A. F. Morland

Thriller-Paket 11 Krimis Juni 2020 Sammelband 11002


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wollte unter seine Jacke greifen. Ich wusste, dass er dort einen Magnum Colt vom Kaliber 45 trug. Eine Waffe von gewaltiger Durchschlagskraft.

      Mitten in der Bewegung hielt Skull-Face inne, verzog das Gesicht zu einem verlegenen Grinsen.

      "Hey, nichts für ungut, Alter!"

      "Beweg dich nicht, oder du hast ein Loch in deinem komischen Helm!", erwiderte ich eisig.

      Ich ließ den Blick schweifen.

      Meine Ein-Zimmer-Wohnung war sparsam eingerichtet.

      Skull-Face hatte alles auf den Kopf gestellt. Die Ledersessel waren aufgeschlitzt. Selbst die Kissen.

      Offenbar hatte der Mann mit dem Totenkopf-Helm hier irgendetwas gesucht.

      Ich trat näher.

      Kickte mit dem Absatz die Tür zu. Richtig schließen konnte man sie jetzt allerdings wohl nicht mehr. Das Schloss war wohl endgültig hin.

      Ich setzte ihm die SIG an die Schläfe, zog ihm gleichzeitig mit der Linken den riesigen Magnum Colt unter der Jacke weg.

      "Was ist das für eine Nummer, die hier abziehst, Skull-Face?", fragte ich.

      "Dasselbe könnte ich dich fragen, Jesse!"

      "Was willst du damit sagen?"

      "Ich wusste immer, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt, Alter! Ich konnte nur nicht genau sagen, was das war..."

      "Und jetzt bist du schlauer?"

      Die Gedanken in meinem Hirn rasten. Hatte ich vielleicht irgendetwas in der Wohnung zurückgelassen, was mich verraten könnte? Ich konnte mir das eigentlich kaum vorstellen. Bei dieser Operation war ich wirklich mit äußerster Sorgfalt vorgegangen. Gerade, was meine Legende angeht. Mir war nur zu gut bewusst, dass der geringste Fehler mich in ein kühles Grab auf dem Grund des East River bringen konnte.

      Mir fiel nichts ein.

      Skull-Face ließ sein Bein hochschnellen. Ein gezielter Karate-Tritt kickte mir den Magnum Colt aus der Hand.

      Er packte das Handgelenk meiner Rechten, in der ich die SIG hielt. Mit einem Ruck riss er meinen Waffenarm zur Seite, zog mich an sich heran und rammte mir sein Knie in den Magen. Ich schnappte nach Luft.

      Sekundenbruchteile später traf mich eine rechts-links Kombination seiner Fäuste.

      Skull-Face hatte einen Schlag wie ein Dampfhammer.

      Ich taumelte durch den Raum, prallte gegen eine Kommode, rutschte zu Boden.

      Mein Gegner hatte inzwischen den Magnum Colt vom Boden aufgehoben.

      Mit beiden Händen umfasste er den Griff der Waffe.

      Der Lauf zeigte in meine Richtung.

      Skull-Face drückte ab.

      Ich zuckte zur Seite.

      Das gewaltige Projektil vom Kaliber 45 schlug in die Kommode ein, fetzte ein beinahe faustgroßes Loch in das preiswerte Kiefernholz. Ich griff nach einer der ungeöffneten Bierdosen, die auf dem Boden verstreut herumlagen. Skull-Face hatte sich wohl eine davon aus dem Six-Pack herausgeholt, den ich in der Wohnung gehabt hatte, und den Rest der Büchsen einfach durch die Gegend rollen lassen.

      Ich schleuderte die Bierdose meinem Gegner entgegen.

      Ein gezielter Wurf.

      Eine Dose Budweiser war die einzige Waffe, die mir im Augenblick zur Verfügung stand.

      Ehe Skull-Face seinen Magnum-Colt noch einmal abdrücken konnte, traf ihn die Dose mit voller Wucht an der Nase.

      Er taumelte zurück.

      Blut schoss hervor.

      Zweifellos war Skull-Face benommen. Ein ungezielter Schuss löste sich aus dem Magnum-Colt.

      Ich hechtete zu meiner SIG, rollte mich auf dem Boden herum, bekam sie endlich zu fassen und riss sie hoch.

      Skull-Face stöhnte zur gleichen Zeit laut auf, brüllte förmlich. Es hörte sich wie eine Mischung aus einem monströsem Kampfruf und einem Wutgeheul an.

      Er lehnte gegen die Wand, wischte sich das Blut mit dem Ärmel seiner Jacke ab und zielte wieder mit dem Colt auf mich.

      Aber ehe er abdrücken konnte, war ich bereits bei ihm. Mit einem Karate-Tritt kickte ich ihm die Waffe aus der Hand. Er schrie auf.

      Der Revolver fiel zu Boden.

      Skull-Face blickte ungläubig in den Lauf meiner SIG.

      Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ich trat näher an ihn heran. Er sah mich an. Sein Gesicht war zu einer Maske der Wut geworden. Immer noch rann das Blut in Strömen aus seiner Nase. Ich nahm an, dass sie gebrochen war.

      "Du Bastard!", zischte Skull-Face zwischen den Zähnen hindurch.

      "Du hast Glück gehabt!", erwiderte ich.

      "So?"

      "Ja, ich habe heute meinen netten Tag. Deshalb lebst du noch."

      "Was hindert dich daran, mich jetzt noch umzunieten. Na los, worauf wartest du? Bring es schon hinter dich!"

      Ich schüttelte den Kopf.

      "Wenn es sich vermeiden lässt, töte ich keinen Gang-Bruder!"

      "Pah!", machte Skull-Face. Verachtung spiegelte sich in seinen Zügen. "Du bist kein Gang-Bruder! Nicht für mich!"

      Ich setzte ihm die SIG an die Schläfe.

      Er wagte es nicht, auch nur etwas heftiger zu atmen. Ich durchsuchte ihn mit der Linken, holte ein Springmesser hervor und ein paar Briefchen mit Koks. Die nahm ich an mich. "Das Zeug nehme ich als Schadensersatz für die Verwüstung, die du hier angestellt hast, du Scheißkerl. Und jetzt verschwinde. Und lass dich nie wieder dabei erwischen, meine Möbel aufzuschlitzen, wenn du alt werden willst!"

      Er taumelte aus der Wohnung heraus.

      Eigentlich hätte er in den Knast gehört. Er hatte versucht, mich umzubringen. Schon das reichte für einige Jahre auf Rikers Island. Liebend gern hätte ich ihm die Handschellen angelegt. Aber Skull-Face war nur ein kleiner Fisch. Und meine Aufgabe war es, nicht Laufburschen wie ihn festzusetzen, sondern an die großen Haie heranzukommen.

      Ich war einfach zu dicht davor, um diesen Erfolg jetzt gefährden zu wollen.

      Du hast jetzt allerdings einen gnadenlosen Feind!, warnte mich eine Stimme aus dem Hinterkopf. Skull-Face wird dir an die Gurgel gehen, sobald er die Gelegenheit dazu hat!

      6

      Ich informierte Mister McKee per Handy über die Auseinandersetzung mit Skull-Face.

      "Hat dieser Kerl irgendetwas gegen Sie in der Hand, Jesse?", fragte der Chef. "Bitte denken Sie nach!"

      "Nein, das glaube ich nicht. In der Wohnung kann er nichts gefunden haben, was mich hätte enttarnen können."

      "Aber Sie sagten, dass er offensichtlich einen Verdacht gegen Sie hatte!"

      "In erster Linie kann er mich wohl schlicht und ergreifend nicht leiden und sucht