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Foto: iStock
Elisabeth von der Pfalz vor Herforder Münster
Hexenkolk
Wiege
DES
FLUCHS
Ein Roman von
Thomas H. Huber
Verlag und Druck: tredition GmbH Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Cover-Grafik:
iStock 829164074
Fotos und Illustration:
iStock
Daniel Schneider, Bielefeld
Filmora 9
Thomas H. Huber
Lektorat/Korrektorat: Annchen Knick, Anja Huber
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn man mich nach meinem Heimatort fragt, sage ich immer ‚Heidelberg‘, obwohl ich schon seit vielen Jahren nicht mehr dort lebe. Meine älteren Gesprächspartner antworten dann oft mit dem Liedtext: „Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren“. Und darauf folgt in der Regel die vorwurfsvolle Frage: „Wie kann man von dort nur wegziehen?“
Hierauf fallen mir nur zwei Antworten ein: „Ich habe mein Herz in Herford verloren“ und, „Heidelberg hat ein Schloss, Herford hat Elisabeth von der Pfalz, die in diesem Schloss das Licht der Welt erblickte“.
In Wirklichkeit sind die beiden Städte so stark miteinander verwoben, dass es im Grunde genommen vollkommen egal ist, in welcher man lebt.
Mich wundert es nur, dass hier bislang keine Städtepartnerschaft zustande gekommen ist.
Herford hat, nebenbei bemerkt, allerdings noch viel mehr zu bieten, worüber der bescheidene Ostwestfale natürlich nicht spricht. Deshalb dachte ich mir, es wäre an der Zeit, über genau diese Schätze der Geschichte, eine Geschichte zu erzählen.
Darin spielen drei Städte eine wichtige Rolle: Die Hansestadt Herford, Heidelberg und New York, wovon ich die Verknüpfung der ersten beiden bereits erläutert habe.
Um zu verstehen, was New York damit zu tun hat, muss man sich über folgendes klar werden. New York ist für die einen die schönste Stadt der Welt, und für die anderen die Hölle auf Erden. Aber für beide ist sie ein Ort mit ein und derselben Vergangenheit: Das alte Europa ließ sich hier einst nieder, mit all seinen glamourösen Ausschweifungen, genau wie seinen abgrundtiefen Niederungen. Hier wollte man eine neue und friedliche Welt erschaffen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die Vergangenheit in den Zellen eines jedes einzelnen Siedlers gespeichert war, und somit zu einem Teil dieser neuen Welt wurde. Die Geschichte zeigt die Grausamkeiten des späten Mittelalters im gleichen Maße, wie die Brutalitäten der Neuzeit. Sex, Gewalt, und eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes sind ebenso Bestandteil, wie Hoffnung, Trost und Zuversicht. Wie der Titel des Buches schon verrät, handelt es von vermeintlichen Hexen und Flüchen, aber es lässt uns auch den Wahnsinn eines über Jahrtausende währenden Patriarchats erkennen, in dessen Schatten wir noch heute leben. Die historischen Eckdaten sind durch gewissenhafte Recherchen belegt, die Handlung entspricht natürlich der Phantasie. Einige Namensähnlichkeiten sind gewollt, andere rein zufällig. Vieles darin ist wahr, anderes könnte vielleicht wahr sein. Doch eines ist sicher: Wir dürfen niemals aufhören an die Liebe und die Menschlichkeit zu glauben.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Schauder auf Ihrer Reise durch die Zeit.
Thomas H. Huber
Hinweis für die Historiker unter den Lesern: Wenn ich Personen oder Ereignisse aus dem 17. Jahrhundert beschreibe, spreche ich vom Mittelalter, da man sich als Leser die damals vorherrschenden Zustände besser vorstellen kann, als unter dem Begriff „frühe Neuzeit“.
Mittelalter: zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert Neuzeit: von 1500 bis heute
(Nur für Leser ab 18 Jahren geeignet)
PROLOG
Sind Träume das Ergebnis komplizierter, biochemischer Prozesse, die unbewusst in unserem Gehirn ablaufen? Oder sind sie die Boten von Flüchen?
