Ven Rouven

Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman


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Aber es ist leichter gesagt als getan. Ich habe schon viele versagen gesehen. Nicht, weil sie dem Schmerz nicht standhielten, sondern, weil sie nicht wussten, was es bedeutet, richtig zu dienen. So zu dienen, wie ich es verstehe.

      Und woher weiß ich, ob ich es kann?

      Ich antworte nicht. Es folgt eine lange Pause des Schweigens, in der ich spüre, wie sich in ihrem Kopf die Räder drehen. Ihr Verstand läuft gerade auf Hochtouren. Hat sie etwas falsch gemacht? Hat sie eine Frage gestellt, die sie nicht hätte stellen sollen? Warum plötzlich dieses Schweigen?

      Der Panther ist wieder unterwegs. Er umkreist seine Beute, zieht den Kreis immer enger.

      Herr, ist es mir erlaubt, noch eine Frage zu stellen?

      Ich schweige noch immer. Ich mag diese Überlegenheit des Wartens und Zögerns. Mit der Beute spielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit für die Frau antworte ich ihr mit einem kurzen Ja.

      Herr, darf ich Sie treffen?

      Sie hat gerade eben erst die fantastische Welt des Sadomasochismus betreten und sucht nun einen Herrn, um all ihre Fantasien auszuleben. Sich ihm völlig zu unterwerfen und sich anzuvertrauen. Sie ist zum ersten Mal auf der Suche. Davon geträumt hatte sie schon lange und unzählige Male, aber einen Schritt in diese Richtung wagte sie doch nie. Wie oft ich diesen Satz schon hören oder lesen musste.

      ***

      Vor etwas mehr als fünfzehn Jahren rutschte ich durch meine Finanzberaterin in die BDSM-Szene. Wir kannten uns bereits seit ein paar Jahren. Es war eine typische beruflich-freundschaftliche Beziehung. Man kennt sich, man duzt sich und veralbert sich auch schon Mal hin und wieder. So gut kennt man sich dann doch. Aber man weiß so rein gar nichts aus dem Privatleben des anderen. Jeder von uns hat wohl solch berufliche Freunde.

      Eines Abends war ich bei ihr zu Gast. Wir wollten einige Unterlagen besprechen. Es war ein Treffen ohne Hintergedanken auf beiden Seiten.

      Wie ich ihre Wohnung betrat, in der ich zuvor noch nie gewesen war, entgingen mir nicht die vielen Bilder an den Wänden. Bilder einer Frau in sehr devoten Stellungen. Einer Frau, an ein Andreaskreuz fixiert. Hände in Handschellen. Ein nackter Frauenkörper. Die Haut überzogen von dunklen Hämatomen und Striemen. Bilder von Peitschen oder Gerten.

      »Sehr interessante Fotos, die du da hast. Wer ist das?«, fragte ich unbekümmert neugierig.

      Meine Gastgeberin betrachtete kurz die Aufnahmen, sah mich an und antwortete trocken:

      »Das bin ich. Ist aber schon ein paar Jahre her!«

      Ich war verblüfft. Mochte diese saloppe Antwort tatsächlich ernst gemeint sein? Wie konnte das stimmen? War sie mir doch immer nur als ein sehr dominanter Mensch im Bewusstsein. Nie hätte ich gedacht, oder wäre auf die Idee gekommen, dass sie, einige Jahre zuvor, die Rolle der Sklavin innehatte. Wie kann jemand solch unterschiedliche Charaktere in sich vereinen?

      Ich betrachtete sie sehr aufmerksam und versuchte diese Information in mir zu ordnen. Die Abbildungen an den Wänden zeigten eine nackte Frau. Gefesselt, benutzt, geschlagen und immer in devoter Körperhaltung. Die Frau mir gegenüber stellte für mich aber die Emanzipation schlechthin dar. Sehr taff, sehr resolut. Und doch waren beide Frauen meine Finanzberaterin. Mein Interesse an den Unterlagen war gleich Richtung null abgedriftet. Ich musste dieses Rätsel lüften und so begann ich unbeirrt mit dem Verhör.

      Wir hatten an diesem Abend noch eine sehr lange und sehr vertiefte Unterhaltung. Ohne Scham erzählte sie mir von ihrer Vergangenheit und ich spürte, wie sehr mich diese Geschichten und diese Vorstellung mitrissen. Durch ihre Schilderungen und Erfahrungen über und in dieser Szene wurde meine Neugierde enorm geweckt. Ich war fasziniert, wollte diese andere, diese finstere Welt, unbedingt kennenlernen. Ihre Beschreibungen begeisterten mich. Die Fotos, die sie als Sklavin zeigten, dieses Ausgeliefertsein. Die Geschichten von Demut und Dienerschaft. Eine ganz neue Welt tat sich vor mir auf.

      Doch war es nicht die Welt der devoten Sklavin, die mich begeisterte, sondern die des bestimmenden Herrn. Der Mann, der führt und beherrscht.

