Günter Dönges

Butler Parker Box 11 – Kriminalroman


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noch weiter anzuheben.

      Randers Blick konzentrierte sich unwillkürlich auf den gerundeten Oberschenkel. Dann, praktisch im letzten Augenblick, siegte seine Vorsicht. Er sah hoch und konnte durch schnelles Wegducken dem Schlag der ersten jungen Dame entgehen.

      Sie hatte mit ihrer kleinen Handtasche weit ausgeholt und die Absicht, sie ihm auf den Kopf zu legen.

      Von der Wucht des fehlgegangenen Schlages mitgerissen, verlor sie das Gleichgewicht und taumelte in Randers Arme. Er riß ihr sofort die Handtasche aus der Hand und war schon gar nicht mehr erstaunt, wie schwer diese kleine Tasche war. Wahrscheinlich enthielt sie einen pfundschweren Bleikern.

      Die zweite junge Dame drückte sich gekonnt und vehement ab und sprang den jungen Anwalt an. Rander, an sich höflich zu Damen, wußte sich nicht anders zu helfen, als die erbeutete Handtasche kreisen zu lassen.

      Die junge Dame wurde rasch außer Gefecht gesetzt, kickste überrascht auf und rutschte haltlos in sich zusammen. Dabei verlor sie einen Schlagring, den sie sich um die Fingerknöchel gelegt hatte.

      Rander brüllte, als die erste junge Dame ihm gegen das Schienbein trat. Er ließ sie los, verbeugte sich förmlich vor ihr und handelte sich einen Handkantenschlag ein. Rander, hart im Nehmen, verdaute diesen Schlag, zog die junge, aggressive Dame hoch und drückte sie in den Wagen, dessen Tür er aufgezogen hatte. Sie wehrte sich wie eine wütende Katze und trat erneut nach ihm. Dann jedoch wirkte sich die Handtasche aus, und mit einiger Verzögerung schaltete die resolute Angreiferin ab und wurde ohnmächtig. Rander setzte sich hastig ans Steuer, stieß den Mietwagen zurück und ergriff die Flucht. Eine dieser beiden Damen reichte ihm vollkommen. Er wollte sein Schicksal nicht unnötig provozieren.

      *

      Parker war wieder einmal die fleischgewordene Selbstbeherrschung Er dachte nicht im Traum daran, wie ein Ertrinkender, im Wasser herumzustrampeln oder gar um Hilfe zu schreien. Er ließ sich still und würdevoll untergehen, zumal er seine Lungen mit einem ausgiebigen Luftvorrat versorgt hatte.

      Hinderlich waren ihm die Fesseln an den Händen. Sie gedachte er bei erstbester Gelegenheit loszuwerden. Um das aber zu schaffen, brauchte er die Hilfe der drei jungen Damen, die sich jetzt am Rand des Schwimmbeckens aufgebaut hatten und den Butler beim Kentern beobachteten.

      Als Parker mit dem Gesicht nach unten wieder auftauchte, sich aber nicht rührte, da wurden die drei Nymphen außerordentlich unruhig. Mit diesem perfekten Ertrinken hatten sie nicht gerechnet. Sie bekamen prompt ein schlechtes Gewissen und hüpften nacheinander ins Wasser, um den Butler zu bergen.

      Josuah Parker genoß es, von hilfreichen Händen umsorgt zu werden. Die drei jungen Damen wendeten ihn wie einen Schiffsrumpf, mühten sich ab und trugen ihn schwimmend an den Rand des Beckens. Dann stemmten und lifteten sie ihn hoch, bis er wieder auf einem der schwellenden und üppigen Polster lag.

      Sie redeten nicht miteinander, so konzentriert waren sie bei der Sache. Sie versorgten ihn mit erster Hilfe und kamen auf die erfreuliche Idee, es zusätzlich mit künstlicher Beatmung zu versuchen. Zu Parkers innerlich schmunzelndem Leidwesen bedienten sie sich dabei leider nicht der letzten Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Mit anderen Worten, sie verzichteten auf die heute übliche Mund-zu-Mund-Beatmung, sondern benutzten seine Arme als Pumpenschwengel. Dazu mußten sie allerdings die hinderlichen Fesseln von Parkers Handgelenken entfernen.

      Der Butler war mit dieser Lösung sehr einverstanden, obwohl er es natürlich nicht zeigte.

      Er ließ die drei eifrigen Bikinischönheiten gewähren und machte ihnen die Arbeit nicht leicht. Dabei wartete er leider vergeblich auf eine Unterhaltung zwischen ihnen, die ihm vielleicht einige Informationen gegeben hätte.

      Plötzlich ließen die Hände von ihm ab.

