Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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wenden wollen. Für diesen Fall nämlich droht der Attentäter mit weiteren Luftangriffen.“

      „Dieser Kerl muß wahnsinnig sein“, wiederholte sich Draken.

      „Möglich, daß ein gewisser Wahnsinn im Spiel ist“, schloß der Butler, „aber dann ist zu bemerken, daß dieser Wahnsinnige ein zielstrebiger Geschäftsmann sein muß, der genau weiß, was er will.“

      *

      „Glauben Sie an einen geistesgestörten Täter?“ erkundigte sich Mike Rander, als er zusammen mit seinem Butler zurück nach Midland fuhr. Sie hatten sich in dieser Stadt von rund sechzigtausend Einwohnern, die fast ausschließlich in der Ölindustrie arbeiteten, in einem kleinen Motel eingemietet.

      „Mitnichten, Sir“, gab Parker zurück, der am Steuer seines hochbeinigen Monstrums saß, „der Täter, falls er sich nur um eine Einzelperson handelt, weiß sehr genau, was er will.“

      „Eine Million Dollar!“ Rander schüttelte den Kopf. „Der Mann ist nicht gerade bescheiden. Ob er wohl weiß, wie schwer es ist, soviel Geld zu übernehmen, ohne dabei erwischt zu werden?“

      „Mit Sicherheit, Sir, hier dürfte es sich meiner bescheidenen Ansicht nach um einen genau durchdachten Plan handeln, in den jede Eventualität einkalkuliert ist.“

      „Wo setzen wir den Hebel an?!“

      „Ich muß zu meinem unendlichen Bedauern gestehen, daß ich in der Luft hänge, wie der Volksmund es so treffend ausdrücken würde. Man muß wohl vorerst auf weitere Äußerungen oder Handlungen des Täters warten, Sir!“

      Während der Butler noch sprach, richtete er sich noch steiler auf, als es ohnehin der Fall war.

      „Was ist los?“ Rander wurde unruhig.

      „Darf ich mir erlauben, Sir, Sie auf das Geräusch eines Flugzeugmotors aufmerksam zu machen?“

      „Stimmt … Eine Maschine. Scheint eine kleine Kiste zu sein!“

      „In der Tat, Sir!“

      „Na, und?“

      „Auch die Raffinerie wurde von einem kleinen Sportflugzeug angegriffen. Darf ich den Vorschlag machen, die Fahrt für wenige Augenblicke zu unterbrechen?“

      „Rechnen Sie etwa mit einem Angriff?“

      Mike Rander hatte den Satz noch nicht ganz beendet, als das Geräusch des Flugzeugmotors erschreckend laut wurde. Ein schrilles Pfeifen, das auf einen Sturzflug hindeutete, kam hinzu.

      Parker reagierte augenblicklich. Er ließ sich nicht das Gesetz des Handelns nehmen. Er steuerte sein hochbeiniges Monstrum, wie sein Privatwagen genannt wurde, geschickt und schnell von der Straße herunter und brachte es unter dem Blätterdach einer riesigen Akazie erst einmal in Deckung.

      Nun war das Sportflugzeug zu sehen.

      Der Pilot schien durch Parkers Manöver etwas aus der Fassung geraten zu sein. Er riß die wendige, schnelle Maschine hoch und kurvte nach links weg. Das Flugzeug verschwand hinter den Hügeln, die die Straße säumten.

      „Das galt uns“, sagte Rander, der den Wagen verließ.

      „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Sir!“

      „Rechnen Sie mit kleinen Überraschungen?“

      „In der Tat, Sir. Durch Umstände, die Ihnen und meiner Wenigkeit im Moment noch unbekannt sein dürften, hat sich das Interesse des Attentäters auf uns konzentriert. Er fürchtet wahrscheinlich um seine ungestörte, zukünftige Arbeit!“

      „Können wir diesem komischen Piloten keinen Denkzettel verpassen?“

      „Ich habe mir erlaubt, Sir, bereits einige Vorbereitungen zu treffen“, antwortete Parker, der den Kofferraum seines Monstrums geöffnet hatte und darin herumkramte. Das heißt, der Ausdruck ,kramen‘ paßte keineswegs. Im hinteren Teil des Kofferraums befanden sich fest eingebaute Schubladen, die Überraschungen aller Art enthielten, über die Parker stets souverän verfügte.

