Möglichkeiten bestehen in der Analyse von verschiedenen Verhaltensmerkmalen oder auch Mikroexpressionen in der Mimik. Dies lässt sich jedoch nur anwenden, wenn es sich um eine bewusste Lüge handelt.
Bei der Fokussierung auf die Erinnerung werden die Inhalte nach Hinweisen untersucht, die falsche Erinnerungen von wahren Erinnerungen unterscheiden. Kriterien zur Untersuchung sind die logische Struktur, der Anteil an Details und weitere. Ein Problem der unbewussten Lüge besteht darin, dass die Erinnerungen sehr detailliert und reich an Informationen sein können und somit schwer von einer wahren Erinnerung unterschieden werden können.
Psychiatrisch-Psychotherapeutische Unterscheidungen
Psychotherapeutisch wird unterschieden zwischen unbewussten und bewussten Lügen. Mit dem Problem der falschen Erinnerung beschäftigt sich die Glaubwürdigkeitsbegutachtung. Als Konfabulation bezeichnet man eine sinnlos phantastische Ausdeutung für Erinnerungslücken, die im Rahmen einer exogenen Psychose auftreten und typisch für das Korsakow-Syndrom (= Sekundengedächtnis + Konfabulation + Desorientiertheit) bei Alkoholmissbrauch sind.
Nach Heinz Kohut unterscheiden wir bei den unbewussten Lügen solche, die Ergebnis einer frühkindlichen Verwahrlosung sind (Pseudologie), von Lügen, die Ergebnis einer unzureichenden Verinnerlichung elterlicher Normen im Rahmen der ödipalen Phase entstanden sind. Ein Gewissen aus Einsicht entwickelt sich nach dem allgemeinen psychoanalytischen Verständnis lebensgeschichtlich erst in der phallischödipalen Phase etwa im 4. bis 6. Lebensjahr. Der Vorläufer eines Gewissens aus Einsicht ist nach Schorsch das sogenannte präödipale Gewissen, das sich aus einer Strafangst und einem Kontrollbedürfnis entwickelt.
Bewusste, vorsätzliche Lügen stellen in der Psychotherapie oft ein großes Problem dar. Léon Wurmser (1999) machte auf das Problem der institutionellen Verankerung der bewussten Lüge aufmerksam. Als Beispiele nennt er Krankenhäuser, Universitäten sowie Politik und Wirtschaft. Er habe viele Patienten, bei denen das Lügen eine Gewohnheit sei, die erst in der Psychotherapie fragwürdig und dann zu einem gewichtigen Gewissensdilemma werde. Er selbst habe kaum je in einer Institution gearbeitet, wo das Lügen nicht zu einem Hauptinstrument der Macht, der Administration, geworden sei und die Weigerung daran teilzunehmen als Schwäche oder gar als Verrat behandelt worden wäre. Gewöhnlich werde nicht bedacht, dass kein Vertrauen in einer Gesellschaft möglich sei, in der Täuschung und Lügen geduldet, ja gepriesen werde und sich ein Abgrund des Misstrauens, ein paranoider Stil öffne, wenn das Ausmaß der Unwahrheit eine gewisse Schwelle überschreite.
Neurobiologie pathologischer Lügner
Nach einer Studie der Universität Südkalifornien haben pathologische Lügner eine veränderte Hirnstruktur. Sie haben einen größeren Anteil von der für Informationsübermittlung zuständigen weißen Substanz im präfrontalen Cortex als gesunde Vergleichspersonen und einen geringeren Anteil von grauer Substanz, die für Informationsverarbeitung zuständig ist.
Religion
Bibel, Christentum und Judentum
In der Bibel wird der Teufel als „Vater der Lüge“ (Joh 8,44 EU) bezeichnet, weil er Eva gegenüber im Garten Eden die erste Lüge der Menschheitsgeschichte geäußert haben soll, die dann zum Sündenfall führte. Im 2. Buch Mose steht: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. “ (Ex 20,16 EU), im 5. Buch Mose steht: Du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen. Also das Verbot der gerichtlichen Falschaussage, was in Christentum und Judentum weithin als generelles Verbot der Lüge interpretiert wird. Lügenreden benennt Jesaja, ein Prophet des Alten Testaments, als böse Werkzeuge des Schurken: „Und die Werkzeuge des Schurken sind böse: er beschließt böse Anschläge, um die Elenden durch Lügenreden zugrunde zu richten, selbst wenn der Arme redet, was Recht ist.“ (Jes 32,7 ELB). Biblisch gesehen missfällt dem Gott Israels die Lüge und er unterscheidet zwischen Gut und Böse.
