als würde sie jeden Moment zur Tür reinkommen. Als warteten die Sachen auf sie. Auf dem Sofa lag das Rezeptbuch, in das sie alle ihre Rezepte notierte. Es war aufgeschlagen und ein Kuli lag auf einer der Seiten. So, als ob sie gleich weiterschreiben würde. Auf dem Küchentisch stand dieser Stracciatella-Kuchen, den sie mir immer zum Geburtstag gemacht hat. Du weißt ja, wie gut sie backen konnte.« Florin griff nach der Decke und bedeckte seinen nackten Oberkörper damit. Die eben noch scheinbar so guten Chancen schwanden zu einem Heute ficken? Niemals! dahin. Ria versuchte, ihr eigenes Bedürfnis hinten anzustellen. Sie wollte ja mitfühlend sein, wollte Florins Wunsch nach Schlaf und Ruhe respektieren. Aber gleichzeitig war da diese Wut. Sie wollte doch nur Sex mit ihrem Verlobten haben. Warum musste das jedes Mal so ein Kraftakt sein? Ging es anderen Frauen auch so?

      Was war passiert in den Jahren? In der Anfangszeit ihrer Beziehung hatten sie häufig Sex gehabt. Richtig hemmungslos war Florin zwar nie gewesen, aber er hatte ihr oft gezeigt, wie sehr er sie begehrte und wie schön er ihre Brüste und ihre weiblichen Rundungen um die Hüften fand. Den Kassenbon, auf dem er nach wenigen Wochen Beziehung eine Nachricht hinterlassen hatte, weil gerade kein anderes Blatt Papier in greifbarer Nähe gewesen war, bewahrte Ria noch immer in ihrem Nachtschrank auf.

      Dir nah zu sein ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Ich würde so gern jeden Tag den Duft deiner Haut riechen und mich darin verlieren.

      Gereizter als beabsichtigt, sagte Ria: »Soll ich auf der Couch schlafen, damit du deine Ruhe hast?«

      »Mäuschen! Ich liebe dich. Wirklich! Das weißt du. Morgen Abend können wir gern etwas zusammen machen. Und bleib hier. Ich will dich ja bei mir haben. Aber jetzt will ich schlafen. Ja?«

      »Gut. Träum was Schönes!«

      Du wirkst auf mich so, als würdest du gern noch ein bisschen leben, bevor der Ernst losgeht. Kaltweins Gesicht baute sich langsam vor Rias Innerem auf. Seine gestylten Undercut-Haare, der Henriquatre-Bart. Und seine dunklen Augen, in denen sich Grün und Braun zu einem süffisanten Lächeln verbanden.

      Ja, verdammt, und wie ich leben will!

       9. Spontaneität

      Jeder einzelne Buchstabe fühlte sich verboten an, als Ria ihn in die Suchmaschine eingab. Sie fühlte sich wie ein 13-jähriges Mädchen, das einem Star nacheiferte. Sie saß auf dem Bett und spürte, wie ihr gesamter Körper, der seit dem Vorabend in einen ausgefransten Karo-Schlafanzug gehüllt war, von einem Kribbeln durchzogen wurde. Wieso konnte sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Wieso musste der Drang so stark sein? Was hatte Kaltwein noch gleich im Café Number 8 zu ihr gesagt? Pass auf, dass du nicht süchtig wirst!

      War das nicht längst geschehen? Warum sonst war er ständig präsent in ihren Gedanken?

      Ria klickte auf die Bilder-Suchergebnisse. Boah, dieses langsame Internet! Eigentlich störte es sie nicht, aber heute hätte sie ihren Laptop am liebsten gegen die Wand geschmissen. Florin war im Wohnzimmer und räumte seinen Koffer aus. Er konnte jeden Moment hereinkommen und Ria dabei ertappen, wie sie nach seinem Kumpel suchte!

      Heutzutage fand man doch fast jeden im Netz. Sie musste also irgendetwas finden, oder? Ob er bei Facebook angemeldet war? Sie selbst besaß keinen Account bei dem sozialen Netzwerk. Sollte sie … Nein! Das war zu übertrieben, zu sehr Stalker-Style! Du wirst dir kein Profil erstellen, nur um zu sehen, ob er eines hat!, ermahnte sich Ria. Erneut glitten ihre Augen über die Bildergebnisse. Noch immer war die Seite nicht geladen.

      Erst nach und nach baute sich die Internetseite auf und immer mehr Bilder wurden für Ria sichtbar. Woher nahm die Suchmaschine eigentlich immer diese überhaupt nicht zum eingegebenen Thema passenden Bilder? Frauen und Männer, die höchstwahrscheinlich gar nichts mit Kaltwein zu schaffen hatten, grinsten Ria an. Dazu Firmenlogos und Partybilder. Und ein kleiner Junge auf einem grünen Traktor.

