Pete Hackett

Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021


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Ich hatte gehofft, ihn hier zu finden.«

      Slocum vergaß die Reiter, die in dem Staub, der die Ebene wie Nebel einhüllte, nicht mehr zu sehen waren. Er fuhr herum.

      »Hat Larry Sie herbestellt?«, platzte er heraus.

      Tamblin unterdrückte ein höhnisches Lächeln, als er feststellte, dass die Männer hier keine Ahnung hatten, was in Redcliff geschehen war.

      »Sagen wir es so: Ich habe eine Verabredung mit ihm.«

      »Das muss ja eine furchtbar wichtige Sache sein, dass Sie sich deswegen hierher wagen«, brummte Big Joe misstrauisch.

      »Larry wird kommen!«, rief Old Tate beschwörend. »Er ist garantiert schon auf dem Weg hierher. Wir müssen Morrister und seine Killer nur lange genug aufhalten ...«

      »Bist du sicher, Oldtimer?«, fragte Scott Tamblin rau.

      Slocum bemerkte Big Joes warnenden Blick nicht. Da war ein Mann, der aussah, als könnten sich Morristers Schießer an ihm die Zähne ausbeißen. Nur das war jetzt wichtig. Er nickte eifrig.

      »Ganz sicher!«

      »Okay, dann bleib’ ich hier«, entschied der Bärtige, als wäre es ebenso die selbstverständlichste Sache der Welt gewesen, wenn er sich wieder aufs Pferd geschwungen hätte und weggeritten wäre.

      »Nichts ist okay, solange ich nicht sicher bin, dass Sie nicht versuchen werden, uns reinzulegen!«, sagte Big Joe grimmig.

      »Da sind sie!«, schrie Randlett.

      Sein Gewehr peitschte. Slocum sprang auf seinen Platz zurück. Enfields Gewehr krachte ebenfalls. Es waren nur verwischte Schatten, die für Sekundenbruchteile im windgepeitschten Staub auftauchten.

      Tamblin erwartete vergeblich, dass auch Big Joe sich abwenden würde. Der große, breitschultrige Mann aus Canyon City stand wie ein Felsklotz vor ihm. Der Schwarzbärtige, dessen Bruder Russ in Redcliff die Pokerpartie mit Larry nicht überlebt hatte, band sein Pferd an einem Wagen fest. Ein Blick über die Schulter. Noch immer deutete Big Joes Spencer auf ihn. Trotzdem zog Tamblin die Winchester aus dem Scabbard. Dann trat er neben einen Wagen, dessen Plane heftig knatterte.

      »Wartet!«, rief er Slocum, Enfield und Randlett zu, als wäre er nun hier der Boss. »Lasst sie rankommen, sonst vergeudet ihr ja doch nur euer Blei!«

      Der Wind hatte sich zum Sturm ausgewachsen. Staubschwaden und tief dahinjagende Wolken waren wie eins. Das riesige Plateau war in eine düstere, wild wirbelnde Wolke gehüllt. Pfeifend und fauchend rüttelte der Sturm an den Fuhrwerken. Weit entfernt zuckten Blitze. Donner grollte. Aber kein Tropfen Regen fiel.

      »Großer Gott im Himmel!«, stöhnte Randlett. »Wir werden sie erst sehen, wenn wir schon direkt vor ihren Schießeisen stehen!«

      Tamblin lachte wild. Er schien sich hier in seinem Element zu fühlen.

      »Du hättest ’ne Brille mitnehmen sollen, Kleiner! Pass auf, da kommt einer! Überlass ihn mir!«

      Jack Randlett sah nur den sturmgepeitschten Staub, in dem die Fahrzeuge wie auf dem Grund eines kochenden Ozeans standen. Ein großer Schatten war plötzlich dicht vor den Wagen.

      Tamblin schoss. Einmal, zweimal, ein drittes Mal. Rasend schnelle Feuerstöße. Es klang fast wie ein Schuss. Ein gellender Schrei vermischte sich mit dem Dröhnen. Dann war der Schatten weg.

      Tamblin lud die Winchester durch, ehe er sich halb zu Big Joe umdrehte. Er grinste.

      »Noch immer Zweifel?«

      Bevor Langtry antworten konnte, schrie Slocum: »Aufgepasst, sie versuchen es zu Fuß!«

      Plötzlich war die Hölle los. Ringsum flammte es, als wäre ein Vulkan aufgebrochen. Kugeleinschläge ließen die schweren Fahrzeuge erbeben. Männer schnellten nur wenige Yards vor den Planwagen hoch, feuerten, was sie aus den Läufen brachten, verschwanden wieder.

