A. F. Morland

Krimi-Sammlung Tod im Leuchtturm und 7 andere Krimis


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so bedeckt halten.«

       »Und deshalb hast du sofort an deinen alten Kumpel Bount Reiniger gedacht«, entgegnete Bount Reiniger sarkastisch. »Wie aufmerksam von dir.«

       »Fünftausend Bucks hast du doch schon im Auto eingesackt«, meinte Rogers daraufhin, doch er wusste, wie müde sein Einwand wirken musste. »Hätte ich Lion etwa im Stich lassen sollen? Du hast ja selbst gemerkt, wie der arme Hund schwimmt. Und außerdem: Bot er dir nicht ein Honorar an?«

       »Wir haben uns noch nicht endgültig darüber ausgesprochen«, meinte Reiniger ausweichend, und das brachte Captain Toby wieder Oberwasser unter den Kiel. Er grinste zähnefletschend.

       »Und wie ich dich kenne, wird er damit nicht viel billiger davonkommen, als wenn er Kelly hätte bezahlen müssen ...«

       »Jetzt übertreibst du. Mein Tagessatz liegt bei fünfhundert Dollar.«

       »Und deine Erfolgsprämien im Unendlichen, ich weiß«, konterte Rogers.

       Da sagte Reiniger nichts mehr, denn über diesen Punkt ließ sich mit Toby nicht streiten. Er hielt sich stets für sträflich unterbezahlt. Es war eine seiner Marotten, das immer wieder herauszukehren. Bei aller Freundschaft spielte beim Captain doch immer wieder auch ein ungesunder Neid mit herein. Bount hatte sich längst daran gewöhnt und nahm das nicht weiter tragisch. Denn Freund Toby war Nörgler aus Prinzip. Die Detectives seiner Squad wussten nicht nur ein Lied davon zu singen.

       »Zeig mal, was du sonst noch so hast«, sagte er ablenkend, denn Toby hatte von Lion zum Abschied noch ein Kuvert mitbekommen. Es trug die schwungvolle Aufschrift des All America Hotel, sowie sämtliche zwanzig Telefonnummern. Es war nicht zugeklebt.

       Rogers gähnte ungeniert. Er genierte sich nie.

       »Ich leg mich einstweilen in die Wanne«, sagte er und setzte seinen Entschluss sofort in die Tat um. Allerdings stoppte er am voluminösen Kühlschrank und nahm sich ein paar Dosen Bier mit ins Bad.

       So konnte er sich äußerlich säubern. Und gleichzeitig innerlich von Glegvienndahnocca und Dom Perignon.

       Es war acht vorbei, und Bount hatte sich »landfein« gemacht, während Rogers inzwischen seinen Schönheitsschlaf hielt, wie er sich grinsend ausdrückte. Er war nach seiner Schicht in der Centre Street direkt ins Flugzeug gestiegen und musste wohl einiges in dieser Hinsicht nachholen.

       Reiniger hingegen fühlte sich noch relativ frisch. Die Atmosphäre von Las Vegas empfand er als prickelnd wie Champagner, in dem eine Handvoll Amphetamintabletten aufgelöst waren, und im Gegensatz zu seinem älteren Freund mochte er dieses Kitzelwasser.

      8

       Trotz des kulinarischen Rufs, den das Spielerparadies bei Gourmets genoss, suchte er zuerst eines der zahlreichen Restaurants auf. So schlimm war die Küche hier nun auch wieder nicht und die Vorkoster der großen Fress-Atlanten vermutlich nur überkandidelt. Auf dem Weg schnappte er sich von einem Kiosk noch ein paar Zeitungen, um sich die Wartezeit zu vertreiben, falls es denn eine geben sollte. Ein Tisch für ihn war bereits reserviert. Denn wenn er wollte, klappte der Service auch hier ausgezeichnet; und für die VIPs natürlich ganz besonders.

       In einer Art Glaspalast mit einer Unmenge wild rankender Topfpflanzen zwischen den PVC-Nischen bestellte Bount nach einem Hummer-Cocktail, Rinderlendchen, geschnetzelt, mit Curry-rahmsoße und hausgemachten Pasta. Sogar die Ober sahen hier anders aus. Es bedienten Girls in Miniröckchen und Stöckelschuhen. Wer achtete da noch auf die Qualität der Speisen. Doch nur Banausen!

       Danach blätterte er ein paar der Zeitungen durch, bevorzugte dabei die »Revolver-Blätter«, weil man bei ihnen am kurzweiligsten, wenn auch keineswegs umfassend informiert wurde. Besonderes Augenmerk richtete er auf die Polizeiberichte, vielleicht ließen sie Rückschlüsse auf Sheriff Bruce Wallabys Arbeitsweise zu. Und für »pressegeil« hielt Reiniger ihn obendrein. Also würde er möglicherweise fündig werden.

