Pete Hackett

Neun ungewöhnliche Krimis Juni 2019


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die Krankheit Ausmaße annehmen wie die Pest im Mittelalter. Sie entwickelt sich zu einer Geißel für die gesamte Menschheit.“

      Der Special Agent konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimme Dr. Ramseys zuletzt gepresst und verzerrt geklungen hatte, als hätte ihm etwas die Kehle zugeschnürt.

      „In wessen Wohnung fand das letzte Sit-in statt?“, fragte Burke.

      „Das war am 17. September. Wir waren in der Wohnung William Tobins in der 94th Street. Er hat sich auch bei einer Hure angesteckt.“

      „Welche Nummer?“

      „Was meinen Sie?“

      „Die Hausnummer Tobins.“

      „Moment.“

      Es verstrich fast eine Minute. Dann meldete sich Ramsey wieder. „Ich habe in meinen Unterlagen nachgesehen. Es ist die Hausnummer 421.“

      „Vielen Dank“, sagte Burke. „Sollte es noch Fragen geben, werde ich mich wieder an Sie wenden.“

      „Jederzeit, Agent. Soweit ich dazu in der Lage bin, werde ich Ihnen gerne Rede und Antwort stehen.“

      Owen Burke fiel noch etwas ein. „Eine Frage noch, Dr. Ramsey. Bei wem findet das nächste Treffen statt.“

      „Moment, ich muss einen Blick in meinen Terminkalender werfen.“ Es dauerte wieder eine gute Minute. „Am 1. Oktober, bei Dennis Gray, Queens, 55th Street, Nummer 254.“

      „Stehen Sie mit anderen Gruppen in Kontakt?“

      „Nein. Aber ich leite eine weitere Gruppe, mit der ich mich jeweils dienstags treffe.“

      Burke bedankte sich noch einmal, dann legte er auf und sagte an seinen Kollegen gewandt: „Die Sitzungen finden jeden Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr statt. Die Frauen wurden immer nach 22 Uhr entführt. Langsam werden es der Zufälle zu viele.“

      Ron nickte. „Ich denke, wir sollten uns zu dem Treffen am 1. Oktober begeben.“

      „Nein“, wehrte Burke ab. „Wir sollten lediglich mal beobachten, wer mit welchem Auto in die 55th Street in Queens kommt. Und wenn ein weißer Ford dabei ist, sollten wir den Fahrer beschatten, sobald das Sit-in beendet ist.“

      „Am 1. Oktober wird auch Lucy in der Morningside Avenue stehen“, sagte Ron. „Wenigstens einer von uns sollte aufpassen.“

      „Ja“, pflichtete Burke bei. „Übernimmst du das?“

      „Warum nicht?“

      8

      Am 25. September teilte das Field Office in Indianapolis dem FBI New York telefonisch mit, dass die Falle, die man dem Prostituiertenmörder gestellt hatte, wahrscheinlich zugeschnappt war. Eine Agentin, die sich als Köder hergegeben hatte, hatte einen Sexualstraftäter überwältigt und mit Hilfe einiger Kollegen dingfest gemacht.

      Es handelte sich um einen Mann namens Rufus Purdie.

      „Gibt es Hinweise, dass er auch für die anderen Morde in Indianapolis verantwortlich ist?“, fragte Owen Burke den Kollegen am anderen Ende der Leitung.

      „Sein Wagen und seine Wohnung werden auf Spuren durchsucht. Wir werden aber frühestens übermorgen Bescheid erhalten. Haare, Hautschuppen und ähnliches, was die Spurensicherung in dem Fahrzeug und in der Wohnung findet, müssen erst einer DNA-Analyse unterzogen werden.“

      „Ist der Mann mit HIV infiziert?“

      „Wieso diese Frage?“

      „Bei uns besteht der Verdacht, dass sich einige HIV-Infizierte zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und den Ladies vom Straßenstrich den Kampf angesagt haben.“

      „Das ist ja ein völlig neuer Aspekt“, stieß der Kollege hervor. „Aber so abwegig erscheint mir das gar nicht. Ich werde mich drum kümmern. Sollte Purdie nicht bereit sein zu sprechen, werden wir sein Blut analysieren lassen. Sie hören wieder von mir, Kollege.“

      Schon eine Stunde später schellte wieder das Telefon Burkes. Es war noch einmal der Kollege aus Indianapolis, der sagte: „Purdie hat zugegeben, mit HIV infiziert zu sein. Er bestreitet jedoch, etwas mit der Ermordung der Huren in den vergangenen Wochen zu tun zu haben. Er behauptet auch, nicht den Schimmer einer Ahnung zu haben, wer dahinter stecken könnte.“

      „Er lügt“, erklärte Burke im Brustton der Überzeugung. „Einige HIV-Infizierte, die in verschiedenen Städten leben, haben sich zusammengeschlossen, um Rache zu üben dafür, dass sie irgendwann mit Aids angesteckt wurden. Wahrscheinlich – sehr wahrscheinlich sogar - haben Sie sich die Krankheit bei Stricherinnen geholt. Das würde einiges erklären.“

      „Purdie schweigt wie ein Grab. Als Erklärung dafür, dass er unsere Kollegin zu misshandeln versuchte, gibt er an, dass sie sich weigerte, mit ihm zu seiner Wohnung zu fahren. Er wollte keinen Sex im Auto.“

      „Wir können nicht auszuschließen, dass die Morde von verschiedenen Personen begangen wurden“, sagte Burke. „Es ist also durchaus möglich, dass Purdie mit den Morden in den vergangenen Wochen nichts zu tun hat, dennoch aber zum Kreis der Täter gehört. - Geben Sie uns Bescheid, sobald sein Wagen durchsucht und das Ergebnis ausgewertet ist.“

      „Natürlich“, versprach der Kollege. „Umgekehrt werden Sie uns auch verständigen, wenn Sie etwas herausfinden.“

      „Selbstverständlich.“

      9

      Es war Donnerstag, 19 Uhr 50. Owen Burke parkte den Dienstwagen, den er sich im Fuhrpark des FBI ausgeliehen hatte, in der Nähe des Hauses Nummer 254 in der 55th Street in Queens. Innerhalb eines Zeitraums von etwa zehn Minuten fuhren mehrere Autos vor. Männer oder Frauen stiegen aus und gingen in das Gebäude. Einer der Männer war mit einem weißen Ford gekommen, eine Frau mit einem beigefarbenen. Der Mann war grauhaarig. Wenig später sah Burke auch Susan Cohan aus einem weißen Lincoln steigen. Sie verschwand ebenfalls in dem Haus. Der Wagen, mit dem sie gekommen war, fuhr wieder weg. Am Steuer saß ein Mann um die vierzig Jahre. Der Special Agent erinnerte sich, dass Mrs Cohan von einem Bruder gesprochen hatte.

      Owen Burke schaute auf die Uhr. Es war kurz nach acht Uhr. Um 21 Uhr 30 wollte Lucy Dexter ihre ‚Arbeit‘ in der Morningside Avenue aufnehmen. Sie würde mit einem Funkpeilsender ausgerüstet sein, ein Funkpeilwagen würde sich in der Nähe der Morningside Avenue befinden. Und Ron Harris stand bereit, um gegebenenfalls einzuschreiten, sollten sich Probleme jedweder Art ergeben. Um 22 Uhr würde das Sit-in der Selbsthilfegruppe enden.

      Was