Sebastian Weis

IMMUN


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führe diese Punkte bewusst nicht konkreter aus, weil eben so sehr vieles noch unklar ist. Die Studienlage ist widersprüchlich. Aktuell wird heiß diskutiert, wie verschiedene Erkrankungen mit dem Mikrobiom zusammenhängen, u. a. Alzheimer Demenz, Angststörungen, Autismus, Depression, Parkinson oder Schizophrenie.

      Es ist aber nicht klar, ob ein verändertes Mikrobiom die Ursache oder die Folge dieser Erkrankungen ist. Aktuelle Studien zeigen weitere interessante Verbindungen

      • Die typisch westliche Ernährung mit viel Zucker und Fett hat einen negativen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und damit auf das Immunsystem

      • Es wird ein Zusammenhang gesehen zwischen dem Mikrobiom und der Anfälligkeit für Infektionskrankheiten

      • Das Mikrobiom scheint auch ein Schlüsselfaktor dafür zu sein, wie der Körper auf Impfungen reagiert

      • Gewisse Formen von Durchfällen und Lungenentzündungen können besser behandelt werden, wenn gleichzeitig das Mikrobiom behandelt wird

      • Ein falsch besiedelter Darm kann chronische Darmerkrankungen hervorrufen

      • Lebererkrankungen können das Mikrobiom verändern

      • Darmbakterien scheinen einen Effekt auf die Entwicklung und Hormonproduktion der Schilddrüse zu habenlxvii

      • Das Mikrobiom kann die Aufnahme von Medikamenten verändern und umgekehrt

      • Bakterien kommunizieren untereinander über Botenstoffe, die Einfluss auf unsere Körperzellen haben können

      • Darmbakterien könnten eine Rolle spielen bei Auto-Immun-Erkrankungen und Krebs

      • Darmbakterien fressen Neurotransmitter und produzieren zahlreiche wichtige Moleküle unterschiedlichster Wirkung. Sie wirken so auf unsere Psyche

      • Desinfektionsmittel und Antibiotika bewirken im Allgemeinen eine langfristige Abnahme der bakteriellen Vielfalt

      Exkurs Antibiotika

      Antibiotika haben ein breites Wirkungsspektrum. Sie wirken nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auch auf nützliche Mitglieder der Darmgemeinschaft. Einige Organismen werden von Antibiotika härter getroffen als andere. Bei manchen Personen ist der Effekt so stark, dass sie sich auch Monate nach der Behandlung noch nicht erholen. Dadurch können sich fremde Mikroben ausbreiten und sogar aus der Schleimhaut tiefer in den Körper eindringen und dort Entzündungen auslösen. Antibiotika können Veränderungen im Stoffwechsel der Schleimhäute auslösen und so die Immunzellen in ihrer Arbeit behindern.lxviii Paradoxerweise scheinen ausgerechnet Substanzen des Körpers die Bakterien resistent zu machen.lxix Der Körper versucht offenbar, seine guten Mitbewohner zu schützen. Das macht es den Makrophagen jedoch schwerer, die „bösen“ Bakterien abzuwehren.

      An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Antibiotika Leben retten können. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bakterieller Infektionen. Ärzte setzen sie in der Regel mit Bedacht ein. Wichtig ist dann, sich auch an die exakte Dauer zu halten, um Resistenzen zu vermeiden. Hier hat jeder, der Antibiotika nimmt, auch eine soziale Verantwortung zu übernehmen.

      Checkliste Mikrobiom

      Enthält Ihre Ernährung viel Zucker und / oder viel ungesundes Fett? (Ungesunde Fette finden sich in Fertigprodukten Frittiertem, Keksen, industriell hergestellten Süßigkeiten etc.)

      ➢ Schleichen Sie ungesunde Angewohnheiten langsam aus.