       Er sah sich enttäuscht. In Vegas schien es überhaupt keine Gewaltkriminalität zu geben. Dafür strotzten die Blätter geradezu von Horrormeldungen aus Los Angeles und San Francisco, woher 50 Prozent aller Kunden der Casinos kamen. Also alles perfekt durchorganisiert.

       Aus Las Vegas wurde in einer ausführlichen Farbreportage ein Gewinner vorgestellt. Der Frührentner aus Pasadena hatte gestern im Moulin Rouge beim Baccara 80000 Dollar abgeräumt und strahlte jetzt glücklich ins Blitzlicht der Kameras.

       Schließlich stieß Bount doch noch auf etwas Polizeimeldungähnliches. Auf zehn Zeilen wurde abgehandelt, dass es vergangene Nacht zu einem harmlosen Handgemenge zwischen einem einheimischen Bauarbeiter und ausländischen Gästen gekommen sei. Von den Gästen befänden sich einige im Krankenhaus, natürlich nur rein vorsorglich. Der Schläger sei von Sheriff Wallaby persönlich noch am Tatort festgenommen worden.

       Also doch. Ganz konnte er’s nicht lassen, der fette Bruce mit dem fast so fetten Remington, und Bount Reiniger fragte sich, was das wohl für ein Mann sein mochte, der gleich ein paar ausländische Besucher in einem einzigen Aufwasch ins Krankenhaus schickte.

       Er griff nach dem Tischtelefon und bekam Lionel Lister ohne Umschweife an den Apparat. Bei ihm meldete er seine Wünsche an und stieß auf Verständnis.

       »Ich kümmere mich sofort darum, Bount. Ja. Ich weiß, wo Sie sich aufhalten. Warten Sie dort, bitte. Länger als eine halbe Stunde wird es wohl kaum dauern.«

       Lister stellte keine Fragen. Auch das gefiel Bount. Der Mann hatte offenbar Vertrauen zu ihm. Dabei ging es Reiniger eigentlich nur darum, etwas mehr über Wallaby zu erfahren.

       Das Kuvert jedenfalls hatte keinerlei Informationen über den Sheriff enthalten, sondern einzig und allein Interna über den Casinobetrieb des All America. Namen mit Fotos, den Organisationsablauf, die Lebensgeschichte Jerome Kellys, wie er sie selbst bei seiner Anstellung erzählt hatte, und so weiter. Kellys Life Story war vermutlich von hinten bis vorne erstunken und erlogen.

       Bount hatte deshalb die Unterlagen in einer Kommode verstaut und sich nur eine Adresse gemerkt. Es war die jener Firma, die hier die Roulettzylinder und die Spielautomaten wartete. Ein absoluter Vertrauensposten. Die Firma wurde mehrmals im Jahr auch von der Spielbankenkommission Nevadas überprüft, einer äußerst rigorosen Behörde, die schon die kleinste Übertretung der zahllosen Bestimmungen wahrlich »faustisch« ahndete. Es gab kein Pardon.

       Das Essen selbst wurde nun doch von einer Mannsperson aufgetragen. Die Mädchen, die die Bestellungen entgegennahmen. sollten wohl nur in erster Linie den Appetit anregen, und bei Reiniger war ihnen das hervorragend gelungen!

       Ihm schmeckte sogar der deutlich welke Salat.

      9

       Bount war ebenso wenig ein Spieler wie Toby Rogers. Trotzdem wollte er die Jetons in seinem Sakko nicht voll verkommen lassen. Lister würde seine Rechnung schon noch präsentiert bekommen. Es kam ganz darauf an.

       Craps, das Würfelspiel, sagte ihm wenig. Baccara langweilte ihn, die Automaten wie ein Automat zu bedienen, bis einem die Schultern schmerzten, kam ihm idiotisch vor.

       An einem der Blackjack-Tische nahm Bount Reiniger eine Weile Platz. Weil das das einzige Spiel im Angebot war, in dem ein geschickter Spieler gegen das edge, den rechnerischen Hausvorteil, eine Chance hatte. Aber er gewann auch hier nichts. Allenfalls pokerte er ansonsten hin und wieder mit ein paar Freunden.

       Anschließend schlenderte er noch an einem Roulette-Tableau vorbei, setzte auf die obere Transversale und gewann dreimal hintereinander. Aus seinen 5000 Dollar waren 8000 geworden.

       Toby Rogers würde platzen, wenn er ihm das erzählte. Und auch weiterhin einen großen Bogen um jeden Spieltisch schlagen. Aber noch mehr hätte Bount sich dieses Glück im jetzigen Fall gewünscht. Mit gemischten Gefühlen erwartete er die Reisegruppe aus Hongkong.

       Mit gemischten Gefühlen dachte er auch an jene Informationen,