Und hier, schau mal!«
Auch Alexandre hatte ihr geschrieben.
»Wenn ich an die Geschichte mit dem Spermakochbuch denke und an die Rühreier ...«, brachte Svenja lachend hervor.
Beide konnten sich nicht mehr halten und lachten prustend los.
»Da fällt mir ein, diese Geschichte habe ich Konstantin noch gar nicht erzählt. Der würde sofort eine Pfanne nehmen und loslegen. Darauf kannst du Gift nehmen!«
Sie kamen beide aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Svenja fing sich als Erste wieder. »Wenn ich an damals zurückdenke, wird mir ganz warm ums Herz. Was waren das für verrückte Tage und was für liebe Mädels durfte ich dort kennenlernen ... Eins davon steht ja leibhaftig neben mir. Komm, bitte!« Sie umarmte Sari, drückte sie fest an sich, wollte sie gar nicht mehr loslassen. Die Zuneigung war absolut ehrlich.
Sie hatten sich damals gefunden und gemeinsam ihr großes Abenteuer erlebt. Daraus war eine verschworene Gemeinschaft entstanden.
Als Sari die Frauen drei Monate nach dem Camp zu sich und Sven nach Hause eingeladen hatte, hatte sich ihre Freundschaft auf eine besondere Art gezeigt: Eine für alle, alle für einen. In diesem Fall, alle für Sven!
In dem neu eingerichteten kleinen Studio oben im Dachgeschoss ihres Hauses, hatten die Mädels es Saris Mann, ihrem Sven, ordentlich besorgt. Es war Saris Retourkutsche für seine damalige Aufforderung, ins Camp zu gehen, gewesen. Damals war Sari perplex gewesen, an dem besagten Abend war es Sven! Das Leben schreibt mitunter eben seine eigenen Geschichten.
»Aber jetzt muss ich mir nochmals in aller Ruhe dein Geschenk ansehen. Das ist ja der Hammer!«, rief Svenja begeistert.
Konstantin hielt die fast leere Bierflasche über sein Glas und ließ den Rest in sein Glas tropfen.
Svenja stellte das auf grobe Leinwand gedruckte Art-Foto an die Wand, um es mit sichtbarer Freude in Ruhe zu betrachten.
»Meine Geburtsstadt. Das Bild bekommt natürlich einen Ehrenplatz. Du hast es aber auch so was von drauf! Nicht umsonst hast du damit großen Erfolg. Euer Geschenk ist einfach super! Danke!«
Sie drückte Sari, umarmte sie erneut.
Mit dem Glas in der Hand, meldete sich Konstantin zu Wort: »Lustig fand ich heute Marco, unseren selbsternannten Frauenversteher, der wieder etwas zu viel Alkohol konsumiert hat.«
»Ich konnte mich darüber auch richtig amüsieren«, sagte Svenja lachend. »Marco kann es einfach nicht lassen! Aber wir kennen ihn ja nicht anders. Heute hatte er es ganz besonders auf unseren lieben, heißen Single Gabriela abgesehen. Ihre Titten sind aber auch einfach prall und sexy, zweifellos ein Blickfang, wirklich nicht von schlechten Eltern. Klar hätte sie ein zwei weitere Knöpfe an ihrer Bluse zuknöpfen können. Aber so ist sie halt. Er ließ nicht locker, baggerte sie für alle sichtbar ständig an. Sie hat ihn einfach knallhart auflaufen lassen, ihn dann knallhart zurechtgewiesen. Ich kriegte mich nicht mehr ein.« Kopfschüttelnd, mit einem Lächeln im Gesicht, schaute Svenja ihrem Freund in die Augen. »Ihre Titten ... prall und sexy! Mann, oh Mann ... Ihr Männer habt doch immer nur das Eine im Kopf.«
Sari schaute und hörte belustigt zu, setzte sich neben Svenja auf die breite Couch.
Svenja seufzte. »Jetzt aber zum Ernst der Lage! Ab heute bin ich unwiderruflich zweiundvierzig ... oh Gott! Schon beim Vierzigsten war ich geschockt. Wo soll das denn bitte noch hinführen!« Sie senkte den Kopf auf die Brust, spielte das Häuflein Elend. »Und? Hat der Alterungsprozess schon eingesetzt? Ich wage gar nicht, in den Spiegel zu schauen.«
»Ich würde an deiner Stelle keinen Fuß mehr vor die Tür setzen«, sagte Konstantin. »Die bedauernswerten Blicke der Passanten würden dir nicht guttun. In deinem Job als Journalistin wird dich deine Redaktion bald auf den Altenteil abschieben. Dann berichtest du vom Kleintierzüchterverein und schreibst einen Bericht über die devote Unterwürfigkeit der Henne vor dem Hahn. Also wenn das nicht dein Thema ist.«
Sie stupste Konstantin mit ihren Fingern mehrfach auf die Brust, spielte die Verärgerte. »Jetzt muss ich dir mal etwas sagen ...« Sie holte tief Luft. »Ob ich mich weiterhin mit einem um zig Jahre jüngeren Mann abgeben will, das muss ich mir auch noch schwer überlegen. Da fehlt mir doch manchmal etwas die Reife. So langsam solltest du deine pubertäre Zeit hinter dir haben. Komm erst mal in mein Alter.«
Konstantin rieb sich die Augen, als würde er die Tränen trocknen wollen.
