interessiert, dann schaut euch gerne auf YouTube Videos von Clemens Kuby an, lest eines seiner Bücher, wie „Mental Healing“ oder schaut euch auf seiner Website an clemenskuby.com.
Nun zurück zur Schulzeit. Ich begann in der 10 Klasse ständig Bauch- und Rückenbeschwerden zu machen und bekam irgendwann das bedrückende Gefühl, in diesem schlechten energetischen Zustand meinen Abschluss nicht zu schaffen. Daher beschloss ich, Ritalin zu nehmen – ein starkes Medikament, welches die Konzentration fördert und Menschen mit einer Impulskontrollstörung „ruhigstellt“. Um das Medikament zu bekommen, musste ich mich einem IQ- und einem Aufmerksamkeitstest unterziehen. Zu meinen Gunsten kam bei dem Test eine leichte Aufmerksamkeitsschwäche heraus, sodass ich die Tabletten nehmen durfte. Zunächst war die Wirkung klasse. Ich war super motiviert und konnte mich stundenlang hinter meine Schulaufgaben setzen. Mit dem Medikament erlangte ich erfolgreich meine Mittlere Reife.
Dann setzte ich das Medikament ab und flüchtete für ein Jahr ins Ausland zum Austausch. Zuerst für vier Monate nach Frankreich, wo ich einmal die Gastfamilie wechselte, weil ich in die eine Familie absolut nicht hineinpasste, danach für 6 Monate nach Australien. Dort habe ich die tollsten und entspanntesten Menschen kennengelernt. Ich sehne mich oft nach der australischen Lockerheit zurück, an der es in Deutschland oft fehlt.
Auch wenn es mir körperlich nach diesem Auslandsjahr nicht viel besser ging (und ich mir daher sicher war, dass meine Beschwerden nicht allein psychischer Herkunft waren), verschaffte mir das Auslandsjahr und die damit einhergehenden Sprachkenntnisse einen gewaltigen Vorteil in der Oberstufe. Ich wählte Englisch als Leistungskurs, für den ich mich minimal anstrengen musste, und Französisch als mündliches Prüfungsfach. Zwei Fächer, für die ich im Abitur quasi kaum lernen musste.
In der 11. Klasse begann ich das Medikament wieder einzunehmen. Ritalin, müsst ihr wissen, hat einen Haufen Nebenwirkungen; deshalb darf man es auf keinen Fall unbeobachtet nehmen. Zum Beispiel ist Ritalin appetitmindernd, wodurch ich innerhalb weniger Monate 15 Kilo abnahm. Das stellte für mich zunächst mal kein Problem dar, da ich im Ausland einige Kilos zugelegt hatte. Als mir allerdings auffiel, wie viel ich abgenommen hatte, und ich anfing, mir (schlank wie ich war) zu gefallen, begann ich das Medikament zu missbrauchen, um kein Hungergefühl mehr zu bekommen. Alles, was ich aß, landete schnurstracks wieder in der Toilette. Ich war krank. Ich war tablettenabhängig und bulemisch. Und als würde das nicht reichen, entwickelte ich psychotische Züge. Ich war depressiv, sogar selbstmordgefährdet. Ich wollte mit niemandem etwas zu tun haben und war innerlich total blockiert, sodass ich meine Klausuren eine nach der anderen versemmelte.
Am Ende des Schuljahres war ich nervlich so am Boden, dass ich mich in eine Klinik einweisen ließ. Ich erzählte nur meinen 3 engsten Freunden, warum ich vorerst nicht mehr zur Schule kam. Dieser Schachzug ließ so viel Spekulationsraum offen, dass, wie ich im Nachhinein erfuhr, die Gerüchteküche über mich nur so brodelte. Auf jeden Fall ging meine Idee – dass niemand von meinem Klinikaufenthalt wissen sollte, damit über mich nicht geredet wird – wohl deutlich nach hinten los. Es mag naiv gewesen sein, aber damals hielt ich es für das Beste. Heute weiß ich, es geht auch anders. Und auch wenn es unangenehm sein mag, aber diese Erfahrung lehrte mich solche Situationen in Zukunft offen zu kommunizieren. Ich sag’s euch, es gibt nichts Schlimmeres, als den fauligen Geruch einer Gerüchteküche auszuhalten oder sich im Nachhinein für irgendetwas zu erklären.
Wenige Wochen später, als ich mich mitten im Klinikalltag befand, erfuhr ich, dass ich wegen einer Chemieklausur, die ich mit ganzen 0 Punkten abgeschlossen hatte, eine Sonderrunde drehen sollte. Eigentlich hätte ich durch meine Krankheitsgeschichte rechtlich die Möglichkeit gehabt, mich einer Sammelprüfung zu unterziehen, in der der gesamte Chemiestoff der 11. Klasse abgefragt worden wäre. Meiner Schulleiterin hat es allerdings ganz und gar nicht in den Kram gepasst, dass ich den gesamten Notendurchschnitt eines Jahrganges runterzog, also verweigerte sie die Prüfungszulassung. Meine Mutter drehte kurz durch, setzte sich dann aber mit einer Schule in einem kleinen Dorf namens Radeberg bei Dresden – ja, genau dort, wo das Radeberger Bier herkommt – in Verbindung und organisierte mir dort einen Platz in der 12. Klasse. Auf diesen Schachzug hin stimmte meine Schulleiterin dem Test zu, sodass ich 2013 mein Abitur mit einem Schnitt von 2,9 abschließen konnte. Ich finde immer, es gibt eine ziemliche Ambivalenz zwischen meiner Intelligenz und meinen schulischen Leistungen. Mathe fand ich, ebenso wie zu viel Wodka, zum Kotzen. Genauso wie Naturwissenschaften und wenn mir jemand sagte, was ich zu einer bestimmten Zeit zu lernen und zu können habe. Das finde ich im Übrigen immer noch, und deshalb studiere ich auch nicht mehr ;) Keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Ich funktioniere am besten, wenn man mich in Ruhe wachsen lässt. Dann werde ich zur leistungsfähigsten Version meiner Selbst.
