Stefan Burban

SKULL 3: Die Würfel fallen


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etwas Sorgen, aber mit ein wenig Ruhe werden Sie wieder ganz der Alte sein.«

      Der Arzt hängte das Klemmbrett zurück an seinen Platz am Fußende des Bettes. »Ruhen Sie sich jetzt etwas aus. Falls Sie etwas brauchen, ist Schwester Sybille für Sie da.«

      Die Krankenschwester reagierte auf die Erwähnung ihres Namens mit einem sanften Nicken. MacTavish lächelte ihr kurz zu. Der Arzt verließ das Zimmer, ohne sich zu verabschieden. Seine Gedanken drehten sich bereits um den nächsten Patienten.

      Die Schwester wollte sich ihm anschließen, aber MacTavish hielt sie noch zurück. »Schwester Sybille?«

      »Ja?«

      »Wo sind meine persönlichen Sachen?«

      »Hier im Krankenhaus. Die Polizei hält sie aber unter Verschluss. Wieso? Brauchen Sie etwas?«

      Er lächelte nichtssagend. »Nein. Ist schon gut.«

      Schwester Sybille nickte und verließ das Krankenzimmer, während MacTavish leicht verzweifelt an die Decke starrte. »So ein verfluchter Mist!«, hauchte er in die aufkeimende Stille hinein.

       * * *

      Zeus stand vor dem großen Panoramafenster seines privaten Domizils. Vor ihm breitete sich die Skyline von Johannesburg aus. Die Stadt hatte die meiste Industrie aus dem Stadtkern in die Außenbezirke verbannt und stattdessen Parks und Grünflächen angelegt. Vor Zeus’ Augen erstreckte sich eine atemberaubende Landschaft, die aus den verschiedensten Grüntönen bestand. Für gewöhnlich beruhigte ihn der Anblick. Nicht aber heute. Die Dinge entwickelten sich ganz und gar nicht nach Plan. Um genau zu sein, entglitt die Situation mehr und mehr seiner Kontrolle. Etwas nie zuvor Dagewesenes in der bewegten Geschichte des Zirkels. Noch nie war einem seiner Vorgänger dieses Maß an Illoyalität entgegengeschlagen.

      Hinter ihm öffnete sich die Tür. Seine schwer bewaffneten Leibwächter spannten sich unwillkürlich an. Zeus hatte sich entschieden, die Sicherheit zu erhöhen. Die für seinen Schutz verantwortlichen Männer und Frauen waren nun mit militärtauglichen Körperpanzern sowie automatischen Waffen ausgerüstet.

      Seine Leibwächter entspannten sich wieder, als Angel wie selbstverständlich hereinspazierte. Der Eliteattentäter schlenderte durch die Reihen der für alle Eventualitäten gewappneten Leibwache, als wäre diese nicht vorhanden, und die Männer und Frauen machten diesem bereitwillig Platz.

      Angel blieb zwei Schritte hinter ihm abwartend stehen. Zeus konnte die Spiegelung seiner ausdruckslosen Maske im Fensterglas erkennen.

      »Du weißt, dass du deine Maske hier abnehmen kannst.«

      Angel lachte leise. Der Laut klang durch die Sprachverzerrung seltsam unwirklich. »Und du weißt, dass ich sie zu tragen bevorzuge.«

      »Selbst hier?«

      »Selbst hier.«

      Zeus schmunzelte und ließ Angel gewähren. »Was hast du herausgefunden?«

      Jede Heiterkeit schwand schlagartig aus Stimme und Körpersprache des Attentäters. »Janus ist untergetaucht und nicht zu finden.«

      Zeus fluchte unterdrückt. »Verdammter Dawson! Was treibt der Kerl nur?« Die Frage stellte sich eigentlich gar nicht. Der Industriemagnat verfügte über beträchtliche Mittel. Und wenn er tatsächlich untergetaucht war – und Zeus hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Angels Ergebnis der Wahrheit entsprach –, dann war das der Anfang vom Aufstand gegen Zeus. Dawson war der Meinung, er könnte eine Auseinandersetzung mit Zeus gewinnen. So viel Selbstvertrauen sah dem alten Idioten gar nicht ähnlich. »Was ist mit Merkur und Apollo?«

      »Haben sich auf ihre Heimatwelten begeben und ihre Privatarmeen mobilisiert. Einschließlich beträchtlicher Ressourcen des Konsortiums. Nicht einmal ich kam nahe genug an einen von ihnen heran. Die leben inzwischen wie in einer Festung.«

      Zeus grinste unverhohlen. Die beiden waren also mit Dawson im Bunde und nun hatten sie Angst, dass Angel ihnen einen Besuch abstattete. Diese Befürchtung kam nicht von ungefähr. Zeus hatte gute Lust, Angel loszuschicken. Aber der Attentäter war sein bester Agent und darüber hinaus auch noch ein enger Vertrauter. Angel zu verlieren, konnte sich Zeus beim besten Willen nicht leisten.

