Stefan Burban

SKULL 3: Die Würfel fallen


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verharrte. »Falls du auf deinem Weg Dawson oder Burgh triffst, dann sag Ihnen doch bitte ›Lebewohl‹ von mir.«

      Angel nickte und setzte seinen Weg fort.

      Zeus drehte sich wieder zum Panoramafenster um. Er holte tief Luft und stieß sie in einem Schwall wieder aus. Die Fensterscheibe beschlug etwas. Der Ausblick konnte ihn immer noch nicht beruhigen.

      »Verdammt, Dexter«, wisperte er, »wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, dann bleibst du weg von Beltaran! Selbst Angel kann dich möglicherweise nicht schützen vor dem, was den Planeten erwartet.«

      Teil I

       In ständiger Bedrohung

       1

      1. August 2645

      »Feindliche Schiffe nähern sich an bis auf äußerste Gefechtsdistanz.« Diese simple Meldung hing bedeutungsschwanger über der Flaggbrücke der Normandy. Es wurde so wenig wie möglich gesprochen. Auf dem großen Holotank war zu sehen, wie ein Pulk von Schiffen in bedrohlichem Rot sich von achtern näherte.

      Dexter knirschte frustriert mit den Zähnen. Seit ihrer Flucht von Condor befand sich die kleine zusammengewürfelte Flotte aus überlebenden Skull-Schiffen und den letzten condorianischen Einheiten ständig in Bewegung. Mehrmals waren sie ihren Verfolgern beinahe entkommen, nur um sich abermals einem feindlichen Verband gegenüberzusehen.

      Der Feind zog die Schlinge enger. Was die Sache nur umso gefährlicher machte, war die Beharrlichkeit des Gegners. Er verfolgte die Flüchtenden über die Grenzen des Königreichs hinaus. Das war eine neue Entwicklung und darüber hinaus eine besorgniserregende Eskalation. Es bewies, wie sehr dem Königreich im Allgemeinen und dem Zirkel sowie dessen militärischem Arm – dem Konsortium – im Speziellen daran gelegen war, die kleine Gruppe um Admiral Sorenson ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen. In den allermeisten Fällen setzten sich die Verfolgergeschwader aus Einheiten des Konsortiums zusammen. Nicht jedoch dieses Mal. Hinter ihnen in kaum vier Lichtsekunden Entfernung schloss eine volle TOG der Colonial Royal Navy zu ihnen auf.

      Daniel Dombrowski, Dexters Flagglieutenant, trat zu ihm und senkte die Stimme. Seine nächsten Worte waren nicht für die anderen anwesenden Offiziere bestimmt. »Die vorderste Linie der feindlichen Formation ist in knapp sechs Minuten in der Lage, eine erste Salve auf unsere Nachhut abzufeuern.«

      Dexters Kiefermuskeln mahlten angestrengt. Er wusste genau, was sein Untergebener damit sagen wollte. Die Nachhut bestand aus zwei Kampfkreuzern der Skulls. Sie würden dem Beschuss des Gegners nicht lange standhalten können. Und sie würden wesentlich schneller zerstört werden, sollten sie das Feuer nicht erwidern dürfen. Allerdings sträubte sich jede Faser in Dexters Körper dagegen, diesen einen Befehl zu geben, der sie alle auf ewig brandmarken würde.

      Sorenson trat auf seine andere Seite. Auch er senkte die Stimme. »Wir können nicht das Feuer auf königliche Einheiten eröffnen. Das sind unsere Leute.«

      Dombrowski schüttelte leicht den Kopf. »Das hindert die nicht daran, auf uns zu schießen.«

      Sorenson runzelte verärgert die Stirn und wandte sich direkt an den Flagglieutenant. »Die wissen es nicht besser. Sie werden gesteuert. Die Männer und Frauen an Bord dieser Schiffe sind der Meinung, das Richtige zu tun.«

      Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Komik. Dexter kam sich beinahe so vor, als würden ein Engelchen und ein Teufelchen auf jeweils einer seiner Schultern sitzen und ihm ihre Gedanken einflüstern, damit er in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Theoretisch könnte Sorenson ihm den Befehl erteilen, nicht zu feuern. Der Admiral war das Oberhaupt der Söldnereinheit. Aber dieser würde nicht so weit gehen. Er wusste, es würde Dexters Autorität vor den anderen Offizieren schmälern.

      »Geschwindigkeit erhöhen. Auf das Maximum des Möglichen«, befahl er.

