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WIE SICH DIE NAHRUNGSAUFNAHME ENTWICKELT
Den Beginn der Nahrungsaufnahme verbinden wir häufig mit der Einführung von Beikost beim Baby; allerdings setzt diese schon viel früher beim Fötus im Bauch der Mutter ein: Vom Tag unserer Zeugung an bereiten wir uns also aufs Essen vor. Wenn alles glattläuft, können wir uns von unserem allerersten Lebenstag an mit etwas Unterstützung, aber auf jeden Fall selbstständig, aus der mütterlichen Brust ernähren. Später können wir an den Familienmahlzeiten teilnehmen und uns noch ein paar Jahre danach das Essen selbst beschaffen. Soweit die Theorie.
ESSEN? NICHT SO EINFACH
Allerdings kann der Weg dorthin mit einigen sehr wesentlichen Hindernissen gepflastert sein. An irgendeinem Punkt in der Entwicklung des Säuglings kann die Nahrungsaufnahme dann aus den unterschiedlichsten Gründen nicht so reibungslos ablaufen wie im Normalfall. Tatsächlich treten gar nicht mal so selten Besonderheiten auf, die den Prozess einer ungestörten und vor allem freudvollen Nahrungsaufnahme des Kindes empfindlich oder sogar auf Dauer stören können.
»Viele Störfaktoren beim Essen sind vermeidbar, einige nicht.«
Und die allermeisten beeinflussen das Essverhalten glücklicherweise auch nicht dauerhaft. Noch weniger stellen eine körperliche, gesundheitliche Bedrohung dar.
IN MAMAS BAUCH
Am Anfang unseres Lebens stehen Befruchtung und Empfängnis. Mit der Einnistung dieser Zelle in die Gebärmutter beginnt die Schwangerschaft. Der Embryo teilt und spezialisiert sich nun immer weiter und nach nur drei Wochen setzt sein Herzschlag ein. Relativ schnell bilden sich weitere Organe aus und bereits in der 19. Schwangerschaftswoche fängt das Baby an, seinen Mund zu öffnen und Fruchtwasser zu schlucken. Das winzige Verdauungssystem nimmt seine Arbeit auf und auch die Geschmacksknospen im Mund entwickeln sich jetzt: Die Nahrungsaufnahme hat begonnen.
Schon im Mutterleib können Babys unterschiedliche Geschmäcker kennenlernen.
Mmmh, lecker!
Das Baby »isst«. Und das Baby schmeckt. Im Lauf der Zeit kann es im Fruchtwasser immer mehr Geschmacksrichtungen wahrnehmen, die wiederum durch die Ernährung der Mutter beeinflusst werden. In den letzten Schwangerschaftswochen nimmt es ganze 400 Milliliter Fruchtwasser täglich zu sich. Allerdings scheidet das Baby diese beträchtliche Menge nicht komplett über die Harnwege aus. Der Löwenanteil wird bereits im Darm aufgenommen und später über die Plazenta, die mit dem mütterlichen Blutkreislauf verbunden ist, ausgeschieden. In dem Maß, wie sich die Nieren des Babys weiterentwickeln, wird auch immer mehr Urin ins Fruchtwasser entleert, allerdings müssen wir uns nicht vorstellen, dass das Ungeborene in seinem Pipi schwimmt. Die Plazenta übernimmt nach wie vor den Hauptteil. Der kindliche Urin ist wenig konzentriert und das Fruchtwasser wird ständig vom Körper erneuert.
ESSEN WILL GELERNT SEIN
Heute vermuten wir, dass das Schlucken von Fruchtwasser im Mutterleib mehreren, wichtigen Zielen dient: Das ungeborene Baby nutzt den Bauch als eine Art Trainingslager. Denn direkt nach der Geburt wird ein überaus komplexes Zusammenspiel von Muskeln notwendig sein, um an der Brust anzudocken und einen guten Milchtransfer zu erzielen. Diese Muskeln müssen trainiert werden.
Lange nahm man an, dass das Fruchtwasser vollkommen steril wäre. Seit einigen Jahren wissen wir aber, dass die mikrobielle Besiedelung des Darms bereits im Mutterleib beginnt. Diese Flora besteht vor allem aus verschiedensten Bakterien, die für uns Menschen lebensnotwendig sind. Das sogenannte Mikrobiom ist heute noch nicht ausreichend verstanden. Wir wissen allerdings, dass die Art und Weise, wie es sich ausbildet und besiedelt wird, wahrscheinlich lebenslange Auswirkungen auf uns hat. Wir sehen also: Schon in Mamas Bauch bedeutet die Nahrungsaufnahme für ein Baby mehr als eine reine Versorgung mit Energie und Nährstoffen.
