Jana Wieduwilt

Echt jetzt?!


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wenn ich mit meinen Kunden loslaufe, und dann oft höre: „Bei uns ist nichts los. Es ist nicht schön.“ Wir gehen. Manchmal sag ich was, manchmal nicht. Und dann passiert etwas Wunderbares.

      Wenn ich draußen bin, auf dem Weg bin, dann werden meine verstopften Gehirnwindungen wieder sauber, klar und durchlässig. Je weiter weg ich vom Ort des Geschehens bin, also in dem Fall von meinem Schreibtisch und Computer, umso schneller, smarter und leichter fließen meine Gedanken.

      So ähnlich funktioniert das auch im Marketing. Ob ich jetzt mit meinen Kunden offline oder online pilgere: Ein Perspektivwechsel, ein kurzes Abstandnehmen wirkt manchmal Wunder.

      Wir sind teilweise so involviert in unsere Aufgaben und Projekte, dass wir eine einfache Lösung gar nicht sehen können. Wie auch, wenn unser Schreibtisch voller Alltagsaufgaben, Regeln und Normen liegt, sodass wir gar nicht frei denken können?

      Ich schaue mir einen Baum oder ein Haus an. Bestaune die Tür, die Fenster, die rhythmische Anordnung von Säulen oder Balken. Die Textur. Ich frage mich dann, was dieses Haus schon so alles erlebt hat. Wer hat da gewohnt? Wie viele Kinderfüße sind die Treppen auf und ab gesprungen? Wie missmutig sind Klempner durch das Haus geschlichen?

      So ein Hausleben ist lang. Oft länger als ein Menschenleben. Wenn ich dann weiterschaue, dann relativiert sich wieder alles. Mein Verknotungskopf-Dingsi wird auf einmal logisch, klar.

       Erstes Learning:

      Keine Herausforderung ist so groß, dass du sie nicht irgendwie lösen kannst. Keine Situation so festgefahren, dass du den Wagen nicht wieder flott bekommst oder die Entscheidung, ihn liegen zu lassen, treffen kannst.

       Relativiere deine Gedanken.

      Was ist denn wirklich wichtig? Vergeude deine Momente nicht mit Sorgen und schon gar nicht damit, die Sorgen von der einen auf die andere Seite deines Kopfes zu wälzen.

      Und dann, so langsam, schiebt sich meine Denkmaschine wieder in die gewohnte Qualität und Geschwindigkeit. Ich nehme die Herausforderung oder mein aktuelles Thema mit raus. An die frische Luft.

      Lege es auf meine Hand und lass es mal ordentlich durchpusten. Alles, was nicht dazugehört und unmittelbar damit verwachsen ist, weht der Wind einfach weg.

       Zweite Erkenntnis:

      Was gehört direkt zu deiner Herausforderung?

      Ist es wichtig oder was ist völlig unwichtig? Wo ist der Nebenschauplatz. Weglassen!

       Definiere den Kern deiner anstehenden Aufgabe.

      Hach, jetzt ist mir schon leichter, so wie diesem Blatt hier, das vor mir her tanzt. Wie es geschnitten ist. Welch feine Maserung. Wie gleichmäßig es gezackt ist. Und wie bunt zugleich.

      Wenn ich um mich blicke, sehe ich, wie perfekt, wie reibungslos die Natur eingerichtet ist, wie unglaublich effektiv hier draußen alles einem großen Plan folgt.

      Dann weiß ich – und das ist Erkenntnis Nummer drei von meinem Lehrer, der Natur:

       Alles hat seine Zeit.

      Es findet sich alles. Alles ist schon da. Deine Kunden zum Beispiel. Du darfst nur noch die richtige Ansprache finden.

      Und dann rascheln meine Füße durch das Herbstlaub. Ach, wie freue ich mich darüber.

      Mein Kopf macht wieder, was er soll.

      Ich laufe weiter, erfreue mich an meiner Lösung, die ich gefunden habe, und daran, wie ich wachsen darf. Ich danke der Natur dafür, mein Lehrer zu sein.

      Es ist ein gutes Gefühl. So logisch und folgerichtig.

      Auch deshalb gehe ich – soweit es irgendwie möglich ist, mit meinen Kunden pilgern. In den Bergen, am Wasser oder auch in der Stadt. Ist nur wenig Zeit, dann tut es auch ein Stadtpark. Draußen sein! Bäume gucken. Eine andere Perspektive auf die eigene Stadt und das eigene Denken gewinnen.

      Wie bekommst du den Kopf schnell wieder frei?

      Was ist denn jetzt wirklich wichtig?

      Was gehört direkt zu deiner Herausforderung?

      Ist es wichtig oder was ist völlig unwichtig?

      Wo ist der Nebenschauplatz?

      Alles hat seine Zeit. Was hat jetzt Zeit?

       * Die Geschichte basiert auf einer Inspiration durch Jorge Bucay, der sie den Kreis der 99 nannte.

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