Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Störfeuer hatten sie nicht gerechnet. Sie zogen sich fluchtartig ins Haus zurück, doch dort erwartete sie die Reizmischung aus Nebel und Tränengas.

      Also rannten sie wieder hinaus und sahen gerade noch, wie ihr Chef Rittman sich absetzte.

      „Ich würde empfehlen und Vorschlägen, die Arme gen Himmel zu strecken“, sagte Parker, der mit schußbereiter Waffe die drei Gangster empfing, „ich möchte nicht hoffen, daß Sie meinen erklärten Unwillen erregen wollen!“

      Obwohl barock gesprochen, hatten die Gangster dennoch verstanden. Sie beeilten sich, die Arme hochzunehmen. Sie ließen dabei ihre diversen Handfeuerwaffen zu Boden fallen und zogen betretene Gesichter.

      „Die Ratte verließ das sinkende Schiff“, zitierte der Butler, „ich denke, meine Herren, Sie gehören jetzt in die Gewalt der Polizei.“

      „Machen Sie bloß keinen Ärger, Parker“, sagte Charly nervös. „Sie wollen sich doch nicht in die Nesseln setzen, oder?“

      „Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen Konversation zu machen“, sagte Parker. „Legen Sie sich bitte auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten, wie ich hinzufügen möchte. In wenigen Minuten müßte die von den Nachbarn alarmierte Polizei an Ort und Stelle sein!“

      „Der Chef wird Sie in der Luft zerreißen“, warnte Charly, doch er legte sich bereits ergeben zu Boden. Seine beiden Mitarbeiter folgten seinem Beispiel. Sie hielten den Mund, was in Anbetracht der Lage wohl auch angebracht war.

      Parker hatte sich keineswegs verschätzt.

      Schon nach wenigen Minuten, genauer gesagt, nach zweieinhalb, waren Polizeisirenen zu hören. Und dann rauschten zwei Streifenwagen auf das Grundstück, deren Besatzung die Gangster einkassierten.

      Ein Sergeant ließ sich von Parker einige Erklärungen geben.

      „Sie allein wollen die Jungens hochgenommen haben?“ fragte er dann skeptisch und ungläubig zurück, „kann ich mir kaum vorstellen.“

      „Ihre Vorstellungskraft steht im Augenblick nicht zur Debatte“, erwiderte Parker würdevoll, „darüber wird man sich an anderer Stelle und zu einem anderen Zeitpunkt ausführlicher unterhalten können. Ich schlage vor, Sie bergen jetzt die Herren, die sich noch im Haus befinden. Hoffentlich hat es kein Blutbad gegeben!“

      Nun, Parkers Befürchtungen trafen nicht in aller Schwere ein, doch es war nicht zu übersehen, daß Pollert nicht mehr lebte. Schon der erste Schuß hatte ihn getötet. Die beiden Mitarbeiter Pollerts hingegen waren nur leicht verletzt und damit transportfähig.

      „Was ist denn hier passiert?“ wollte der Sergeant wissen, der den Butler jetzt mit scheuen Blicken maß, „sieht ja nach einer richtigen Schlacht aus.“

      „Ich möchte anregen und vorschlagen, Lieutenant Mallick zu verständigen, Sergeant. Ich nehme an, daß er zuständig ist.“

      „Sie müssen ja ’ne tolle Nummer sein“, sagte der Sergeant und begab sich hinüber zu seinem Streifenwagen, um seinen Spruch abzusetzen. Josuah Parker, der auf eine Antwort verzichtet hatte, stellte sich etwas abseits und zog eine Art Zwischenbilanz.

      Gewiß, hier hatten sich zwei konkurrierende Gangstergruppen gegenseitig außer Gefecht gesetzt. Abgesehen vom üblichen Fußvolk war Pollert von der einen Gruppe getötet worden. Rittman hatte sich fluchtartig abgesetzt, doch seine Festnahme war nur noch eine Frage der Zeit.

      Das alles war sehr erfreulich und diente auf Umwegen dem Schutz der friedlichen Bürger. Aber Parker gestand sich gleichzeitig ein, daß er an den Feuersalamander nicht einen einzigen Schritt näher herangekommen war …

      *

      Wie richtig die Lage von Parker eingeschätzt worden war, sollte sich eine gute Stunde später zeigen.

