Walter Krüger

Rom kämpft um den Rhein


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mit dem Überfall auf die Atuatuker, die zu diesem germanischen Verbund gehörten. Caesar hat seine Leser zwar bekannt gemacht mit dieser Volksbezeichnung, wendet sie aber, rein politisch motiviert, in verwirrender Vielfalt an. So fällt es schwer damit umzugehen und sich verständlich zu machen. Der folgende sogenannte Germanenkrieg, wie er ihn meint, ist deshalb nicht der Krieg gegen die Germanen links des Rheins, die sich selbst so nennen, sondern auch einer gegen die Germanen rechts des Rheins, die sich nach seiner Meinung ungerechtfertigt in linksrheinischen Gebieten aufhielten.

      Die in diesen Gebieten lebenden Germanen wie die Eburonen, übergeht er im Germanenfeldzug, erwähnt sie nicht einmal. Spricht von nunmehr gallischen Gebieten, in die Germanen eingefallen seien. Caesars Vorstoß an den Rhein gelingt nach seiner Darstellung. Er setzt sogar über, um die rechtsrheinischen Völker zu beeindrucken. Ob dies tatsächlich so gelang wie er es darstellt, erscheint mir sehr zweifelhaft.

      An den Beginn seines Germanenkrieges stelle ich den Feldzug gegen den ersten germanischen Stamm, den Atuatukern.

      Mit dem Feldzug gegen die germanischen Atuatuker noch 57 v.Chr., die Caesar beschuldigte, den Nerviern Unterstützung zugesagt zu haben, was für ihn gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung war, beginnt der Teil III meines Buches. Sie waren die östlichen Nachbarn der Nervier und Caesar überschritt mit einigen Legionen die Grenze des belgischen Stammesverbandes. Durch diesen Schritt können alle Ereignisse, die sich gegen die linksrheinischen und zeitweise auch gegen die rechtsrheinischen Germanen richteten, zusammenhängend dargestellt werden. Nach den Atuatukern folgt 55 v.Chr. der eigentliche schon genannte Germanenkrieg, danach wird der Kampf der Eburonen gesondert eingeordnet. Dieser schwere Krieg bereitet Caesar die größten Anstrengungen und die größte Niederlage, den Verlust von eineinhalb Legionen. Empfindliche Niederlagen muss er auch gegen die rechtsrheinischen Germanen, die den linksrheinischen Stammesbrüdern zu Hilfe eilten, hinnehmen. Die Auseinandersetzungen beruhigen sich erst, als Caesar durch einen strengen Vernichtungsfeldzug gegen die Eburonen für eine Grabesstille in dieser Region sorgte.

      Eine Ausnahme in diesen Feldzügen bildete die Unterwerfung der Menapier in den Jahren 56 v.Chr. und 55 v.Chr., die gesondert behandelt wird. Sie gehören aber zu den Germanen und verschaffen Caesar den Zugang zur Nordseeküste.

      Caesars Vorstoß an den Mittelrhein führte zu den jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Stamm der Treverer. Hier gelang ihm Ähnliches wie bei den Belgern. Er fand im treverischen Adel einen hochgestellten Anführer, der sich ihm andiente, um dadurch selbst Stammesführer zu werden. Diese Spaltung der Treverer ermöglichte es dem Römer, zeitweise tief in deren Stammesgebiet einzudringen und den Rhein zu erreichen, sogar zu überqueren. Wobei dieses Ereignis in Frage gestellt wird. Der Krieg gegen die Treverer verlief ganz anders als der gegen die Germanen am Niederrhein, weil die Vernichtungszüge fehlten. Dies war sicherlich dem römerfreundlichen Anführer geschuldet. Immerhin währte die Auseinandersetzung zwischen Caesar und dem König der Treverer von 57 v.Chr. bis 51 v.Chr.

      Als die Feldzüge gegen die Germanen und Treverer zu Ende gingen, zogen sich die Römer zurück in die belgischen und keltischen Gebiete. Damals war es noch nicht üblich, die eroberten Gebiete durch eine dauerhafte Besatzung zu sichern. Römisch war tatsächlich nur das Gebiet, das durch römische Schwerter erreicht wurde. Unter diesem Gesichtspunkt hat Caesar sein Ziel, den Rhein zur neuen Grenze der Republik zu erheben, nicht erreicht. Die betroffenen Stämme fanden nach ihm wieder zueinander und der Rhein blieb ein germanischer Fluss. Das ganze Gebiet, das Caesar erobert hatte, blieb nach seinem Rückzug und Tod einzelnen römischen Magistraten überlassen, die es je nach Macht persönlich plünderten. In weiten Teilen blieben die Stämme sich selbst überlassen.

      Erst als der Großneffe Gaius Iulius Caesars, Gaius Octavius, am 13. Januar des Jahres 27 v. Chr vom Senat zum Augustus ausgerufen wurde und damit die Voraussetzungen für eine nach den Bürgerkriegen wieder funktionierende Republik geschaffen wurden, rückten die Provinzen wieder in den Blickpunkt der Zentralverwaltung.

