A. F. Morland

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten


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welche Story sie ihm jetzt auftischen würde.

      „Welch ein Zufall“, sagte er. Verdammt, schalt er sich, warum fällt dir kein markiger Spruch ein? Warum führte er sich linkisch wie ein Collegeboy auf, wo er doch wusste, dass er es mit einem Gangstergirl zu tun hatte.

      „Ich wollte Sie anhalten, aber nicht so.“ Ihre Lippen bebten. „Ich muss Sie sprechen ... Sie sind doch Tardelli, nicht wahr?“

      „Erwarten Sie darauf eine Antwort?“

      „Es ist keine erforderlich. Ich hatte gleich auf Sie getippt, war meiner Sache aber nicht sicher. Charles Lavery kam auch in Frage ... Ihm geht es übrigens besser. Der ... Schütze war ein Stümper. Welch ein Glück!“ Die angebliche Eileen Hamilton ließ ihn nicht aus den Augen. Roberto wartete. Sie würde schon damit herausrücken, was sie wollte. Was sie wirklich wollte. Als sie es dann sagte, war er wieder überrascht.

      „Ich will aussteigen“, sagte sie heftig. „Ich meine, ich will dieses Geschäft nicht länger mitmachen. Die Sache in der Wüste, wie Lavery vom Pferd fiel und wie Sie dann diesen blutenden Mann anschleppten, das alles hat mir die Augen geöffnet.“ Roberto nickte. „Ihr Wagen tut’s sicher noch. Fahren Sie zum Federal Building und erzählen Sie den Boys vom FBI Ihre Lebensgeschichte.“

      „Das kann ich nicht, und das wissen Sie. Nur ein Mann wie Sie kann mir helfen. Ein Mann, der weiß, wie man den Killern ausweicht.“

      „Ich weiche ihnen nicht aus“, berichtigte Roberto sie, aber insgeheim musste er zugeben, dass an der Ansicht dieses Girls etwas dran war.

      „Sehen Sie, als ich Sie erkannte und sah, dass Sie wieder einmal entkommen waren, da habe ich geglaubt, selbst eine Chance zu haben ...“ Die Augen begannen zu schwimmen.

      Roberto Tardelli, der keine Frau weinen sehen konnte, öffnete die Tür des Camaro. „Kommen Sie in den Kombi. Mit dieser weißen Kutsche bilden Sie ein auffälliges Ziel.“

      Eileen – er nannte sie immer noch so – lief neben ihm her und sprang dann in den Kombi. Roberto startete und fuhr weiter.

      „Ich heiße Brenda Paine, und ich bin mit einem Mann ... liiert, der Ihr Feind ist.“

      „Wie heißt er?“

      „Der Name würde Ihnen nichts sagen. Aber Sie kennen den Namen seines Bosses. Er heißt Gino Lucci ...“ Don Gino aus Florida.

      „Ich lebe in Palm Springs“, erläuterte Brenda Eileen. „Man vertraute mir, deshalb schickte man mich auf die Ranch. Ich sollte versuchen, Sie, als Roberto Tardelli zu identifizieren, um dem ...“ „Killer“, half Roberto aus.

      „... eine zusätzliche Hilfe zu geben. Die haben mich in der Hand, verstehen Sie?“

      „Wie haben Sie mich hier gefunden?“

      „Ich habe mich in der Nähe von Freeds Haus aufgebaut und auf Sie gewartet.“

      „Was wissen Sie noch?“

      „Dass man Sie erledigen will. Sie und diesen Freed gemeinsam.“

      „Wissen Sie, wer dieser Freed ist?“

      „Nein.“

      „Ein G-man. Plancata hat dessen Sohn entführen lassen.“

      „Mein Gott! Das habe ich nicht gewusst! Roberto, ich darf Sie doch so nennen? Was soll ich tun?“ Ihre Bestürzung wirkte echt.

      Bei dem, was er vorhatte, konnte er sie nicht brauchen. Ganz gleich, wer oder was sie war. Er bog vom Boulevard ab, passierte den Campus der University of South California und scherte in die, Nebenstraße ein, die zum Geschäftsviertel von Wrigley führte. Über die Vermont Avenue konnte er sehr schnell in Richtung Beverley Hills oder Los Angeles Downtown gelangen, je nachdem. Er stoppte vor einem Drugstore, aber er machte keine Anstalten auszusteigen. Ruhig abwartend sah sie ihn von der Seite her an, aber sie störte ihn nicht beim Nachdenken.

