Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      Dann wurde Jerry Cloud ein wenig schlecht.

      Der erste Kleiderschrank spürte, daß sein Magen sich verkrampfte.

      Der zweite Kleiderschrank schloß entsetzt die Augen.

      Auf der Oberfläche der Schranktür lief ein nasser Fleck auseinander. Und dabei hinterließ er deutliche Spuren, die sich tief in das Holz einfraßen. Dabei stieg ein graues Rauchwölkchen auf, das einen beißenden, penetranten Gestank verbreitete …

      „Erlassen Sie es mir, Ihnen die chemische Formel dieser Säure genauestens aufzuzeigen“, bat der Butler fast freundlich. „Sie müßte eigentlich nur die Wirkung interessieren. Ich rate und empfehle, daß Sie sich das alles einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen.“

      „Okay, Mrs. Halldy. Sie haben mich überzeugt“, bemerkte Mike Rander etwa um diese Zeit und nickte ergeben. „Mit Ihren Druckmitteln können Sie mir gestohlen bleiben!“

      „Also, wo befinden sich die Memoiren?“

      „In meiner Wohnung natürlich.“

      „Gwen!“ Tante Ethel wandte sich an die stämmige Schwester, „Gwen, Sie und Ihre Freundinnen werden mir das Manuskript sofort holen.“

      „Wo liegt es denn in der Wohnung?“

      „In meinem Schreibtisch … Linkes Seitenfach … Es ist in graues Papier eingeschlagen.“

      „Sie haben mich hoffentlich nicht belogen“, warnte Tante Ethel, alias Tilda Halldy.

      „Ich werde mich hüten. Noch etwas. Ohne meinen Schlüssel hier kommen Sie nicht rauf ins Penthouse … Der Lift ist nur für meinen Butler und für mich betriebsbereit.“

      Schwester Gwen gab sich sehr rauh, als sie den flachen Yale-Schlüssel aus Randers Jackentasche hervorholte. Sie begab Sich dann zusammen mit Tilda Halldy in eine Ecke des Zimmers.

      „Ihr nehmt einen Brandsatz mit“, flüsterte Tilda Halldy ihrer Mitarbeiterin zu, „das ganze Penthouse muß in Flammen aufgehen. Und was diesen Butler anbetrifft, so wird von euch sofort geschossen … Ohne jede Rücksicht!“

      „Mit Vergnügen“, erwiderte Schwester Gwen, nickte ihren beiden Freundinnen zu und verließ dann das Zimmer.

      Mike Rander verbiß sich ein Schmunzeln. Schwester Gwen und die beiden jüngeren Mitarbeiterinnen ahnten nicht, auf was sie sich da einlassen wollten.

      Die vier Schläger und Gangster kamen sich sehr nackt und hilflos vor.

      Was im wahrsten Sinne des Wortes stimmte, denn sie hatten sich auf den dringenden Wunsch des Butlers hin ihrer Kleidung restlos entledigt, Sie standen jetzt in einem völlig kahlen Zimmer, in dem es keine Textilien gleich welcher Art, mehr gab. Josuah Parker hatte selbst die Vorhänge Gardinen und die Bettwäsche entfernt. Dies alles lag zusammen mit den Kleidern und der Unterwäsche der Gangster auf einem tiefer gelegenen Dach, das sich unterhalb des Hotelzimmerfensters befand.

      „Dem dreh’ ich den Hals um, wem ich ihn erwische“, schwor Jerry Cloud.

      „Aus dem mach’ ich Hackfleisch“, prophezeite Pete Ralder.

      Die Randbemerkungen der beiden Kleiderschränke sollen an dieser Stelle unterschlagen werden. Sie waren alles andere als salonfähig und bewegten sich im Bereich der schmutzigsten Gosse. Eines aber war ihnen allen gemeinsam, sie ärgerten sich schwarz.

      Josuah Parker hatte inzwischen du Straße erreicht, lief eine nahe Telefonzelle an und wählte die Nummer der nächsten Polizeistation.

      „Ich möchte Sie diskret auf einen Tatbestand hinweisen“, meldete er als die Verbindung mit dem wach habenden Sergeant hergestellt war „auf einen Tatbestand also, der meines Erachtens sehr gegen die guten Sitten verstößt.“

      Anschließend setzte er dem aufmerksam zuhörenden Beamten auseinander, wen er in einem Hotelzimmer antreffen konnte …

      „Solche Leute gehören hinter Schloß und Riegel“, schloß Josuah Parker, „darüber hinaus sollten Sie Lieutenant Madford von der Mordabteilung informieren und ihm mitteilen, daß es sich bei den vier Männern um Neffen der Tante Ethel handelt … Vergessen Sie dies auf keinen Fall, Sie werden sich damit einige Lorbeeren verdienen können.“

      Er legte auf, bevor Fragen gestellt werden konnten.

