Julia M. Flinck

Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman


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Kuss. Es war schon eine sehr bizarre Situation: Mein Kopf wollte nicht, dass er das mit mir tat. Aber mein Körper scherte sich einen Dreck darum, was mein Verstand sagte. Während Alex mich mit der einen Hand zwischen den Beinen rieb, packte er mit der anderen seinen Schwanz aus und begann dann, mich auszuziehen. Meine Satin-Hose hatte keine Knöpfe, nur einen langen Reißverschluss an der Seite. Sekunden später hatte Alex ihn aufgezogen und die dünne Hose rutschte bis zu meinen Knöcheln. Er riss mir blitzschnell den Slip herunter.

      Das brachte mich zur Besinnung. Ich versuchte, mich von ihm wegzudrehen, und rief laut: »Nein! Hör sofort auf!«

      Doch er hielt mich fest, eingeklemmt zwischen sich und dem Metallzaun. Dann hatte ich auch schon wieder seine Zunge im Mund und seine Hand zwischen meinen Beinen. Ich war nass dort. Sehr nass … Alex schaffte es, einen Finger in mich hineinzuschieben.

      Und ein paar Augenblicke später – zwischen »Nein!« und »Ich will nicht!« – kam es mir. Richtig heftig und richtig lange.

      Peinlich. Das war sogar mehr als peinlich! Wie überzeugt frau einen Mann davon, dass sie keinen Sex mit ihm haben will, wenn sie im Turbo-Tempo bei der ersten richtigen Berührung zum Orgasmus kommt? Alex interessierte mich auf der sexuellen Schiene gar nicht, er war nicht einmal mein Typ! Mich interessierte dahingehend außer Ben überhaupt kein männliches Wesen! Und noch während es mir kam, ergriff Alex die günstige Gelegenheit: Er drückte mir die Knie auseinander, hob mich ein wenig hoch und drang in mich ein. Als ich halbherzig nach ihm schlug, ließ er meine Beine los, presste mich jetzt jedoch unerbittlich mit seinem Unterleib gegen den Zaun. Er packte meine Handgelenke, an denen ich wie immer Lederschmuck trug. So war es ein Leichtes für ihn, mir die Arme mit nur einer Hand über dem Kopf zu fixieren. Mit der anderen griff er sich mein linkes Bein und hob es an, damit er mich tiefer stoßen konnte. Ich hatte ihn gründlich unterschätzt. Nie hätte ich gedacht, dass er so stark sein könnte, denn um eine Frau so zu nehmen, brauchte es doch einiges an Kraft. Vor allem, wenn sie sich sträubte! Aber Alex hatte seine Chance wirklich sofort genutzt, und es war ihm scheißegal, ob ich wollte oder nicht. Ob ich Nein sagte oder nicht.

      Wenn ein Mann keinesfalls mit einer Frau schlafen will, aber trotzdem eine Erektion hat, und frau diese Situation ausnutzt, nennt sich das garantiert Vergewaltigung. Bei einer Frau, die Nein sagt und trotzdem erregt ist, heißt es mit Sicherheit »sie hat es ja nicht anders gewollt«. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie mit einer lockeren Zufallsbekanntschaft knallharten Sex gehabt, schon gar nicht gegen meinen Willen. Und erst recht nicht am Straßenrand, mit nur einer mickrigen halbhohen Hecke als Sichtschutz! Ich protestierte immer noch, sagte ihm, dass er aufhören solle. Aber Alex reagierte nicht, machte einfach weiter. Leider konnte ich dieses Thema nicht zeitnah mit ihm ausdiskutieren, denn gleich darauf kam es mir zum zweiten Mal …

      Plötzlich waren da Leute. Wir hatten im Eifer des Gefechts nicht bemerkt, dass es ein Stück weiter hinten auf der anderen Straßenseite eine Bushaltestelle für die Diskotheken- und Restaurantbesucher gab. Na prima, wie unauffällig: Alex fickte mich im Stehen, die Hecke ging uns höchstens bis zur Brust, und keine zwanzig Meter von uns entfernt standen auch noch Zuschauer. Doch das war meine Gelegenheit – Alex war einen Moment abgelenkt und hielt mich nicht mehr ganz so fest. Ich schaffte es, mich aus seiner Umklammerung zu winden, sodass er aus mir herausrutschte. Jetzt hatte ich einen sicheren Stand und konnte mich etwas zur Seite drehen, wobei ich ihm einen Stoß mit dem Knie versetzte. Ich erwischte ihn nicht übermäßig hart, was auch gar nicht meine Absicht gewesen war. Der Stoß sollte nur kräftig genug sein, dass Alex mich losließ. Das tat er auch, mehr noch, er verhedderte sich in seiner Hose, verlor das Gleichgewicht und fiel in die Brennnesseln vor der Hecke. Während er sich mühsam aufrappelte, zog ich mich wieder richtig an. Schließlich stand ich schwer atmend an den Zaun gelehnt und versuchte, mich etwas zu sortieren. Die Situation war schon sehr … speziell.

      Im nächsten Augenblick hielt zum Glück ein Bus an und sammelte die wartenden Passagiere ein, die sich vor Neugier schon die Hälse verrenkt hatten. Alex war inzwischen wieder auf den Füßen und trat zögernd auf mich zu.

