Alfred Bekker

Alfred Bekker Krimi Trio #1


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      Er hielt die SIG in beiden Händen. Mit einem wuchtigen Tritt ließ er die Tür zur Seite fliegen.

      "Waffe weg, FBI!", rief Agent Medina.

      Im Inneren herrschte Halbdunkel.

      Orry sah eine Gestalt im Gegenlicht, das durch ein Fenster auf der anderen Seite hereinkam. Die Gestalt wirbelte herum, riss eine Waffe empor. MPi-Feuer ratterte. Mündungsfeuer blitzte auf. Orry schoss um den Bruchteil einer Sekunde früher als sein Gegenüber.

      Mit einem Schrei flog der Getroffene auf den Rücken.

      Er blieb regungslos liegen. Mit wenigen Schritten durchquerte Orry den Raum. Es handelte sich um ein großzügig angelegtes Wohnzimmer, das fast das gesamte Erdgeschoss einnahm. Eine Treppe führte hinauf unter das ausgebaute Dach. Wahrscheinlich befanden sich dort die Schlafzimmer.

      Die Tür zur Küche stand halb offen.

      Orry konnte eine Kaffeemaschine erkennen, die auf einer Anrichte stand.

      Auf der rechten Seite gab es zwei weitere Türen. Bad und Abstellkammer, schätzte Orry. Ein Keller existierte nicht. Der Untergrund war hier an der Connecticut-Küste so felsig, dass sich diesen Luxus kaum jemand leisten konnte.

      Orry erreichte den am Boden liegenden MPi-Schützen.

      Er war zweifellos tot.

      Orry lauschte. Es gab mindestens noch eine weitere Person im Haus. In der Küche zerbarst eine Scheibe.

      Die Tür flog zur Seite.

      Orry zielte mit der SIG, ließ aber im nächsten Augenblick die Waffe sinken.

      Vor ihm stand Clive, der inzwischen einen Bogen geschlagen und durch ein Küchenfenster in das Haus eingestiegen war.

      Clive Caravaggio hatte seine SIG ebenfalls im Anschlag. Beide atmeten tief durch. Keiner sagte ein Wort. Orry deutete zuerst auf die Türen, die vermutlich zum Bad und zum Abstellraum führten, dann auf die Treppe.

      Clive verstand auch ohne Worte. Der stellvertretende SAC nickte.

      Orry nahm sich zuerst das Bad vor. Ergebnislos. Clive sicherte von hinten, behielt gleichzeitig die Treppe im Auge. Die zweite Tür kam an die Reihe. Orry öffnete sie. Es handelte sich tatsächlich um einen Abstellraum, kaum drei Quadratmeter groß. Licht fiel nur durch ein winziges Fenster.

      Ein Geräusch ließ Orry und Clive aufhorchen. Es klang, als ob ein schwerer Sack aus einem der Dachgeschossfenster geworfen worden war.

      Beiden G-men war sofort klar, was passiert war.

      Der zweite Gangster hatte einen Sprung aus dem Fenster gewagt. Die Höhe mochte etwa drei Meter fünfzig bis vier Meter betragen.

      Ein Ungeschickter brach sich den Hals, aber für jemanden, der einigermaßen durchtrainiert war, bestand die Chance, unverletzt davonzukommen.

      Clive rannte zur Haustür, stürzte mit der SIG im Anschlag heraus.

      Ein Mann humpelte in Richtung des Bootsstegs.

      In der Rechten hielt er eine Automatik.

      "Stehenbleiben!", rief Clive und legte an. "FBI, Sie sind verhaftet!"

      Der Kerl keuchte. Offenbar hatte er sich bei dem Sprung den Knöchel verstaucht. Etwa zehn Meter lagen noch zwischen ihm und dem Landungssteg. Zehn Meter ohne jede Deckung.

      Er blieb stehen, zögerte.

      "Die Waffe fallen lassen!", rief Clive.