      Und dann sah Ria sein Gesicht. Ja, das musste er sein! Diesen selbstsicheren Blick hätte Ria unter Hunderten, Tausenden erkannt! Auf dem Bild trug er ein neongelbes Fußballtrikot. Es war eine Porträtaufnahme. Kaltweins dunkles Haar war so zurechtgemacht wie immer, wenn Ria ihn gesehen hatte. Einen Bart sah sie nicht. Wahrscheinlich war das Foto schon ein paar Tage alt. Spielte er noch immer Fußball? Florin hatte gar nichts erzählt. Aber das sollte Ria nicht wundern. Sport gehörte nicht zu den Dingen, die er interessant oder auch nur erwähnenswert fand. Ria horchte. Von Florin war nichts zu hören. Sie hoffte, dass er noch ein paar Minuten dort bliebe, wo er gerade war. Ria klickte auf das Foto. Im Schildkrötentempo öffnete sich die Website eines Fußballvereins. FC Freistoß las Ria in dem gelben Emblem links oben.

      Eine Auflistung der Vereinsspieler öffnete sich. Unter ihnen war auch Kaltwein. Er spielte im Angriff. Ria erschien diese Position äußerst passend. Laut Saisonangabe war er noch aktiv dabei.

      »Übrigens: Wir kriegen gleich noch Besuch!«, rief Florin aus dem Wohnzimmer. Ria zuckte zusammen und konnte ihren Laptop gerade noch vom Herunterfallen abhalten.

      »Besuch? Gleich?« Entweder scherzte Florin oder sie hatte sich verhört. Den ganzen Samstag hatten sie Zeit gehabt. Doch Florin hatte lieber den kompletten Nachmittag in der Küche gestanden und indische Samosas zubereitet, nachdem er am Freitagabend in einer Kochsendung ein super interessantes Rezept aufgeschnappt hatte. Seit Florins Rückkehr hatte sich also nichts geändert. Die gemeinsame Unternehmung, die Florin ihr am Donnerstagabend versprochen hatte, war ein leeres Versprechen geblieben. Florin war so zerstreut und mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass Ria sich gelegentlich fragte, ob er überhaupt wahrnahm, dass sie da war.

      Die ganze Wohnung roch nach heißem Öl und indischen Gewürzen. Florin hatte mal wieder sein Bestes gegeben, um den Garam-Masala-Knoblauch-Geruch noch tiefer in die Möbel dringen zu lassen. Auf dem Küchenboden vor dem Geschirrspüler lagen noch immer einige Erbsen, die Florin heruntergefallen waren. Und in dieser Wohnung wollte er ernsthaft Besuch empfangen?

      »Ich bleib dann im Schlafzimmer, okay?«

      Florin schaute zur Tür herein. »Was? Wieso denn? Du sollst dabei sein. Wir sind doch ein Paar, Mäuschen!« Er kam auf Ria zu.

      Rasch klappte Ria den Laptop zu, ehe Florin mitbekam, wen sie hier stalkte. Ein Kuss traf Rias Lippen. Gewohnt trocken und leidenschaftslos. Florin hatte wieder den ihm eigenen Geruch nach Essen an sich und in seinem blonden Haar klebte etwas, das Ria als Samosa-Teig einstufte.

      »Außerdem: Wie sieht das denn aus, wenn du im Schlafzimmer bist? Irgendwann musst du vielleicht rauskommen, weil du ein Taschentuch brauchst oder das Klo benutzen musst. Oder …«

      »Und was ist damit?« Ria deutete auf den ausgefransten Karo-Schlafanzug mit dem Schokoladenfleck, der nicht mehr rausging.

      »Ach, das ist doch nicht schlimm! Da achtet doch eh keiner drauf. Es ist Wochenende! Wofür ist denn das Wochenende da, wenn nicht dafür, um in Schlafklamotten rumzuhängen?«

      »Da achtet keiner drauf … Du vielleicht nicht. Aber sag mal: Wer will denn kommen?« Ria konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt Besuch bekommen hatten, der nicht aus Verwandten bestand. Mit Annalena traf sich Ria meist in einem Café oder Lokal und weitere Freundinnen waren bei ihr rar. Florin kam zwar mit den meisten Menschen super zurecht, doch auch er konnte nicht von sich behaupten, eine riesige Auswahl an Kumpels sein eigen zu nennen.

      »Cyril will kurz vorbeikommen.«

      Rias Herz machte einen Satz. »Er kommt hierher? Nicht dein Ernst, oder?« Rias Stimme gelang es nicht besonders gut, ihren Schrecken zu verbergen.

      »Ja. Ich habe ihm vor Kurzem geschrieben, dass ich ihn gern mal zu uns einladen möchte. Als Dankeschön wegen des Bankwechsels und so. Hat ja so wunderbar geklappt! Und eben kam die Nachricht, dass er gerade in der Nähe ist. Ob es uns passen würde, wenn er kurz vorbeischaut.«

      »Das ist … sehr spontan!« Ria fuhr sich durch ihre Haare. Es wäre ihr nicht schlechter gegangen, wenn sie die Aufgabe bekommen hätte, innerhalb einer Stunde zwei Kindergeburtstage und zehn Hochzeiten zu organisieren und nebenbei den Brand in einem Sechsfamilienhaus zu löschen.

      »Du