A. F. Morland

Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020


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in einem verbindlichen Tonfall. „Aber Ihre Annahme, dass dieser Mordanschlag etwas mit einem meiner Geschäfte zu tun hat, ist vollkommen unhaltbar.“

      „Ich kann mich nicht erinnern, dass das hier jemand getan hätte!“, erwiderte ich.

      „Aber daran gedacht haben Sie!“, antwortete Gutierrez etwas ärgerlich. Zornesröte kennzeichnete jetzt sein Gesicht.

      Wir mussten schließlich einsehen, dass es keinen Sinn hatte, Gutierrez weiter zu bearbeiten. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass er sich selbst mehrerer ziemlich schwerwiegender Straftaten hätte bezichtigen müssen, wenn er offen mit uns über die Bedrohung gesprochen hätte, mit der ihn ein Unbekannter verfolgte.

      Wir gaben es schließlich auf.

      Gutierrez ließ sich von einem Taxi abholen. Wir hatten keinerlei Handhabe, das zu verhindern und ihn zur Kooperation zu zwingen. Schließlich lag aktuell nichts gegen ihn vor. Der Sender, den Josy an Gutierrez’ schrottreifem Wagen befestigt hatte, würde uns nichts mehr nützen können.

      Wir bestanden darauf, ihn zu seinem Taxi zu bringen und deponierten auch dort einen Sender.

      Schließlich wollten wir über seinen Aufenthaltsort informiert sein. Gutierrez gab uns zwar eine Wohnung in der Elizabeth Street als gegenwärtige Residenz an, aber dort tauchte er nie auf, wie sich später herausstellte.

      „Wir können nur hoffen, dass Mister McKee beim District Attorney eine Rundumüberwachung sämtlicher Telefonanschlüsse bei Gutierrez zustimmt!“, knurrte Milo, nachdem wir allein waren.

      „Die Schwierigkeit dürfte sein, überhaupt auch nur einen einzigen Anschluss zu finden, der offiziell auf seinen Namen läuft“, gab ich zurück. „Bei dem Kerl läuft doch alles über Strohmänner! Und Nachrichten tauscht er über Prepaid Handy aus!“

      „Auf jeden Fall wird es verdammt schwer werden“, stimmte ich zu.

      Dass wir Gutierrez unterschätzt hatten, zeigte sich schon wenig später.

      Noch am Abend erfuhren wir nämlich über den Taxifahrer, dass Gutierrez sich einfach nur bis zur nächsten Subway-Station gefahren und dort vermutlich in einen Zug gestiegen war.

      Der Wäscher von Harlem ließ sich einfach nicht gern in die Karten schauen…

      11

      Clive Caravaggio wurde per Handy zu den SRD-Kollegen in den Hinterhof gerufen. Es lagen offenbar neue Erkenntnisse vor. Orry verhörte gerade einen Zeugen, dem die beiden Killer aufgefallen waren, als sie das Appartementhaus betreten hatten.

      Zusammen mit Leslie und Jay sahen wir uns inzwischen im Buena Vista um. Vielleicht konnte man dort noch etwas mehr darüber erfahren, mit wem der Wäscher von East Harlem momentan verfeindet war. Anscheinend schwelte hier ein handfester Krieg unter Gangstern, von dem wir allerdings noch nicht so recht wussten, was der Hintergrund war.

      „Wenn ihr mich fragt, dann hat James Gutierrez eine Scheißangst“, meinte Leslie Morell. „Fragt mich nicht, vor wem. Aber dem ist doch bei jeder unserer Frage der Schweiß ausgebrochen – und ich glaube nicht, dass es damit zu tun hatte, dass er ernsthaft befürchtete, wir hätten Beweise genug, um ihn endlich seiner krummen Geschäfte wegen vor Gericht zu bringen!“

      Die Gäste im schalldicht isolierten Buena Vista hatten von der Schießerei in unmittelbarer Nähe des Clubs nichts mitbekommen.

      Es wurde dort noch immer ausgelassen gefeiert.

      Selbst Benny Duarte war geblieben. Er amüsierte sich mit einem halben Dutzend ziemlich leicht bekleideter Girls, die im Buena Vista als Go-go-Tänzerinnen arbeiteten. Mehrere Bodyguards hatten sich so um ihren Chef gruppiert, dass es unmöglich war, so ohne weiteres, an seinen Tisch zu gelangen. Champagnerflaschen standen auf dem Tisch. In den Gläsern sprudelte es.