      So auch in diesem Fall.

      „Die Maschine!“ rief Mike Rander, der sich auf reine Luftbeobachtung konzentriert hatte. Er deutete hinüber zur nahen Hügelkette und kennzeichnete damit das einmotorige Flugzeug, das einen zweiten Anflug unternahm.

      „Worauf warten Sie noch?“ rief Mike Rander nervös und sah verwundert zu seinem Butler hinüber, der tatenlos neben dem Kofferraum stand.

      „Ich möchte vorschlagen, Sir, die Regeln des Fair play einzuhalten“, erwiderte Parker gemessen, „noch hat der Pilot die Feindseligkeiten nicht eingeleitet.“

      „Aber jetzt!“ erwiderte Rander trocken und deutete hinauf zur Maschine, von deren Rumpf sich eine Art Wassereimer löste, der durch die Luft segelte und dann mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden landete.

      Rander und Parker nahmen volle Deckung.

      Bruchteile von Sekunden später platzte dieser wassereimerähnliche Gegenstand mit einer harten Detonation auseinander und schleuderte etwa einen halben Kubikmeter Erdboden und Steinbrocken durch die Luft.

      Rander, Parker und das hochbeinige Monstrum konnten von Glück sagen, daß dieser Gegenstand so schlecht und wahrscheinlich überhastet plaziert worden war. Er hatte sein Ziel gründlich verfehlt, was aber nicht besagte, daß der Pilot nun aufgab. Er verschwand in einer steilen Kurve jenseits der Hügel.

      „Hoffentlich war das in Ihren Augen die erwartete Feindseligkeit“, meinte Rander spöttelnd, als er sich erhob.

      „Ich würde dies als eine solche betrachten, Sir!“ Parker fand noch ausreichend Zeit, eine kleine Bürste aus einer Tasche hervorzuzaubern. Damit pflegte er das Jackett seines jungen Herrn, der erst mit einer Spätzündung von einigen Sekunden begriff, was sein Butler da tat.

      „An Ihrer Stelle hätte ich jetzt andere Sorgen“, meinte er etwas unwillig und schüttelte seinen Butler ab, „rechnen Sie damit, daß auch die nächste Bombe ihr Ziel verfehlen wird?“

      „Mit Sicherheit, Sir!“

      „Seit wann betätigen Sie sich als Prophet?“

      „Ich werde mir die Freiheit nehmen, mich als Scharfschütze zu betätigen, Sir.“ Parker hob das sehr kurzläufige Gewehr hoch, das er gegen den Kofferraum gelehnt hatte.

      „Noch nie gesehen“, stellte Rander erstaunt fest, „seit wann befindet es sich in Ihrem Besitz?“

      „Eine Spezialkonstruktion, Sir, die ich mir zugelegt habe“, erläuterte der Butler, „ich hoffe, der Pilot wird meine Bemühungen anerkennen!“

      *

      Der Pilot ahnte noch nichts von seinem Glück.

      Er befand sich im Anflug und visierte die Hügelkette an. Diesmal wollte er es schaffen. Es war seine Absicht, über die Miniberge zu springen, die Maschine scharf anzudrücken und dann die nächste Splitterbombe zu werfen.

      Aus Gründen der Tarnung und Sicherheit trug er einen Jet-Helm, wie er von Piloten für Düsenmaschinen benutzt wird. Eine getönte Pilotenbrille vervollständigte die Maskerade. Der Pilot wollte auf keinen Fall selbst durch einen blinden Zufall erkannt werden.

      Er war übrigens sehr ärgerlich auf sich.

      Er wußte genau, mit wem er es zu tun hatte. Die beiden Männer da unten neben dem hochbeinigen Wagen unterschätzte er auf keinen Fall. Gewisse Dinge über sie hatten sich in einschlägigen Fachkreisen längst herumgesprochen. Es war dem Piloten eine Freude, diese beiden Männer nun ins Jenseits zu schicken. Schaffte er es, konnte er sich persönlich etwas darauf einbilden. Darüber hinaus aber konnte er mit dem Beifall vieler Freunde rechnen.

      Er hatte die Hügelkette passiert und orientierte sich blitzschnell.

      Da war noch dieses hochbeinige Monstrum! Es stand nach wie vor unter dem breiten Baum. Und da waren auch die beiden Schnüffler wie er sie nannte.

      Sie