Jesaja warnt: „Weh denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseilen und sprechen: Er lasse eilends und bald kommen sein Werk, dass wir's sehen; es nahe und treffe ein der Ratschluss des Heiligen Israels, dass wir ihn kennen lernen!“ (Jes 5,18-19 LUT) und „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ (Jes 5,20 LUT).
König Salomos Buch der Sprüche des alten Testaments warnt vor falschem Gewinn erworben durch Lüge: „Wer Schätze erwirbt mit verlogener Zunge, jagt nach dem Wind, er gerät in die Schlingen des Todes.“ ( Spr 21,6 EU). Als eine Eigenschaft des Gerechten benennt das Buch der Sprüche die starke Abneigung gegen Lüge: „Der Gerechte ist der Lüge Feind; aber der Gottlose handelt schimpflich und schändlich.“ ( Spr 13,5 LUT).
Es ist aber auch festzustellen, dass in manchen Texten die Lüge nicht prinzipiell abgelehnt wird. Besonders auffällig ist die dreifach überlieferte „Gefährdung der Ahnfrau“ (Gen 12,10-20 LUT): hier sichert die Lüge des Stammvaters Abraham bzw. Isaak das Überleben des Gottesvolkes. In Gen 27 LUT erlistet Jakob durch eine Reihe von Lügen den väterlichen Segen, ohne dass das negativ bewertet würde; ähnlich Gen 38 LUT, wo die mit der Vorspiegelung falscher Tatsachen arbeitende Tamar ausdrücklich als „gerecht“ dargestellt wird. Die Bibel geht also davon aus, dass Lügen unter bestimmten Umständen geradezu nötig sind.
Islam
Im Allgemeinen ist Lügen im Islam nicht erlaubt und wird als verwerflich betrachtet. Ausnahmen gibt es, um Leute miteinander zu versöhnen und bei Erzählungen zwischen Ehemann und Ehefrau, außerdem ist es Schiiten unter bestimmten Bedingungen gestattet, ihren Glauben zu verleugnen.
Buddhismus
Im Buddhismus wird aus dem Ideal der Leidvermeidung folgend das Lügen als verbale Äußerung negativ bewertet, da es den kausalen Ablauf der Dinge willkürlich beeinflusst, aber schlussendlich nicht von Dauer sei. Lügen wird im Pali-Kanon, einer Sammlung von Lehrreden des historischen Buddhas, mehrfach genannt, unter anderem:
In den fünf Silas – Regeln zur Sittlichkeit (pali sīla). An vierter Stelle solle man (musāvādā veramani sikkhāpadaṃ samādiyāmi) vom Lügen abstehen im Sinne des bewussten Aussprechens von Unwahrheit.
Im dritten Glied des Edlen Achtfachen Pfades, welcher an die vierte Edle Wahrheit anknüpft. Als Teil der dort definierten rechten Rede solle man „Lüge vermeiden, Verleumdung vermeiden, barsche Worte vermeiden …“.
Philosophie
Augustinus
Augustinus war der erste Philosoph und Theologe, der sich mit dem Thema Lüge systematisch und ausführlich beschäftigte. Augustinus geht in seiner Argumentation von der These vom natürlichen Sprachzweck aus, nach der die Sprache dazu bestimmt ist, die Gedanken mitzuteilen. In der Lüge wird dieser natürliche Sprachzweck gestört. Augustinus lehnt deswegen jede Lüge kategorisch ab und macht auf den Selbstwiderspruch der Lüge aufmerksam: Lüge muss, um erfolgreich zu sein, das Vertrauen in die Wahrheit menschlicher Rede voraussetzen, das sie zugleich zerstört. Augustinus betrachtet Lüge als eine Sünde, bezeichnet sie als den Tod der Seele und betont den langfristigen Schaden, der durch Lügen entsteht. Nicht einmal solche Lügen sind erlaubt, die eine schwerere Sünde (wie zum Beispiel Mord) zu verhindern suchen: Das Rechnen mit der möglichen Sünde des anderen erweitert den fiktiven Verantwortungsbereich des Einzelnen ins Grenzenlose und ist deswegen unzulässig. Außerdem gibt es für Augustinus kein höheres Gut als die Wahrheit und deswegen ist Lügen immer unzulässig, weil die Wahrheit auch dann Vorrang hat, wenn durch sie beispielsweise ein menschliches Leben bedroht wird. Augustinus räumt ein, dass es schwerere und leichtere Lügen gibt. Während das Lügen in Glaubenssachen und Lügen, die anderen Schaden zufügen wollen, besonders schwere Sünden darstellen, handelt es sich im Fall von Nutz- und Scherzlügen nur um leichtere Sünden. Der Charakter der Sünde bleibt jedoch bei jeder Lüge erhalten.
Bei der Interpretation der Lügengeschichten des