Sari amüsierte sich sichtlich und lehnte sich entspannt zurück.
»Ich komme gleich wieder.« Konstantin stand auf, ging hoch in sein Büro.
Svenja schaute Sari liebevoll an. »Du siehst blendend aus, es scheint dir richtig gut zu gehen. Sven und du scheinen sich nie besser verstanden zu haben. Auch ich habe mein Glück gefunden. Nach den Erlebnissen im Camp war mir mein Ex-Freund einfach zu lieb. Ich meine das nicht nur auf das Sexuelle bezogen. Wir hatten uns damals im Camp darüber unterhalten. Heute, nach vielen Monaten, sitzen wir hier. Auch wenn wir uns oft schreiben, in regelmäßigem Kontakt sind, was hat uns das alles gebracht? Einfach mal so als Resümee, ein Rückblick nach etwa einem Jahr.« Svenja schaute Sari nachdenklich an, gab dann zunächst aber ihre eigene Einschätzung ab. »Für mich hat sich vieles verändert, sehr viel. Ich bin offener und selbstbewusster geworden. Ich weiß einfach besser, was ich will und auch, was ich nicht will. Mit Konstantin hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Er sieht einfach alles mit einem Augenzwinkern, alles lockerer. Ich fühle mich viel besser verstanden. Das Leben fordert jeden. Im Beruf muss man heute abliefern. Druck hat man manches Mal mehr als man möchte. Umso schöner ist es, wenn alles andere stimmig ist.«
Sari freute sich mit ihrer Freundin und nickte. »Sven und ich sehen das wie du. Es hat sich vieles verändert. In unserer sexuellen Beziehung alles. Wie sich unser Alltag langfristig weiterentwickelt, kann niemand sagen. Momentan ist alles stimmig. Es sitzt dir eine glückliche und sehr zufriedene Ehefrau gegenüber. In der Rückschau war es kein Fehler, das hohe Risiko damals einzugehen.«
Svenja griff nach ihrem Handy. Weitere Glückwünsche waren eingegangen, die sie kurz überflog.
Konstantin kam zurück, setzte sich zu ihnen.
»Eine kleine Überraschung habe ich noch«, sagte er und legte eine schwarze Mappe auf den Tisch. »Unseren Schriftverkehr, als wir uns im Internet in diesem Dating-Portal kennenlernten, habe ich teilweise ausgedruckt. Kürzlich, beim Vernichten alter Unterlagen, kamen mir diese Blätter wieder in die Hand.« Konstantin nahm die Mappe auf und hielt das erste Blatt in der Hand.
Sari und Svenja rückten noch enger zusammen, um den Ausdruck gemeinsam zu lesen.
Name: Svenja
Alter: 41
Größe: 167 cm
Gewicht: 65 kg
Status: Ungebunden
Motto: Lebe heute, morgen könnte es zu spät sein. Suche virtuelle Kontakte. Freue mich auf eure Zuschriften. Bin unkompliziert und lebenslustig!
Svenja schlug beide Hände vor ihre Augen und amüsierte sich. »Oh Gott! Wie peinlich! Das hatte ich alles verdrängt. Zum Glück lernten wir uns ja schnell kennen, so konnte ich das Profil umgehend löschen. Hier sieht man mal wieder: Mit allem Glück der Welt kann selbst so ein zweifelhaftes Portal zwei Menschen zusammenführen. Um ehrlich zu sein, ich hätte damit nie gerechnet. Ich hatte das Ganze mehr als ein Spiel empfunden. Ein gewisser Kitzel war natürlich auch dabei, das kann ich nicht leugnen. Nach der Arbeit schaute ich sofort nach, ob es neue Nachrichten gab. Einige Idioten finden sich natürlich überall. Manches Anschreiben war einfach peinlich, weit unter der Gürtellinie. Hast du dein Profil auch ausgedruckt?«
Er gab ihr das zweite Blatt in die Hand.
Name: Konstantin
Alter: 37
Größe: 184 cm
Gewicht: 82 kg
Status: Single
Hobbys: