Uwe Geier

Freude am Sparen


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Slogan, den die Werbeagentur Jung von Matt für die Elektrohandelskette Saturn vor mittlerweile fast zwanzig Jahren kreiert hat, ist auf eine gewisse Art genial: Immerhin hat sie ihren Platz in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden, und er hat sich über Deutschlands, Österreichs und Schweizer Grenzen hinaus etabliert. In Abwandlungen findet er sich sogar in den Niederlanden, Belgien, Spanien und Frankreich wieder. Chapeau für diesen Marketing-Coup! Wobei eins auch klar ist: Die beiden Inhaber der Werbeagentur haben mit dem Slogan Millionen verdient und stehen definitiv nicht im Verdacht, selbst geizig zu sein, ganz im Gegenteil.

      Wissen Sie, was ich finde? Geiz ist überhaupt nicht geil, sondern eher unsympathisch. Denn was steckt hinter diesem Satz? Am besten ist es, jeder bekommt alles umsonst oder zumindest stark rabattiert? Und lebt somit immer auf Kosten anderer? Das ist eine sehr eindimensionale Perspektive, denn gute Leistung - und die wollen wir ja am liebsten haben – hat natürlich ihren Preis. Sie bekommen nirgendwo viel Leistung für wenig Geld. Natürlich soll diese auch nicht überteuert sein, sondern preiswert im Wortsinn von „den Preis wert sein“. Und das kostet in aller Regel etwas, denn ein gutes Produkt oder eine umfangreiche Beratung oder Dienstleistung entstehen nicht von heute auf morgen. Häufig stecken jahrelange Entwicklungen und Tests dahinter. Guter Service hat seinen Preis, das weiß besonders der zu schätzen, der schon einmal in der Telefon-Service-Hotline 20 Minuten oder länger hin und her verbunden wurde, um dann am Ende sein Problem doch nicht gelöst zu bekommen, oder ein Unternehmen hat große Beträge in die Ausbildung seiner Mitarbeiter gesteckt – zum Wohl und Nutzen der Kunden.

      Was auf den ersten Blick nichts kostet, wirkt im Hintergrund sehr oft für viele Werte.

      Alles das gibt es nicht umsonst, und das ist auch gut so. Warum auch, das Ganze hat doch auch etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun. Möchten Sie ständig weniger verdienen als Ihnen zusteht? Möchten Sie Ihre Produkte unter Marktwert verkaufen? Möchten Sie sich unter Wert anbieten? Ganz bestimmt nicht. Daher passt, wie fast immer im Leben, der Satz „Behandele andere Menschen so wie Du behandelt werden möchtest“ auch in der Geld- und Finanzbranche. Mein Tipp ist daher, sich von der Geiz-Mentalität zu lösen, sondern einen fairen Umgang mit anderen Menschen zu pflegen, natürlich auch mit dem Vermögensberater Ihres Vertrauens.

       Vorurteil 3: Geld verdirbt den Charakter

      Sicherlich gibt es Menschen, die unsympathisch UND reich sind, Dagobert Duck ist so einer, oder? Natürlich nicht, denn er kümmert sich um seine Neffen, hat diese bei sich aufgenommen und tut Gutes. Ja, dabei versucht er immer so wenig Geld wie möglich auszugeben und seinen Kreuzer Nr.1 zu schützen, setzt diesen dann aber ein, um Andere vor Schaden zu bewahren. Eine super Metapher in unserer heutigen Zeit. Moneysack ist der wahre schlechte Charakter, kein echter Unternehmer.

      Es gibt aber auch unsympathische und egoistische arme Menschen, ich habe beispielsweise noch nie eine Gucci-Handtasche im Wald entsorgt liegen sehen, klapprige Fahrräder schon. Aber ganz so einfach ist diese Lebensformel glücklicherweise nicht, es gibt genügend bekannte Beispiele von Menschen, die mit ihrem Geld etwas Gutes tun, beispielsweise Bill Gates, der Milliarden in verschiedene Projekte gespendet hat, um der Menschheit ein besseres Leben zu ermöglichen, allen Verschwörungstheorien zum Trotz. Aber wir brauchen nicht nur in die Ferne zu schweifen, auch in Deutschland gibt es viele vermögende Menschen, die Gutes tun. Ein Beispiel ist der Finanzunternehmer Reinfried Pohl gewesen, der Deutschlands erfolgreichster Finanzunternehmer und Erfinder der Strategieberatung „Alles aus einem Kopf“ war.

      Er gründete die Dr. Reinfried-Pohl-Stiftung, die sich für Wissenschaft und Forschung einsetzt und auch nach seinem Tod im Jahr 2014 für diese Bereiche aktiv ist, seine Frau Anneliese Pohl gründete eine Stiftung, um Krebskranke und deren Angehörige zu unterstützen. Es sind aber nicht nur Bekannte und Promis, die mit ihrem Vermögen Gutes tun, es gibt auch eine große Anzahl von nicht bekannten Menschen, die einen Teil Ihres Geldes dem Wohl anderer stiften. So gibt es allein in Hamburg über 1.400 Stiftungen mit einem Vermögen von über 9 Milliarden Euros, die sich für Alt und Jung oder Arm und Krank einsetzen. Damit ist die Hansestadt die Stiftungshochburg in Deutschland.

