entzog. Er beabsichtigte sicherlich, die Nacht hier zu verbringen, und wollte wahrscheinlich, wenn nicht zu schwer verwundet, früh am anderen Morgen fortgehen. Ich schoss deshalb noch mehrmals, in der Hoffnung, ihn zum Verlassen seines Nestes zu bringen; aber obgleich ich überzeugt war, getroffen zu haben, da er sich bei jedem Schuss ein wenig bewegte, wollte er dennoch nicht fortgehen. Endlich richtete er sich auf, sodass die Hälfte seines Körpers sichtbar wurde, und sank dann allmählich nieder, bis nur sein Haupt auf dem Rand des Nestes liegen blieb. Nun war ich sicher, dass er tot sei, und versuchte den Chinesen und seinen Begleiter zu überreden, den Baum zu fällen; aber es war ein sehr großer und da sie den ganzen Tag über gearbeitet hatten, so vermochte nichts sie dazu zu bewegen.
Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch ging ich hin und saß, dass der Mias wirklich tot war, da sein Kopf noch genau ebenso wie gestern lag. Ich bot nun vier Chinesen jedem einen Tagelohn, um den Baum sogleich niederzuhauen, weil ein paar Stunden Sonnenschein Verwesung auf der Oberfläche der Haut hervorrufen würde; aber nachdem sie ihn angesehen und es versucht hatten, erklärten sie, dass er sehr groß und hart sei, und wollten es nicht unternehmen. Hätte ich mein Gebot verdoppelt, so würden sie es wohl angenommen haben, da es eine Arbeit von höchstens zwei bis drei Stunden war, und wäre ich auf kurzen Besuch dagewesen, so hätte ich es auch getan; aber da ich dort wohnte und noch mehrere Monate zu bleiben gedachte, so wäre es verkehrt gewesen, mit einer so hohen Bezahlung anzufangen, weil ich dann künftig keine Arbeit für einen geringeren Preis erhalten hätte.
Mehrere Wochen darauf sah man täglich eine Wolke von Fliegen an dem Körper des toten Mias hängen; aber nach einem Monat ungefähr war alles ruhig und der Körper trocknete augenscheinlich aus unter dem wechselnden Einfluss der senkrechten Sonne und der Tropenregen. Zwei oder drei Monate später erkletterten zwei Malaien, denen ich einen Dollar dafür bot, den Baum und brachten die vertrockneten Überreste herunter. Die Haut war fast ganz und umschloss das Skelett, und innen waren Millionen von Puppengehäusen von Fliegen und anderen Insekten und Tausenden von zwei oder drei Arten kleiner Käfer (Necrophaga). Das Gehirn war von den Kugeln sehr zerstört, aber das Skelett war vollständig bis auf einen kleinen Handwurzelknochen, der wahrscheinlich herausgefallen und von einer Eidechse fortgetragen worden war.
Drei Tage nachdem ich diesen einen erschossen und verloren hatte, fand Charles drei kleine Orangs, die zusammen fraßen. Wir jagten sie lange und hatten dabei gute Gelegenheit zu sehen, wie sie von Baum zu Baum kommen; sie wählen immer solche Stämme, deren Zweige mit denen eines anderen Baumes verflochten sind, und greifen dann mehrere der kleinen Äste zusammen, ehe sie es wagen, sich hinüberzuschwingen. Dennoch vollführen sie es so schnell und so sicher, dass sie in den Bäumen durchschnittlich fünf bis sechs Meilen in der Stunde zurücklegen, und dass wir beständig laufen mussten, um mit ihnen nur fortzukommen. Einen davon schossen und töteten wir, aber er blieb hoch oben in einem gegabelten Zweig; und da junge Tiere von verhältnismäßig geringem Interesse sind, so ließ ich den Baum nicht fällen.
Ich hatte damals das Unglück, zwischen einigen umgestürzten Bäumen auszugleiten und mir den Knöchel zu verletzen; da ich zuerst nicht sorgsam genug war, so ulzerierte es stark und wollte nicht heilen, sodass ich mich den ganzen Juli und einen Teil des August zu Hause halten musste. Als ich wieder gehen konnte, beschloss ich eine Tour einen Arm des Simunjon-Flusses hinauf nach Semabang zu machen, wo ein großes Dajak-Haus, ein Berg mit vielen Früchten und eine Menge Orangs und schöner Vögel sein sollten. Da der Fluss sehr schmal war und ich in einem sehr kleinen Boot mit wenig Gepäck fahren musste, so nahm ich nur einen chinesischen Knaben als Diener mit. Ich lud eine Tonne versetzten Arraks ein, um Mias-Häute zu konservieren, und Proviant für vierzehn Tage. Nach wenigen Meilen wurde der Fluss sehr schmal und gewunden, und das ganze Land an beiden Seiten war überschwemmt. An den Ufern hielten sich sehr viele Affen auf – der gewöhnliche Macacus cynomolgus, ein schwarzer Semnopithecus und der merkwürdige Nasenaffe (Nasalis larvatus), der so groß ist wie ein dreijähriges Kind, einen sehr langen Schwanz hat und eine fleischige Nase, die länger ist als die des dicknasigsten Mannes. Je weiter wir vordrangen, desto enger wurde der Fluss und desto mehr schlängelte er sich; oft versperrten umgestürzte Bäume den Weg, und oft verwickelten sich die Zweige und Schlingpflanzen von beiden Seiten so vollständig über demselben, dass sie erst weggeschnitten werden mussten. Es dauerte zwei Tage bis Semabang, und wir sahen kaum einen Fleck trockenen Landes auf dem ganzen Weg. Auf dem letzten Teil der Reise konnte ich meilenweit die Büsche jederseits berühren; und wir wurden oft von den Pandanen, welche in Menge im Wasser standen und über den Fluss gefallen waren, aufgehalten. An anderen Stellen füllten große Flöße schwimmenden Grases den Kanal vollständig an, sodass unsere Reise aus einer ununterbrochenen Kette von Schwierigkeiten bestand.
