noch keinen Führerschein besaß, beschlossen wir, dass sie einen Führerschein erwerben sollte, um unabhängiger zu sein. Ich konnte mit meinem deutschen Führerschein in den USA problemlos fahren, sodass es für mich keine Eile gab. Um meine Frau zu unterstützen, ging ich mit ihr zu einer Stelle, wo wir Theorie lernen konnten. Die theoretische Prüfung bestanden wir auch beide auf Anhieb. Anschließend ging es mit dem eigenen Wagen zur kurzen Fahrprüfung, die eigentlich kinderleicht war, wir es aber schafften, beide durchzufallen, und das, obwohl ich damals schon so an die
300.0 km auf dem Buckel hatte.
Wir haben die Wiederholung dann erst mal vor uns hergeschoben, da meine Frau mit den Kollegenfrauen einkaufen konnte und unser Sohn zum Kindergarten mit dem Schulbus abgeholt und wieder gebracht wurde.
Den Führerschein machten wir dann später beide nach unserem Umzug nach New Orleans.
Da meine Frau autotechnisch versorgt war, holte ich meine beiden in der Nähe wohnenden Kollegen morgens mit dem Auto ab. Wir fuhren zum Bahnhof White Plains, parkten mein Auto dort und fuhren dann mit dem Zug zum Grand Central in Manhattan und mit der U-Bahn zu unserem Büro im One Penn Plaza.
Kapitel 11. Haus und Umgebung
Wir hatten in Deutschland eine große, sehr schöne Mietwohnung gehabt, als wir nach NY gingen, die auch voll eingerichtet von uns gehalten wurde.
Als wir das Haus in den USA, dass ich bereits ausgesucht hatte, erstmalig gemeinsam mit meiner Familie betraten, um das endgültige „Ja“ von Rita zu erhalten, liefen ein bisschen die Tränen, so überwältigt war Rita von dem großzügigen und großen Haus in Splitlevel-Bauweise. Im Eingang war die große geschlossene Garderobe mit Findlingen abgemauert (die Findlinge waren jedoch bei genauerer Prüfung aus Kunststoff).
Im hinteren Teil war der Family Room, mit großer Bar und Billardtisch. Inzwischen waren diverse Kollegen aus Deutschland befristet im Projekt tätig und die Wochenenden wollten gestaltet sein. Hinzu kam, dass deren Frauen teilweise zu Besuch kamen, so dass an vielen Wochenenden Partys mit Billardturnieren angesagt waren.
Mehrere Stufen hoch kam der offene Wohn-Ess- und Küchenbereich mit voll eingerichteter Holzküche, selbstverständlich mit Geschirrspüler, der zur damaligen Zeit für uns in Deutschland noch etwas Utopisches war.
Da in Amerika in guten Wohngegenden keine Wäsche außerhalb des Hauses aufgehängt wurde, war selbstverständlich auch ein Wäschetrockner im Haus.
Weitere Stufen hoch dann der Schlafbereich mit zwei Bädern und drei Schlafzimmern, alles groß und großzügig.
Da unser Grundstück an einem Hang lag, hatten wir über ein elektrisch fernbedienbares Tor Zugang zu einer Doppelgarage unter dem Wohnzimmer, mit direktem Zugang zum Wohnbereich.
Das Grundstück selbst hatte wohl ca. 1500 m2.
Der Stonewall Circle, so hieß unsere Straße, war ein Ring mit zwei Ausgängen und viel Gefälle drin. Alles in allem hatten wir den Eindruck, wir würden jetzt wie Hollywood-Stars wohnen.
Nach und nach war unser Haus mit dem Gröbsten eingerichtet, wobei der Zukauf diverser Kleinteile eigentlich nie aufhörte. Die Einkaufsmöglichkeiten und die Garage Sales waren für uns Deutsche damals einfach überwältigend in den USA, so dass auch viel Tand gekauft wurde, der danach auch oft im Mülleimer wieder entsorgt wurde.
Im Herbst begann sich das Laub zu verfärben, was typisch für die nördliche USA / Kanada ist, es begann der Indian Summer in einer Vielfalt und Pracht, wie wir das von Deutschland nicht kennen.
Es sind die Ahornbäume, die in einem prachtvollen Gelb und Rot leuchteten. Wir genossen diese Farbenpracht für eine kurze Zeit, denn dann begann das Laub von den Bäumen zu fallen und da wir auf dem großen Grundstück einige von diesen wunderschönen großen Ahornbäumen hatten, war die Menge an Laub beträchtlich.
Wir besorgten uns mehrere Rechen aus dem Supermarkt und eine große Packung von Kunststoffsäcken, um unsere Pracht, die inzwischen überwiegend auf unserem Rasen lag, zusammenzukehren und einzusacken. Es war eine Fleißarbeit, die sich über mehrere Wochenenden hinzog.
