Sandra Goldoni

Kates Abenteuer in Portici


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      Sie unterhielten sich noch den ganzen Abend über ihre bevorstehende Hochzeit, bis Kate plötzlich gähnen musste.

      »Ich denke, es ist langsam Zeit fürs Bett. Wir haben morgen noch viel vor, Kate.«

      »Ach herrje«, seufzte sie. »Ich habe ganz vergessen meine Großmutter anzurufen. Das mache ich doch sonst vor jeder Reise.«

      »Das wird sie schon verstehen. Immerhin haben wir eine Menge um die Ohren. Jetzt wird sie sicher schon schlafen. Rufe sie doch einfach morgen beim Frühstück an. Da haben wir noch genügend Zeit.«

      Er stand auf, streckte Kate die Hand entgegen und half ihr von der Couch auf.

      Kate grinste breit.

      »Wir sollten die Weinflasche mit hinaufnehmen. Es wäre ein Jammer, um den guten Tropfen und außerdem habe ich danach immer Durst.«

      Am nächsten Morgen hatte Kate ihre Großmutter noch vor dem Frühstück angerufen.

      »Sie wünscht uns einen angenehmen Flug und wir sollen gesund zurückkommen«, erklärte sie Will. Kate setzte sich zu ihm an den voll beladenen Tisch und biss hungrig in ihr Toastbrot.

      »Ja und wenn wir wieder zurück sind, laden wir sie hierher ein und zeigen ihr die Fotos von unserer kirchlichen Hochzeit.«

      Die Zeit verging an diesem Vormittag schnell.

      Will packte nach dem Frühstück noch die restlichen Sachen in den Kofferraum, sah dann auf seine Armbanduhr und stellte entsetzt fest, dass es höchste Zeit wurde.

      »Wir haben schon viertel nach neun, Kate.«

      »Ich komme ja schon«, rief sie ihm vom Obergeschoss her zu. »Ich habe nur noch meine Handtasche geholt.« Schnell kam sie die Stufen zu ihm herunter. »Wir kommen schon noch rechtzeitig. Es ist doch ein Privatjet. Der fliegt schon nicht ohne uns ab.«

      »Aber der Pilot hat auch einen Zeitplan. Außerdem denkst du nicht an den Berufsverkehr. Die Straßen werden wieder mal dicht sein.«

      Will hatte recht.

      Auf den Straßen war die Hölle los.

      Erst gegen halb elf kamen sie am Flughafen Heathrow an.

      »Jetzt aber schnell«, sagte Will, schlug den Kofferraumdeckel zu und lief Kate, vollbepackt, zur Abflughalle voraus.

      »Weißt du, wohin wir jetzt müssen?«, fragte sie.

      Will deutete auf einen Informationsschalter.

      »Wir fragen da vorne besser noch mal nach.«

      Am Schalter angekommen, bemerkten sie zwei bekannte Gesichter, die sich ebenfalls nach dem Weg erkundigten.

      »Hallo«, rief eine kleine Japanerin, die ihrem Freund auf die Schulter klopfte, damit er sich zu ihnen umdrehte. »Schau mal, wer da gekommen ist!«

      »Hallo, Mo«, begrüßte Kate sie. »Schön euch endlich wiederzusehen.«

      Auch Rooie freute sich.

      »Ich glaube, wir sollten euch beiden erst einmal gratulieren?«, meinte er. »Habt ihr vorgestern nicht schon standesamtlich geheiratet?«

      »Ja«, antwortete ihm Will breit grinsend.

      »Na dann, herzlichen Glückwunsch«, sagte Rooie, dessen blonde kurze Haare, wie üblich nach allen Seiten abstanden. Er schlug Will sachte auf die Schulter und gab Kate einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.

      Auch Mo gratulierte ihnen noch rasch, dann sah sie sich suchend im Flughafengebäude um.

      »Ihr wisst auch nicht, wo das Flugzeug steht, oder?«, wollte sie wissen.

      »Nicht genau. He, da kommt ja Jon«, rief Will. Er deutete auf einen großen schlanken Mann, der breit grinsend auf sie zukam.

      »Kommt mit, ich weiß, wo wir entlang müssen«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Er wandte sich an Kate. »Ich hoffe, dir gefällt euer neues Heim?«

      »Und ob«, antwortete sie ihm.

