des Hauses bot hierfür keinerlei Möglichkeiten.
Danach hätte eigentlich die Stunde E-Mail-Verkehr mit Ronja stattgefunden, leider antwortete sie jedoch nicht auf Attilas Anfrage. Was war da nun wieder los? Hatte Uschi sie schon ins Nervenkrankenhaus eingeliefert oder welche Gründe waren ansonsten noch denkbar?
Natürlich hatte Uschi es nicht nötig, hierüber Auskunft zu geben. Ich persönlich glaubte, dass Uschi mit den Kindern nach Waldmünchen zur Kur gefahren war, denn das Jugendamt hatte beim letzten Telefonat mit Attila geäußert, diese sei für Ende Januar angesetzt. Falls meine Vermutung zutraf, dann würden auch die nächsten Wochen ohne Mailverkehr mit den Kindern verlaufen. Aber Attila hätte in diesem Fall wenigstens die Gewissheit, dass Dritte ein Auge auf die Kinder hätten, weswegen hoffentlich in diesen sechs Wochen nichts eskalieren könnte.
Den Sonntagnachmittag verbrachten wir damit, die letzten Kartons auszupacken. Attila musste außerdem ein paar Stunden lang für die IAS arbeiten. Es wurde kalt in Orihuela Costa, nachts ging die Temperatur bis auf 1 Grad herunter und am Tag erreichte sie in dieser Woche maximal 9 Grad. In Häusern ohne Heizungsanlage konnte sich das recht unangenehm anfühlen; so waren wir froh, uns wenigstens einen kleinen Heizstrahler angeschafft zu haben. Wenn man sich genau davorsetzte, kroch die Kälte nicht gar zu sehr in die Knochen.
Dann geschah das, was Attila schon länger befürchtet hatte: einer der 7 Jahre alten IAS-Server machte schlapp. Totalschaden. Somit war alles, was Attila an diesem Tag vorher gearbeitet hatte, für die Katz gewesen, die Datensätze verloren. Ich weiß nicht, ob das für andere Leute im selben Umfang gilt, doch bei uns war es traurige Wahrheit – irgendwas ist immer!
Am Montag ging es mit der Serie von Pleiten, Pech und Pannen unverzüglich weiter. Zuerst musste Attila feststellen, dass der Anwalt sich anscheinend nicht traute, den Antrag auf eine einstweilige Verfügung zu formulieren. Wegen der Erklärung, welche Uschi künftig daran hindern sollte, Attilas geschäftliche Aufträge weiterhin durch peinliche Polizeianfragen zu torpedieren.
Der Anwalt hatte bisher noch überhaupt nichts geschrieben, war noch nicht einmal im Besitz der Polizeiakte, um Einsicht zu nehmen. Attila konnte man am Telefon deutlich die Verärgerung über diese Untätigkeit anmerken. Konnte Uschi denn wirklich auf allen Ebenen tun und lassen, was sie wollte? Ohne Rücksicht darauf, was sie allen anderen damit antat? Jetzt durfte Attila sich bei seinem eigenen Anwalt noch den Vorwurf gefallen lassen, dass er mit derartigen Anträgen unnötig Kosten produziere. Wodurch er dann weiterhin keinen Kindesunterhalt leisten könne und seine Frau erst recht gegen sich aufbringe.
Sehr witzig! Aber wenn der Firma wegen Uschis widersinnigen Aktionen andernfalls die Aufträge wegblieben? Wie sollte er dann eigentlich jemals Unterhalt bezahlen können? Meine Nerven!
Der Kurier-Netz-Server war dann, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, eine Zeit lang auch nicht erreichbar, ohne, dass sich hierfür nachvollziehbare Gründe eruieren ließen. Und schließlich brach in Orihuela Costa auch noch das Netz des Handy-Anbieters zusammen, gerade als Attila und ich zu Hause angekommen waren und Attila über seinen Internet-Stick arbeiten wollte. Zunächst glaubte er jedoch, der Stick selbst habe das Zeitliche gesegnet. Also fuhr er entnervt zum Computerladen, wo sich nach zahllosen Tests herausstellte, dass das Netz das Problem war, nicht etwa der Stick.
Das einzige, was wenigstens teilweise klappte, war der Telefonanschluss im neuen Haus. Zumindest, bis der Techniker beiläufig anmerkte, dass heute nur das Telefon installiert werden könne, nicht aber der Internetanschluss. Dafür müssten wir bitte morgen noch einmal bei Gesellschaft anrufen, um diesen Anschluss auch freischalten zu lassen. Manchmal sei das eben so, dann komme er noch einmal vorbei. So musste Attila um 17.30 Uhr nochmal nach La Mata zu unserem festen Internetanschluss im alten Haus fahren, der zum Glück noch nicht gekündigt war, damit er wenigstens ein bisschen Arbeit vom Tisch bekam.
Die E-Mail-Stunde mit Marco hatte währenddessen auch stattgefunden; somit weilte Attilas »alte« Familie doch nicht in Waldmünchen. Vielleicht hatte Uschi diese Maßnahme abgesagt, sie hatte viele Viecher zu betreuen, für die 6 Wochen lang in ihrer Vertretung bestimmt niemand sorgen würde; schließlich handelte es sich um vier Hunde und vier Katzen. Aber gerade eben, als sich Attila bei seinem Sohn nach Ronja erkundigen wollte, musste Marco seine E-Mails beenden und konnte (oder vielmehr: durfte) nicht mehr antworten.
