Ziel erreicht hast, fühlst du dich großartig.
Durch diese für mich sehr prägende Erfahrung wusste ich von nun an, dass ich einen gegebenen Zustand nicht als endgültig akzeptieren muss. Ich hatte gelernt, dass ich einer Situation nicht hilflos ausgeliefert bin und es in den meisten Lebenssituationen einen Handlungsspielraum gibt, den ich bewusst durch zielgerichtetes Handeln in meinem Sinne erweitern kann.
Ab meinem 14. Lebensjahr ging ich sowohl in den Ferien als auch während der Schulzeit regelmäßig arbeiten. Ich putzte Fenster bei älteren Leuten und erledigte ihren Einkauf. Ich trug Zeitungen aus, arbeitete auf Sommermärkten, in Schlossereien und in allen möglichen anderen Betrieben, verkaufte Selbstgebasteltes an Freunde und auf Flohmärkten und vieles mehr. Überall, wo es Arbeit und damit Geld zu verdienen gab, war ich sofort mit großem Engagement zur Stelle.
Es ist ein wirklich erhebendes Gefühl, sich ein Ziel zu setzen und zu erleben, wie aus einem Gedanken, aus dem zarten Samen einer Idee, eine stattliche Pflanze heranwächst, die schließlich große, schmackhafte Früchte trägt.
Jetzt möchte ich dich dazu ermutigen, dir herausfordernde Projekte zu suchen, die mit einer ehrgeizigen Zielsetzung einhergehen. Denn es gibt kaum etwas Schöneres, als die saftigen Früchte der eigenen Saat zu ernten.
Mir war es immer ein Rätsel, warum es Menschen gibt, die sich keine (ehrgeizigen) Ziele setzen oder aber Angefangenes nicht zu Ende führen. Erst als ich begann, mich mit der Psychologie des Menschen auseinanderzusetzen, begriff ich, dass es Denkautomatismen gibt, die wie ein Virus auf der Festplatte eines Computers funktionieren und das Potenzial haben, das ganze Betriebssystem zum Erliegen zu bringen. Oder anders gesagt: Diese Menschen arbeiten unbewusst mit problematischen Strategien, die zu Verhaltensweisen führen, die sie manchmal, öfter oder sogar immer wieder scheitern lassen. Diese problematischen Strategien, die uns daran hindern können, unseren Weg zu gehen, habe ich später auch auf meiner eigenen Festplatte entdeckt. Das Schöne ist, dass der Mensch ein sehr flexibles Wesen ist, das über die einzigartige Fähigkeit der Selbstreflexion verfügt. So ist es ihm möglich, sein Tun und Handeln aus einer anderen Perspektive und demzufolge mit Abstand zu betrachten, daraus entsprechende Erkenntnisse abzuleiten und wichtige Schlussfolgerungen zu ziehen. Danach kann er sein Handeln und seine Verhaltensweisen so lange verändern, bis er das Resultat erhält, das seinen Wünschen entspricht. Darum geht es in diesem Buch.
I.
Grundlagen für deinen Erfolg
„Der vernünftige Mensch richtet sich in der Welt ein;
aber der unvernünftige Mensch versucht, die Welt
für sich einzurichten – daher hängt der gesamte
Fortschritt von den unvernünftigen Menschen ab.“
Samuel Butler
Kapitel 1: Gestalte dein Leben selbst
Die gute Nachricht zuerst: Mit deinem inneren Schweinehund und dem Phänomen „Aufschieberitis“* machst du erst dann Bekanntschaft, wenn du versuchst, konkrete Ziele zu erreichen. Ziele und zielgerichtete Handlungen sind für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und ein glückliches Leben unentbehrlich, jedoch in den meisten Fällen gleichzeitig mit inneren und äußeren Widerständen verbunden. Wenn du diesen Widerständen in deinem Leben schon begegnet bist, heißt das, dass du bereits begonnen hast, zielgerichtet zu handeln. Das ist die gute Nachricht.
Die vielleicht weniger gute Nachricht lautet, dass sich diese Widerstände nicht über Nacht und ohne dein Zutun verflüchtigen werden. Vielmehr wird es notwendig sein, dass du ihnen Aufmerksamkeit schenkst und etwas über sie lernst, um wichtige Schlussfolgerungen daraus ziehen und kluge Entscheidungen treffen zu können.
So verwandelt sich die weniger gute Nachricht doch noch in eine positive: Du kannst dir in deinem Leben Vorteile verschaffen, wenn du lernst, Widerständen Aufmerksamkeit zu widmen, etwas über ihre Ursachen zu lernen und die dahinter versteckten Mechanismen bewusst zu nutzen, um sie schließlich zu überwinden. Dabei werde ich dir helfen.
Bevor du damit beginnst, ist es sinnvoll zu verstehen, was Ziele eigentlich sind und welche komplexen unbewussten Prozesse Zielsetzungen zugrunde liegen.
