darin liegt der Schlüssel zur wahren Glückseligkeit.«
DIGHA NIKAYA
Sobald eine solche Anhaftung entstanden ist, haben wir keine Wahl mehr, haben nicht die Freiheit zu sagen: Ich hätte vielleicht noch gern ein Stück, aber es tut mir nicht gut. Indem wir der Lust auf Schokolade unreflektiert nachgeben, macht uns das nicht stark und glücklich, sondern schwach und ängstlich, weil wir an unserem offensichtlich schädlichen Muster anhaften, statt es loszulassen. Wie die Glücksforschung zeigt, herrscht in vielen – nach materiellen Kriterien gemessen – ärmeren Ländern, wie zum Beispiel in Bhutan, ein wesentlich höherer Grad an Zufriedenheit als zum Beispiel in Nordamerika, wo die Anhaftung an materielle Werte besonders hoch ist (siehe dazu auch »Bücher, die weiterhelfen« auf >).
FREI ENTSCHEIDEN KÖNNEN
Eine bewusste Entscheidung können wir aber erst treffen, wenn wir achtsam wahrnehmen, was in uns vorgeht, welche Werte und Einstellungen unser Selbst produziert. Indem wir innehalten und unsere Meinungen überprüfen (und die kurzfristige Lust gegen den mittelfristigen Schaden abwägen), können wir uns emanzipieren von dem Getriebensein: hier noch ein Stück Schokolade, da noch eine vielversprechende Reise oder eine Fortbildung, vielleicht sogar ein neuer Partner, der noch besser zu uns passen könnte als der jetzige.
Haben wir mithilfe der Achtsamkeit und Selbstreflexion solche Mechanismen und Meinungen erkannt und unsere Einstellungen und Glaubenssätze entlarvt, dann können wir unsere Muster durchbrechen. Wir können uns nach und nach von ihnen lösen, um wieder Herr im eigenen Haus zu werden. Unser Handeln wird bewusster: Wir entscheiden zum Beispiel, dass wir einmal pro Woche eine bestimmte Menge Schokolade essen, statt jeden Abend vor dem Fernseher reflexartig zu naschen – und merken: Es geht uns damit besser, unser schlechtes Gewissen verschwindet und macht Platz für positive Gedanken, wir schlafen besser, wir nehmen ab und vieles mehr.
Fallen uns Veränderungen schwer, können wir wieder die Imagination zu Hilfe nehmen und uns Situationen aus der Vergangenheit vorstellen, in denen wir solche Schritte gegangen sind und in denen wir uns wohler fühlten als im Moment. Oder wir stellen uns intensiv die Zukunft vor, was wir konkret tun werden, damit wir uns angenehmer und leichter fühlen, gesünder werden, über mehr Vitalität verfügen und zwei Konfektionsgrößen weniger brauchen. Sie finden in diesem Buch zahlreiche Übungen, die Sie bei der Imagination unterstützen.
DAS EIGENE VERHALTEN HINTERFRAGEN
Nur wenn wir eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster erkennen und überprüfen, können wir sie bei Bedarf – nämlich dann, wenn sie uns nicht nutzen – auch loslassen. Denn jedes Verhalten, das wir zeigen, hat für uns einen Nutzen, das haben Verhaltensbiologen erkannt. Am Beispiel der Schokolade könnte ein festgefahrener Glaubenssatz lauten: Ich brauche jeden Tag Schokolade. Überprüfen wir diese Meinung und fragen nach dem dahinterstehenden Zweck, könnte sich vielleicht herausstellen, dass uns dieser Genuss kleine Glücksmomente verschafft, uns kurzfristig ein gutes Gefühl vermittelt. Mittel- und langfristig schadet uns der Schokoladenkonsum allerdings, er schwächt uns und macht uns dick. Haben wir das durchschaut, können wir diesen Glaubenssatz loslassen und uns andere Glücksinseln suchen, die uns besser bekommen – vielleicht ein besonderer Tee, ein Spaziergang oder ein Spiel mit den Kindern. Eine solche Veränderung ist bestimmt nicht immer leicht, aber dennoch möglich, sobald wir den Zweck unseres Tuns oder unserer Haltung erkannt haben.