      Es gibt sie also, die wohlhabenden Menschen mit einem guten Charakter, die mit ihrem Reichtum Bedürftigen eine wichtige Unterstützung sind. Geld und ein positiver Charakter schließen sich also nicht aus, sondern ergänzen sich häufiger, als wir denken. Dabei muss es ja nicht immer eine Stiftung sein. Sie können auch im Alltag eine gute Balance zwischen eigenem Wohlbefinden haben, das Sie (zum Teil) einem guten finanziellen Lebensstandard verdanken und gleichzeitig andere Menschen damit unterstützen. Das kann bereits am Frühstückstisch beginnen, wenn Sie sich eine Tasse besonders aromatischen Kaffees gönnen, der als Fair-Trade-Produkt den Bauern in Afrika oder Südamerika eine gerechte Entlohnung sichert, damit er sich und seine Familie ernähren kann, oder wir kaufen unser Obst und Gemüse beim Bauern nebenan, wir leisten damit ganz nebenbei auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Eine Win-Win-Situation für alle.

      Bei genauerem Hinschauen sehen wir also, dass Sparen weder altmodisch ist, noch etwas mit Geiz zu tun hat und dass Geld auch nicht zwangsläufig den Charakter verderben muss. Vielmehr ist Sparen heutzutage genauso wichtig wie in früheren Zeiten, wenn nicht noch wichtiger; denn die Herausforderungen für eine gesicherte finanzielle Existenz sind nicht weniger und kleiner geworden – ich denke sogar, dass sie größer sind. Warum? Die Zeiten haben sich verändert, die Entwicklungen in allen Lebensbereichen kommen immer schneller auf uns zu. Internet, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, aber auch andere ständige Veränderungen am Arbeitsplatz sind heute an der Tagesordnung. Haben die Menschen früher nach der Ausbildung oder dem Studium seinen Arbeitsplatz in einem Unternehmen gefunden, so war es keine Seltenheit, sich dort Stufe für Stufe hochzuarbeiten, um sich nach über vier Jahrzehnten genau dort in das Rentnerdasein zu verabschieden. Während des Arbeitslebens war das Gehalt relativ sicher, die Renten danach auch. Das sieht heutzutage anders aus. Es ist eine hohe Flexibilität am Arbeitsplatz gefragt. Fachliche Innovationen, personelle Herausforderungen sowie eine sich ständig verändernde Technologie sind ebenso gefragt, wie eine stark ausgeprägte Mobilität. Das Wissen der Welt verdoppelt sich in weniger als zwei Jahren. Wer in seiner Vita nur zwei Arbeitgeber vorzuweisen hat, wird schnell als ängstlich und sicherheitsliebend abgestempelt. Vielmehr ist alle vier oder fünf Jahre eine neue berufliche Aufgabe oft der Nachweis von Erfahrung, auch ein Ortswechsel wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Wer da nicht mithalten kann oder möchte, verliert schnell den Anschluss. Mit anderen Worten: Viele Dinge sind im ständigen Wandel und alles andere als sicher. Früher war eine Kündigung in den Hochburgen der Autoindustrie undenkbar, heute werden ganze Werke geschlossen und Arbeitsplätze fallen einfach weg. Deshalb ist es umso wichtiger, ein finanzielles Polster anzusparen. Dabei sprechen wir hier nur von den Grundlagen der Existenz, also den Rücklagen, Konsumwünsche sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

      Die Geschichte des Sparens

      Und wie war es früher? Um zu verstehen, warum das Sparen so stark in der Gesellschaft verankert ist, hilft der Blick zurück. Bereits Jahrzehnte bevor es Banken gab, die auch für die breite Bevölkerung Gelder verwahrten, wurde hierzulande gespart. Im Mittelalter war es zum Beispiel noch üblich, sein Erspartes zu vergraben, um es vor Dieben zu schützen. Bereits im 14. Jahrhundert setzte sich dann das Sparschwein als Aufbewahrungsort durch.

      Erste Büchsen, in denen Menschen Münzen sammelten, gab es aber auch schon vorher. Als eine der ersten gilt ein Tongefäß aus dem zweiten Jahrhundert vor Christi, das die Form eines griechischen Schatztempels hatte. Diese Tempel nannte man auch Thesaurus, woraus später der Begriff des Tresors wurde. Die Form des Schweins setzte sich für die Spardose schließlich durch, weil es für den Wohlstand symbolisierte: Wer sich ein Schwein leisten konnte, galt lange als gut situiert und privilegiert. Selbst heute noch besitzt jeder zweite Deutsche mindestens ein Sparschwein.

      Dabei stand in der Geschichte des Sparens lange die Vorsorge für Notfälle im Vordergrund. Die ersten Knappschaften sammelten zum Beispiel in der Frühen Neuzeit Gelder bei Bergleuten ein, um gemeinsam für den Fall vorzusorgen, dass einer von ihnen verunglückte und nicht mehr arbeiten konnte. Über solche Institutionen hinaus hatte die breite Bevölkerung jedoch lange keinen Zugang zur Bank. Erst Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich die Einstellung durch, dass auch einfache Arbeiter die Möglichkeit haben sollten, Ersparnisse