Helmut Tack

Drei Wanderer


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Sonne stand schon recht hoch und stach in die Augen, aber ich konnte erkennen, dass man gerade einen Sarg in die Erde senkte. Da ich nun mal da war und auch nicht ungesehen verschwinden konnte, stellte ich mich zu der Trauergemeinde. Der Pfarrer sprach salbungsvolle Worte, aus denen man einiges heraushören konnte. Beim Vaterunser sprach er die Worte und vergib uns unsere Schuld besonders laut, was die Anwesenden unwillkürlich nicken ließ. Nachdem der Sarg in die Grube gesenkt war, trat einer nach dem anderen vor, warf Erde in die Grube.» Er wies in die Tiefe des Raumes.

      «Die ganze Zeit war mir ein etwas abseitsstehendes, nicht in diesen Rahmen passendes Paar aufgefallen. Sie waren etwa Mitte siebzig und dezent gekleidet. Ihre Gesichter vermittelten den Eindruck, dass sie das alles hatten kommen sehen und dies hier nur die unausweichliche Folge war. Die Frau hielt einen beigen Gegenstand in der Hand und versuchte die ganze Zeit, ihn zu verbergen. Als alle Trauergäste am Grab waren, löste sie sich von ihrem Begleiter und trat an das Grab. Man hörte ihren Begleiter rufen: Tu es nicht. Doch sie ließ sich nicht beirren.

      Alle starrten in ihre Richtung, als sie das Päckchen auseinanderfaltete. Es war ein beigefarbenes Kleid. Mitten auf dem Kleid prangte wie eine Anklage ein tiefroter Fleck. Sie warf das Kleid in die Grube, drehte sich um und ging. Keiner der Anwesenden machte den Versuch, sie aufzuhalten oder das Kleid aus dem Grab zu holen. Die Trauergemeinde verlief sich, und das Grab wurde in aller Eile geschlossen. Nur der Geistliche blieb und mir schien, er betete.

      Mein Interesse war geweckt. Ich wollte wissen, was es mit dem Kleid auf sich hatte, wer diese beiden Alten waren und was sie mit dem Verstorbenen zu tun hatten. Ich ging zu dem Pfarrer hin und fragte ihn.

      «Entschuldigen Sie, Herr Pfarrer, aber ich wurde versehentlich Zeuge dessen, was hier gerade passiert ist. Was hatte das zu bedeuten?»

      Der Geistliche sah mich verstört an.

      «Tja, was hier ablief?», fragte er mit ruhiger Stimme. «Ich darf es Ihnen nicht erzählen, Sie wissen ja.» Er zeigte erst auf seinen Mund und dann zum Himmel.

      Ich tat alles, um ihn zu überreden. Nach kurzer Zeit hatte ich den Eindruck, es sei mir gelungen, denn er schlug vor, doch besser zu ihm zu gehen. Als wir im Pfarrhaus angekommen waren, ließ der Pfarrer uns einen Kaffee bereiten. Ich trank ihn nach dieser Nacht mit Genuss.

      «Dieser junge Mann», begann der Gottesmann ohne Übergang, «dieser junge Mann hat sich das Leben genommen. Er war gesund, strotzte vor Gesundheit. Und doch hatte sich etwas in sein Hirn gepflanzt. Ein solches Leiden ist wohl auch Ihnen bekannt. Es ist die Gewissheit unerwiderter, ausgenutzter Liebe.

      Pit war sein Name und er wurde von seinen Eltern wahrhaft geliebt. Diese Liebe war so groß, dass sie ihm alles verzieh, ihn in der ständigen Gewissheit beließ, dass seine Eltern zu ihm standen.

      Nun könnte man glauben, dieser Pit sei mit seinen dreiundzwanzig Jahren reif genug gewesen, dass er über die Bedeutung dieses Gefühls Bescheid wusste. Doch genau das war er nicht. Er nutzte jede Gelegenheit, um sich an den unterhaltsamen Seiten des Lebens zu erfreuen, ohne die anstrengenden, auch nur zu erwägen. Er war das, was man einen Luftikus nennt. Zumindest, bis er Cécile kennenlernte.

      Von da an war er wie ausgewechselt. Alles in ihm drängte danach, sie wiederzusehen, im Arm zu halten. Sie glücklich zu machen. Cécile spielte mit ihm. Wie damals.» Hier stockte der Geistliche, versuchte einen Augenblick lang, sich zu sammeln.

      «Was das heißen soll, dieses damals. Nun, Sie werden es erfahren. Ich werde es Ihnen erzählen, denn auch ein Geistlicher braucht irgendwann einen Menschen, dem er sich anvertrauen kann.»

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