als Weg aus der Abhängigkeit von Almosen.
Deshalb wurden ersten Sparkassen dann auch in erster Linie für Dienstboten, Tagelöhner und Seeleute gegründet. Sie sollten ihre „sauer erworbenen Noth- und Braut-Pfennig sicher zu einigen Zinsen“ aufbewahren können. So steht es in der Satzung der ersten Sparkasse, die 1778 in Hamburg als „Ersparungs-Classe“ gegründet wurde. Nach und nach entstanden daraufhin auch in anderen Städten Sparkassen, in Berlin war das zum Beispiel vor rund 200 Jahren der Fall. Allein die Verbreitung dieser Institute animierte die Deutschen zum Sparen. So erklären sich Experten auch den Unterschied zu den USA, wo bis heute das Leben auf Pump gesellschaftlich sehr viel stärker akzeptiert wird als hierzulande: Viele Amerikaner hatten lange schlichtweg keinen Zugang zur Bank – noch 1910 hatte gerade einmal ein Viertel von ihnen ein Sparkonto.
Hierzulande wurde das Sparen dagegen in der Geschichte nicht nur als Tugend gefeiert, sondern auch immer wieder politisiert. Karl Marx konnte dem Sparen ebenso viel abgewinnen, wie die Gegner der Arbeiterbewegung, für die er stand. So gründeten Unternehmer wie Alfred Krupp zum Beispiel Fabriksparkassen, um die Arbeiter stärker an sich zu binden. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden Verbraucher dann zum Sparen animiert, damit der Staat über Einlagen und Kriegsanleihen die Kriegsausrüstung finanzieren konnte.
Dabei ist es angesichts der deutschen Geschichte eigentlich verwunderlich, dass die Deutschen stets am Sparen festgehalten haben. Schließlich ist ihr Geld im 20. Jahrhundert gleich zwei Mail entwertet worden: erst 1923 mit der Hyperinflation und dann noch einmal 1948 mit der Währungsreform und der Einführung der D-Mark. Allein während letzterer gingen 94 Prozent der Ersparnisse verloren. Und trotzdem fingen die Verbraucher sofort nach dem Krieg wieder an, Geld zur Seite zu legen. Die steigenden Einkommen während der Wirtschaftswunderjahre nutzten viele nicht nur, um sich neu auszustatten – sondern auch, um neue Ersparnisse zu bilden. Von 1950 bis 1960 stiegen die Spareinlagen der Deutschen dadurch um das Zehnfache an. Die Banken honorierten das und erfanden immer neue Formen des Sparens: vom Vereinssparen bis zum Prämiensparen, bei dem man jedes Jahr zusätzlich ein Lotterielos bekam. So wurde das Sparen zu einem Volkssport, dem die Deutschen bis heute nachgehen. Auch der Staat hat das erkannt, und bereits 1961 – also vor gut sechzig Jahren – wurde das erste Vermögensbildungsgesetz verabschiedet, heute besteht es bereits in der fünften Auflage. Und es gibt sogar den Weltspartag, der vor fast 100 Jahren ins Leben gerufen wurde. Er findet alljährlich in der letzten Oktoberwoche statt. Die Idee für diesen Tag geht auf den 1. Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 zurück. Die Initiative zum Weltspartag wollte nicht einfach nur das Sparen fördern. Vielmehr stand bereits zu Beginn der pädagogische Aspekt im Vordergrund. Vor dem Hintergrund der Finanzerziehung sollten nicht nur die unteren Einkommensschichten erreicht werden, das Sparen sollte als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Heute werden vielfach anlässlich des Weltspartags von Banken und Sparkassen Werbegeschenke verteilt. Dieses soll als Anreiz dienen, regelmäßig die gefüllten Spardosen zur Leerung zu den Kreditinstituten zu bringen, um das Geld anschließend anzulegen.
Die reine Finanzerziehung breiter Bevölkerungsschichten – wie ursprünglich durch die 2. Resolution des Sparkassenkongresses postuliert – als pädagogischer Kern bzw. Dreh- und Angelpunkt des Weltspartages, ist zumindest in der Gruppe der Industrienationen Europas in den Hintergrund getreten. Diese Aussage gilt allerdings nicht für die Schwellen- und Entwicklungsländer, hier spielt die Zielsetzung der finanziellen Bildung nach wie vor eine große Rolle. Ob Vermögensbildungsgesetz oder Weltspartag: Die erfolgreichen Sparer sind in guter Gesellschaft, weil es sich lohnt und glücklich macht.
Alibis der Spar - Angsthasen
Fragen wir jedoch die Menschen, die nicht oder nur schlecht sparen nach den Gründen, so sind es immer nur Alibis, warum es mit dem Sparen nicht klappt. Dabei ist gar nicht das Sparen das Problem, sondern die Einstellung zum Sparen! Glücklicherweise ist all das nicht vom Schicksal vorbestimmt, sondern liegt in Ihren Händen. Sie können jedes Spiel verändern, wenn Sie sich trauen, anders zu denken - nur Mut, es lohnt sich. Das funktioniert doch auch bei der Fitness oder beim Abnehmen. Ob Personaltrainer, Weight Watchers oder eine individuelle App auf Ihrem Smartphone. Expertentipps und Veränderungen zum Guten sind in allen Bereichen möglich, auch beim Sparen.