Dank unserer Fähigkeit zur Selbstreflexion können wir den Nutzen unserer Verhaltensmuster immer wieder hinterfragen und relativieren. Und wir können uns auch bewusst machen, dass für andere nicht automatisch dieselben Maßstäbe gelten müssen, sie andere Erfahrungen gemacht haben oder aus bestimmten Verhaltensweisen nicht denselben Nutzen ziehen wie wir. Wenn wir zum Beispiel Wert auf eine bestimmte Kleiderordnung legen, hat diese uns vielfach schon genutzt und weitergebracht. Wir erwarten dann oft ganz selbstverständlich, dass das auch für unsere Mitmenschen gilt und sie sich ähnlich kleiden (sollen).
Denn solange wir unbewusst sind, stellen wir unsere Maßstäbe in den Mittelpunkt. Deshalb neigen wir oft dazu, anderen unsere Meinung überzustülpen, weil wir sie für die beste, die einzig gültige erachten.
Vielleicht ist aber für einen anderen praktische, bequeme Kleidung besonders wichtig, weshalb ihm Anzug oder Kostüm manchmal einfach im Weg stehen. Ist uns das bewusst, können wir die Erwartungshaltung anderen gegenüber zurücknehmen, unsere Meinung loslassen und dem anderen seine Meinung lassen und sie respektieren – ohne dass wir sie teilen müssen.
Erst wenn wir uns dessen gewahr sind, welche Meinungen und Glaubenssätze in uns vorherrschen, können wir sie bewusst loslassen. Das heißt nicht, dass wir alle unsere Meinungen und Ansichten über Bord werfen müssen. Vielmehr sollen wir uns einfach nur ihrer bewusst sein, sie nicht zum allgemeingültigen Maßstab erheben, sie hinterfragen und offen für neue sein. Und wir sollen sie als die unsrigen erkennen – andere Menschen können und werden zu Recht wieder ganz andere Werte haben (siehe dazu auch das Kapitel ab >).
ANNEHMEN UND LOSLASSEN ALS LEITSTRATEGIE
Alles kommt und geht, deshalb ist es so wichtig, loszulassen und nicht anzuhaften, denn das verursacht Leid und kostet Energie. Wir können den Wandel nicht aufhalten, aber wir können unsere Haltung verändern und uns so vom Leid befreien. Dabei hilft uns das Geistestraining, wie Sie es in den folgenden Kapiteln kennenlernen werden. Durch die Übungen können wir erkennen, dass wir etwas entstehen lassen durch unsere Gedanken und es auch wieder ziehen lassen können. Wir können darüber selbst entscheiden, indem wir uns unserer Gedanken bewusst werden. Wenn die Gedanken unbewusst kommen, bleiben wir in alten Denkmustern verhaftet. Erst durch das Bewusstmachen haben wir die Wahl, »alte« Gedanken weiter zuzulassen und zu verfolgen oder aber uns gedanklich neu auszurichten. Wir beginnen aktiv, unser Denken, dadurch unsere Gefühle, dadurch unser Handeln, dadurch unsere Gewohnheiten und letztendlich unser Schicksal selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Wenn das Bewusstmachen, Annehmen und Loslassen zu unserer Leitstrategie wird, gewinnen wir Freiheit und Energie. Darin liegt eines der Geheimnisse der Shaolin-Lehre: Wir werden auf diese Weise immer freier und unabhängiger und dadurch innerlich stärker.
Auch die Schmerztherapie hat die Wirksamkeit dieser Strategie »erkennen, annehmen, loslassen« erkannt. Gerade bei Patienten mit chronischen Schmerzen hat es sich bewährt, dass sie ihren Geist entsprechend trainieren, indem sie sich auf den Schmerz konzentrieren, ihn erkennen, annehmen und dadurch erträglicher machen.
In den folgenden Kapiteln wird Sie diese Strategie begleiten, denn sie ist ein unerlässliches Instrument, damit wir innere Stärke entwickeln, damit wir uns von den Schwierigkeiten des Lebens nicht unterkriegen lassen und ein erfülltes, zufriedenes und glückliches Leben führen können.
»Wir werden den ganzen Tag an der Nase herumgezogen und denken, es wäre freier Wille.«
FRED VON ALLMEN
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