Am Abend wurde wieder einmal deutlich, wie sehr Attila die ganze offene Scheidungssache mittlerweile belastete. Er grübelte, ob er überhaupt nach Deutschland fahren sollte, oder ob Uschi womöglich erreichen würde, dass er dort gleich zur Unterhaltsüberprüfung festgehalten werde. Auch wenn er diese bei realistischer Betrachtung nicht fürchten musste, so eine Prüfung würde dauern. Was, wenn er währenddessen nicht ausreisen durfte? Wegen der »Fluchtgefahr«, aufgrund des Wohnsitzes in Spanien?
Ich hatte keine Ahnung, ob so etwas rechtlich überhaupt möglich ist, ausschließen hätte ich es jedoch gedanklich nicht können. Es folgte eine schlaflose Nacht voller Befürchtungen. Hoffentlich würde der Richter jetzt endlich ein Machtwort sprechen, denn so konnte das nicht weitergehen. Es mussten Entscheidungen her, denn in dieser ständigen Unsicherheit zu leben, das war unzumutbar. Auch für mich!
Der Anwalt teilte Attila endlich mit, dass er die polizeiliche Akte mit der Anzeige wegen seines angeblichen Unterhaltsbetrugs derzeit nicht erhalte, die sei nämlich bereits auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft. Das Verfahren sei jedoch vorläufig eingestellt. Attila solle wegen der Unterlassungsklage eine eidesstattliche Versicherung abfassen und in dieser die tatsächlichen Vorgänge schildern, insbesondere auch, dass Uschi in Wirklichkeit ganz genau Bescheid gewusst hatte, dass er nicht leistungsfähig ist; die Anzeige diene damit ganz bewusst dazu, Attila in Misskredit zu bringen und seine Firma zu gefährden. Das müsse deutlich werden.
Das konnte der Anwalt haben! Attila strapazierte stundenlang die Tastatur seines Rechners, um eine 5-seitige Erklärung abzufassen. Alles verlorene Arbeitszeit, insofern hatte Uschi mit ihrer Schädigungspolitik bereits Erfolg. Wenn ich zusammenrechnen würde, wie viel Zeit und Nerven die jahrelange Verteidigung gegen die Angriffe dieser Frau Attila und mich bis zu diesem Zeitpunkt schon gekostet hatte – das ging auf keine Kuhhaut mehr, wie man so schön sagt.
Wenigstens tauchten am Mittwoch zwei gutgelaunte englische Monteure auf und montierten unser Richtfunk-Internet, welches anschließend auch prima funktionierte. Wenigstens eine Sorge weniger! Ansonsten räumten wir in dieser Woche unser Büro aus, damit wir mit dem Interieur zum Wochenende umziehen konnten. Ich begann, das Haus in La Mata wieder auf den FerienhausStandard zurückzusetzen. Es wirkte schon wieder richtig fremd, da dort jetzt nahezu keine persönlichen Gegenstände mehr vorhanden waren. Damit waren wir nun richtig in Spanien heimisch geworden. Wohnen mit eigenen Möbeln, die nicht mehr in einer Ferienwohnung zwischen das vorhandene Mobiliar gequetscht waren. Dieser Gedanke gefiel mir.
Ann schickte mir ein paar Mails. Erst ziemlich vorwurfsvolle, wegen der notwendigen Versicherungsumschreibung auf ihren Namen. Dann ließ sie heraus, dass es ihr psychisch total schlecht gehe, sie habe immense Prüfungsangst wegen der bevorstehenden Prüfungen im Studium, außerdem finanzielle Probleme.
Ich hatte ja schon früher den Verdacht, dass Ann meinen Lithiummangel geerbt haben könnte, der bei Aufregungen zusätzlich absackte und für immense Dünnhäutigkeit sorgte. Da konnte nur Lithiumsalz helfen, das Nervenkostüm zu stärken. Ich bat sie daher dringend, sich doch bitte einmal zum Arzt zu begeben und den Lithiumspiegel messen zu lassen.
Finanziell konnte ich ihr leider nicht weiterhelfen, denn ich hatte ja selbst absolut nichts. Um Ann zu zeigen, dass auch ich nicht ohne Probleme lebte, schickte ich ihr per Mail Teil 1 von »Scheidung kann tödlich sein«. Sie glaubte sonst womöglich, wir wären aus Spaß und Tollerei nach Spanien gegangen. Eigentlich konnte sie nur studieren, mit einer bescheidenen Unterstützung von mir, weil wir in Spanien wohnten. In Deutschland hätte ich mir das unter keinen Umständen leisten können.
Auf diese Mail kam erst einmal keine Antwort mehr. Entweder, sie würde die Geschichte lesen und verstehen, oder sie wäre weiterhin stur und uneinsichtig und würde die Sache falsch einschätzen. Beeinflussen konnte ich ihre Meinung über mich aber auch in diesem Fall nicht, mehr konnte ich nicht zur Aufklärung beitragen. Wenn jemand mit Gewalt den Märtyrer