      Parker konnte es nicht riskieren, ein Auge zu öffnen. Er fühlte aber, daß die Situation sich geändert hatte.

      „Was ist denn?“ sagte eine energisch klingende Damenstimme, in der eine gewisse Altersbrüchigkeit mitschwang. „Gehen Sie bitte!“

      Nackte Fußsohlen entfernten sich schnell. Parker blieb allein zurück. Und noch immer wußte er nicht, was sich getan hatte. Waren die drei jungen Damen von einer energischen, älteren Frau abgelöst worden? Der Stimme nach zu urteilen mußte es so sein.

      Ein harter, spitzer Gegenstand stieß gegen seine rechten Rippen.

      „Stehen Sie auf, lassen Sie das Theater“, sagte die energische Frau, „mir machen Sie nichts vor!“

      „Ich fürchte, daß ich Ihnen kaum etwas vermachen kann“, entgegnete Parker und riskierte ein Auge. Dann richtete er den Oberkörper auf und lüftete seine Melone, die er während der ganzen Zeit wie durch ein Wunder nicht verloren hatte. „Mein Name ist Parker. Josuah Parker.“

      „Ich weiß, Parker“, sagte die handfest aussehende Frau, die vor ihm stand. Sie trug keinen Bikini, was durchaus zu begrüßen war. Sie sah stämmig, untersetzt und sehr muskulös aus. Sie war etwa vierzig Jahre alt und trug einen weißen Kittel, wie Masseusen ihn bevorzugen. In der Hand hielt sie einen etwa meterlangen Bambusknüppel, der dick war wie ein ausgewachsener Daumen.

      Parker stand auf und sah etwas traurig an sich hinunter.

      „Ich bedaure meinen derangierten Aufzug“, entschuldigte er sich. „Leider machte ich mit dem Wasser Bekanntschaft, ohne genau zu wissen, wo ich mich befinde.“

      „Kommen Sie. Der Chef will Sie sprechen“, sagte sie.

      „Und wer, bitte, ist jener Chef, den Sie gerade erwähnten?“

      „Das werden Sie schon sehen!“

      „Sollte es der Mann sein, der so erfolgreich in der heimischen Industrie spioniert?“

      „Kommen Sie endlich, oder muß ich Ihnen Beine machen?“

      „Echauffieren Sie sich nicht, Madam“, gab Parker zurück. Er hob seinen Universal-Regenschirm auf, den er auf einem der Polster entdeckt hatte. Er legte ihn sich formgerecht über den linken Oberarm, lüftete noch einmal seine Melone und folgte der Richtung, in die der Bambusknüppel wies.

      Die Masseuse blieb ihm dicht auf den Fersen. Parker machte keine Schwierigkeiten und verzichtete darauf herauszufinden, wer wohl schneller und geschickter war. Seine Neugier war geweckt worden. Er weilte endlich den geheimnisvollen Chef der Spionageorganisation kennenlernen, der sich aus irgendwelchen Gründen den Luxus der Bikinischönheiten leistete.

      Links, oberhalb der ansteigenden Stufen befand sich der Ausgang. Es ging durch eine Art Luftschleuse, dann hinein in einen Korridor, dessen Wände mit polierten Hölzern ausgelegt waren und schließlich in einen Lift, der sich hinter ihm und der energischen Masseuse schloß.

      „Stehen Sie nun in Diensten von Master Henderson oder Mister Portcliff?“ erkundigte er sich, als der Lift sich in Bewegung setzte.

      „Sie wissen zuviel“, sagte sie leise, „hängen Sie nicht alles an die große Glocke, Parker. Es stirbt sich schnell!“

      *

      Sie kam zu sich und wollte ihm sofort an die Kehle.

      „Nur nicht auf regen“, warnte Mike Rander und war noch nachträglich froh, daß er um die Handgelenke seines weiblichen Gastes etwas Isolierband geschlungen hatte. Der Drei-Punkt-Sicherheitsgurt hielt die junge Dame zusätzlich auf dem Beifahrersitz fest. Sie strampelte eine Weile, sah aber schließlich ein, daß sie nichts auszurichten vermochte.

      „Das werden Sie noch büßen“, fauchte sie schließlich, „daran werden Sie sich noch erinnern!“

      „Mit Sicherheit“, sagte Rander lächelnd, während er den Wagen durch die nächtliche Stadt steuerte, „es kommt schließlich nicht alle Tage vor, daß zwei junge Damen sich als Wegelagerer betätigen!“

      „Wer hat wen belästigt und angefallen?“ zischte sie den jungen Anwalt an, „beweisen Sie mir mal, daß ich“ Sie angegriffen habe! Kein Mensch wird Ihnen glauben!“

      „Wieso kommen Sie darauf, daß ich so etwas beweisen