A. F. Morland

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten


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bisher schweigsame Della meldete sich unerwartet: „Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Karin nicht wusste, dass ein Finck ein Vogel ist, dessen Namen nicht mit -ck endet. Vögel – bekannt: Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar – Fehlanzeige.“

      Bea schniefte missbilligend und schüttelte den Kopf, als Della fortfahren wollte.

      „Danke, Herr Heise. Wir sind uns einig, dass Sie von diesem Gespräch nur verwenden, was Ihnen die Pressestelle des Präsidiums Essen später freigibt? Sie würden sonst durch die Verbreitung von Täterwissen die Aufklärung und Anklage des Mörders behindern.“

      „Alles klar, Frau Lorenz.“

      „Prima, dann können wir ja Schluss machen.

      Auf der Fahrt zu ihr fragte Joko: „Und was geschieht mit der ganzen Bande? Die haben doch alle gewusst oder zumindest geahnt, was Gernot auf dem Kerbholz hatte.“

      „Das ist nicht mein Bier, Joko. Dafür sind jetzt andere zuständig, Ich habe meinen Carsten Steinfeld immer noch nicht gefunden.“

      „Das Stahlkochen hat sich seitdem ziemlich geändert. Wir können morgen in aller Ruhe ausschlafen.“

      „Meinst du? Kaffee oder Tee?“

      „Viel Kaffee.“

      Epilog

      Gernot Finck wurde wegen zweifachen Mordes an Julia Hoppe und Helga Schmied-Steinfeld angeklagt. Julias Schwester Karin konnte nicht mehr als Zeugin vernommen werden; sie hatte den Gedanken nicht ertragen, dass sie – wenn auch unwissentlich – ein Verhältnis mit dem Mörder ihrer Schwester eingegangen war. Die Staatsanwaltschaft verzichtete darauf, Anklage gegen Daniela Landmann zu erheben, die ihren Bruder hätte belasten müssen, der Daniela bruchstückweise die Tat gestanden hatte. Stengelchen und Della Korbey trafen sich nach dem Prozess gegen Finck häufiger und freundeten sich an. Stengelchen lernte noch schwimmen und wurde eine begeisterte Schwimmbadbesucherin: Della half trotz ihrer Behinderung gelegentlich im Imbiss aus.

      Carsten Steinfeld blieb verschwunden und wurde fast dreißig Jahre nach seinem Abgang amtlich für tot erklärt.

      Bernd Jokisch und Beate Lorenz sprachen zwar häufiger darüber, den Standesbeamten zu beschäftigen, beließen es dann aber bei dem Kauf breiterer Betten für sein Häuschen in Herdecke und ihr Haus, das sie in der Bochumer Altstadt geerbt hatte. Olga Paschke hieß diese Regelung erstaunlicherweise gut.

      Jürgen Heise schrieb ein kleine Serie über die späte Klärung eines Mordfalles, und sein Chefredakteur ließ sich nach der Lektüre des ersten Teiles zu dem zweischneidigen Kompliment hinreißen: „Donnerwetter, Heise, Sie können ja sogar schreiben.“

      Ende

      Das Ende einer langen Jagd

      von Uwe Erichsen

      Als Roberto Tardelli mitten in Arizona gerade noch rechtzeitig einen Hinterhalt wittert, gerät sein Beinahe-Doppelgänger Charles Lavery in Lebensgefahr. Im Zuge seiner Ermittlungen gerät Roberto dann an den G-man Freed, den er von früher kennt … dessen Sohn wurde von der Mafia gekidnappt. Es scheint fast aussichtslos, den Kleinen zu retten – doch glücklicherweise taucht von unerwarteter Seite Hilfe auf. Zudem erfährt Tardelli noch etwas für ihn höchst Wichtiges – und doch, zur Ruhe kommt der Mafiajäger nicht, denn seine Jagd auf den Mob ist niemals zu Ende.

      Die Hauptpersonen des Romans:

      Charles Lavery – Der junge Mann bezahlt seine Ähnlichkeit mit Roberto Tardelli fast mit dem Tode.

      Brenda Paine – Als die hübsche junge Frau merkt, mit was für Praktiken die Mafia arbeitet, stellt sie sich auf die Seite des Gesetzes.

      Arthur Freed – Ein G-man, der auf eigene Faust versucht, sein Kind aus der Hand der Kidnapper zu befreien.

      Alfredo Plancata – Er versucht zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und seine ärgsten Feinde auszuschalten. doch seine Rechnung geht nicht auf.

      Roberto Tardelli – Es war eine fast perfekte Falle, die man ihm gestellt hatte, und nur sein sechster Sinn bewahrte ihn davor hineinzutappen.

