fragen, was mit ihm geschehen war, aber sie konnte nur noch unverständliche Laute hervorbringen. Blut lief ihr die Kehle hinunter und der Schmerz legte sich wie ein schwerer, bleierner Schleier über ihren Geist. Tränen vernebelten ihre Sicht und sie sank erneut bewusstlos zu Boden.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie über der Schulter des Mannes, der ihr diese Pein zuteilwerden ließ. Wenn sie sich nicht täuschte, befanden sie sich kurz vor dem Haus der Stadträte. Dann ging es ein paar Stufen hinauf, bevor er sie von der Schulter rutschen ließ und sie auf den Boden krachte. Mit von Schmerzen umnebeltem Verstand vernahm sie, dass das Wesen in Konstantins Gestalt offenbar genau wusste, was es wollte. Es sprach mit einem Mann, der eine farbenprächtige Robe trug, wie Magdalena sie von den Inquisitoren kannte. Nein, nicht alle waren so gekleidet, die meisten trugen schwarze Talare, nur der Oberste des Tribunals kleidete sich derart prunkvoll. „Was habt Ihr zu berichten, werter Bruder?“ hallte die Stimme des Inquisitors durch die Eingangshalle. „Eure Eminenz, ich befand mich in der Kirche am Stiftberg, um dort für Ordnung zu sorgen, als sie plötzlich auftauchte und wirre Dinge sagte, teuflische Dinge, wenn Ihr versteht, was ich meine“. Der Inquisitor beäugte den Mann im Priestergewand skeptisch. „Seid Ihr nicht der, der gegen den Zölibat verstoßen hat? Soweit ich weiß, ist dies Euer Weib. Erklärt mir das näher“ Noah, der den Seelentransfer in seine neue Hülle noch nicht vollkommen abgeschlossen hatte, suchte im Gedächtnis seines Wirts nach einer passenden Antwort, fand aber nichts, was den Verdacht hätte entkräften können. Deshalb antwortete er: „Ja, Eure Eminenz, ja, aber nachdem was heute passiert ist weiß ich, dass sie es war, die meinen Verstand getrübt hat. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, gegen Gottes Gebot zu verstoßen“. „Hm, gut, mein Sohn, erkläre er mir, was heute geschehen ist“. Magdalena, die mittlerweile ahnte, worauf das Gespräch hinauslaufen würde, rappelte sich auf, und versuchte etwas zu sagen, doch ihre verstümmelte Zunge verhinderte das erfolgreich. Über ihre Lippen kam nur ein Grunzen, ihr Kleid war mit ihrem Blut besudelt, und das Haar hing wirr über ihrem schmerzverzerrten Gesicht. Als sie bemerkte, dass der Inquisitor ihr keine Aufmerksamkeit schenkte, sondern sie stattdessen angewidert ansah, mobilisierte sie all ihre Kräfte und ging auf ihn los. Doch der wich zurück und rief: „Wache, Wache! Nehmt diese Frau in Gewahrsam, sofort“. Nachdem man sie in einen Kerker gebracht hatte, wollte der Oberste Inquisitor von dem Priester sämtliche Einzelheiten des Zwischenfalls erfahren. Noah sagte ihm, dass Magdalena zu ihm in die Kirche gekommen sei und kurz darauf in einer fremden Sprache zu ihm sprach. „Ich wusste nicht, was sie von mir wollte. Doch dann schlug und trat sie auf mich ein, und ich hatte alle Mühe, sie mir vom Leib zu halten. Sie entwickelte dabei unmenschliche Kräfte, Eure Eminenz. Als ich ihr sagte, sie solle von mir weichen, streckte sie ihre Zunge ganz weit aus dem Mund. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich trat einen Schritt zurück, damit sie mich nicht erreichen konnte. Wie eine Schlange züngelte sie durch die Luft. Und dann tat sie es, sie biss sich ihre eigene Zunge ab und spuckte sie danach auf den geweihten Boden der Kirche“. Er machte eine dramatische Pause und täuschte eine tiefe Betroffenheit vor. „Sagt, Priester Alba, was war das für eine Sprache, die das Weib benutzte?“ „Das weiß ich nicht, Eure Eminenz. Ich kann nur sagen, dass ihre Worte dämonisch klangen“.
An der Reaktion des Inquisitors erkannte Noah, dass seine Geschichte gut und schlüssig war. Nur eine Stunde später stellte man am Kolk fest, dass Magdalena in der Tat eine von Satan besessene Hexe war, und der Priester somit die Wahrheit gesprochen hatte. Aus Sicht des Klerus hatten ihre Hexenkräfte dafür gesorgt, dass sie die Wasserprobe überlebte, doch gegen die Flammen des Scheiterhaufens konnten selbst diese nichts ausrichten.
Zufrieden ging Noah am Abend in seine neue, spartanische Unterkunft in der Radewig und schmiedete Zukunftspläne.
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