Alexandra Gehring

Die Abrichtung 2 | Erotischer SM-Roman


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      Die Abrichtung 2 | Erotischer SM-Roman

      von Alexandra Gehring

      Alexandra Gehring lebt im Südwesten Deutschlands und arbeitet in einem sozialen Beruf. Sie selbst lebt SM und hat darin eine neue Welt für sich entdeckt. Eines Tages begann sie, ihre Erfahrungen aufzuschreiben. Daraus ist ihr erstes Buch „Die Abrichtung“ entstanden. Auch in ihrem zweiten Roman „Schläge der Lust“ ist so manches Erlebte in eine fiktive Handlung eingeflossen.

      Lektorat: Nicola Heubach

      Originalausgabe

      © 2018 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © sakkmesterke @ istock.com

      Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

      ISBN 9783862775323

      www.blue-panther-books.de

       Leonhard

      Nach dem Tod seiner Frau bewohnte er das über fünfzig Jahre alte Haus oberhalb der Stadt allein. Es lag etwas abseits am Ende einer schmalen, leicht ansteigenden Stichstraße. Direkte Nachbarn hatte er keine. Die nächsten Häuser lagen weit unterhalb seines Anwesens. Wenige Meter oberhalb des Hauses begann schon der Baumbestand des angrenzenden dichten Waldes. Auf der Talseite lag die ausladende Terrasse. Von dieser hatte er freien Ausblick auf die weit unten liegende Stadt.

      Leonhard liebte diese Aussicht, er liebte es, hier zu wohnen. Er genoss die Sicht auf die untergehende Sonne, erfreute sich an den lauen Sommerabenden. Bei Einbruch der Dunkelheit sinnierte er oft vor sich hin, schaute hinunter auf die Lichter der Stadt. Neben ihm stand ein Glas Wein. Abends nach der Arbeit gönnte er sich ein, zwei Gläser.

      Gedankenversunken schaute er in Richtung Horizont. In diesem Jahr war er zweiundsechzig geworden. Wo waren all die Jahre geblieben? Er wusste, dass Zeit keine feste Einheit war, dass sie mehr ein Gefühl widerspiegelte. Er philosophierte gern über solche Themen, auch über das Leben im Allgemeinen. Trotzdem. Die Tage schmolzen geradezu dahin. Er war es nicht gewohnt, nichts dagegen tun zu können. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Jetzt musste er doch schmunzeln, schüttelte fast unmerklich den Kopf. Was trieb ihn heute nur um? Er, der nüchterne, sachliche Realist wusste natürlich, dass Leben vergänglich war, dass man die Zeit nicht anhalten konnte. Er lebte im Hier und Jetzt und ihm war es bewusst ... Er konnte sich nun wirklich nicht beklagen.

      Leonhard fühlte sich wohl in seiner Haut. Die Geschäfte liefen gut, gesundheitlich war alles bestens. Er schaute hoch zu den Wolken. An den Rändern lösten sich Teile, verschwanden im Nichts. Eine wohltuende, innere Ruhe befiel ihn. Er trank einen Schluck Wein, schaute auf die Uhr. Helena würde in wenigen Minuten kommen.

      Er ging ins Schlafzimmer. Akribisch, wie jeden Abend, hängte er seine Anzughose und sein Jackett über den Bügel, zog sich Jeans und ein frisches Shirt an.

      Er hörte das Aufschließen und das Öffnen der Haustür.

      »Schönen Abend!«, rief eine Frauenstimme.

      Leonhard stand auf, begab sich in die Küche und erwiderte die Begrüßung von Helena. Seit fast genau acht Monaten kannte er sie.

      Sie hatte eingekauft und stellte zwei Tragetaschen voller Lebensmittel auf dem Tisch ab.

      »Außer dieser einen Reissorte habe ich alles bekommen, was du aufgeschrieben hattest. Hier, die ist für dich.« Sie hielt ihm eine Flasche Wein entgegen. »Dieser Wein soll eine besondere Tiefe und einen vollmundigen Charakter haben. Der Verkäufer hat ihn mir wärmstens empfohlen.«

      Leonhard bedankte sich, studierte sofort das Etikett der Flasche. Der Verkäufer hatte sie gut beraten.

      Kennengelernt hatten sie sich in seinem Buchladen. Helena besaß ein Faible für außergewöhnliche Bücher. Hexenverfolgung, Verhöre und Foltermethoden waren Themen, die sie umtrieb. Solche Frauen faszinierten Leonhard.

      Sie kamen damals ins Gespräch. Helena vertraute sich ihm an. Er verstand ihre Neigung. Sie war von der ersten Minute an hin und weg von Leonhard. So offen hatte sie sich noch nie mit einer anderen Person über ihre sexuellen Fantasien auslassen können. Sie kamen sich näher.