      Der Anführer des Zirkels seufzte tief. »Hast du sonst irgendetwas von Wert herausgefunden? Vielleicht im Hinblick auf Dawsons weitere Pläne?«

      Angel schüttelte den Kopf. »Nichts Konkretes. Aber es wäre möglich, dass Dawson seine Aufmerksamkeit auf Beltaran richtet.«

      Zeus’ Interesse war augenblicklich geweckt. »Warum ausgerechnet Beltaran?«

      »Die politische Lage spitzt sich zu«, erläuterte Angel. »Beltaran hat klar Position bezogen und gegen Verbände des Konsortiums gekämpft, eine Söldnereinheit mit Militärmandat des Königreichs. Außerdem boten sie condorianischen Flüchtlingen Unterschlupf. Im Parlament wird sogar die Möglichkeit einer Strafexpedition diskutiert.«

      Zeus wirbelte auf dem Absatz herum. »Eine Strafexpedition? Gegen Beltaran? Das würde Dawson nicht wagen!«

      »Er würde«, beharrte Angel. »Und ich glaube, er hat. Es gibt Anzeichen, dass er das Parlament beeinflusst, um eine Mehrheit für einen Militäreinsatz zusammenzubekommen. Er könnte damit sogar erfolgreich sein.«

      Zeus schüttelte den Kopf. »Aber warum? Beltaran ist keine Gefahr.«

      »Beltaran hat sich gegen das Konsortium gestellt. Und in gewissem Sinne auch gegen das Königreich. Es zog Ehre und Hilfsbereitschaft der Loyalität vor. Damit ist es sehr wohl eine Gefahr. Dawson kann nicht zulassen, dass dieses Verhalten Schule macht. Wenn sich weitere Grafschaften davon beeinflussen lassen oder sogar auf Beltarans Seite stellen, dann droht er die Kontrolle zu verlieren.« Angel zögerte. »Es könnte sogar einen neuen Bürgerkrieg geben.«

      Zeus schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht zulassen. Ein Bürgerkrieg ist das Letzte, was ich will.«

      Angel zögerte erneut. »Und da wäre natürlich noch die Sache mit Dexter.«

      Zeus merkte auf. »Was ist mit ihm?«

      »Ich denke, Dawson glaubt, er könnte auf Beltaran aufschlagen. Er hat einige seiner besten Agenten mit einem Tötungsbefehl nach Beltaran geschickt.«

      »Das ist doch Unsinn!«, wehrte Zeus ab. »Dexter hat genügend eigene Probleme und keinen Grund, nach Beltaran zurückzukehren.«

      »Mag sein. Aber Dawson ist wohl der Meinung, dass die Möglichkeit besteht. Er kennt deine Besessenheit für Dexter, auch wenn ihm der Grund dafür zum Glück nicht bekannt ist. Dawson ist wohl der Meinung, Dexters Tod könnte dich schwächen. Würde er die Wahrheit kennen, dann hätte er bereits losgeschlagen – gegen dich und gegen Dexter.«

      »Womit er gar nicht mal so falschliegt. Aber Dexter wird nicht nach Beltaran reisen. Das wäre einfach nur dumm.«

      »Dexter ist nicht gerade für seine Klugheit bekannt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Und er taucht immer dort auf, wo es Probleme gibt. Und nirgendwo gibt es momentan mehr Probleme als auf Beltaran.«

      Zeus überlegte fieberhaft. »Falls es tatsächlich auch nur die geringste Möglichkeit gibt, dass Dexter nach Beltaran geht, dann müssen wir seinen Tod unter allen Umständen verhindern.«

      Angel merkte auf. »Und das heißt?«

      Zeus fixierte seinen Attentäter mit festem Blick. »Du gehst ebenfalls dorthin. Du tust alles, was nötig ist, um ihn zu schützen.«

      Angel legte den Kopf leicht auf die Seite. »Und wenn mir Dawsons Agenten in die Quere kommen?«

      »Das wäre wirklich sehr bedauerlich – für Dawsons Leute.«

      Angel kicherte heiser. »Verstanden.« Mit diesem einen Wort drehte sich der Attentäter um und schlenderte davon, als hätten sie