Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      Parker verließ die Halle, wechselte hinüber in einen Umkleideraum und ging von hier aus hinüber zur Pförtnerloge.

      Hier saß ein untersetzter, etwas dicklicher Mann, der über ein Magazin dahindöste und überhaupt nicht mitbekommen hatte, was sich ereignet hatte. Ob er überhaupt wußte, was sich hätte abspielen können, war noch sehr die Frage.

      „Guten Abend“, grüßte Parker, als er an dem Mann vorbeiging.

      „’nabend …!“ grüßte der Mann automatisch zurück. Dann aber ging ihm ein Licht auf. Diesen Arbeitnehmer hatte er verständlicherweise vorher noch nie gesehen. Er beugte sich aus der Pförtnerloge und schrie das berühmt-berüchtigte „He, Sie da …!“, das in allen Welt- und Kultursprachen gang und gäbe ist.

      „Ja, bitte …?“ Parker blieb stehen und wandte sich um.

      „Woher kommen Sie denn …?“ Nein, dieser Mann hatte ganz sicher keine Ahnung.

      „Haben Sie das nicht bemerkt?“ wunderte Parker sich sichtlich.

      „Ich habe Sie hier aber noch nie gesehen!“

      „Was mich kaum wundert! Ich hatte bisher nicht das Vergnügen, hier aufzutreten, was Sie hoffentlich nicht sonderlich stören wird.“

      „Aber Sie … Verdammt …! Wie sind Sie denn reingekommen?“ Der Pförtner verstand die Welt nun überhaupt nicht mehr.

      „Sollte es wirklich keinen zweiten Zu- und Eingang geben?“

      „Doch, natürlich … Von der Laderampe aus!“

      „Sehen Sie“, erklärte der Butler, „so wird es wohl gewesen sein … Haben Sie im Laufe des Abends einen Kombi- oder Lieferwagen gesehen, der diese Rampe angesteuert hat?“

      „Doch … Vor ’ner knappen Stunde kam einer von unseren kleinen Lieferwagen!“ Der Pförtner gab brav, willig und ahnungslos Antwort. „Er fuhr direkt durch bis zur Rampe. Sind Sie damit vielleicht gekommen?“

      „So wird es wohl gewesen sein.“ Parker nickte erfreut, zog noch einmal seine Melone und verließ den Fabrikationsbetrieb für Gardinen aller Art.

      Er ging allerdings nicht weit.

      Er wartete, bis der Pförtner seine Loge verlassen hatte und hinüber in den Maschinensaal gegangen war. Dann suchte Parker sich einen passenden Beobachtungsstandpunkt und wartete der Dinge, die da unbedingt noch kommen mußten.

      „So, der Köder wäre gelegt. Nun kommt es darauf an, ob er auch angenommen wird.“ Rander war zu McLean zurückgekommen, der am Wagen diskret gewartet hatte.

      „Was erwarten Sie denn nun, Mr. Rander?“

      „Man wird mich hoffentlich anrufen, McLean … Daher werden wir uns trennen.“

      „Werde ich nicht mehr gebraucht?“

      „Und ob Sie gebraucht werden, McLean! Bleiben Sie hier am Altersheim zurück und sehen Sie sich genau an, wer wann mit welchem Wagen den Laden da drüben verläßt!“

      „Okay. Aber soll ich ohne Wagen hier warten?“

      „Nehmen Sie meinen Schlitten, McLean! Ich erwische schon irgendwo ein Taxi. Ich sage Ihrem Chef Bescheid, damit er weiß, wo Sie stecken.“

      Mike Rander verabschiedete sich von McLean und beeilte sich ein Taxi zu erwischen, was um diese Zeit nicht gerade leicht war. Doch er hatte Glück, fand einen Wagen und ließ sich zurück zu seiner Privatwohnung bringen.

      In der Tiefgarage hatte die Mordkommission bereits ihre Arbeit getan. Lieutenant Madford, der noch neben den Kreidestrichen stand, die die Lage des ermordeten Paddy Lovanski Umrissen, sah den jungen Anwalt erstaunt an.