      Jon führte sie quer durch das Flughafengebäude, bis sie zehn Minuten später zu einem Rollfeld kamen, auf dem ein zwölf Meter langer Privatjet auf sie wartete.

      Ein Mann in Uniform nahm sie in Empfang.

      »Guten Morgen«, sagte er. »Mein Name ist Steven Rayens. Ich bin Ihr Flugbegleiter. Stellen Sie Ihr Gepäck einfach hier neben der Maschine ab. Wir kümmern uns gleich darum. Sie können zwischenzeitlich schon einsteigen.« Als er ihre Flugtickets entgegennahm, hakte er ihre Namen auf einer Liste ab. »Ich glaube, wir sind dann vollzählig?«

      »Sind denn schon alle da?«, wunderte sich Kate. Neugierig betrat sie den Jet, indem sie lauthals empfangen wurden.

      »Herzlichen Glückwunsch«, riefen ihnen ihre Freunde zu.

      »Dann kann’s ja jetzt losgehen«, freute sich eine ältere Dame, mit grauem langen Haarzopf.

      »Granny«, erkannte sie Kate und blieb neben ihr, auf dem Gang, stehen. »Schön, dass du dabei bist.«

      »Na hör mal«, sagte Granny. »Solch eine Feier werde ich mir doch nicht entgehen lassen!«

      Jetzt konnten sie die Ansage des Piloten hören.

      »Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän Glenn Stringfellow. Ich begrüße Sie im Namen der ganzen Besatzung bei uns an Bord. Da wir in wenigen Minuten starten, möchte ich Sie bitten, Ihre Plätze aufzusuchen und sich anzuschnallen.«

      Schnell nahmen Kate, Will, Jon, Rooie und Mo auf ihren Sitzen Platz.

      »Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell abheben«, freute sich Kate. Sie sah sich kurz um. Alle ihre Freunde, die sie eingeladen hatten, waren da.

      Jetzt war es endlich soweit.

      Die Maschine rollte langsam zur Startbahn.

      »Bist du aufgeregt?«, erkundigte sich Will bei Kate.

      »Etwas«, antwortete sie ihm. »Immerhin fliegt man ja nicht jeden Tag mit seinen ganzen Freunden nach Italien, um dort zu heiraten.«

      Der Pilot gab jetzt vollen Schub, das Flugzeug hob laut donnernd ab und befand sich nun auf direktem Weg nach Neapel.

      Rooie und Mo saßen Kate und Will gegenüber.

      »Wo wohnen wir eigentlich?«, wollte Rooie von ihnen wissen.

      »In der Nähe von Hurleys Großmutter«, antwortete ihm Will. »Ich habe mit Hurley darüber gesprochen, als wir ihm und Sharon telefonisch gratuliert haben.«

      »Ach ja«, japste Mo. »Die haben ja auch schon standesamtlich geheiratet.«

      »Wir wollten die standesamtliche Trauung eigentlich auch mit Sharon und Hurley zusammen in Italien feiern«, erklärte ihnen Will. »Aber weil Kates Großmutter nicht in ein Flugzeug steigen wollte, haben wir beschlossen, dass sie wenigstens bei der standesamtlichen Feier dabei sein sollte.«

      »Das ist auch in Ordnung so«, meldete sich Jon. Er saß auf der gegenüberliegenden Gangseite neben Granny.

      Rooie fiel ein, dass Jon doch Hurleys Vater war.

      »Aber dann warst du ja gar nicht bei deinem Sohn dabei, als er Sharon das Jawort gegeben hat?«, fragte er.

      »Nein, das ging nicht. Ich hatte noch etwas Dringendes zu erledigen.«

      »Dringender, als die Hochzeit deines Sohnes?«, wunderte sich Rooie.

      Will nickte eifrig.

      »Ja. Er hat irgendwas Wichtiges mit Jack zu erledigen gehabt.«

      »Und außerdem kann ich doch jetzt bei der kirchlichen Trauung dabei sein«, erklärte ihnen Jon. »Sharon meinte, das wäre sowieso die schönere Feier.«

      Will kramte in seiner Hemdtasche herum und zog dann das Foto hervor, auf dem die Kirche zu sehen war.