Lothar Seiwert

Arturs Geheimnis


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      © eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

      © Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

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      Projektleitung: Anja Schmidt

      Lektorat: Dr. Antje Korsmeier

      Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

      eBook-Herstellung: Christina Bodner

      ISBN 978-3-8338-7480-2

      1. Auflage 2020

      Bildnachweis

      Illustrationen: Jana Walczyk, Osnabrück

      Syndication: www.seasons.agency

      GuU 8-7480 04_2020_01

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      Herausforderung

      Die Welt gerät aus den Fugen

      Ein milder Spätsommertag neigte sich dem Ende zu, die Sonne stand schon tief. In sanften Wellen erstreckte sich das Feld bis zum Horizont, sacht wogten die Ähren in der abendlichen Brise. Aus einer kleinen Baumgruppe ertönte das kecke Tschilpen einiger Feldlerchen, ansonsten herrschte friedliche Stille.

      Nur am Boden herrschte emsiges Treiben. Eine kleine Hamsterkolonie war erwacht und wuselte geschäftig hin und her. Der Spätsommer war eine günstige Zeit, um Nahrung für den Winter zu sammeln, und die kleinen Nager betrieben dies mit Hingabe. Was gab es Schöneres als zu schnüffeln, zu suchen, zu wühlen und zu sammeln – kurz: zu hamstern?

      Maxi, eine stattliche Hamsterdame, hatte wie immer die Nase vorn. Sie besaß ein besonders gutes Gespür für Futterquellen.

      Zudem hatte sie eine – für die anderen Hamster unergründliche – Technik entwickelt, um in ihren Backen noch mehr Körner zu verstauen, als anatomisch möglich erschien.

      Der zarte Fridolin brauchte mal wieder etwas länger, um in die Gänge zu kommen. Er streckte sich und gähnte ausgiebig, dabei konnte man seine gut gepflegten Zähne sehen, auf die Fridolin bei aller Bescheidenheit insgeheim sehr stolz war.

      Die junge hübsche Lisa sortierte gerade etwas in ihrer Vorratskammer, während Karl und Hella intensiv über eine Kornart diskutierten. Karl hatte wie so oft etwas auszusetzen. Er war der Ansicht, dass das Korn ungenießbar sei; Hella hielt dagegen, dass es nach einer gewissen Lagerungszeit anders schmecken würde.

      Nur Artur saß ein wenig abseits auf einem Stein und hatte vor sich ein kleines Notizbuch aufgeschlagen. Eigentlich war er sehr ungestüm und hatte Lust, durchs Feld zu flitzen, aber heute war Mittwoch, und an dem Tag widmete er sich als Erstes immer seiner »Berufung«, wie er es im Stillen nannte.

      Artur wollte Schriftsteller werden. Deshalb hielt er jeden Mittwoch die besonderen Ereignisse der vergangenen Woche fest. Das Dumme war nur, dass nicht sehr oft etwas Besonderes passierte. Deshalb waren die Seiten seines Notizbuchs noch ziemlich leer. Das wurmte Artur hin und wieder. Aber da sein Vater früher immer gesagt hatte: »Von nichts kommt nichts«, fand Artur, dass er sich zumindest regelmäßig in schriftstellerischer Bereitschaft halten müsste.

       dachte er in diesen Momenten über etwas nach, das ihn in letzter Zeit zunehmend beschäftigte. Genau konnte er es noch nicht fassen, aber irgendetwas störte Artur an seinem Leben. Eine gewisse Monotonie durchzog die Nächte, und immer öfter überkam ihn ein Gefühl der Leere. Manchmal war er so verzweifelt, dass er weder aus noch ein wusste.

      Unterdessen war die Dämmerung weit vorangeschritten und bot den Hamstern Schutz vor ihren Fressfeinden. Maxi kehrte schon mindestens zum vierten Mal mit vollen Backen zu ihrem Bau zurück, und auch Fridolin war inzwischen aktiv.

      Aufgrund der Dunkelheit hatten die Hamster nicht bemerkt, dass sich der Himmel verdüstert hatte. Pechschwarze Wolken türmten sich förmlich übereinander, die Luft wurde schwer.

      Erst als vom Himmel ein unheimliches Rollen ertönte, gefolgt von einer peitschenden Windbö, hielten die Hamster erschrocken inne und richteten witternd ihre Oberkörper auf.

      »Achtung, ein Unwetter!«, rief Karl heiser, doch das Tosen des Himmels verschluckte seine Worte. Wobei es auch keiner weiteren Erklärung bedurft hätte: Blitzschnell flohen die Hamster zu ihren Bauten und sausten in die Tiefe hinab.

      Es war keine Sekunde zu früh.

      Über ihnen tobte ein Sturm, wie ihn selbst die alte