Andreas Klar

Chancenerkenner statt Krisentaucher


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um deinen Job, um die Gesundheit deiner Liebsten. Dein Geduldsfaden ist gespannt. Es braucht nicht viel, damit er reißt. Das passiert leider mehrmals täglich. Du wirst laut, du schimpfst, du bist genervt. Unter diesen Umständen weißt du beim besten Willen nicht wie du liebevoll bleiben sollst.

       Zeit für Selbstreflexion

      Die Krise schenkt uns vor allem eines: Zeit. Zeit ist das wertvollste Gut auf dieser Welt, denn jeder von uns hat nur einen begrenzten Teil davon, der stetig abnimmt. Auch wenn viele Menschen sich so verhalten, als wären sie unsterblich. Tatsache ist, es kann ganz schnell vorbei sein. Gerade die Corona-Krise erinnert uns ganz stark an die eigene Vergänglichkeit.

      Die größte Chance, die uns die Krise schenkt, ist die zusätzliche freie Zeit. Nutze diese Zeit, damit sich etwas ändert. Ich lade dich dazu ein, jetzt über gewisse Dinge nachzudenken. Finde Antworten auf die folgenden Fragen. Schreibe diese auf, sodass du jederzeit deine Gedanken zu den Themen nachlesen kannst.

      Selbstreflexion fällt vielen Menschen nicht leicht. Sie haben geradezu Angst vor den Abgründen, die sie in ihrem Inneren entdecken könnten. Dabei kann sich in unserem Leben nur dann etwas zum Besseren wenden, wenn wir unsere Themen auflösen.

       Verschaffe dir Klarheit

      Angenommen, es gäbe keinerlei Beschränkungen. Wie möchtest du wirklich leben? Was entspricht deinem Wesen? Inwieweit lebst du aktuell schon so? Was möchtest du noch ändern, wie, bis wann?

      Wie behandelst du dich selbst? Wie behandelst du andere? Bist du achtsam mit dir? Bist du achtsam mit anderen? Wenn nicht, wie kannst du das ändern?

      Übernimmst du die Verantwortung für dich selbst oder erwartest du von anderen, dass sie dich durchs Leben tragen, dich versorgen, sich um dich kümmern?

      Wenn du bisher nicht die volle Verantwortung für dich selbst übernommen hast: Wie kannst du das jetzt ändern? Bedenke bitte, dass du als erwachsener Mensch für dich selbst verantwortlich bist. Dein Partner ist nicht dein Elternteil, der für dich mitdenken und dein Leben regeln muss. Das ist nicht seine Aufgabe. Dein Partner ist auch nicht dein Sündenbock, auf den du dein eigenes Versagen abschieben kannst. Es mag bequem scheinen, deinen Partner als Elternteil oder Sündenbock zu missbrauchen, aber letztendlich wirkt sich das nur zu deinem eigenen Nachteil aus. Falls du das machst, nimmst du dir selbst die Chance, ein glückliches, erfülltes Leben zu leben. Stattdessen verbringst du deine Zeit in einer ungesunden Beziehung oder gar im Streit.

      Bist du Schöpfer deines Lebens oder Opfer der Umstände? Gerade jetzt, wenn du zu Hause bist und dich nicht so frei bewegen kannst wie sonst – was macht das mit dir? Wie frei ist dein Geist? Welche Freiheit erlaubst du deinen Gedanken? Nutzt du die Krise als Chance, um gestärkt daraus hervorzugehen oder als Entschuldigung für dein Versagen?

      Wie fit bist du gerade? Wie gesund fühlst du dich? Ist die Krise eine Entschuldigung dafür, auf der Couch zu liegen und Chips zu futtern? Oder holst du die Trainingsgeräte aus dem Keller und machst das Beste aus der Situation? Nutzt du die gewonnene Zeit, um selbst hochwertiges, gesundes Essen zu kochen? Versorgst du dich auch mit genügend Vitaminen?

      Bedenke, dass es die Details sind, die unseren Charakter formen. Wie wir etwas machen zeigt, wie wir alles machen. Wie wir uns im Kleinen verhalten, so verhalten wir uns auch im Großen.

      Diese Fragen sind deine Schlüssel zu einem selbstbestimmten, erfüllten Leben. Je mehr du selbst die Verantwortung für dich und die Ereignisse in deinem Leben übernimmst, umso freier wirst du. Es sind deine Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit. Es liegt in deiner Hand, deinem Leben einen tieferen Sinn zu geben und diesen auch zu leben.

      Mach dir klar, dass alles auf dieser Welt miteinander verbunden ist. Du bist keine Insel. Das zeigt die Corona-Krise deutlich auf: Die Veränderungen betreffen uns alle. Jeden Einzelnen.

       Erwartungen loslassen

      Niemand auf dieser Welt wird es auf Dauer schaffen, deinen Ansprüchen und Vorstellungen zu genügen. So gesehen wird dich jeder Mensch enttäuschen – wenn du ihm mit Erwartungen begegnest. Das Gute an einer Enttäuschung ist, dass sie das Ende einer Täuschung ist, also einer falschen Wahrnehmung, die wir von etwas oder jemandem hatten.