      Das herrenlose „Gallien“ wurde als Hinterlassenschaft Caesars, der dort ein gewaltiges Vermögen angehäuft hatte, bereits im Sommer 27 v.Chr. von Augustus besucht und offiziell als Provinz in das Imperium Romanum eingegliedert. Nach 23 Jahren relativer Ruhe kehrten nun die Römer allmählich, diesmal auch als Verwalter, nach Westeuropa zurück, schließlich auch an den Rhein. Damit vollstreckte der Nachfolger das Vorhaben seines Großonkels.

      Abb.2

      Caesars Vorstoß auf den Niederrhein durch die germanischen Gebiete ab 57 v.Chr.

      Die Abb.2 zeigt die militärischen Vorstöße Caesars gegen die Germanen und Treverer, um den Rhein zu erreichen.

      Zur Erleichterung für den Leser, der gerne nachschlagen möchte, gebe ich diese Abschnitte, die Germanen betreffend, als Übersicht wieder:

- liber II, 29-33Eroberung von Atuatuka 57 v.Chr.
- liber III, 28-29Auseinandersetzung mit den Menapiern, 56 v.Chr.
- liber IV, 1-19Kämpfe gegen die Germanen 55 v.Chr.
- liber IV, 37-38Auseinandersetzung mit den Menapiern 55 v.Chr.
- liber V, 2-5Zug zu den Treverern 54 v.Chr.
- liber V, 24-58Aufstand der Eburonen und Treverer 54 v.Chr.
- liber VI, 1-10Kämpfe in Nordgallien, 2. Rheinbrücke, 53 v.Chr.
- liber VI, 2-6Unterwerfung der Menapier 53 v.Chr.
- liber VI, 7-8Sieg über die Treverer 53 v.Chr.
- liber VI, 29-44Rachekrieg gegen Ambiorix 53 v.Chr.
- liber VII, 66-67Germanen gegen Vercingetorix 52 v.Chr.
- liber VIII, 24-25Suche nach Ambiorix
- liber VIII, 45Niederlage der Treverer

      Wollte man diese Abfolge der Erzählung zugrunde legen, wäre es schwierig, Zusammenhänge zu erkennen und zu verfolgen. Für weitaus günstiger halte ich eine Zusammenfassung der Ereignisse, die jeweils einen Stamm betreffen. Wie man aus der Übersicht entnehmen kann, haben wir es mit folgenden Stämmen zu tun:

      • Linksrheinische Germanen: Atuatuker, Eburonen, Condruser etc.

      • Rechtsrheinische Germanen: Sugambrer, Ubier, Tenkterer, Usipeter

      • Menapier

      • Treverer

       Teutonen, Germanen und Sweben

       Die Germanen - ein neues Volk in Westeuropas?

      Caesar begründet in seinem Buch „De Bello Gallico“ die geschriebene Geschichte der Germanen. Leider vermittelt er dem Leser kein allgemeinbildendes Wissen über dieses den Römern bisher weitgehend unbekannte Volk. Die Germanen werden sehr einseitig als Eindringlinge und Eroberer beschrieben, die über den Rhein drängten, um keltisches Land zu rauben. Sie werden als unkultiviert, roh, tyrannisch, grausam, jähzornig, unberechenbar und wild, alles Ausdrücke von Caesar, charakterisiert. Man müsse sich die Germanen als große, starke, blauäugige, blonde Riesen vorstellen, die überwiegend nackt, nur mit einem kleinen Fellchen bekleidet, umherliefen. Es gäbe noch weitere Aussagen aus seinem Germanenexkurs zu nennen, die dieses negative Bild eines hochgestellten Römers verfestigen würden. Caesar hatte für die Germanen nichts übrig. Das kommt in allen Texten über sie zum Ausdruck. Seine ganze Haltung gipfelt in der Erfindung des Begriffs „Germanenhass“. Im Laufe der Handlungen wird er uns mit noch schlimmeren Worten seine Geisteshaltung zu diesem Volk offenlegen.

      Was wir tatsächlich über die Germanen erfahren, ist geprägt vom Denken eines Mannes, der sie nur als Barbaren wahrnehmen will und alle Erkenntnisse aus seinen Kriegszügen gegen sie gewonnen hat.

      Im dritten Band dieser Buchreihe stehen die Eroberungszüge Caesars in den linksrheinischen germanischen Gebieten im Mittelpunkt der Handlungen. Ich habe schon in den vorangegangenen Büchern auf die Probleme aufmerksam gemacht, die sich jedes Mal ergeben, wenn die Ereignisse Germanen erfassen. In diesem Band geht es aber nur noch um Germanen. Deshalb halte ich es für angebracht, den kommenden Handlungen einige grundsätzliche persönliche Gedanken zu diesem Volk voranzustellen. Das bin ich diesen Menschen schuldig, gehören sie doch zu den Wurzeln