      Und Orry, der inzwischen auch das Freie erreicht hatte, ergänzte: "Sie haben keine Chance, uns beide zu erledigen, bevor wir nicht ein paar Kugeln in Ihren Körper gejagt haben!"

      Eine quälend lange Sekunde noch hing alles in der Schwebe. Offenbar spielte der Kerl noch immer mit dem Gedanken, die Waffe herumzureißen und wild drauflos zu feuern. Schließlich sah er ein, dass das sein Tod gewesen wäre.

      Seine Automatik ließ er fallen, hob die Hände.

      Clive und Orry waren Augenblicke später bei ihm. Orry legte ihm die Handschellen an, Clive erklärte ihm seine Rechte. "Alles, was Sie von nun an sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Aber selbst, wenn Sie nichts sagen, werden unsere Kollegen da drinnen so viele Beweise gegen Sie sichern können, dass es schwer werden wird, Ihren Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen!"

      Der Festgenommene verzog das Gesicht. Clive schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er hatte eine hohe Stirn, auf der eine V-förmige Narbe knapp unterhalb des Haaransatzes zu sehen war.

      "Sie brauchen Ihre Spielchen gar nicht erst zu versuchen", knurrte er.

      "Jetzt hätte Ihre Aussage noch einen Wert. Jeder District Attorney würde das positiv berücksichtigen. Aber wenn Sie erst warten, bis andere auspacken oder das Verfahren, das auf Sie zukommt, durch Indizien entschieden wird..."

      "Leck mich doch, G-man!"

      "Ich weiß nicht, ob Ihnen wirklich klar ist, was Sie getan haben! Sie haben einen State Police Officer erschossen! Und Sie wissen ja sicher, wie Gerichte bei Polizistenmord urteilen..."

      Er verzog nur das Gesicht.

      Orry durchsuchte ihn. Er trug einen Führerschein bei sich, der auf den Namen Barry Martinson ausgestellt war. Außerdem fand Orry eine Skizze, auf der der Weg von Stamford hier her beschrieben war.

      Clive griff zum Handy.

      Mit Hilfe einer Kurzwahl-Taste war er Sekunden später mit Mister McKee verbunden. "Sir, wir brauchen ein Team von Erkennungsdienstlern und den besten Gerichtsmedizinern, das sich auftreiben lässt..."

      16

      Im Haus von Dr. McCullen wimmelte es nur so von Erkennungsdienstlern und Sprengstoffspezialisten und Mitarbeitern des zuständigen Coroner.

      Etwa eine Stunde war seit der Explosion vergangen, die Dr. McCullen natürlich sofort getötet hatte.

      Mona Garrison befand sich in einem der anderen Räume dieses großen Hauses und sprach mit Dr. Erica St.James, einer Polizeipsychologin des Paterson Police Department. Ich hoffte, dass Dr. St.James es schaffte, die junge Frau wieder soweit zu stabilisieren, dass wir von ihr eine brauchbare Aussage aufnehmen konnten.

      Agent Sam Steinburg, ein Erkennungsdienstler unseres Field Office wandte sich an Milo und mich.

      "Na, ihr seid aber auch noch ziemlich blass um die Nase!"

      "Kein Wunder!", erwiderte Milo. "Wenn dieser Raum nicht allein schon dreimal so groß wäre wie eine durchschnittliche Wohnung im Big Apple, dann hätten wir wahrscheinlich auch etwas abgekriegt."

      Sam Folder nickte. "Aber die Sprengladung schien sehr genau dosiert gewesen zu sein."

      "Profis!", stieß ich hervor.

      "Mit Sicherheit. Es sollte nur die Person getötet werden, die den Hörer ans Ohr hielt. Sonst niemand."

      "Dazu passt, dass sich der Anrufer offensichtlich noch einmal vergewissert hat, ob er auch den Richtigen an der Strippe hat", stellte Milo fest.

      Sam deutete mit einer beiläufigen Geste hinüber zu Agent Al Baldwin, unserem Sprengstoff-Ass. "Al meint, die Sprengung sei per Funk