Gap Year
Seit meiner Zeit im Kindergarten war es mein innigster Wunsch, Schauspielerin zu werden. Spätestens als ich den Bibi-Blocksberg-Film mit Sidonie von Krosigk schaute, war ich fest entschlossen, irgendwann eine große Filmschauspielerin zu werden. Um meinem Berufswunsch, der Schauspielerei, näher zu kommen, hielt ich es für eine brillante Idee, nach meinem Abitur für ein Jahr in verschiedenen Theatern als Regiehospitantin zu arbeiten. Um es kurz zu erklären: Regiehospitanz bedeutet, du bist der Assistent vom Regieassistent. Der Regieassistent ist sozusagen das „Mädchen für alles“ und die rechte Hand des Regisseurs. Wenn der Regisseur mitten in einer Probe ruft, dass er gerne drei Profistripperinnen auf der Bühne hätte, dann rennt der „Regieassi“ los und telefoniert sich die Ohren wund, um drei Stripperinnen auf die Bühne zu bekommen. Er organisiert eben rund um das Geschehen.
Ich war dann also die Assistentin vom Mädchen für alles und rannte von Theaterwerkstatt zu Theaterwerkstatt, um Requisiten zu besorgen, kochte Kaffee, machte Notizen, legte Kostüme bereit und und und. Leider, muss ich sagen, brachte mich diese Erfahrung meinem Traum kein Stückchen näher. Im Gegenteil. Viele Schauspieler fand ich super eingebildet, die Regieassistenten machten Dauerstress und strahlten alles andere als Gelassenheit aus. Die Proben empfand ich als einschläfernd und mir gefiel der Ton nicht, der im Theater an den Tag gelegt wurde (um nur ein paar Dinge zu erwähnen, die mir schnell lästig wurden). Eins stand nach dieser Erfahrung jedenfalls fest: Theaterschauspiel, nein danke. Damit hatte ich aber gar kein Problem, denn diese Erkenntnis bekräftigte meine Vorliebe für die Arbeit vor der Kamera.
Schauspielschule
Ich versuchte, die Zeit während meines Gap Years dafür zu nutzen, um meinen Traum zu realisieren und an der Schauspielschule vorzusprechen. Ich war in vier verschiedenen Schauspielschulen in Deutschland und gab mein Bestes zu „Hamlet“ und „Endstation Sehnsucht“. Ich sang meine selbstgeschriebenen Lieder vor und und und. Aber leider genügte es nicht einmal, um irgendwo in die heiß ersehnte zweite Runde zu gelangen. So ein Frusterlebnis!
Auch mit der Kritik wusste ich nichts anzufangen. Es wurden Sätze gesagt wie: „Wenn man mit dir redet, dann bist du ganz weich, aber sobald du auf der Bühne stehst, wirst du ganz kalt“ oder „Also was du da machst, das ist weit entfernt von wahrer Schauspielerei, das ist wirklich nicht was für jeden!“ Hä? Was hatte das bitte zu bedeuten? Ich habe einige Jahre gebraucht, um zu verstehen, was mein Problem war. Ich war zu unvorbereitet und selbst nicht von dem überzeugt, was ich auf der Bühne getan habe und vielleicht hat den Dozenten auch meine energetische Ader nicht gepasst. Das hatte zum einen dazu geführt, dass ich mich so stark auf meinen Monolog konzentrierte, dass mein Gesicht total einfror, und zum anderen versuchte ich wahrscheinlich den Mangel an Selbstsicherheit mit einer übertreibenden Darstellung zu kompensieren.
Tja, ich glaube, inzwischen habe ich verstanden, was die Schule von mir wollte, aber nun will ich nicht mehr und dass ist auch gut so. Mein Weg geht ganz woanders lang.
Studium
Nach den verpatzten Versuchen, an einer Schauspielschule genommen zu werden, schrieb ich mich in Riesa, nahe Dresden, für ein duales Studium ein. Eventmanagement sollte es werden. „Klingt megacool!“, fand ich. Eine Freundin, die bereits dort studierte, berichtete mir davon. Vor allem von einer sehr schulischen Unterrichtsform. Das gefiel mir. Kleine Klassen und ein fester Stundenplan. Eigentlich war das Studium nur alibimäßig gedacht, um zwischendurch weiterhin in Schauspielschulen vorsprechen zu gehen. Aber ehe ich