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       Der Dank gehört meiner Familie,

       die so unendlich viel Geduld hatte

      Das Ende ist immer nahe

      1

       Urs Herzog

      © 2020 Urs Herzog

      2. Auflage

      Umschlaggestaltung, Illustration:

      Urs Herzog

Verlag:tredition GmbH
Halenreie 40-44 / 22359 Hamburg
ISBN978-3-347-04897-3Paperback
978-3-347-04898-0Hardcover
978-3-347-04899-7e-Book

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Die Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

       Winter

      Schlagzeilen :

      Raser rammt Schulbus – Tote und Verletzte

      Einbruch in Waffengeschäft - Inhaber erschossen

      Krankenhauskosten steigen - Chefärzte sind Absahner

      Wetter – es bleibt kalt

      „Die sind doch nicht normal, wenn ich nur wüsste was die wollen.“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und dachte über seine Lage nach. „Warum habe ich nur zugesagt“, seufzte er und richtete sich auf. „Dann werde ich wohl da hingehen müssen.“ Im Moment verstand er sich selbst nicht mehr. Es war noch nie vorgekommen und widersprach jeglicher Gepflogenheit. Geheimhaltung war das Schlüsselwort und dem hatte sich bisher jeder Kontakt unterordnen müssen.

      Abhörsichere Telefonleitungen, die Stimme von einem Computer gesprochen, Gespräche aus öffentlichen Telefonzellen, Mails über viele Server geleitet und auf temporären Mailkonten abgespeichert, Akten die mit wechselnden Kurieren von Anwaltskanzlei zu Anwaltskanzlei geleitet wurden, immer als anonyme Post in versiegelten Kuverts. Das war der Normalfall, das war die Realität. Es musste deshalb Ungewöhnliches vorgefallen sein, dass diese Normalität, dass alle Sicherheitsvorkehrungen ausser Kraft gesetzt wurden und der Auftraggeber direkt mit ihm in Kontakt treten wollte.

      Langsam schälte er sich aus dem Sessel und trat ans Fenster. Er schaute hinaus in die Nacht, sah unzählige Lichter zwischen schwarzen Schatten. Er streckte sich durch und fragte sich, was noch alles auf ihn zukommen würde.

      Im Restaurant am Rande der Stadt waren um diese Tageszeit nur wenige Gäste. Sie blickten neugierig hoch als ein Fremder eintrat.

      Das war hier immer so, Fremde fielen auf, waren eine Abwechslung. Nur für ein paar Augenblicke, dann verloren die Stammgäste das Interesse am neuen Gast.

      Die einfache und schon etwas abgenutzte Einrichtung mit dem Charme der siebziger Jahre ist in den Vororten noch häufig anzutreffen. Alles wirkte etwas düster und auf den einfachen Holztischen standen nur die Speisekarten in einem Plastikhalter mit der Werbeaufschrift der regionalen Biermarke und ein leerer Serviettenhalter. Die mit bunt gemustertem Stoff überzogen Sitzflächen der einfachen Holzstühle hatten auch schon bessere Zeiten gesehen. Eine typische Kneipenatmosphäre wie in vielen Vorstädten. Wieder schauten die Leute hoch als ein zweiter Fremder ihre Ruhe störte und sich zum Ersten setzte. Im Gegensatz zu diesem behielt der Zweite seinen Mantel an. Er würde wohl nicht lange bleiben. Sie wandten sich wieder ab und das Leben ging seinen gewohnten Gang.

      Sein Gegenüber wirkte nervös. Er hatte sich mit Hasler vorgestellt und offenbar behagte ihm das Ganze nicht. Unruhig blickte er umher, wie ein gehetztes Tier, oder wie ein Mann auf der Flucht. Unter seinem Mantel trug er einen dunkelgrauen Anzug, ein weisses Hemd und eine dezente Krawatte. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen seriösen Geschäftsmann halten können, wäre er nicht so nervös gewesen und hätte er sich nicht wiederholt den Schweiss von der Stirn wischen müssen. Der Mann hatte Angst. Aber wovor?

