Thomas Weinreich

Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente.


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Wahrnehmung der Wirklichkeit

      Erinnerungen sind BIe, welche ein erneutes Vorstellen bzw. Erleben von bereits erlebten BIen sind. Es ist der Versuch des Gehirns einen zuvor gebildeten/aktivierten Gehirnzustand erneut zu bilden/aktivieren. Deshalb sind Erinnerungen meist abstrakter und schwächer als die originalen BIe, mit welchen sie durch ihre Ähnlichkeit in Verbindung gebracht werden können. Die Vorstellung eines Schmerzes ist eine Erinnerung, welche normalerweise nur eine abstrakte Vorstellung und kein echter Schmerz ist. Durch veränderte (also zerlegte oder neu-kombinierte) Erinnerungen lässt sich etwas vorstellen, das so nicht als originaler BI wahrgenommen wurde. Das Erfahren eines „originalen“ bzw. nicht-erinnerten BIes wird hier auch wahrnehmen und der BI deshalb Wahrnehmung genannt. Wahrnehmung (im weiter gefassten Sinne) bezeichnet damit allgemein den Entstehungsprozess von originalen BIen bzw. deren parallelen WIe im Gehirn (Bewusstseins-WI), sowie das Produkt des Entstehungsprozesses als BI und Bewusstseins-WI. Das Erleben eines originalen BIes erfordert einen nicht direkt bzw. nicht bewusst steuerbaren Reiz, wie eine Sinneswahrnehmung. Wir erleben ihn, ohne dies bewusst herbeigeführt zu haben, wie z.B. bei einem Hungergefühl. Die Reflexion von BIen muss allerdings nicht bewusst erfolgen, sondern kann auch durch das Unterbewusstsein angeregt werden. Ein originaler BI ist jedoch nie bewusst (frei) konstruiert. So benötigt das erstmalige Erleben von etwas, wie der Farbe Rot, einen nicht direkt bzw. nicht bewusst steuerbaren Reiz, wie eine Sinneswahrnehmung. Erst danach kann solch eine Wahrnehmung wieder als BI erinnert bzw. vorgestellt werden. Auch z.B. ein Hungergefühl kann man als repräsentierende Wahrnehmung des leeren Magens definieren.

      Visuelle Wahrnehmung stellt WIe immer nur mittels unterschiedlich farbigen Flächen dar (wobei mit Farbe auch Helligkeit und Schwarz/Weiß gemeint sein sollen). Farben, aber auch jeder andere BI, aus dem eine Wahrnehmung der Wirklichkeit besteht, bilden allerdings nicht die Wirklichkeit ab. Wie bei allen Bestandteilen unserer Sinneswahrnehmungen gibt es auch die von uns erlebten Farben nicht als WIe, sondern nur als BIe, welche den Wahrnehmungen verschiedener WIe angehangen werden. Bei Farben sind es die Wellenlängen des Lichtes. (Wobei diese Zuordnung auch kontextabhängig geschieht, also je nach Kontext zu anderen Wellenlängen.) Die Farbe eines WIes ist also kein Abbild von ihm, sondern nur eine willkürliche Repräsentation. Da man sich den als WI erscheinenden Farben nicht entziehen kann, sind sie eine native Täuschung. Unser Gehirn repräsentiert also nicht vorstellbare WIe (elektromagnetische Wellen) mittels BIen (Farben), die nicht der Wirklichkeit entsprechen.

      Jedoch entsprechen die Kontraste zwischen den einzelnen Farben und der Verlauf dieser Farb-Kontraste durch den Raum den Kontrasten der WIe. Nur die Kontraste zwischen BIen wie Farben, Gerüchen, Geschmäcker und Schallwahrnehmungen entsprechen der Wirklichkeit. Aus einer bestimmten Farbe oder einem bestimmten Geschmack können wir jedoch auch auf Informationen über WIe schlussfolgern. So können wir von einer Farbe auf die Wellenlänge des Lichtes (WI) schließen, und von einem Geschmack auf das was geschmeckt wurde. Dies ist jedoch möglich, weil wir vorher schon den WI untersucht haben, der diese Sinneswahrnehmung auslöst. Und das Erkennen dieses WIes geschieht wiederum nur mittels Kontrasten. (Dabei speichert das Gehirn die Kontraste bzw. Anordnungen von WIen in ähnlicher Weise, wie bei einem digital gespeicherten Foto. Die physischen Daten auf einem Speicherchip haben keine Ähnlichkeit mit dem Abgebildetem, enthalten aber dessen Kontraste und Anordnungen und lassen sich in diese übersetzen.)

      Das Einzige, was wir uns von der Wirklichkeit vorstellen können, sind demnach ihre Kontraste, also die Kontraste zwischen verschiedenen WIen. Die WIe selbst können wir uns hingegen nicht vorstellen. Wenn wir uns also einen materiellen Gegenstand vorstellen, könnte die Form (Kugel) der Wirklichkeit entsprechen, denn die Form ist Kontrast. Wäre die Wirklichkeit hingegen selbst nichts anderes als Kontrast würden wir sie so wahrnehmen wie sie ist. (Auch die Quantentheorie beschreibt die Wirklichkeit nicht als verschiedene Inhalte, sondern als bloßen Kontrast zwischen nicht vorhandenen Inhalten. Dabei geht sie jedoch noch einen Schritt weiter, denn sie beschreibt die Welt als formlos, also nicht einmal als Kontraste im Raum, welche eine Anordnung und so eine Form ergeben.)