      ➢ Machen Sie eine Probiotika-Kur, um Ihr persönliches Hungerund Sättigungsgefühl zurückzuerlangen. Top-Probiotika-Lebensmittel sind:

      - Sauerkraut

      - Kefir, Joghurt, einige Käsesorten

      (z. B. Cheddar, Gouda, Mozzarella)

      - Apfelessig

      - Saure Gurken (in Salzlake, nicht Essig)

      - Miso: Japanische Sojapaste, wird oft in Suppen verwendet

      - Kombucha: Fermentierter schwarzer Tee

      - Kimchi: Koreanisches Gericht aus fermentiertem Kohl

      - Sauerteigbrot

      Manchmal machen richtige Probiotika-Kuren Sinn. Dr. Giampapa empfiehlt eine spezielle Mischung, die das kindliche Mikrobiom abbildet und so dem Körper hilft, sich neu auszurichten. Infos dazu finden Sie auf der Buchwebseite. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Sicher gibt es auch andere gute Produkte. Vergleichen Sie und bilden Sie sich eine eigene Meinung.

      ➢ Gute Bakterien mögen gut genährt werden. Das gelingt mit Präbiotika. Gute Quellen dafür sind

      - Artischocken

      - Chicorée

      - Löwenzahnwurzel

      - Pastinaken

      - Porree

      - Schwarzwurzeln

      - Zwiebeln

      Künstliche Süßungsmittel sind Gift.

      ➢ Vermeiden Sie künstliche Süßungsmittel wie Sucralose, Saccharin, Aspartam oder Acesulfam K.

      Wie hoch ist der Anteil von Fertigprodukten in Ihrer Nahrung?

      ➢ Reduzieren Sie schleichend Fertigprodukte aus Ihrer Nahrung.

      Gibt es Medikamente, die bei Ihnen aus unerfindlichen Gründen nicht so wirken, wie sie sollten?

      ➢ Sprechen Sie mit Ihrem Behandler über mögliche Zusammenhänge mit dem Darm

      Mussten Sie in Ihrem Leben mal Antibiotika nehmen? Wann? wie lange? und warum?

      ➢ Evtl. ist auch für Sie eine Probiotika-Kur sinnvoll.

      Das Mikrobiom scheint ein wichtiger Faktor für unsere körperliche und mentale Gesundheit zu sein und es reagiert sehr empfindlich auf Stress. Stress wirkt ebenfalls direkt auf das Immunsystem. Das führt zu einer Kette von gestörten Interaktionen zwischen beidem. Daher ist Stress auch das nächste Thema.

      Stark gestresst?

      Was ist Stress? Als einer der Begründer der modernen Stressforschung gilt Hans Selye. Er definierte Stress als die „nichtspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderungen, die an ihn gestellt werden, sei nun die Anforderung angenehm oder nicht.“

      Kurz gesagt entsteht Stress immer, wenn sich etwas in uns selbst oder in unserer Umwelt verändert. Es ist eine Reaktion, die uns aktiviert und dabei auch das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt.

      In der Steinzeit war Stress von vorübergehender Natur. Nehmen wir als Beispiel den berühmten Säbelzahntiger. Sie laufen entspannt durch die Savanne und haben nichts Besonderes im Sinn. Ihr Stresslevel ist niedrig. Plötzlich erblicken Sie das Raubtier. Innerhalb kürzester Zeit verändert sich der Hormonspiegel im Blut. Adrenalin wird ausgeschüttet, die Muskeln werden aktiviert und die Verdauung gestoppt. Das Immunsystem bereitet sich auf Verletzungen und Infektionen vor. Sie laufen weg und es gelingt Ihnen, sich in Sicherheit zu bringen. Nach einer gewissen Zeit wird sich Ihr System wieder beruhigen. Auch das Immunsystem fährt wieder runter.

      In dieser Geschichte haben Sie akuten Stress erlebt. Der Stress war zeitlich begrenzt. Akuter Stress richtig dosiert ist wichtig für unsere Gesundheit. Er stimuliert alle Systeme des Körpers und sorgt für Leistungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Akuter Stress trainiert somit auch unser Immunsystem. Bewegung baut Stresshormone ab.

      Der moderne Mensch ist jedoch mit chronischem Stress konfrontiert. Körper und Geist sind dauerhaft im Ausnahmezustand.

      Viele kleine Puzzlesteine tragen dazu bei:

      • Sie stehen morgens mit dem Wecker-Klingeln auf. Vielleicht passt die Uhrzeit nicht zu Ihrem Biorhythmus. Sie zwingen sich trotzdem aufzustehen oder

      • Sie verwenden die Snooze-Taste Ihres Weckers, um noch ein paar Minuten vermeintlicher Erholung zu bekommen. Tatsächlich bleibt ein Teil Ihres