      »Da liegen wir schon fast«, gab Dombrowski zurück. »Wenn wir mehr Fahrt aufnehmen, müssten wir zwangsläufig ein paar der langsameren Schiffe zurücklassen.«

      Dexter fletschte die Zähne. »Das kommt auf keinen Fall infrage!« Er beobachtete angespannt auf dem Hologramm vor ihm, wie die königlichen Schiffe beständig die Distanz verringerten. Die Kerle waren verdammt hartnäckig. Das musste man ihnen lassen.

      »Wir feuern nicht, solange wir es vermeiden können.« Ihm war klar, wie ausweichend der Befehl sich sogar in seinen eigenen Ohren anhörte. Aber er sah nicht, welche Wahl ihm blieb. Genau wie Sorenson widerstrebte es ihm, auf Schiffe der CRN zu schießen. Sorenson und er waren alte Haudegen der königlichen Flotte. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatten sie die Männer und Frauen, die auf den Verfolgerschiffen dienten, als Kameraden bezeichnet, sie sogar Brüder und Schwestern genannt. Sie hatten dieselbe Uniform getragen und denselben Idealen gedient. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, einige von ihnen in den Tod zu schicken.

      »Wo ist der nächste Lagrange-Punkt?«, wollte er wissen.

      »Das wäre L5«, informierte ihn der Flagglieutenant. »In knapp zwei Lichtsekunden Entfernung. Steuern wir diesen an?«

      Dexter brauchte nicht lange zu überlegen und nickte. »Und danach fliegen wir sofort den nächsten erreichbaren Lagrange-Punkt an. Dieses Spielchen spielen wir danach noch dreimal. Vielleicht können wir sie auf diese Weise abhängen.«

      »Kommt darauf an, ob uns auf dieser Strecke weitere Überraschungen erwarten«, gab Sorenson zu bedenken.

      »Irgendwann müssen sie aufgeben«, erwiderte Dexter. »Weder das Konsortium noch das Königreich besitzt genügend Schiffe, um sämtliche Systeme jenseits ihrer Grenzen zu überwachen. Ihr Netz muss zwangsläufig Löcher aufweisen. Wir müssen nur eines finden und hindurchschlüpfen.«

      »Falls sie uns nicht vorher in Stücke schießen.« Dombrowski wirkte mit der Entscheidung unzufrieden, ersparte jedoch jedem der Anwesenden eine direkte Kritik daran. Er begnügte sich mit düsteren Blicken. Dexter konnte den Mann sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen. Dombrowski hatte nie in der CRN gedient. Ihn verband nichts mit den Besatzungen auf den Verfolgerschiffen. Für ihn waren es lediglich Ziele, die zerstört werden mussten. Genau das, was Dexter keinesfalls wollte.

      »Abschuss!«, meldete plötzlich einer der anwesenden Ordonnanzen. Dexters Blick richtete sich schlagartig auf das Hologramm. Seine Augen verengten sich. Die in Rot dargestellten königlichen Schiffe stießen eine Salve Torpedos aus. Sie waren noch außer Reichweite. Der Antrieb würde den Treibstoff verbraucht haben, bevor die Geschosse die Skull-Nachhut erreicht haben würde. Sinn und Zweck dieser Salve war lediglich, die Fliehenden unter Druck zu setzen und sie zu einer unbedachten Handlung zu verleiten. Dexter dachte nicht im Traum daran, diesen Köder zu schlucken.

      Innerhalb der nächsten Minuten verschossen die royalen Schiffe Salve um Salve. Und mit jeder Salve kamen die Lenkflugkörper näher an die Nachhut heran, bevor der Antrieb den Geist aufgab.

      Es dauerte nicht lange und die ersten Geschosse schlugen ein. Beide Kampfkreuzer hatten ihre Schildblase aufgebaut und so viel Energie wie möglich den Heckschilden zugeführt. Die Energieblase schillerte unter dem Aufprall Dutzender Geschosse. Die königlichen Besatzungen hatten Blut geleckt. Sie spürten, dass sich die Jagd dem Ende entgegenneigte.

      Dexter bewunderte die Disziplin seiner Leute. Obwohl die Anspannung angesichts der drohenden Vernichtung enorm sein musste, schlug keines der beiden Schiffe zurück. Sie begnügten sich auf rein defensive Maßnahmen.

      Mit einem Mal versagten die Heckschilde des Kampfkreuzers Perikles. Detonationen überschütteten das Heck. Dexter beugte sich unvermittelt vor und stützte sich mit beiden Händen auf den Rand des Holotanks. Seine Finger