Bei oberflächlicher Betrachtung scheinen Ziele etwas recht Banales zu sein, denn jeder, der irgendetwas erreichen möchte, hat Ziele, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.
Bereits wenn du dir abends den Wecker für den nächsten Morgen stellst, hast du das Ziel, pünktlich aufzuwachen, um vielleicht ein anderes Ziel zu erreichen, zum Beispiel arbeiten zu gehen oder einen Freund oder eine Freundin zu treffen. Da der Kühlschrank zu Hause leer ist, weißt du, dass er sich nur füllen wird, wenn du etwas dafür tust. Also setzt du dir das Ziel, nach der Arbeit einkaufen zu gehen. Nach dem erfolgten Einkauf setzt du dir das Ziel, wieder nach Hause zu fahren. Auch das Einräumen des Kühlschranks entspricht einem Zielsetzungsprozess, denn wenn du nicht die Absicht hättest, dieses Ziel zu erreichen, würdest du es auch nicht tun. All das passiert auf einer tieferen, unbewussten Ebene, denn du hast alle diese Abläufe automatisiert und bemerkst deshalb gar nicht, dass du dir fortlaufend Ziele setzt und diese auch erreichst.
Sich Ziele zu setzen ist eine Grundeigenschaft des Menschen. Unser gesamter Lebensalltag ist von Zielsetzungsprozessen durchdrungen. Dass diesen Prozessen eine komplexe und feste Struktur innewohnt, war dir bisher vermutlich nicht bewusst. Denn du tust einfach das Nächstliegende, ohne dir groß Gedanken darüber zu machen, dass dabei dein innerer Autopilot am Werk sein könnte. Deshalb begegnest du bei diesen alltäglichen Verrichtungen auch nur selten deinem inneren Schweinehund. Falls doch, kannst du ihn meist leicht überwinden. Denn du weißt, dass niemand sonst für dich die Hausarbeit, die Einkäufe, die Bügelwäsche oder die Büroarbeit erledigt. Es muss getan werden, also tust du es. Und du weißt, dass das, was zu tun ist, auch erreichbar ist. Du hast es schon viele Dutzende oder Hunderte Male getan, deshalb zweifelst du nicht daran, dass du es auch diesmal wieder schaffen wirst. Du hast also ein Konzept, eine unbewusste Strategie für das, was zu tun ist.
Doch wie verhält es sich mit Zielen, die über das Alltägliche hinausgehen? Sobald du ein Ziel erreichen willst, das etwas ehrgeiziger ist und in der fernen Zukunft liegt, legt sich meist ein Schleier über das, was du zu sehen vermagst. Je größer das Ziel ist und je weiter es in der Zukunft liegt, umso undurchsichtiger wird dieser Schleier.
Im Gegensatz zu deinen Alltagszielen verfügst du hier vermutlich nur über unzureichende Erfahrungen und wenig Wissen darüber, ob und wie du solche Ziele zu erreichen vermagst.
Oder haben dir deine Eltern oder deine Lehrer in der Schule jemals erklärt, wie es dir gelingen kann, in zehn Jahren ein bedeutender Unternehmer oder ein glücklicher Angestellter zu sein, eine Weltreise zu machen, einen Marathon zu laufen, als erfolgreicher Musiker auf einer Bühne bejubelt zu werden oder in einem harmonischen Familienverbund zu leben? Vermutlich wurde dir relativ häufig erklärt, was du zu tun hast und warum du es tun sollst. Aber das Wie wurde dabei oft ausgespart!
So kann es dazu kommen, dass du zwar Ziele hast, aber einfach nicht weißt, wie du genau an die Arbeit gehen solltest. Dir fehlt eine geeignete Handlungsstrategie für diese weiter in der Zukunft liegenden Ziele. Deshalb zweifelst du unbewusst daran, sie erreichen zu können. Aber Verunsicherung und Zweifel mag dein innerer Schweinehund überhaupt nicht. Vielmehr wünscht er sich klare Anweisungen und Sicherheit. Andernfalls wird er dich dazu verleiten, weiterhin auf den gewohnten Pfaden zu bleiben, denn hier kennt er sich aus. Die Versuchung ist also groß, dich deiner Schieberitis hinzugeben und ehrgeizige Zielsetzungen zu vermeiden oder nur halbherzig an deren Erreichung zu arbeiten. Wie aber kannst du das verhindern?
Als erstes geht es darum, dir darüber klar zu werden, dass du über einen gewissen Handlungsspielraum verfügst. Dieser Handlungsspielraum ist etwas sehr Wertvolles. Sowohl in deinem Alltag als auch im Hinblick auf dein gesamtes Leben spielt er eine herausragende Rolle. Wenn wir alltägliche Situationen betrachten, wird schnell klar, warum dieser Handlungsspielraum so bedeutsam ist. Wie verhältst du dich zum Beispiel, wenn dich jemand beleidigt? Du könntest sofort aus dem Anzug fahren und denjenigen