lässt einen Finger unter mein Kinn gleiten und drückt es nach oben. Das ist mein Zeichen, mich zu erheben. Gehorsam richte ich mich auf. Mit festem Griff umfasst sie meinen Oberarm und dirigiert mich dorthin, wo sie mich haben möchte. Meine Schritte enden, als ich mit den Oberschenkeln an einen Tisch stoße. Ohne die Augenbinde abnehmen zu dürfen, muss ich mich mit dem Rücken darauflegen. Ich spüre die Kälte von metallenen Fixiervorrichtungen an meinen Hand- und Fußgelenken, im gleichen Augenblick, in dem sie zu sprechen beginnt.
»Ich werde dir Schmerzen zufügen. Du wirst sie ertragen und dich für mich entwickeln. Wenn ich es für angemessen halte, werde ich mich durch dich befriedigen. Erst wenn ich fertig und zufrieden bin, erhältst du von mir die Erlaubnis, deine Essenz den Anwesenden zu präsentieren. Hast du mich verstanden?«
»Ja, meine Geberin, ich habe verstanden«, antworte ich so, wie es von mir erwartet wird. Ich schließe meine Augen unter der Binde und konzentriere mich ganz auf mich selbst. Vor ungefähr zwei Jahren hat mein Unterricht in dieser Spielart angefangen. Ich lernte beides, dominant und devot zu sein. Geben und nehmen. Persönliche Vorlieben dürfen wir uns nicht erlauben. Trotzdem weiß ich von den anderen Mitschülern, dass sie heimliche Präferenzen haben. Submission gehört definitiv nicht zu meinen Stärken. Wenigstens sind den Geberinnen Grenzen auferlegt. Es ist ihnen nicht gestattet, uns zu verletzen, und es dürfen keine Spuren über einen Zeitraum von mehr als zwölf Stunden zurückbleiben. Trotzdem kann es manchmal höllisch wehtun, das weiß ich aus vorherigen Erfahrungen.
Langsam erwärmt sich das Metall um meine Extremitäten und ich entspanne mich.
Etwas Weiches umschmeichelt mich sanft und gleitet über meine Haut, es könnten Lederschnüre oder -streifen sein. Ein Flogger? Innerlich zitternd warte ich auf die härtere Berührung. Ich bin ruhig und gelassen, jedoch gleichzeitig erregt und gespannt. Schon streift das Leder die soeben noch zärtlich liebkoste Haut meines Oberschenkels. Eine Millisekunde bevor ich das Geräusch des Aufpralls höre, jagt der Schmerz durch meine Nervenbahnen.
Zärtlichkeiten und Schläge folgen dicht auf dicht. Immer wieder woanders. Es dauert nicht lang, dann schießt jeder Impuls meine Wirbelsäule hinauf und lässt mich meinen Rücken durchbiegen. Lust breitet sich immer stärker in mir aus. Meine Geberin ist eine Meisterin ihrer Neigung. Ich gehorche willig, spüre, wie sich mein Schaft steil aufrichtet. Jeder um mich herum muss ihn nun sehen können. Das Blut jagt durch meine Venen, versorgt Muskeln und Nerven mit Sauerstoff. Die Reize kommen schnell und gezielt. Es ist schwer, dem Drang, zu ejakulieren, nicht nachzugeben. Das Zentrum meiner Essenz ist gespannt und fühlt sich an, als würde es zerreißen. Nun spüre ich den Flogger auch dort. Sie wird doch nicht …? Ich kann meinen Gedanken kaum zu Ende denken, als mich ein zuckender, brennender Schmerz an meiner empfindlichsten Stelle trifft. Ich bin am Ende, habe das Gefühl, es nicht mehr aushalten zu können, als dem sanften Streicheln keine Schläge mehr folgen.
Dafür spüre ich, wie der Tisch unter einem weiteren Gewicht leicht ächzt. Meine Sehnen sind, genau wie mein Organ, zum Zerreißen angespannt. Es duftet nach weiblicher Begierde. Dieses köstliche, unnachahmliche Aroma umnebelt meine Sinne. Dort, wo eben noch der Schmerz meinen Schwanz fast zum Bersten brachte, zeigt ihr Geruch die gleiche Wirkung. Langsam lässt sie sich auf mir nieder, lehnt sich vor und zurück, bis er richtig sitzt und sich ihre Öffnung eng um ihn schmiegt. Immer schneller bewegt sie sich auf mir. Sie presst das Zentrum meiner Essenz von oben ein wenig zusammen und erhöht so den Druck.
Stöhnend beiße ich die Zähne zusammen und untersage mir, meinem Drang nachzugeben. Ich stoße ihr meinen Unterleib entgegen, damit sie sich ganz an mir bedienen kann. Dann fühle ich es: Ihre Muskeln beginnen, von innen zu zucken. Die heißen, nassen Wände ihrer Vagina umschließen mich. Dies ist der schwierigste Teil meiner Prüfung. Ich fühle, wie mir die Tränen aus den Augen laufen und in das dunkle Tuch sickern. Nach einer gefühlten Ewigkeit verharrt meine Geberin auf mir, bevor sie sich erhebt und von mir absteigt.