      „Haben Sie schon ein Hotel?“, erkundigte sich Roberto schließlich.

      Brenda schüttelte den Kopf. „Ich habe gleich den Wagen gemietet und bin zu Freeds Haus rausgefahren. Die Adresse stand im Telefonbuch.“

      „Nehmen Sie ein Taxi und lassen Sie sich ins Holiday Inn Santa Monica bringen. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen.“

      „Ja, danke, Roberto.“ Wenn sie enttäuscht war, ließ sie es sich nicht anmerken.

      „Haben Sie Geld?“

      „Ja, es wird reichen.“ Sie öffnete die Tür, zögerte noch. „Was werden Sie tun?“, erkundigte sie sich. „Ich meine ... wie lange muss ich warten?“

      Roberto zuckte die Achseln. Brenda stieg aus. Roberto fuhr zum Boulevard zurück. Bevor er abbog, blickte er noch einmal in den Rückspiegel. Brenda stand am Straßenrand und sah ihm nach.

      26

      Freed war wieder in den gemieteten Plymouth Fury umgestiegen, den er in der Nähe des Bürohauses abgestellt hatte, in dem sich Carlos Terruzzis gegenwärtiges Hauptquartier befand. Er stoppte vor einer Telefonkabine und rief das FBI Field Office an. Als er seinen Namen nannte, wurde er gleich mit Robert Gotthart verbunden.

      „Es gibt noch nichts Neues, Art“, sagte der FBI Chef sofort. „Tut mir leid, aber Sie dürfen keine Wunder erwarten.“

      „Nein. Ich ...“

      „Ich weiß nicht, ob es richtig ist, wenn Sie sich nicht in Ihrem Haus aufhalten“, sagte Gotthart mit leisem Vorwurf in der Stimme.

      „Ich fahre jetzt zurück, Bob. Ich ... hatte einen Zusammenstoß. In einer Bar namens La Brace. Augie Orlando war dort. Ich schlage vor, dass Sie ihn erneut zur Fahndung ausschreiben.“

      „Mit Vorrang.“

      „Das La Brace ist eine Geldsammelstelle. Sie wurde streng bewacht. Taccani, das ist der Inhaber, hat mit einer Maschinenpistole auf mich geschossen. Ich habe ihn erschießen müssen. Die Einzelheiten kann ich jederzeit zu Protokoll geben.“

      „Schweigen Sie, Art!“

      „Warum?“

      „Sie waren nicht im Dienst. Sie brauchen sich nicht zu belasten …“

      „Mein Gott, das war Notwehr! Bob, lassen Sie die Bar schließen und schicken Sie ein Team …“

      „Die Metropolitan Police war bereits dort. Es wurde eine Schießerei gemeldet ...“ Gotthart verstummte. „Ja? Weiter, Bob!“

      „Es gibt keine Leiche, Art. Die Kollegen haben den ganzen Laden auf den Kopf gestellt.“

      „Aber ich habe doch …“

      „Art, Sie sind zwar vom Dienst suspendiert, aber Sie sind G-man und werden es bleiben. Als Beamter sind Sie an Weisungen gebunden. Und ich befehle Ihnen zu schweigen. Es gibt keine Leiche, Art, und solange keine gefunden wird, werde ich nicht zulassen, dass einer meiner Männer in eine undurchsichtige Sache verwickelt wird. Haben wir uns verstanden, Art?“

      „Ja, Bob.“

      Plancata schaltete verdammt schnell, dachte Fred. Keine Leiche, keine Untersuchung. Er war sicher, dass man den toten Michele Taccani niemals finden würde.

      „Sie fahren jetzt nach Haus und bleiben dort. Die Gegenseite wird irgendwann mit ihren Forderungen herauskommen. Dann müssen Sie erreichbar sein. Ich habe eine mit Funk ausgerüstete Befehlszentrale im Sturbridge Hotel am Wilshire Boulevard eingerichtet und zwei Wagen mit je zwei Männern stehen in der Nähe Ihres Haues. Sie sehen, ich habe alles ...“

      „Ziehen Sie die Wagen ab, Bob“, verlangte Freed.

      „Nein, Art, das kann ich nicht.“

      „Ich habe die gleichen Rechte wie jeder Bürger in dieser Situation! Ich bin der Vater des entführten Kindes, und ich verlange, dass meine Wünsche respektiert werden! Ich will niemanden in meiner Nähe habe!“

      „Art,