      Schneider dagegen war gewohnt locker und souverän. Er hatte sein dunkelblaues Jackett geöffnet, seine Krawatte gelockert und musterte Hasler unverhohlen. Beide versuchten sich ein Bild des Mannes gegenüber zu machen. Als der Kellner endlich an den Tisch kam, bestellte Schneider eine Flasche Weisswein aus der Region, ohne sich um mögliche Wünsche seines nervösen Gegenüber zu kümmern. Dieser bestellte ein Glas Mineralwasser, ohne Kohlensäure. Schneider beugte sich vor. Er schaute mit fragendem Blick auf den Mann gegenüber und fragte mit unschuldiger Miene.

      „Was ist denn vorgefallen, dass ihr alle eure heiligen Vorsichtsmassnahmen über Bord geworfen habt und wir uns hier treffen?

      Ist der Weltuntergang nahe oder sonst eine globale Katastrophe im Anmarsch?“

      „Wir befürchten dass verschiedene Daten über das Vorhaben durchgesickert sind. Entweder sind die Leitungen nicht mehr abhörsicher, oder wir haben einen Maulwurf in unseren Reihen. Das ist der Grund, warum ich hier bin.“

      Seine Stimme hatte einen näselnden und nervösen Klang. "Ich habe den Auftrag, ihnen die Papiere persönlich auszuhändigen."

      „Und woher wollen sie wissen, dass ich der Richtige bin?“ Schneider lehnte sich im Stuhl zurück und wartete gespannt auf die Antwort.

      Mit einem Mal veränderte sich Haslers Blick und er schaute ihn nun aus verschlagenen Augen an.

      „Sie sind uns bekannt und wir wissen alles über sie und ihre Geschäfte.“ Wieder wischte er sich den Schweiss aus der Stirn. „Alle unsere Geschäftsverbindungen werden genauestens überprüft, oder sagen wir es so, wir kennen auch die Körbchengrösse ihrer Erbtante.“ Sein Lachen klang schmutzig. „Wir haben sie durchleuchtet, sonst wären sie nicht hier.“

      Schneider beschlich mit einem Male ein ungutes Gefühl und seine Souveränität wankte. War der Kerl immer so? Oder spielte er es nur? Er hatte schon erlebt, dass Bürohocker, die endlich mal hinaus konnten, sich für Superspione hielten und sich auffällig benahmen. Und wenn doch nicht? In seinem Inneren keimte die Frage, ob diese Geschäftsverbindung, so lukrativ sie auch war, auf Dauer gut gehen konnte, oder ob er sich da auf etwas eingelassen hatte das Probleme geben würde aus dem es für Ihn am Ende kein Entrinnen gab. Er schüttelte diese Gedanken ab und Sekunden später war er wieder der Alte. Er hatte schon grössere Probleme gelöst und bisher alles unbeschadet überstanden. So würde es auch diesmal sein.

      „Nun, Sie kennen mich, wissen viel von mir und sind mir gegenüber im Vorteil. Ich weiss nicht wer sie sind, ob ihr Name wirklich Hasler ist weiss ich auch nicht und ich kenne auch die Rolle nicht, die sie in dieser ganzen Sache spielen.“

      „Mein Name ist Hasler, ich bin der Kurier, mehr müssen sie nicht wissen.“ Wieder schaute sich der Mann rastlos um, dann fuhr seine Rechte urplötzlich in sein Jackett und Schneider dachte schon, jetzt zieht der Kerl auch noch eine Knarre, doch seine rechte Hand erschien mit einen weissen Briefumschlag, den er nun blitzschnell über den Tisch zu Schneider hin schob. „Das sind ihre Anweisungen. Es gibt nur dieses Exemplar und es ist nicht verschlüsselt, dafür reichte die Zeit nicht.“ Hasler sah ihn durchdringend an, der gehetzte Blick war mit einem Mal verschwunden, irgendwie schien er erleichtert.

      Schneider liess den Briefumschlag vor sich liegen, als wäre es ein belangloses Stück Papier oder Werbung und griff nach seinem Glas. Genüsslich trank er einen Schluck Wein, lächelte Hasler an und tat so als wäre die Welt ein Paradies und sie wären mitten drin.

      „Der Wein ist ausgezeichnet, wollen sie nicht auch davon probieren?“

      Das war dann doch zu viel. Hasler lief rot an, beugte sich