Unser kleiner Sohn war dabei auch nicht unbedingt die große Hilfe und zerteilte bei seinem Bemühen, uns zu helfen, so manchen Laubhaufen wieder. Am Ende hatten wir eine beträchtliche Anzahl von großen blauen Säcken an der Straße, die dann vom Stadtreinigungsdienst abgeholt wurden. Seit dieser Zeit hatten wir ein gestörtes Verhältnis zu Laub.
Nach dem Herbst mit seinen Unmengen an Laub hielt dann langsam der Winter Einzug. Das sei vorweggenommen – die Winterbedingungen in NY sind traumhaft schön, wenn man gerne Schnee schaufelt und nicht aus dem Haus zur Arbeit muss. Wir hatten durchgängig 3 Monate weiße Landschaft und jeden Tag Minustemperaturen mit blauem Himmel.
Ähnlich wie bei den Laubmassen verhielt es sich mit dem Schnee, es gab Unmengen davon und ich lernte erstmals kennen, was ein Blizzard ist. Da wir in Norddeutschland ja nicht gerade an viel Schnee gewöhnt sind, hat es uns umgehauen, wie viel Schnee hier in wenigen Stunden fallen kann.
Auf dem Rasen hinter dem Haus hat uns der Schnee ja nicht weiter gestört, aber vor dem Haus, insbesondere vor unserer endlos breiten Doppelgarage, war Schneeräumen zwangsweise angesagt, da wir einkaufen mussten, insbesondere aber jeden Tag mit dem Auto zum Bahnhof mussten.
Wir hatten ja Gott sei Dank schon einen Schneeschieber im September im Garage Sale gekauft, der uns jetzt zugutekam. Ich schaufelte Schnee, bis mir der ganze Körper weh tat und ich gefühlt Liter an Schweiß verloren hatte.
Mein Sohn und ich nutzten den vielen Schnee, um uns einen großen Iglu zu bauen, in dem ich sogar aufrecht stehen konnte. Meine Frau hatte Punch bereitet und wir saßen im Iglu, warm angezogen, gemütlich beisammen und schwärmten von der schönen Umgebung hier. Von den Strapazen des Schneeschaufelns war keine Rede mehr.
Der viele Schnee war natürlich Anlass, über Rodeln nachzudenken, zumal neben dem vielen wunderbaren Pulverschnee auch die gesamte Umgebung hügelig bis bergig war. So schenkten wir unserem Sohn zu Weihnachten einen tollen Bobschlitten.
An den Wochenenden rodelten wir dann immer ausgiebig. Mein vierjähriger Sohn fand es immer toll, wenn ich beim Rodeln bäuchlings auf dem Schlitten lag und er auf mir sitzen konnte und wir dann die Abhänge runtergedüst sind.
Bei einem dieser Rodelfahrten hatten wir wohl zu viel Tempo drauf und unglücklicherweise einen starken Absatz auf der Piste – es krachte und der schöne Rennrodelschlitten war zerbrochen. Es kam zwar keiner von uns beiden zu Schaden, aber der Schlitten war hin und mein Sohn natürlich untröstlich, so dass die Tränen nur so liefen.
Irgendwann konnte ich ihn dann beruhigen, indem ich ihm versprach, umgehend einen neuen, mindestens genau so schönen und schnellen Schlitten wieder zu kaufen, was ich natürlich umgehend tat.
Aufgrund der permanenten Frosttemperaturen waren auch bald alle Gewässer der Umgebung zugefroren und sicher begehbar. Dieser Zustand hat bei meiner Frau und mir die alte Liebe zum Schlittschuhlaufen geweckt. Da wir schon Schlittschuhe hatten, wollten wir unserem Sohn diesen tollen Freizeitsport auch beibringen.
Wir kauften ihm also auch Schlittschuhe und nach kurzer Zeit und einigen Stürzen konnte er auch schon ganz passabel laufen, so dass wir neben dem Rodeln nun eine weitere Freizeitbeschäftigung hatten, die wir eben auch zusammen tätigen konnten.
So erlebten wir einen wunderschönen Winter in NY.
Der Schnee fiel natürlich nicht nur dort, wo wir ihn gerne hatten, und eben auch nicht immer zu einer Zeit, zu der es einem gerade genehm war, sondern eben auch dann, wenn wir ins Büro nach NY mussten. An einem dieser wunderbaren Wintertage – er begann mit leichtem Schneefall, als wir unsere Häuser verließen – verwandelte sich der leichte Schneefall während unserer
Zugfahrt nach NY in einen Blizzard. Wir konnten mit jedem Kilometer, den wir uns NY näherten, die Schneemassen sehen, die bereits gefallen waren und noch mit unverminderter Wucht weiter fielen.
Die Nachrichten, die wir unterwegs vom Zugpersonal bekamen, wiesen auf extreme Verkehrsprobleme hin. In NY war der Verkehr