      Wir betrachten einen BI aber nur unter verschiedenen Bedingungen als Wahrnehmung eines WIes. Dazu könnte zum einen zählen, dass wir uns nüchtern und wach fühlen, um auszuschließen, dass es sich um Halluzinationen oder Träume handelt. Und wenn wir nüchtern und wach sind, wissen wir auch definitiv, dass wir nüchtern und wach sind, weil es sich richtig anfühlt. Optische Täuschungen stellen hier kein Problem dar, denn diese täuschen nur über Anordnungen, welche wir nicht wahrgenommen haben. So ist z.B. die Annahme, dass ein See existiert, weil wir diesen als Fata Morgana gesehen haben, falsch, weil alles was wir durch die Fata Morgana wirklich wissen, wäre, dass das Bild eines Sees (die Fata Morgana) existiert. Die Erkenntnis eines der Wirklichkeit entsprechenden BIes ist nur, dass Kontraste in der Wirklichkeit existieren.

      Eine weitere Bedingung dafür, dass ein BI (bzw. der Bewusstseins-WI) als der Wirklichkeit entsprechender BI anerkannt wird, ist, dass wir Hinweise darauf haben, dass es einen Wahrnehmungsprozess gab. Denn für jede Wahrnehmung eines WIes muss es einen Wahrnehmungsprozess gegeben haben. Wir können erkennen bzw. sinnvoller Weise annehmen, dass es einen Wahrnehmungsprozess von WIen durch unsere Sinnesorgane zu unseren der Wirklichkeit entsprechenden BIen gibt. Das heißt ein WI verursachte den ihm identischen BI. Der Kontrast bzw. Form/Anordnung des WI blieb dabei über den Wahrnehmungsprozess erhalten und ist auch in dem BI als Wahrnehmung enthalten. So wird z.B. die Form eines Gegenstandes durch die Reflexion von Licht zum Auge transportiert, weshalb die Wahrnehmung der Form (BI) die Form des Gegenstandes (WI) als seine Ursache abbildet. Eine Schallwahrnehmung hingegen, welche z.B. durch eine Glocke verursacht wurde, enthält den wahren, abbildenden Kontrast der Bewegung, welche in der Luft und in der Glocke vorkommt. Wenn etwas (nicht-rotes) an oder in uns eine rote Farbwahrnehmung auslöst, dürfen wir nicht annehmen, dass ein roter (bzw. die entsprechende Wellenlänge des Lichtes reflektierender) WI existiert. Erstreckt sich also z.B. eine rote Fläche zusammenhangslos über einen Teil oder unser gesamtes Sichtfeld, wäre es keine sinnvolle Annahme zu sagen es handele sich um einen WI der die entsprechende Wellenlänge reflektiert. Da ein WI jedoch meist als Teil einer um ihn herum wahrgenommen Umgebung wahrgenommen wird, reicht diese ursprüngliche Wahrnehmung aus, um zu begründen, dass es sich bei einem BI um eine Wahrnehmung der Wirklichkeit handelt und dass es einen Wahrnehmungsprozess gab. Deswegen ist es die beste Annahme, dass es sich um einen WI handelt. Würden wir jedoch plötzlich nur schwarze Leere und darin ein Objekt, das wie ein WI scheint, wahrnehmen, hätten wir gute Gründe anzunehmen, dass wir nur in einer Simulation stecken und keinen echten WI wahrnehmen.

      Nimmt man einen „farbigen WI“ wahr, aktiviert die Wahrnehmung der Lichtwellen den BI der Farbe. Nimmt man hingegen die Form eines WIes wahr, wird nicht die Form im Gehirn aktiviert (auch wenn sie schon als Erinnerung vorhanden ist), sondern die Form wird als BI neu gebildet. Da BIe, die nicht die Wirklichkeit abbilden, nicht durch Wahrnehmungen gebildet, sondern nur aktiviert werden, lässt sich theoretisch am Wahrnehmungsprozess und Gehirn erkennen, ob ein BI (einer Wahrnehmung) der Wirklichkeit entspricht. Denn der Bewusstseins-WI als Gehirnzustand müsste sonst bereits vorhanden gewesen sein oder einen Kontrast darstellen, der „unterwegs“, also während des Wahrnehmungsprozesses entstanden ist, und nicht den Kontrast des WI „weitergibt“. Und auch wenn sich der BI erst bei der Wahrnehmung bildet, müsste physikalisch ein Unterschied erkennbar sein zwischen der Bildung von der Wirklichkeit entsprechenden BIen und anderen BIen. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn Existenz vorhanden ist und wir z.B. nichts wahrnehmen, dann liegt das nicht daran, dass Existenz vorhanden war, sondern dass unser Erkenntnisapparat selbst die Wahrnehmung von nichts erzeugt hat (oder umgekehrt). Die Wahrnehmung entspricht also nicht der Wirklichkeit.

      Ebenso wie die Gehirne (oder dem ähnliches) ist auch das Erkennen bzw. Wahrnehmen der Wirklichkeit selbst bloß ein physikalischer Zustand bzw. Vorgang in der Wirklichkeit. Das heißt, dass theoretisch jedes Subjekt mit der richtigen Technik und den richtigen Sinnesorganen, welche man auch nachträglich erschaffen kann, da sie bloß WIe sind, die Wirklichkeit und ihre Inhalte erkennen kann. Theoretisch ist also jeder WI wahrnehmbar, da jeder Wahrnehmungsprozess zur Darstellung eines WIes als Information gebildet werden kann, und als Binärcode auch dem einfachsten Sinnesorgan zugänglich ist. So kann z.B. ein Computer theoretisch jeden WI als Information (siehe Kapitel Information) verarbeiten. So haben wir z.B. Elektronenmikroskope entwickelt, um auch Moleküle wahrnehmen zu können, und Brain-Machine-Interfaces