      Ich funkelte ihn wütend an und schrie: »Sag mal, hast du sie noch alle? Du hast nicht mal ein Gummi benutzt! Wer weiß, wo du schon überall herumgehurt hast! Und außerdem nehme ich keine Pille! Und die Leute …! Wenn mich von denen jemand erkannt hat, bist du tot, ich schwör’s!«

      Jetzt wirkte der vermeintliche »Gentleman« ziemlich eingeschüchtert. Kleinlaut sagte er: »Normalerweise mache ich das nicht, ehrlich! Ohne Gummi, meine ich. Aber ich war so geil auf dich … ich wollte dich unbedingt haben! Da du neuerdings einen Aufpasser hast, hielt ich das für die einzige Gelegenheit. Ich hatte Angst, dass es keine andere mehr geben würde …«

      Wie wunderbar. Er hatte Angst, keine andere Gelegenheit zu bekommen! Ich hatte vor ganz anderen Dingen Angst. Gut, ich sagte ihm natürlich nicht, dass ich mit der Spirale verhütete. Die hatte ich mir ja vor Kurzem einsetzen lassen, da ich die Pille nicht vertrug und mir das Risiko, bei Ben mit Kondomen zu verhüten, entschieden zu groß war. Ich konnte schließlich nicht alle paar Wochen die »Pille danach« nehmen.

      Sollte Alex ruhig ein bisschen Panik bekommen. Er versicherte mir, sonst grundsätzlich nur mit Kondom Sex zu haben. Weil er nämlich selbst Angst habe, sich eine Krankheit zu holen, da er es in keiner festen Beziehung aushalte und öfter seine Sex-Partner wechsle. Nachdem ich ihn zähneknirschend etwas genauer dazu befragte, behauptete er, inzwischen mit dem Zählen aufgehört zu haben. Na super! Jetzt war ich auch noch Nummer soundso viel auf seiner Strichliste! Ich hätte ihn erwürgen können. Zum Glück war er nur kurz in mir gewesen und nicht gekommen!

      Ich bellte im Befehlston: »Wir werden jetzt zurückgehen! Und du wirst mich in Ruhe lassen! Ich werde ganz schnell vergessen, was du mit mir gemacht hast! Und ich hoffe wirklich für dich, dass ich deinetwegen keinen Stress mit Ben bekomme – sonst kannst du was erleben!«

      Er nickte zerknirscht und ordnete seine Klamotten. Sein teurer Markenpulli war durch den Sturz mit Schleim von den überall umherkriechenden Nacktschnecken beschmutzt. Außerdem hatte er sich die Hände, die Arme und wer weiß was sonst noch heftig an den Brennnesseln verbrannt. Selbst schuld! Ich hoffte inbrünstig, er würde das noch möglichst lange spüren! Das sollte ihm eine Lehre sein.

      Wir gingen zurück. Mein Kopf fuhr Karussell. Ich war so geschockt, dass ich gar nicht darüber nachdenken wollte, was genau da gerade passiert war. Als wir wieder ins Andromeda kamen, flüchtete ich erst einmal auf die Toilette. Ich versuchte, mich zu beruhigen, denn es brachte ja nichts, jetzt hysterisch zu werden. Mit zitternden Fingern entfernte ich ein paar Blätter aus meinen Haaren. Weiß der Geier, wie die dahingekommen waren – schließlich war nicht ich in die Büsche gefallen. Als ich die Toilette verließ, lief ich auch noch direkt Ben in die Arme.

      Er kam mir an der Minotaurus-Bar entgegen. »Wo zum Teufel warst du so lange?!« Keine Ahnung, was genau ich ihm antwortete. Jedenfalls versuchte ich, mit einem lockeren Spruch die Situation ins Lächerliche zu ziehen. Doch in dem Moment wurde mir klar, dass Ben keineswegs nur so tat, als würde er sich aufregen. Er machte drohend und mit vor Zorn blitzenden Augen einen Schritt auf mich zu. Ich wich reflexartig zurück, so wütend sah er aus. Er packte mich derart grob am Arm, dass ich einen Augenblick lang allen Ernstes dachte, er wollte mich schlagen. Doch stattdessen riss er mich an sich und küsste mich, dass mir die Luft wegblieb und ich ganz weiche Knie bekam.

      Was die Leute um uns herum wohl gedacht haben mochten? Sonst bemühten wir uns doch immer, nicht unnötig aufzufallen, damit uns nur ja niemand bei irgendetwas Verfänglichem erwischte. Aber heute hatten wir eine ziemlich eindeutige Vorstellung geliefert. Das war – milde ausgedrückt – schräg, echt schräg …

      Jedenfalls war das mit den männlichen Besitzansprüchen somit ein für alle Mal geklärt. Zu Bens offensichtlicher Genugtuung hatte ich gerade eben nicht aufmüpfig, wie es sonst eher meiner Art entsprach, sondern total eingeschüchtert reagiert. Dann folgte ich ihm auch noch wie ein zahmes Hündchen nach draußen in den Biergarten, wo sich Kai und Philip wieder häuslich niedergelassen hatten. Ich wusste nicht, wie spät es inzwischen war oder wie lange wir schon da waren. Mir war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Überhaupt registrierte ich gar nicht mehr richtig, was um mich herum vorging. Ich war völlig durch den Wind. Das schien Ben aufzufallen,