      Jay Kronburg stieß mich an und deutete auf einen Mann im kobaltblauen Anzug, der am Schanktisch lehnte. „Das ist unser Informant Greg Tambino“, erklärte er.

      Tambino wandte den Blick zur Seite und tat so, als würde er Jay und Leslie nicht kennen. Wir ignorierten ihn ebenfalls. Andernfalls hätten wir ihn in Lebensgefahr gebracht.

      „Vielleicht bringt es was, wenn wir uns mal mit Rex Hueldez unterhalten“, sagte ich.

      Jay hob die Augenbrauen. „Gutierrez’ Strohmann? Ich weiß nicht…“

      „Ich denke, so einer weiß mehr über seinen Boss, als dem lieb ist…“

      „Lass uns doch erstmal Benny Duarte auf den Zahn fühlen“, meinte Jay Kronburg. „Und da macht es etwas mehr Eindruck, wenn wir da zusammen aufkreuzen.“

      Ich zuckte die Achseln.

      „Wenn du meinst, dass das was bringt.“

      „Nach Tambinos Angaben hatte Duarte heute Nachmittag eine ziemlich unfreundliche Unterhaltung mit Gutierrez, die eine Go-Go-Tänzerinnen namens Dolores mitbekommen hat“, fuhr Jay fort. „Ist doch verwunderlich, dass dieser Kerl jetzt hier so seelenruhig sitzt und sich amüsiert…“

      „Sieht fast so aus, als wollte er aller Welt zeigen, dass dieser Laden jetzt unter seiner Kontrolle steht“, meinte Milo.

      Jay war derselben Ansicht. „Genau!“

      „Dann ist Gutierrez jetzt entweder Teil von Duartes Organisation oder er will ihn auch aus dem Weg putzen!“, schloss ich.

      Wir gingen an Duartes Tisch.

      Er alberte gerade mit zwei leicht bekleideten Go-Go-Tänzerinnen herum.

      Die Bodyguards traten uns entgegen, als wir uns dem Tisch weiter näherten. Wir zückten unsere ID-Cards.

      Benny Duartes Gesicht erstarrte. Er machte ein Zeichen, woraufhin die Leibwächter zurückwichen.

      „Mister Duarte, wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“

      „Ich hätte eigentlich vermutet, dass die gut versorgten Staatsdiener von der Federal Plaza längst Feierabend haben!“, greinte der Schneekönig von East Harlem und lachte so dröhnend, dass er damit die Musik übertönte und sich einige der anderen Gäste etwas irritiert nach ihm umdrehten.

      „Ich nehme an, dass es sich schon bis zu Ihnen herumgesprochen hat, was draußen passiert ist.“

      „Tut mir leid, Mister…“

      „Agent Trevellian, stellvertretender Special Agent in Charge. Auf Mister James Gutierrez ist ein Attentat verübt worden, kurz nachdem er das Buena Vista verließ…“

      „…und mit Ihnen gesprochen hatte!“, ergänzte Jay.

      „Und da sehen Sie einen Zusammenhang?“ Er lachte noch einmal dröhnend und legte dabei seine mächtigen Pranken um die schmalen Schultern der beiden Go-Go-Tänzerinnen.

      „Sie sind heute schon mal hier gewesen – und da gab es ziemlich handfesten Streit zwischen Ihnen und Gutierrez!“, schnitt ihm Jay Kronburg das Wort ab.

      Duartes Gesichtszüge veränderten sich. Unterhalb seines linken Auges zuckte unruhig ein Muskel.

      Er fing plötzlich an zu schwitzen und lockerte den obersten Hemdknopf. „Wer hat Ihnen das gesagt? Dieser Gutierrez, von dem Sie sprachen?“

      „Jetzt behaupten Sie nur noch, dass Sie James Gutierrez gar nicht kennen!“, sagte ich eisig.

      Dabei bemerkte ich, dass Greg Tambino uns die ganze Zeit über aufmerksam beobachtete.

      „Verzieht euch mal, ihr Hübschen“, wandte er sich an die beiden Girls. „Ich glaube, ihr habt sowie bald euren Auftritt.“

      Die jungen Frauen gehorchten.

      „Dolores!“, wandte sich Duarte an eine der beiden, die durch ihr dichtes, schwarz gelocktes Haar auffiel, dass ihr das bis zum Po hinunterreiche. Ihre Figur