      1

      Roberto Tardelli erwachte wie eine Katze. Seine Sinne waren sofort voll da. Ohne sich zu bewegen, richtete er den Blick auf die geschlossenen Lamellen der Jalousie. Schwach konnte er die Umrisse der Möbel im Zimmer erkennen. Er atmete ruhig, als er feststellte, dass es nichts Ungewöhnliches gewesen war, dass ihn geweckt hatte. Ein neuer Tag brach an.

      Die Sonne stieg über den Kamm der Santa Rita Mountains, und ihre Strahlen ließen die Lamellen der Jalousie rot aufleuchten. Wie eine heiße Ofenplatte, dachte der schlanke Mann auf dem Bett. Er warf die leichte Decke zurück, die ihn vor der Kälte der Wüstennacht geschützt hatte. Er glitt aus dem Bett und trat an das linke Fenster. Durch einen Spalt sah er nach draußen.

      Drüben bei dem Korral fingen Männer in Cowboykleidung die Pferde ein. Andere schleppten Sättel herbei. An einem langen Tisch im Schatten einer halbhohen Bretterwand war bereits das Frühstück für die Gäste der Ferienranch vorbereitet. Roberto sah den beiden Mexikanerinnen zu, die letzte Hand anlegten. Von den Gästen war jedoch noch keiner zu sehen. Oder doch?

      Wie ein Fisch schnellte der schlanke Körper eines jungen Mädchens aus dem Swimmingpool. Das lange blonde Haar klebte dunkel an ihrem schmalen Kopf. Sie warf sich herum und saß dann am Beckenrand. Mit einer Handbewegung ordnete sie das Haar und hob dann ihr Gesicht der Sonne entgegen.

      Roberto bohrte seinen Blick in den nackten Rücken des Mädchens. Die Haut war von der Sonne dunkelbraun getönt, sie war glatt und schimmerte wie Seide. Roberto konnte das Spiel der Muskeln erkennen, und sein Mund wurde trocken.

      Sie hieß Eileen Hamilton und lebte in Spartanburg, North Carolina. Sie war allein nach Arizona gekommen, und sie war einem Urlaubsabenteuer durchaus nicht abgeneigt, wie Roberto schon bald nach seiner Ankunft auf der Green Valley Ranch festgestellt hatte. Aber Roberto Tardelli war nicht zur Erholung hergekommen, er musste einem Abenteuer aus dem Weg gehen. So hatte sich die schöne Eileen einem anderen Gast zugewandt, einem unbekümmerten Boy aus Illinois.

      Geschmeidig wie eine schöne Katze richtete Eileen sich jetzt auf und schritt langbeinig auf einen der Gästebungalows zu. Der Junge aus Illinois kam ihr entgegen. Auch er trug eine Badehose und ein weißes Handtuch, und er blieb bei dem Mädchen stehen. In ihrem Bett war er offenbar noch nicht gelandet, stellte Roberto mit einem gewissen Gefühl boshafter Freude fest. Die beiden wechselten ein paar Worte miteinander, dann ging der junge Mann zum Pool, und nachdem er das Handtuch abgelegt hatte, stürzte er sich ins Wasser.

      Charles Lavery sah gut aus, musste Roberto feststellen, und er schien auch topfit zu sein. Roberto hatte versucht, den Jungen abzuchecken, so, wie er jeden Gast der Ranch zu überprüfen versucht hatte. Lavery war Autoverkäufer, hieß es, nicht verheiratet, ansonsten ein unbeschriebenes Blatt. Aber niemand vermochte zu sagen, ob er wirklich Charles Lavery war. Vielleicht hielt sich der wirkliche Lavery in Kanada auf oder sonst wo, und jemand benutzte nur seinen Namen. Roberto wartete noch auf ein Foto des Autoverkäufers.

      Denn er witterte die Falle, er spürte sie mit jedem Nerv. Ein Spitzel hatte sich über einen Anwalt in Los Angeles an die Bundesbehörden gewandt. Er wollte Informationen über die maßgeblichen Männer der Mafia von Südkalifornien verkaufen. Der Anwalt galt als vertrauenswürdig.

      Das Probematerial, das sein Mandant, dessen Name er übrigens nicht kannte, zur Verfügung gestellt hatte, war echt und gut und ließ in der Tat auf einen hochgestellten Insider schließen. Mit dem FBI wollte dieser Mann jedoch nichts zu tun haben. Er suchte den direkten Kontakt zum Justizministerium, zu Leuten, die in den Untersuchungsausschüssen des Senats arbeiteten.

      Die Mafia von Südkalifornien ... Dieses Stichwort hatte Colonel Myer von COUNTER CRIME auf den Plan gerufen, und der Chef jener geheimen Regierungsstelle, die gewissermaßen aus dem Untergrund gegen das organisierte Verbrechertum kämpfte, hatte