FRISCH GESCHLÜPFT
Das Baby ist da – endlich! Vor einigen Jahrzehnten dachte man, dass für eine gesunde Ernährung nach der Geburt bestimmte Körperhaltungen, spezielle Zeitabstände oder genau vorberechnete Nahrungsmengen nötig wären, um einem Säugling einen guten Stillstart zu ermöglichen. Heute wissen wir, dass bei einem reif geborenen, gesunden Kind nichts davon notwendig ist und dass sie die Stillbeziehung von Mutter und Kind sogar nachhaltig schädigen können.
Die Notwendigkeit, eine bestimmte Stillposition einzunehmen und das Baby dabei in eine vordefinierte Haltung zu manipulieren, besteht in aller Regel nicht. Wenn wir von einer normalen Geburt ausgehen, findet ein gesundes Baby seinen Weg zur Brust und die günstigste Stillposition selbst am besten: Sitzt die Mutter bequem zurückgelehnt mit erhöhtem oder leicht erhöhtem Oberkörper, so setzt der unmittelbare Haut-zu-Haut-Kontakt ein Zusammenspiel aus Reflexen und Reaktionen frei: Das Baby findet selbst zur Brust und beginnt eigenständig zu trinken.
Im Brustkrabbelgang
Dieser Vorgang wird auch als »breast-crawl« bezeichnet – zu Deutsch: »Brustkrabbelgang« – als zurückgelehntes oder babygeleitetes Stillen. Auch wenn direkt nach der Geburt nicht die Möglichkeit bestand, das erste Stillen babygeleitet zu gestalten, können Mutter und Kind diese Erfahrung jederzeit nachholen. Babygeleitetes Stillen ist auch später eine wunderbare Möglichkeit, dass der Säugling Gegebenheiten wie einen starken Milchspendereflex oder eine besondere Brustwarzenform selbst ausgleichen kann.
Anleitung zum Abstillen
Auch von strikt vorgegebenen Stillabständen wissen wir heute, dass sie ein wesentlicher Baustein zum frühen Abstillen sind. Egal, ob drakonische Vier-Stunden-Abstände oder die etwas modernere Varianten von ein bis zwei Stunden und nicht mehr als soundso viele Stillmahlzeiten täglich: Es gibt keinen physiologischen Grund, dem Kind die Brust vorzuenthalten oder das Stillen hinauszuzögern. Und ja, falls ein Baby jeden Tag viele, viele Stunden an der Brust verbringt, kann das tatsächlich auf Probleme hindeuten. Dabei geht es aber um die Gesamtverweildauer und nicht um die Häufigkeit der Mahlzeiten.
Bei Stillkindern können wir darüber hinaus in regelmäßigen Abständen »Clusterfeeding« erwarten. Dann wird zu bestimmten Tageszeiten oder auch in besonderen Phasen über einen gewissen Zeitraum hinweg besonders viel gestillt. Entweder, weil sich das Baby einen guten Vorrat für den Schlaf anfuttern möchte, um vielleicht bald nachts seltener wach zu werden, oder, weil es die Milchmenge der mütterlichen Brust steigern will, da es für seine aktuelle Entwicklungsphase mehr Kalorien gebrauchen kann.
FÜTTERN MIT FLASCHE
Glücklicherweise steht Familien, die nicht stillen möchten, können oder dürfen, heute, im Gegensatz zu früher, industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung in einer hochwertigen Qualität zur Verfügung. Sie sorgt auch für ein gutes Gedeihen Ihres Babys.
Die Gabe von Säuglingsanfangsnahrung der Kategorie sogenannter Pre, die noch am stärksten angepasst ist, kann und sollte natürlich ebenfalls babygeleitet erfolgen: Auch die Flasche wird also nach Bedarf gegeben.
Außerdem wird die Flasche nicht von irgendjemandem verabreicht, sondern immer von einer vertrauten Bezugsperson. Nur, weil nicht gestillt wird, ist die Nahrungsaufnahme immer ein Prozess, der von Nähe, Intimität und Vertrauen geprägt sein sollte. Flaschenernährte Babys haben keine Lust, herumgereicht zu werden wie ein Wanderpokal.
Eine Flasche ist ein Brustersatz und wird, genauso wenig wie eine Brustwarze, in das Mündchen hineingestopft, sondern das Baby darf aktiv den Sauger umschließen. Bei Säuglingsanfangsnahrung, die als »Pre« ausgewiesen ist, ist bei gesunden Kindern keine Mengenbeschränkung nötig. Es hat sich sehr bewährt, kleine Portionen anzumischen und bei Bedarf noch etwas nachzubereiten.