      Enfield taumelte plötzlich mit einem heiseren Schrei zurück. Er ließ den Karabiner fallen, krümmte sich, brach zusammen.

      »Luke!«, schrie Randlett entsetzt. Er rannte zu ihm. Fassungslos, Panik in den Augen, starrte er auf das plötzlich leblose Gesicht seines Kameraden hinab. Er griff sich an die Kehle, würgte.

      Ein paar Schritte entfernt fluchte Tate Slocum erbittert, als eine Kugel brennend seinen linken Arm streifte. Wütend und verzweifelt schoss er auf die aus dem wallenden Staub zuckenden Mündungsblitze. Sturm und Schüsse verschmolzen zu einem infernalischen Getobe.

      »Verdammt, Jack, geh auf deinen Platz zurück!«, brüllte Big Joe. »Schieß, Junge, sie überrennen uns sonst!«

      Er warf das leergeschossene Spencergewehr weg, zerrte den schwerkalibrigen Colt heraus.

      »Achtung, Boss, rechts von dir!«, gellte Old Tates Schrei. Langtry wirbelte herum und schoss auf die dunkle Gestalt, die über eine Wagendeichsel schnellte.

      Der Schuss warf den Angreifer auf die Knie. Trotzdem versuchte er, nochmals den Revolver auf den Hünen zu richten. Slocums Gewehr knallte. Der Treffer riss den Banditen um. Er rührte sich nicht mehr, als er auf die Seite rollte.

      Dann war auch Slocums Karabiner leer. Zum Laden blieb keine Zeit. Er packte den Revolver. Blut lief nun auch von einem Kratzer an seiner Stirn. Er hatte den Hut verloren. Die Enden des Sichelbarts flatterten mit seiner weißen Mähne um die Wette.

      »Wir schaffen es nicht, Boss! Weiß der Henker, was Morrister diesen Teufeln für unsere Skalps versprochen hat! Hölle noch mal, wo steckt denn auf einmal Tamblin?« Er feuerte auf einen Schatten, der neben dem Wagen auftauchte, hinter dem Randlett sich duckte. Dann lachte er krächzend. »Er hat sich im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Staub gemacht, Boss! Jetzt gilt es! Wir ...«

      Ein wuchtiger Schlag schleuderte ihn von dem Murphy-Schoner weg.

      »Tate!«, drang Big Joes entsetzter Schrei wie von weit her zu ihm. Um ihn drehte sich alles. Blut lief über seine Brust. Dann wurde der zwischen den Wagen wirbelnde Staub zu einer schwarzen Woge, die ihn verschlang ...

      14

      Coltpoker-Larry richtete sich auf. Er hielt die Zügel des Braunen in der Hand. Sein Blick begegnete Lindas angstvollen Augen. Der Sturm umbrauste sie, zerrte an ihrer Kleidung, peitschte Mähne und Schweif des Hengstes. Lindas im Nacken zusammengebundenes Haar flatterte. Sie duckte sich auf dem Pferd, um dem Sturm so wenig Widerstand wie möglich zu bieten.

      Larry schüttelte den Kopf.

      »Nichts!«, rief er. »Die Spur ist weg. Aber sie können nicht mehr weit vor uns sein. Keine Angst, wir finden sie!«

      Doch die Angst in Lindas Augen blieb. Sie wusste ebenso wie er, dass sie, wenn sie Pech hatten, nur ein Dutzend Yard an den Wagen vorbeireiten konnten, ohne sie zu bemerken. Plötzlich trieb ihnen der Sturm ein Knattern zu, das klang, als würden Feuerwerkskörper explodieren.

      Schüsse ... Mit einem Satz war Larry wieder hinter der Frau auf dem Pferd. Mr. Brown wartete nicht auf den fordernden Sporendruck. Der Sturm löschte das eilige Pochen seiner Hufe aus. Über den Bergen im Westen blitzte es. Donner rumpelte. Dann hörten sie das Krachen der Revolver und Gewehre abermals, näher und heftiger jetzt.

      Larry hielt, zog den Revolver. Der Sturm jagte Wände von Staub auf sie zu. Dahinter tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Dort war Big Joe mit seinen letzten Männern. Big Joe, der sich die Frau, die ihm ,gehörte‘ noch weniger wegnehmen lassen würde wie die Wagen, die er so erbittert verteidigte.

      Lindas Kopf ruckte herum.

      »Worauf wartest du? Weiter! Sie brauchen uns!« Dann begriff sie den wahren Grund seines Zögerns. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, du brauchst keine Rücksicht auf mich zu nehmen! Mach dir deswegen keine Gedanken. Reite!«

      Es war genauso riskant, sie allein in dieser tosenden Hölle zurückzulassen. Die Zähne zusammengebissen, trieb er