hatte. Aber leider hatte er keinen Beweis für diese These. Das FBI würde ihm wahrscheinlich sogar noch Schadenersatz für den Pkw leisten müssen. Es war zum Heulen.
Und das war noch nicht alles.
Als Burke am Morgen den Dienst antrat, erreichte ihn eine Meldung, wonach in der Nacht in der 116th Street ein Straßenmädchen entführt worden sei. Ihr Name war Patricia Shriver, 23 Jahre alt, und sie schaffte seit einem Jahr etwa in der 116th an. Es handelte sich um eine Afro-Amerikanerin.
Andere Prostituierte hatten beobachtet, dass Patricia in einen weißen Ford Lincoln eingestiegen war. Eine von ihnen hatte das Kennzeichen sogar notiert, doch die Überprüfung hatte ergeben, dass es sich wiederum um gestohlene Nummernschilder handelte.
Jack the Ripper II. hatte wieder zugeschlagen.
Er hatte lediglich sein Jagdrevier gewechselt.
Und wieder war ein weißer Lincoln das Tatfahrzeug gewesen.
Ein weißer Ford Lincoln! Sofort tauchte die Frage auf, weshalb in der Nacht Dr. Ramseys Ford in Brand gesteckt worden war.
Arbeiteten die Täter mit mehreren weißen Fords?
Owen Burke kam in den Sinn, dass Susan Cohan mit einem weißen Ford nach Queens zum Sit-in der Selbsthilfegruppe gebracht worden war. Er sprach mit Ron Harris darüber ...
13
Zunächst besorgten sich die Agents bei der Telefongesellschaft eine Liste mit den Gesprächen, die Dr. Ramsey am Vortag geführt hatte. Es waren in der Tat lediglich drei Anrufe bei der Columbia Universität. Im Besitz eines Handys zu sein hatte der Professor bestritten.
Sein ausgebrannter Wagen war abgeschleppt worden und stand nun in der Werkstatt der SRD, wo er nach Spuren untersucht wurde. Wobei es ausgeschlossen war, dass Spuren jener Personen auffindbar waren, die vor dem Brand mit dem Fahrzeug gefahren waren. Es ging nur noch um die Klärung der Brandursache.
Burke und Harris fuhren nach Brooklyn. Susan Cohan ließ sie in ihr Apartment und schaute fragend von einem zum anderen. „Ich habe Ihnen alles erzählt“, sagte sie. „Was führt Sie noch einmal zu mir?“
„Sie wurden gestern mit einem weißen Ford nach Queens zum Sit-in Ihrer Selbsthilfegruppe chauffiert“, sagte Burke. „Wem gehört der Wagen?“
„Meinem Bruder Keith. Ich habe Ihnen doch von ihm erzählt. Er unterstützt mich finanziell.“
„Wie heißt Ihr Bruder mit vollem Namen, und wo wohnt er?“
„Keith Goodman. Er wohnt in Manhattan, in der Henry Street. Warum wollen Sie das wissen? Sie verdächtigen doch nicht meinen Bruder, dieser brutale Mörder zu sein?“
„Wir müssen seinen Wagen einer Routineüberprüfung unterziehen“, versetzte Burke. „Bringt Sie ihr Bruder immer zu den Versammlungen der Selbsthilfegruppe?“
„Ja.“
„Wie steht ihr Bruder zu Ihrem Mann?“
„Warum fragen Sie das?“
„Beantworten Sie einfach meine Frage.“
„Was soll ich sagen? Mein Bruder und ich hatten schon immer eine sehr enge Beziehung zueinander. Das änderte sich auch nicht, nachdem ich Wesley geheiratet habe. Als Keith erfuhr, dass Wesley mich mit Aids infiziert hatte, drohte er im ersten Impuls, ihn umzubringen. Aber schon bald besann er sich. Er gab nicht Wesley die Schuld, sondern der Hure, bei der sich mein Mann angesteckt hatte. Die Huren gehören ausgerottet, meinte Keith.“
„Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Bruder treibt, sobald er Sie jeweils zu Hause abgeliefert hat?“
„Nun, ich denke, er fährt zu sich nach Hause.“
„Haben Sie mit ihm schon einmal über den so genannten Jack the Ripper II. gesprochen?“
„Keith brachte einmal die Sprache darauf. Er meinte, dass es wohl noch mehr Menschen gibt, die voll Hass auf die Huren sind.“
„Die Zeitungen schrieben von Ritualmorden. Wie kommt Ihr Bruder darauf, dass Hass auf die Prostituierten das Motiv ist?“
„Das müssen Sie meinen Bruder schon selber fragen.“
„Das werden wir“, versicherte Burke. „Ist Ihr Bruder beschäftigt?“
„Ja, er arbeitet bei der Golden Corporation in der Leroy Street als Buchhalter. Zu Hause werden Sie ihn um diese Zeit nicht antreffen.“
Die Agents verabschiedeten sich von Susan Cohan.