Bevor Sie sich davon überzeugen können, wie das funktioniert, widmen wir uns einmal drei typischen Entschuldigungen (oder sind es Ausreden?), warum manche nicht sparen, obwohl jeder im tiefsten Inneren weiß, wie sinnvoll es ist, Geld klug zu verwalten und nicht alles auszugeben. Doch einer Studie zufolge stehen gegenwärtig 29 Prozent der Europäer ohne Erspartes da, Tendenz steigend.
Ein Klassiker an Begründungen ist:
Ich verdiene nicht genug, um zu sparen.
Diesen Satz hört man besonders oft. Und natürlich gibt es Situationen, in denen das Einkommen kaum reicht, um eine kleine Rücklage zu bilden. Einige von uns schaffen es jedoch freiwillig trotzdem, oder gerade, weil sie ernsthaft ihre Situation verändern wollen, monatlich zumindest drei bis fünf Prozent ihres Geldes zurückzulegen. Auch das kann sich summieren. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich jeden Tag in Sicherheit wiegen, und welche Ziele erreichbar sind, wenn Sie über einen längeren Zeitraum sparen. Schon ein kleiner Beitrag monatlich kann sich zu einer hübschen Summe entwickeln, mit der Sie den Urlaub, die Anzahlung für das neue Auto oder eine ungeplante Ausgabe bezahlen können. Und es ist doch so: Schon Kinderaugen leuchten (und die der Erwachsenen ebenso), wenn sie einen Wunsch erfüllt bekommen, mit dem sie nicht gerechnet haben, oder wenn sich im Sparschwein mehr Geld für eine Klassenfahrt befindet, als erwartet. Dennoch ist dieses Sparverhalten leider recht selten.
Was ich besonders bei jungen Menschen beobachtet habe, ist dass sie sich mit dem Sparen schwertun. Das Kind bekommt das erste Taschengeld, soll es davon etwas Sparen? Aber ja doch, am besten, Mama und Papa planen einen Sparbetrag bei der Höhe des Taschengeldes gleich mit ein, um es dann mit dem Sprössling gemeinsam fürs Sparen zu planen. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr, stimmt heute noch und begegnet uns jeden Tag in jedem Bereich des Lebens. Wenn ein Azubi das erste eigene Geld verdient, ist es in den ersten Monat vielleicht noch nachvollziehbar, dass nichts überbleibt, die Versuchungen alles auszugeben mögen zu groß sein. Doch nach einem halben Jahr sollte es wohl möglich sein, von seinem Gehalt 5 bis 10 Prozent bei Seite zu legen, denn die Steigerung vom Taschengeld zum Azubigehalt liegt oft bei dem Fünfzehnfachen, also bei 1500 Prozent!
Nach einer dreijährigen Ausbildungszeit bleibt dann schon ein schönes Sümmchen über. Aber was passiert? Es wurde Monat für Monat alles komplett ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt, weil sich ein bestimmter Lebenswandel eingeschlichen hat. Nach der Ausbildung gibt es dann das „richtige“ Gehalt, von beispielsweise 2.000 Euro im Monat. Und was passiert jetzt? Der Konsum wird weiter ausgebaut, jetzt reicht auch das volle Gehalt kaum mehr aus. Häufig werden sogar Kredite aufgenommen, gerade in der Nullzinsphase, in der wir uns befinden, kostet es doch nichts, oder doch?
Der Beginn ins selbstständige Leben sollte mit einem Polster von Achtung, Moral, Respekt, Intelligenz und den gesparten Rücklagen erfolgen. Das Ergebnis beim Start ins Leben ist viel zu oft Schulden, anstatt Ersparnisse und Rücklagen zu haben. Dieses Verhalten wird zur Gewohnheit und leider selten revidiert, sondern es wird dann mittlerweile als normal empfunden. So entstehen ein Teufelskreis und eine Aufwärtsspirale. Mitunter gibt es junge Menschen, die mit Anfang zwanzig bereits Schulden von vielen tausend Euro angehäuft haben. Dabei handelt es sich um Konsumschulden und nicht um den Grundstein für eine eigene Immobilie – das wäre dann eine Investition und durchaus sinnvoll. Wer oder was ist die Ursache, das ist hier die Frage.
Ich habe das Geld bereits verplant.
Jeder von uns hat laufende Ausgaben. Und selbstverständlich fallen uns sofort Dinge ein, die wir „unbedingt“ heute noch kaufen müssen. Doch schränkt es uns wirklich ein, monatlich etwas Geld zu sparen? Vermutlich werden sich die meisten weiterhin alle Wünsche erfüllen, ohne zu bemerken, dass ein paar Euro ins Sparschwein oder auf ein Sparkonto gewandert sind, genauso wie auch oft die Gehaltserhöhung unbemerkt im Haushaltsbudget verschwindet. Und noch eine Frage: Wie alt ist Ihr persönlicher Haushaltsplan? Haben Sie einen Plan? Wie oft aktualisieren Sie ihn - und ist es schon ein Geldsparplan? Vermutlich ist er schon lange nicht mehr aktuell,