»Nun, Janus, zeig uns deine Essenz, zeig mir, was du mir geben kannst!« Sie nimmt meine Augenbinde ab und ich schaue in das zufriedene Gesicht von Kaddy, meiner Lehrerin für SM-Angelegenheiten. Ich habe ihre Stimme nicht erkannt. Ob das an der Prüfungssituation lag? Das Licht blendet mich für einen Augenblick, doch dann sind meine Hände frei.
»Bleib liegen, damit wir deine Stärke sehen können«, befiehlt sie mir. Meine Hand findet meinen Schaft, der hart und nass von ihren Säften um Erlösung bettelt. Das helle Licht scheint rot durch meine geschlossenen Augenlider, während sich meine Finger an meinem Trieb auf und ab bewegen. Obwohl ich noch vor zwei Sekunden das Gefühl hatte, auf der Stelle platzen zu müssen, will mein Organ mir nicht gehorchen. Liegt es an der Helligkeit? Der ungewohnten Situation? Oder an meiner Überreizung? Ich weiß es nicht. Mit dem Griff der Verzweiflung umfasse ich hart meinen Schwanz, füge mir mit der anderen Hand einen groben Schmerz zu, indem ich die Quelle meiner Essenz greife und so fest drücke, wie ich es aushalten kann, ohne aufzuheulen.
Endlich kommt Bewegung in die Sache. Unter meinen Fingern spüre ich, wie sie sich zusammenkrampft und sich diese Bewegung über meinen After nach vorn überträgt. Wild und heiß schießt mein Samen in einem hohen Bogen aus mir heraus. Die Wucht meines Ergusses ist für jeden in diesem Raum zu sehen. Schwere Tropfen fallen zurück auf meine sensible Haut und geben den Reiz hundertmal stärker an meine Nerven weiter. Es ist, als würde ich mich in einer Schleife befinden, während ich weiter in meine Hand pumpe. Ohne es verhindern zu können, verlässt ein heiserer Schrei meinen Mund und ich ergieße mich ein zweites Mal. Schließlich bleibe ich erschlafft, benetzt mit meiner Essenz, auf dem Tisch liegen.
»Janus, ich wusste es!« Leon fasst mich an der Schulter und legt mir ein organisches Vlies auf meine Blöße. »Du hast dich selbst übertroffen. Ich gratuliere dir, lass das Tuch dich säubern, während wir uns zurückziehen.«
Ich habe das Gefühl, wieder ein kleines Kind zu sein, schwach, wehrlos und verwundbar. Ein sanftes Kribbeln umfängt meine Mitte. Das organische Vlies entfacht seine Wirkung. Schon seit vielen Jahren nutzen wir diesen nicht versiegen wollenden Hunger der Mikroorganismen, die in diesem Tuch ihre Heimat haben. Der Stoff bewegt sich auf meiner Scham, wandert meinen Penis entlang, umschließt die Quelle meiner Essenz und bleibt schließlich still auf mir liegen. Das Vlies ist gesättigt und ich gesäubert. Ich bin Leon dankbar, dass er mir diese Aufmerksamkeit spendiert hat, in dessen Genuss eigentlich nur Babys, Kleinkinder und Geberinnen kommen. So sanft und zärtlich wurde ich, seit ich denken kann, nicht mehr umsorgt.
Ich erhebe mich und stehe mit wackeligen Beinen neben dem Tisch. Das Licht ist nun gedämpft und die Plätze um mich herum leer. Unschlüssig verharre ich und weiß für einen Moment nicht, was ich jetzt machen soll. Was wird von mir erwartet? Ist das auch ein Teil meiner Prüfung? Um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, nehme ich meine Ursprungsposition an der dafür vorgesehenen Stelle ein und knie dort regungslos.
Äußerlich starr, sind meine Gedanken umso aktiver. Aus mir hätte auch ein Denker werden können, wenn meine körperliche Beschaffenheit und Fruchtbarkeit mir nicht dazwischengekommen wären, beurteile ich mich sarkastisch. Meine Auffassungsgabe war immer schon sehr ausgeprägt und mein Wissen geht weit über das für einen Satisfactor notwendige hinaus. Doch mein Schicksal ist vorgezeichnet. Die Geberinnen haben über meinen Werdegang entschieden. Wie wäre wohl mein Leben damals verlaufen, vor der großen Katastrophe? Wahrscheinlich hätte ich versucht, die Welt und deren Bewohner zu retten; die Sensibilität der Menschen zu erhöhen und damit das Los der Männer in der heutigen Zeit abzuwenden. Früher waren sie noch frei und ihr Wort hatte Gewicht. Wahrscheinlich wäre ich eine Mischung aus Wissenschaftler und Freiheitskämpfer geworden. Ich lächle wehmütig, es ist müßig, über Chancen und Möglichkeiten nachzudenken, die sich mir nicht bieten werden.
***
Der Magsolex, ein Gefährt, welches sich mit der Kraft der Sonne sowie Magnetismus bewegt, eilt lautlos durch das gleißende Licht. Ich bin noch nie mit ihm gefahren – jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Und nun gleite ich in einer Kapsel aus transparenter Atmosphäre durch eine Landschaft, die sich karg und vertrocknet um mich herum ausbreitet. Das Material der Kapsel ist das Gleiche wie jenes, das die Zivilisationspunkte überspannt. Schwer vorzustellen, dass hier früher alles grün und blühend gewesen sein soll.
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