      An jenem Abend spürte ich zum ersten Mal eine Art Panther in mir.

      ***

      Als ich das Lokal betrat, war ich keinesfalls auf das, was ich zu sehen bekam, vorbereitet. Hier sollte die BDSM-Welt anzutreffen sein? Meine Finanzberaterin hatte mir zu dem Besuch geraten, nachdem meine Neugierde und Lust auf diese Szene nicht mehr abklingen wollte.

      Schäbige alte Holzstehtische, eine sichtbar in die Jahre gekommene Theke und eine etwas kühle Atmosphäre. Was sollte hier anders sein als in irgendeinem anderen heruntergekommenen Pub? Selbst die Menschen darin waren nicht so viel anders als sonst wo. Gut, auf einem Bildschirm lief ein Bondage-Film. Und das war nun der große Unterschied? Ich empfand Einrichtung, Gäste und Filme eher als langweilig. Für mich machte diese Fesselei auf dem Bildschirm noch keinen Sinn.

      Ohne dass ich es bemerkte, stand plötzlich die Kellnerin an meinem Stehtisch.

      »Was möchtest du trinken?«, fragte sie mich mit einem unschuldigen Lächeln. Ich war überrascht, zeigte sie doch ungeniert ihre prallen Brüste und ihr Rock verbarg kaum etwas. Das war schon sehr viel anders als in den üblichen Pubs.

      Irgendwie war es, wie wenn man als Brillenträger von der kalten Luft in die warme Stube kommt. Die Brillen beschlagen und nur langsam lüftet sich der Schleier und man erkennt erst nach und nach alles in einem Raum. So war es auch hier. Ich entdeckte immer mehr Personen, die sich deutlich von Normalbürgern unterschieden. Meine imaginären Brillengläser gaben langsam die ganze Sicht frei und ich tauchte zum ersten Mal in meinem Leben in die normal verrückte BDSM-Welt ab. Herrlich!

      In den nächsten Monaten und Jahren sollte ich noch oft diese Bar aufsuchen. Mich als Stammkunde zu bezeichnen, wäre zu viel gesagt. Dazu war die reale Entfernung zu groß. Gedanklich war ich aber zum Untermieter geworden. Ich besuchte das Lokal, wann immer ich in der Nähe war. Dort freundete ich mich mit dominanten Männern und devoten Frauen an. Dort lernte ich meine ersten Dienerinnen kennen. Dort entwickelte sich auch meine wahre Sexualität. Als hätte ich mich neu erfunden, so fühlte ich mich und war endlich dort angekommen, wo es mich immer schon hingezogen hatte. Schon lange bevor ich überhaupt wusste, dass es so eine Welt überhaupt gab.

       FABRIK-SEX

      Herr, darf ich Sie treffen?

      Jetzt ist genug Zeit seit dieser Frage vergangen. Ihre Angst vor einer Zurückweisung muss sie halb aufgefressen haben. Geschwächt und ohne klaren Gedanken. So mag der Panther seine Beute, ehe er zum Sprung ansetzt.

      Ja. Wir werden uns treffen.

      ***

      Es ist exakt ein Uhr nachts. Langsam fahre ich das Fabrikgelände hoch und parke neben einem grauen Mercedes. Es muss ihrer sein. Ich stelle den Motor ab und sehe mich um. Aus einem Fenster der Fabrik dringt ein schwacher Lichtstrahl nach außen. Dort wird also unsere erste gemeinsame Session stattfinden. Sehr schön. Die Motorkühlung lässt einige Schnauber erklingen, ehe es ganz still um mich herum wird. Ich steige aus und gehe langsam auf das Gebäude zu. Die Kieselsteine unter mir geben ein verräterisches Geräusch von sich. Ich fühle mich wie ein Einbrecher auf Raubzug. So bleibe ich stehen, peile erst einmal die Umgebung ab. Alles schläft und es gibt auch niemanden, der sich so spät nachts noch in diese Gegend verirrt. Ich öffne die schwere Eisentüre. Diese ist, wie erwartet, nicht verschlossen und der Schlüssel baumelt auf der Innenseite des Zylinderschlosses. Ich trete ein, verriegle die Türe und schreite langsam, aber sehr bestimmend auf den schwachen Lichtstrahl zu.

      Zum ersten Mal begegne ich nun der Frau aus dem Chat. Sie wartet vor dem »Spielraum« in kniender aufrechter Haltung, die ich von ihr verlangte. Vollkommen entkleidet und die Augen mit einem Tuch abgedunkelt. Auch das war eine meiner Anordnungen.

      Da kniet sie nun. Inmitten all der kalten Betriebsgegenstände, die mit Sex so gar nichts zu tun haben und doch ist die Erotik nicht zu übersehen. Es riecht nach Maschinenöl und der harte kalte Betonboden hat etwas Distanziertes, aber Geiles. Ich bin erregt. Spüre meinen Schwanz, wie er immer härter anschwillt. Langsam nähere