Nahe am Landungsplatz fanden wir ein schönes Haus, 250 Fuß lang, hoch über dem Boden auf Pfählen ruhend, mit einer großen Veranda und einem noch größeren Vorbau von Bambus an der Vorderseite. Allein, fast alle Menschen waren auf einem Ausflug, um essbare Vogelnester und Bienenwachs zu suchen, und im Haus fanden sich nur zwei oder drei alte Männer und Frauen mit einer Menge Kinder. Der Berg oder Hügel war dicht dabei und bedeckt mit einem vollständigen Wald von Fruchtbäumen, unten denen die Durian und Mangustan zahlreich vorkamen; aber die Früchte waren erst an wenigen Stellen gereift. Ich verblieb hier eine Woche, machte täglich nach verschiedenen Seiten Ausflüge auf den Berg, von einem Malaien begleitet, der bei mir geblieben, während die anderen Bootsleute zurückgegangen waren. Drei Tage lang fanden wir keine Orangs, aber schossen einen Hirsch und mehrere Affen. Am vierten Tag jedoch fanden wir einen Mias, der auf einem sehr hohen Durianbaum fraß, und töteten ihn schließlich nach acht Schüssen. Unglücklicherweise blieb er auf dem Baum an den Händen hängen und wir mussten nach dem mehrere Meilen entfernten Haus zurück. Da ich ziemlich sicher war, dass er während der Nacht herabfallen würde, so ging ich am frühen Morgen wieder hin und fand ihn auch am Boden unter dem Baume. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude schien es eine von allen bisher gesehenen verschiedene Art zu sein; obgleich es, nach dem vollständig entwickelten Gebiss und den sehr großen Augen zu urteilen, ein ausgewachsenes Männchen war, so hatte es doch nicht die seitlichen Schwielen im Gesicht und war in allen Dimensionen nur ein Zehntel kleiner als die anderen ausgewachsenen Männchen. Die oberen Schneidezähne aber schienen breiter zu sein als in der größeren Art, nach Professor Owen ein charakteristischer Unterschied des Simia morio, den er nach einem Schädel eines Weibchens beschrieben hat. Da es zu weit war, um das ganze Tier nach Hause zu transportieren, so häutete ich es an Ort und Stelle ab und ließ den Kopf, die Hände und Füße daran, um es zu Hause fertig zu machen. Dies Exemplar ist jetzt im British Museum.
Ende der Woche, als ich keine Orangs mehr fand, kehrte ich nach Hause zurück; ich nahm etwas neuen Proviant und fuhr, dieses Mal von Charles begleitet, einen anderen, in seinem Charakter sehr ähnlichen Arm des Flusses hinauf nach Menyille, wo einige kleine und ein großes Dajak-Haus standen. Hier bildete eine Brücke aus baufälligen Pfählen, welche beträchtlich weit über dem Wasser lagen, den Landungsplatz. Ich hielt es für ratsamer, mein Fass mit Arrak sicher auf einem Gabelast eines Baumes zurückzulassen; um die Eingeborenen vom Trinken abzuschrecken, tat ich vor ihren Augen mehrere Schlangen und Eidechsen hinein, aber ich glaube doch, dass das sie nicht vom Probieren abgehalten hat. Wir wurden hier in der Veranda des großen Hauses untergebracht, in welcher mehrere große Körbe getrockneter Menschenköpfe standen, Trophäen früherer Generationen von Kopfjägern. Auch hier war ein kleiner mit Fruchtbäumen bedeckter Berg, und dicht am Haus fanden sich einige prächtige Durianbäume mit reifen Früchten; da die Dajaks uns als Wohltäter ansahen, weil wir die Mias, die einen großen Teil ihrer Früchte zerstören, töteten, so ließen sie uns so viele essen, als uns genehm war, und wir schwelgten recht in dieser herrlichsten der Früchte.
An demselben Tag noch gelang es mir, ein anderes ausgewachsenes Männchen des kleinen Orang, des Mias-kassir der Dajaks, zu schießen. Es fiel tot herab aber blieb in einem Baum hängen. Da ich es gern haben wollte, so suchte ich zwei junge Dajaks, die bei mir waren, zu überreden, den Baum zu fällen; er war sehr hoch, vollkommen gerade und glatt von Rinde und ohne Ast bis zu fünfzig oder sechzig Fuß Höhe. Zu meiner Verwunderung sagten sie, dass sie es vorzögen hinaufzuklettern, allein es wäre ein tüchtiges Stück Arbeit; nachdem sie eine Weile miteinander deliberiert, versuchten sie es. Einer ging nun an ein Bambusgebüsch in der Nähe und schnitt einen der größten Stämme ab. Davon nahmen sie ein