      Die vollschlanke Frau konnte man nicht unbedingt als attraktiv oder als Schönheit bezeichnen, denn auch für Haarpflege oder Kosmetik schien sie nicht viel Geld auszugeben. Sie wirkte leicht burschikos, war Mitte dreißig.

      Mit Leonhard hatte sie einen im Geiste Gleichgesinnten gefunden. Mit ihrer derben, mitunter schroffen Art, tat sich Leonhard anfangs noch schwer. Ihrer beider Leidenschaft für erotische Zeichnungen und Texte hingegen, ließ ihn so einige Macken der Frau übersehen. Leonhard war tolerant und weltoffen – zumindest bildete er sich das ein.

      Helena besuchte ihn dreimal in der Woche, nahm ihm einen Großteil der Hausarbeit ab. Das erledigte sie zu seiner absoluten Zufriedenheit. Großzügig bezahlte er ihr einen überdurchschnittlichen Stundenlohn. Aber da war ja noch das Wesentliche ihrer Beziehung. Da war Helenas fast abartige Leidenschaft für Berichte über Züchtigung, Bestrafung und Folterung.

      Leonhard nahm einige Bücher zu diesem Thema mit nach Hause. Dort ergötzten sich dann beide gemeinsam an den Radierungen, Zeichnungen und Skizzen. Helena stand vor allem auf weibliche Züchtigung, egal ob von Männern oder Frauen ausgeführt. Sie liebte es, wenn er ihr die Foltermethoden im Detail mit seinen Worten schilderte. Je deutlicher, je bösartiger und brutaler sie waren, desto aufgewühlter und erregter wurde sie. Auch Leonhard fand immer mehr Gefallen an ihren abendlichen Lesungen.

      Viele Wochen lief dieses Ritual rein platonisch ab.

      Eines Abends passierte es dann doch. Aufgewühlt von den akribischen Schilderungen Leonhards, konnte Helena nicht mehr anders. Sie legte ihre Hand auf seinen Schoß, öffnete den Reißverschluss seiner Hose und besorgte es ihm.

      Auch wenn Helena über fünfundzwanzig Jahre jünger war als er, war sie nicht unbedingt die Frau, die er sich zur Befriedigung seiner sexuellen Lust vorstellte. Sie hatte etwas sehr Sprödes an sich. Auch aus diesem Grund hatten sie eine besondere, eine etwas andere sexuelle Beziehung miteinander. Es ging beiden um ein feststehendes, aufgeilendes Ritual. Sie hatten nie darüber gesprochen. Es hatte sich einfach so ergeben. Seither war das so.

      Helena saß breitbeinig auf dem Tisch, hatte ihre Finger an ihrer Votze. Leonhard saß ihr gegenüber, schaute ins Buch und las ihr vor. Häufig ließ er auch seiner Fantasie freien Lauf, erzählte ihr, was ihm gerade in den Sinn kam.

      Sie wichste sich, hatte sich selbst zu befriedigen. Sie wusste, wie er den Anblick liebte. Ihre Finger drückten, streichelten und umkreisten ihren Kitzler. Ab und an schaute er vom Buch hoch. Zeitlos trieben sie das Spiel, mitunter über eine Stunde.

      Ein Weinglas stand neben ihm. Vernahm er ihr immer lauter werdendes Stöhnen, sah er Helenas Gesichtszüge sich mehr und mehr verkrampften, klappte er das Buch zu und legte es weg. Das Glas in der Hand, lehnte er sich entspannt zurück.

      »Zeig mir, wie geil du bist! Schön die Beine auseinander! Ja, gut so! Ich sehe, wie nass du bist. Los jetzt, zeig mir, wie du abspritzt!«

      Solche Worte putschten sie nochmals richtig auf. Sie sah ihm in die Augen. Mit verschränkten Beinen, das Glas in der Hand, beobachtete er sie mit einer fast schon arroganten Lässigkeit. Wie durch eine Nebelwand nahm sie ihn nur noch wahr. Sie drückte die Augen zu, verzog ihren Mund, legte sich langsam auf dem Tisch zurück. Noch schneller spielten jetzt ihre Finger, kreisten um ihren Kitzler.

      Er sah das Glitzern der Nässe. Leonhard ergötzte sich an diesem Anblick. Mit seinen Worten trieb er sie immer weiter ins Traumland. »Schön die Votze zeigen! Komm, immer weiter wichsen! Sehr schön machst du das! Lass mich sehen, wie es dir kommt! Gut so! Komm jetzt!«

      So aufgedreht gab es für sie kein Halten ... An manchen Abenden schrie sie ihren Orgasmus förmlich heraus.

      Nur ab und an, eher selten, gab er ihr ein Zeichen. Dann kniete sie sich vor ihn, blies ihm seinen Schwanz. Andere sexuelle Handlungen gab es zwischen ihnen