Eine Stunde später sprachen sie Keith Goodman. Er hatte ein eigenes Büro bei der Golden Corporation.
Burke glaubte ein unruhiges Flackern in seinen Augen wahrzunehmen, als er und Ron sein Büro betraten. Er bot ihnen an dem runden Konferenztisch Sitzplätze an und sie ließen sich nieder. Goodman verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch und setzte sich zu ihnen. „Was darf's sein, meine Herren?“, fragte er.
„Wo waren Sie in der vergangenen Nacht nach 22 Uhr?“, fragte Owen Burke und fiel damit gleich mit der Tür ins Haus.
Der Mann überlegte nicht lange. „Ich habe um 22 Uhr meine Schwester vom Treffen ihrer Selbsthilfegruppe abgeholt. Zwischen 22 Uhr 15 und 22 Uhr 30 haben ich Sie vor ihrem Haus in Brooklyn abgesetzt und bin anschließend nach Hause gefahren. Ich wohne in der Henry Street in Manhattan.“
„Haben Sie ein Alibi für die Zeit zwischen 22 Uhr 30 und 2 Uhr?“
„Wozu brauche ich das?“
„Haben Sie ein Alibi?“, wiederholte Burke seine Frage mit Schärfe im Tonfall, denn er hatte keine Lust, irgendwelche Debatten zu führen.
„Ich bin geschieden und lebe alleine. Meine Schwester kann bezeugen, dass ich sie gegen 22 Uhr 30 vor ihrer Wohnung in Brooklyn abgesetzt habe.“
„Sie fahren einen weißen Ford Lincoln.“ Das war keine Frage, sondern eine glasklare Feststellung.
„Das ist richtig. Ist das etwas Besonderes?“
„Ein weißer Ford Lincoln spielt eine große Rolle bei der Entführung und Ermordung einiger Frauen vom Straßenstrich.“
Keith Goodman lächelte starr, doch er schwieg.
Burke fuhr fort: „Fünf der Frauen wurden in der Morningside Avenue entführt, Nummer sechs gestern Nacht in der 116th Street. Die Entführungen geschehen jeweils nach den Sit-ins der Selbsthilfegruppe, der Ihre Schwester angehört. Einige Tage später werden die Frauen ermordet aufgefunden. Der Killer schneidet ihnen die Herzen aus dem Leib.“
Goodman nickte. „Sie sprechen von Jack the Ripper II., nicht wahr?“
Burke nickte. „Kathleen Anderson und Patricia Shriver wurden zuletzt gesehen, als sie in einen weißen Ford Lincoln stiegen.“
„Ich stelle Ihnen meinen Wagen gerne zur Verfügung, damit sie ihn auf Spuren nach den Frauen durchsuchen können“, bot Goodman ohne mit der Wimper zu zucken an. „Was sollte ich für einen Grund haben, irgendwelche Frauen vom Straßenstrich zu ermorden.“
„Ihre Schwester hat sich bei ihrem Mann mit HIV infiziert,