      „Schon wieder zurück?“ fragte er, „haben Sie Ihren Butler aufgespürt?“

      „Er ist nach wie vor spurlos verschwunden.“

      „Und Sie glauben, daß alle Spuren in diesem Altenheim, zusammenlaufen?“

      „Ich bin fast sicher, aber beweisen kann ich noch nichts, Madford. Aber das wird sich hoffentlich bald ändern. Ich hoffe, daß man meinen Köder schlucken wird.“

      Mike Rander berichtete kurz, was er sich hatte einfallen lassen und wo Sergeant McLean zurückgeblieben war.

      „Versprechen Sie sich nur nichts von diesem Bluff“, warnte Madford und schüttelte den Kopf, „ich glaube nicht, daß unsere ‚heißen Katzen‘ darauf eingehen werden.“

      „Unterschätzen Sie nicht die Memoiren, die man bei uns vermutet, Madford!“

      „Memoiren?“ Madford runzelte die Stirn. Seine Augen blitzten den Anwalt an, der natürlich merkte, daß er zuviel gesagt hatte.

      „Regen Sie sich ab, Madford, bevor Sie sich überhaupt erst aufregen“, beschwichtigte Rander den möglichen Zorn seines Gegenübers, „kommen Sie mit rauf in meine Wohnung, dann will ich eine Beichte ablegen.“

      „Also hat dieser verdammte Parker doch wieder Heimlichkeiten gehabt“, regte Madford sich trotz der gerade erfolgten Warnung auf, „aber diesmal lasse ich ihm das nicht durchgehen, mein Wort darauf, Rander! Er tut ja alles, meine Ermittlungen zu erschweren!“

      „Jetzt übertreiben Sie wie immer!“ Rander schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihre Ermittlungen hat er noch niemals behindert. Er hat sie manchmal nicht gerade vorangetrieben. Darauf würde ich mich mit Ihnen einigen.“

      „Er wird sein blaues Wunder erleben, wenn er mir begegnet!“

      „Womit wir beim Thema sind. Hoffentlich ruft mich diese Tante Ethel an.“

      „Tante Ethel?“

      „Die gehört in meine Beichte. Und dazu gehören auch Neffen und Nichten dieser unheimlichen Tante. Und gewisse ‚heiße Katzen‘! Aber die haben ihre Visitenkarte ja schon auf den Tisch gelegt.“

      „Tante Ethel … Neffen und Nichten ‚Heiße Katzen‘ …!“ Lieutenant Madford wirkte sehr grantig. „Ich erfahre wohl nie etwas rechtzeitig …! Aber das wird sich ändern …!“

      „Ich weiß … Ich weiß … Parker wird sein blaues Wunder erleben, sobald er vor Ihnen steht. Aber nun kommen Sie endlich, Madford! Kann sein, daß man mich gleich sprechen will. Ich hoffe, daß ich Parker irgendwie aus der Patsche ziehen kann. Aber wie das geschehen soll, weiß ich noch nicht!“

      Der Pförtner hatte eine Kneifzange in der Hand und durchknipste damit die Drahtschnüre.

      Obwohl keineswegs ungeschickt, der Mann war ehemaliger Schlosser, brauchte er genau viereinviertel Minuten, bis der erste Kleiderschrank sich erheben konnte.

      Dieser stämmige, große Mann war total erschöpft. Eingeschnürt von den Drähten, hatte sein Selbstbewußtsein ungemein gelitten. Er war, ohne es allerdings zu wissen, fast reif für den Psychiater.

      Beim zweiten Kleiderschrank brauchte der Pförtner dreidreiviertel Minuten.

      Dieser Kleiderschrank explodierte förmlich, als er endlich wieder frei war. Er raste vor Zorn und hätte die Maschinen des Saals am liebsten in ihre Bestandteile zerlegt.

      „Dieser verdammte Hund …! brüllte er. „Den bring’ ich um! Den mach’ ich für den Rest seines Lebens fertig. Fix und fertig!“

      „Wen?“ fragte der Pförtner.

      „Hau ab!“ wurde er angehaucht, „verschwinde! Stell’ keine blöden Fragen! Rausch’ ab und geh’ zurück in dein Aquarium!“

      Der Pförtner war beleidigt und ging.

      Die beiden Kleiderschränke, allein und unbelauscht, sahen sich an. Dann deutete der erste Schrank hinüber zu den Kellerräumen.

      „Die müssen da unten sein“, sagte er.

      „Sehen wir doch nach“, schlug der zweite Schrank vor, „ein Trost, daß wir