Manche Urvölker sagen, der Traum wäre die eigentliche Realität, und der Zustand, den wir als Leben bezeichnen, sei in Wahrheit der Traum. Andere wiederum glauben, dass die Welt um uns herum das Ergebnis karmischer Ereignisse ist, wonach jedes Individuum seine eigene Realität kreiert. Die modernen Wissenschaften halten diese Gedanken natürlich für Unsinn, die meisten Religionen behaupten hingegen, Glaube versetzt Berge.
Demnach gibt es also nur Schwarz oder Weiß. Einigen wir uns aber darauf, dass auch hier die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, müssen wir das Wort „oder“ durch das Bindewort „und“ ersetzen, damit wir ein nettes, unparteiisches Grau erhalten. Genau dieses neutrale Grau bietet uns nun grenzenlose Möglichkeiten, ungehindert nach links und rechts, nach oben und unten, vor und zurück zu schauen.
Jetzt können wir uns sogar die Frage stellen, ob unser Leben und unsere Taten, vielleicht von einem Fluch beeinflusst werden, der lange vor unserer Zeit ausgesprochen wurde.
Die Angst vor Hexen und Flüchen ist schließlich so alt wie die Menschheit selbst, weshalb man es nicht für unmöglich halten kann, dass Flüche von Generation zu Generation weitergereicht wurden und bis in die heutige Zeit ihre Wirkung zeigen. Bereits die vorchristlichen Germanen fürchteten sich vor den sogenannten Schadenszauberern, die sie für starke Stürme, den frühzeitigen Tod eines geliebten Familienmitgliedes, verlorene Schlachten und sonstige Katastrophen verantwortlich machten. Auch wenn die polytheistischen Germanen Andersgläubige durchaus duldeten, ohne sie wegen ihrer Gesinnung gleich zu töten, hielten sie es jedoch für angemessen, im Falle eines Schadenzaubers eine Ausnahme zu machen. Im späten Mittelalter, lange nach dem das Germanische Reich aufhörte zu existieren, übernahm die Heilige Inquisition die Verfolgung der Erben dieser Schadenszauberer, und bezeichnete sie fortan als Hexen. In ihren Anfängen war die Inquisition ein Instrument der Römisch-Katholischen Kirche, zur Aufspürung und Bekehrung von Ketzern, woraus sich allerdings schnell die bekannte Hexenjagd entwickelt hatte, die bis in die Neuzeit reichte.
Wer heutzutage denkt, dass die Hexenjagd längst vorbei sei, täuscht sich jedoch gewaltig. Denn auch in unserer Zeit werden noch immer Millionen von Frauen misshandelt, verfolgt und ihrer Freiheit beraubt. Könnte man es ihnen deshalb verübeln, wenn sie ihre männlichen Peiniger verfluchten? In Anbetracht dieses Wissens ist der Rückschluss, dass selbst mittelalterliche Flüche bis heute ihre Wirkung zeigen könnten, durchaus gerechtfertigt.
Mal angenommen, ein Traum wäre tatsächlich der Überbringer eines Fluchs, wäre es dann nicht möglich, dass der Bote selbst zum Fluch wird?
Wenn der Träumende glaubt, sein Traum könnte wahr werden, wird die Botschaft dann nicht zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung? Wer hat nicht schon einmal von etwas geträumt, dass dann tatsächlich zur Realität geworden ist?
Aber warum werden manche Träume wahr und andere nicht? Liegt es vielleicht daran, wie stark sie uns emotional berühren, oder einfach nur an der Absicht desjenigen, der den Traum auf seine Reise durchs Universum geschickt hat?
Vermutlich werden wir dies nie erfahren.
Orte und Zeiten der Handlung
KAPITEL 1
HANSESTADT-HERFORD, DEUTSCHLAND GEGENWART