weiß man gar nicht?«, entfuhr es Regine.
»Nein. Signor Valli hat seine Enkelin nie gesehen. Am Ende seines Lebens hat er das sehr bereut. Aber da war es zu spät.«
»Aber wie soll ich das denn herausfinden?«, fragte Regine verwirrt. »Ich wüsste nicht, wo ich da ansetzen sollte.«
»Die letzte Adresse von Elena Valli ist bekannt. Von da aus wird vermutlich eine Spur zu dem Kind führen. Eventuell müsste man einen Detektiv darauf ansetzen. Die Mittel dafür stehen Ihnen ja zur Verfügung. Dann, Signora, sollen Sie das Kind wie Ihr eigenes großziehen, ihm eine gute Ausbildung geben und ihm eine liebevolle Mutter sein.«
Regines Lider zuckten. Ihre Gedanken überstürzten sich. Sie sollte für immer hier leben? Gebunden sein an ein völlig fremdes Kind?
»Mit Lucias Volljährigkeit«, hörte sie den Anwalt mit sachlicher Stimme weitersprechen, »kann sie über die Hälfte des hinterlassenen Vermögens verfügen, das bis dahin auf einem Sperrkonto ruht. Die andere Hälfte, wie Sie bereits wissen, Signora Peters, steht Ihnen zur Verfügung«, fuhr er fort. »Hinzu kommen die eingehenden Tantiemen der Bücher, die ebenfalls halbiert werden. Nach Ihrem Tode erbt Lucia Valli das Haus, und den Grundbesitz.«
Regine holte tief Atem. Es war unvorstellbar, dass sie Millionärin sein sollte. Aber dies erschien ihr im Augenblick gar nicht so wichtig. »Ich weiß nicht, ob ich die Erbschaft annehmen kann«, sagte sie in plötzlicher Panik.
»Warum nicht?«, fragte der Anwalt ruhig.
»Weil …, ich fühle mich der Aufgabe nicht gewachsen, Lucia Valli an Kindesstatt anzunehmen«, stammelte sie. »Ich kann auch nicht für immer in Italien bleiben, ich habe doch meine Familie in Deutschland.« Und Martin, fügte sie bei sich hinzu. Ja, was würde Martin zu alldem sagen? Nervös nestelte sie an ihrer Handtasche, befeuchtete mit der Zungenspitze ihre Lippen. »Was würde mit dem mir zugedachten Erbe geschehen, wenn ich es ablehne?«
»Dafür hat der Verstorbene keine Vorsorge getroffen«, antwortete Dr. Monta. »Er war überzeugt, dass Sie sein Vermächtnis erfüllen würden. Er wollte Ihnen und seinem Enkelkind damit ein sorgenloses Leben bereiten – Signora Peters!« Er beugte sich ein wenig vor über seinen Schreibtisch und sah der ihm gegenübersitzenden jungen Frau zwingend in die Augen. »Es wäre sehr töricht von Ihnen, wenn Sie das Erbe ausschlügen.« Fast väterlich war sein Ton jetzt. »Ich gebe Ihnen drei Tage Bedenkzeit. Dann kommen Sie wieder zu mir und geben mir die erforderlichen Unterschriften. Sie würden es sonst eines Tages sehr bereuen, dessen bin ich ganz sicher.«
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