      Dann machte er sich in seinem hochbeinigen Monstrum auf den Weg, seinem jungen Herrn etwas Hilfestellung zu leisten …

      Der Tag graute bereits, als Mike Rander endlich vom Bett aufstehen konnte.

      Es war ihm gelungen, Hände und Füße freizubekommen. Er war steif und mußte die Blutstauungen erst einmal wegmassieren, bevor er sich wie üblich bewegen konnte.

      Seiner Schätzung nach konnte es nicht mehr lange dauern, bis Tante Ethel, alias Tilda Halldy wieder auf der Bildfläche erschien. Sie hatte sich fast nett entschuldigt, bevor sie gegangen war. Sie hatte, wie sie sagte, einige Arbeiten für die kommenden Tage vorzubereiten.

      Was mit diesen Arbeiten gemeint war, konnte der junge Anwalt sich leicht ausrechnen. Tilda Halldys Unternehmen florierte. In der Stadt gab es sehr viele Interessenten, die an einem kleinen Brand verdienen wollten.

      Plötzlich hörte Rander ein leises Geräusch draußen vor der Tür.

      Er ging sofort in Deckung und nahm eine Vase als Wurfgeschoß in die Hand. Tilda Halldy kam zurück. Jetzt war es an der Zeit, das Blatt gründlich zu wenden!

      Ein paar Sekunden später, leider bevor Rander sich darauf vorbereiten konnte, schwang die Tür so machtvoll und blitzartig auf, daß Rander hart an der Stirn getroffen wurde.

      „Ich bin bestürzt und peinlich berührt“, entschuldigte sich Parker, als er seinen jungen Herrn vom Boden hochzog, „ich konnte selbstverständlich nicht ahnen und wissen, Sir, daß Sie …“

      „… Sie mit Ihren faulen Tricks!“ beschwerte sich Rander wütend und erleichtert zugleich, „Sie sind doch sonst immer auf Draht, Sie mußten doch wissen, daß ich hinter der Tür stand!“

      „Ich möchte sehr um Vergebung bitten, Sir.“

      „Hätte es wenigstens diese Tilda Halldy erwischt!“

      „Sprechen Sie im Augenblick von Tante Ethel, Sir?“

      „Genau, Parker. Sie ist die Dame, die wir suchen. Sie hat es mir selbst gesagt.“

      „Wird Sie Ihrer Schätzung nach zurückkehren, Sir?“

      „Das wollen wir doch sehr hoffen“, meinte Anwalt Rander und strich vorsichtig über die kleine Beule, die sich auf seiner Stirn bildete, „mein Bedarf ist nämlich langsam gedeckt … Von mir aus kann der Fall abgeschlossen werden.“

      Schwester Gwen und die beiden recht nett aussehenden Mitarbeiterinnen betraten den Lift und schlossen die Tür hinter sich. Schwester Gwen schob, wie Mike Rander es ihr angeraten hatte, den flachen Yale-Schlüssel in das Betriebsschloß und wartete darauf, daß der Lift sich nach oben in Bewegung setzte.

      Nun, er setzte sich zwar in Bewegung, aber keineswegs nach oben. Er rutschte blitzartig nach unten weg. Dies geschah mit solch einer peinlichen Schnelligkeit, daß die drei Frauen fast von den Beinen rutschten.

      „Was … Was ist denn das?“ fragte Schwester Gwen entsetzt.

      Sie bekam keine Antwort. Die beiden Mitarbeiterinnen schnappten plötzlich nach Luft und wurden kreideweiß im Gesicht. Nun spürte auch Schwester Gwen den eigenartigen Geruch, der sich im Lift ausbreitete und ihnen das Atmen schwermachte. Ihr brach der Schweiß aus.

      „Raus!“ seufzte sie erleichtert, als der Lift anhielt. Sie weinte und schluchzte fast vor Freude, als die Tür sich tatsächlich öffnen ließ. Schwester Gwen stürmte hinaus, gefolgt von den beiden Mitarbeiterinnen.

      Sie befanden sich in einem schmalen, gekachelten Korridorgang, der auf eine Tür zuführte.

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