      Hast du selbst es denn jemals geschafft, die Erwartungen von jemand anderem zu 100 Prozent zu erfüllen? Nicht nur teilweise, sondern voll und ganz – zu 100 Prozent eben. Vermutlich nicht. Es ist auch gar nicht unsere Aufgabe, so zu sein, wie jemand anders uns gerne hätte. Es ist nicht die Aufgabe deiner Liebsten, rund um die Uhr so zu sein, wie es für dich am angenehmsten ist. Es ist auch nicht deine Aufgabe, nur darauf bedacht zu sein, mit deinem Sosein deine Mitmenschen nicht zu belasten. Die extra Zeit, die die Krise euch schenkt, könnt ihr wunderbar nutzen, um euch in Toleranz zu üben. Was kann jeder von euch dazu beitragen, damit ihr euch gegenseitig die größtmögliche Freiheit zur Entfaltung gebt?

      Mach dich frei von deinen Vorstellungen, wie Andere zu sein haben und wie die Welt sein sollte. Konzentriere dich darauf, wie du selbst gerne sein möchtest. Stört dich etwas an dir selbst, dann ändere es. Ansonsten sei so viel wie möglich im Hier und Jetzt. Leb dein Leben und fülle es so gut wie nur möglich mit Dingen an, die dir Freude bereiten.

       Ideale Voraussetzungen schaffen

      Vielleicht hast du schon einmal etwas gepflanzt. Blumen, Obst, Gemüse. Du hast dir den perfekten Standort ausgesucht mit viel Sonne und wenig Wind. Dort hast du einen Samen in den Boden gesetzt, du hast ihn mit ausreichend Erde bedeckt. Du hast ihn gedüngt, regelmäßig gewässert. Dann hast du gewartet, bis deine Pflanze in die Höhe schoss. Du hast die idealen Voraussetzungen geschaffen, damit deine Pflanze gedeiht und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie wuchs und Früchte trug.

      Eine bestimmte Pflanze wächst nur dann in deinem Garten, wenn du die notwendigen Voraussetzungen schaffst. Wenn du einen Apfel ernten möchtest, musst du einen Apfelbaum pflanzen. Pflanzt du keinen Apfelbaum, wirst du in deinem Garten auch keinen Apfel ernten können. Wenn du dich gar nicht um deinen Garten kümmerst, wird er verwildern. Es werden sich ab und an schöne Pflanzen darin finden, wenn du Glück hast. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass genau die Pflanzen in deinem Garten wachsen, die du dir wünschst.

      Genauso verhält es sich auch mit deinen Beziehungen. Du musst die idealen Voraussetzungen schaffen, damit sie wachsen und gedeihen können. Wenn du dich nicht um die Voraussetzungen kümmerst, werden deine Beziehungen auf die gleiche Weise verwildern wie dein Garten. Hier und da mag eine schöne Blume blühen, aber großenteils wird Unkraut wuchern.

      Alles, was du im Außen erlebst, passiert in dir selbst. Wenn du mit einer bestimmten Schwingung in Resonanz gehst, manifestieren sich gewisse Dinge in deinem Alltag. Wenn du in dir selbst Liebe, Ruhe, Gelassenheit kultivierst, werden deine Erlebnisse mit diesen Gefühlen übereinstimmen. Worauf du deinen Fokus richtest, das wird mehr.

      Wenn du nun also mit deinen Liebsten den ganzen Tag zusammen bist, richte deinen Fokus auf die schönen Aspekte. Freue dich darüber, zusätzliche Zeit mit deinen Herzensmenschen zu haben. Schaffe die Voraussetzungen für ein angenehmes Miteinander: Überlege dir, was euch allen Freude bereitet und wie du euer Leben in diesen verrückten Zeiten möglichst erfüllt gestalten kannst.

       Geh in Vorleistung

      Was du den Menschen in deinem Leben gibst, gibst du dir selbst. Je mehr Freundlichkeit, Güte, Liebe du schenkst, umso mehr kehrt zu dir zurück. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass alles Schlechte, das du aussendest, zu dir zurückkommt.

      Funktionierende Beziehungen sind solche, in die du mehr Liebe und positive Gefühle investierst als negative. Schieb es nicht deinem Partner oder deinen Kindern in die Schuhe, wenn ihr ein schwieriges Verhältnis zueinander habt. Sieh dir die komplizierten Beziehungen genauer an. Welche Gefühle verbindest du damit? Was gibst du in diese Beziehungen? Erwartest du von dem anderen Liebe und Verständnis? Wie viel Liebe und Verständnis gibst du ihm denn? Oder denkst du dir: Ich gebe ihm erst Liebe zurück, wenn ich zuerst Liebe von ihm bekomme. Was, wenn er sich das Gleiche denkt? Erinnere dich daran, dass du die idealen Voraussetzungen schaffen musst,