      Cliff Draken, dem sein Mitarbeiter Walt Elsner assistierte, empfing Mike Rander und Josuah Parker.

      „Da sind Sie ja endlich“, sagte er erleichtert, „der Feuersalamander hat sich wieder gemeldet … Hier, das ist sein Brief!“

      „Er wurde wieder unten in der Halle der Zentrale abgegeben“, erläuterte Walt Elsner, der Assistent von Draken, „etwa vor einer Stunde.“

      Rander und Parker überflogen die Anweisungen des Feuersalamanders. Der geheimnisvolle Täter schien plötzlich keine Zeit mehr zu haben. Dies ging aus dem Schreiben, das kurz und knapp war, eindeutig hervor.

      „Sie sollten also die Rohdiamanten bereithalten“, stellte Rander fest, „noch im Lauf dieses Tages will der Feuersalamander sie abholen lassen.“

      „Die Steine habe ich bereits sicherheitshalber besorgen lassen“, antwortete Cliff Draken. „Elsner hat das arrangiert. War gar nicht so leicht. Wir mußten unsere Verbindungen spielen lassen. Ohne die hätten wir es so schnell nicht geschafft.“

      „Wo befinden sich die Steine jetzt?“ fragte Mike Rander.

      „Hier im Haus, in unserem Safe. Sie brauchen sich nicht zu sorgen, Rander, dieser Safe ist nicht zu knacken!“

      „Könnte man die Rohsteine mal aus der Nähe sehen?“

      „Natürlich, das läßt sich machen. Bitte, kommen Sie mit runter ins Souterrain. Sie werden übrigens enttäuscht sein. Das Zeug sieht völlig wertlos und unansehnlich aus. Nicht zu glauben, daß daraus später einmal Schmuckstücke werden sollen.“

      Draken, sein Assistent Elsner, Rander und Josuah Parker fuhren mit dem Lift hinunter ins Souterrain und sahen sich die Steine an, die Draken aus dem unknackbaren Safe hervorholte.

      Er hatte nicht untertrieben.

      Die Rohsteine erinnerten an Kiesel und sagten wohl nur dem Fachmann etwas. Sie befanden sich in einer Stahlkassette und sahen ganz sicher nicht nach dem Gegenwert von einer Million aus.

      Parker beschäftigte sich mit ihnen.

      Er kippte sie auf einen kleinen Tisch und häufte sie auf. Der Inhalt zweier normal großer Aschenbecher wäre nicht größer gewesen als dieses Häufchen Steine. Parker wog sie, schätzte mit der nachgebenden Hand das Gesamtgewicht ab und nickte dann seinem jungen Herrn zu.

      „Wie ich es mir fast gedacht hatte, Sir“, sagte er dann. „Gewichtsmäßig müßte die Maschine es schaffen!“

      „Wovon reden Sie eigentlich?“ Draken schüttelte verständnislos den Kopf.

      „Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit prüfen die Möglichkeit eines Transportes, Sir.“

      „Ja, darüber haben Elsner und ich uns auch unterhalten. Wie stellt dieser Feuersalamander sich die Übergabe der Steine vor?“

      „Es mag überraschend klingen, Sir, antwortete Parker, „aber es ist damit zu rechnen, daß die Steine von einem kleinen Modellflugzeug abtransportiert werden.“

      „Wie bitte?“

      „Von einem Modellflugzeug!“

      „Ausgeschlossen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie sollte das klappen?“

      „Fragen wir doch einen Fachmann“, warf Assistent Elsner ein, „der Chef unserer Poststelle ist Modellbauer. Er müßte uns antworten können.“

      „Ein beachtenswert guter Vorschlag“, sagte Parker, der diesen Gedanken sofort aufgriff. „Könnte man diesen Herrn vielleicht bemühen?“

      Man konnte.

      Mister Caldy erschien im Büro des General-Managers und entpuppte sich als ein rund vierzigjähriger, mittelgroßer, schlanker Mann, der einen höflichen, vielleicht sogar etwas servilen Eindruck machte.

      „Wir brauchen Sie als Fachmann“, schickte Draken voraus, „von Mister Elsner habe ich gehört, daß sie Modellbauer sind.“

      „Jawohl, Sir, Flugzeugmodelle..

      „Sie kennen sich mit diesen Apparaten genau aus?“

      „Gewiß, Sir.“