Thomas Weinreich

Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente.


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      Da andere Menschen ein eigenes Gehirn besitzen, nehmen sie die Wirklichkeit auch auf ihre eigene Weise wahr. Nun gibt es verschiedene Gründe anzunehmen, dass wir alle die gleiche Wirklichkeit erkennen. Zum einen gehören wir alle der gleichen Spezies an und unsere Gehirne besitzen den gleichen Aufbau und die gleiche Struktur. Durch CRT-Untersuchungen zeigen sich auch grundlegend gleiche Korrelationen zwischen BIen und Gehirnregionen. Vor allem aber können wir durch Kommunikation feststellen, ob jemand einen WI anderes (falsch) wahrnimmt. So haben keine Zweifel daran, dass andere Menschen die Dinge in der Welt größtenteils genauso wahrnehmen wie wir, wenn wir uns bewusst auf das Erkennen eines Dings konzentrieren und uns durch Kommunikation darüber austauschen ob die andere Person die gleiche Form, also die gleichen Kontraste der Wirklichkeit wahrnimmt. Denn die Wirklichkeit lässt sich (zumindest auf größerer Ebene vereinfacht) als Kontraste betrachten lässt, welche die Formen und Anordnungen der WIe bilden. So besteht z.B. absolut kein Zweifel daran, dass du hier die gleichen Wörter liest wie ich geschrieben habe (abgesehen davon, dass du dich aus einem Mangel an Konzentration mal verlesen kannst). Auf fundamentalster Ebene muss man sich lediglich über den Verlauf von Kontrasten zwischen unterschiedlichen WIen durch den Raum einig werden. Durch „Kontrast vorhanden“ und „Kontrast nicht vorhanden“ lässt sich jede Form eines Gegenstandes im dreidimensionalen Raum anderen Subjekten durch Kommunikation vermitteln. Ähnlich könnte man sich jedoch auch über die Verschiedenheit von Elementarteilchen oder Kräften verständigen, wenn deren Eigenschaften nur durch Kontraste ausgedrückt werden können. Qualitäten lassen sich nicht kommunizieren, wenn man sie nicht selbst erfahren hat, Unterschiede als sein und nicht-sein oder weniger und mehr hingegen schon.

      4. Herkömmliches und Fortführendes: Wahrnehmung der Wirklichkeit

      Liegt etwas außerhalb des Bereiches möglicher Erfahrung, können wir darüber nichts wissen. Es wäre Existenz von deren Existenz wir nichts wissen können. Versucht man es sich vorzustellen bleibt man immer nur bei Zusammensetzungen aus bereits wahrgenommenen BIen.

      Reflexion bedeutet in der Umgangssprache, wenn auf eine geistige Tätigkeit bezogen, Nachdenken oder Überlegen. Im Zentrum stehe dabei die Unterscheidung von auf äußere Objekte bezogenem Wahrnehmen und derjenigen geistigen Tätigkeit, die sich auf die Denk- und Vorstellungsakte selbst richtet. Dies geht in die Richtung von erinnerten und nicht-erinnerten BIen. Jedoch wird hier mit diesem Begriff nicht äußere und innere Wahrnehmung, sondern neue und wiederholte Wahrnehmung unterscheiden. David Humes Einteilung des menschlichen Denkens in impressions und ideas entspricht ziemlich genau den hier erinnert und nicht-erinnert genannten BIen: Die impressions sind die lebhaften und starken perceptions (Wahrnehmungen), wie sie als Folge von hören, sehen, fühlen, lieben, hassen, wünschen oder wollen auftreten. Für das, was Menschen weniger eindrücklich und weniger lebhaft wahrnehmen, verwendete Hume die umgangssprachliche Bezeichnung idea, z.B. im Zusammenhang mit Tätigkeiten wie nachdenken, erinnern und fantasieren. Von diesen Annahmen ausgehend formulierte Hume die Grundthese seines Sensualismus: Alle ideas, so komplex sie auch sind, lassen sich von impressions ableiten. C. I. Lewis schrieb: Es gibt in unserer Erkenntniserfahrung zwei Elemente: die unmittelbaren – etwa von den Sinnen gelieferten – Daten, die dem Geist dargeboten oder gegeben werden, sowie eine Form, Konstruktion oder Deutung, die die Tätigkeit des Denkens repräsentiert. (Mind and the World-Order, 1929)

      Die häufige herkömmliche Definition von Wahrnehmung als Sinneswahrnehmung stammt noch aus der Annahme, dass durch Sinneswahrnehmung nur der Wirklichkeit entsprechende BIe entstehen. Jedoch kann sie wie gezeigt als Prozess und Produkt für jeden nicht-erinnerten BI stehen. So enthält auch die herkömmliche Definition von Wahrnehmung das Körperinnere als Quelle für Wahrnehmungen. Wahrnehmung, heißt es, ist der Prozess und das Ergebnis der Informationsgewinnung und -verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinnern eines Lebewesens.

      Für Rudolf Carnap waren alle Aussagen über anderes als eigene BIe, also über die Wirklichkeit und fremde BIe Pseudo-Aussagen, da sie sich immer nur auf eigenen BIe beziehen können, und nicht auf die Inhalte ihrer eigentlichen Bedeutungen. Dies ist jedoch kein Problem, denn die Vorstellung von etwas (nicht gegenwärtigem) können wir (ganz intuitiv) trotzdem eben als die Vorstellung von etwas betrachten (bzw. beschreiben). Der „Bezug“ zu nicht-Gegenwärtigem ist natürlich keine existierende Verknüpfung, aber das muss es auch nicht sein. Wir können nicht, wie der Anti-Realismus sagt, in unmittelbaren Kontakt mit der Wirklichkeit treten. Trotzdem können wir die Wirklichkeit als existent und unsere „unmittelbaren“ Wahrnehmungen von ihr als ihr entsprechend betrachten.

      Die Kausalität des Wahrnehmungsprozesses und die repräsentierenden (also nicht abbildenden) BIe sind Schlüsselelemente im repräsentationalen Realismus. Repräsentationen, heißt es, sind Sinnesdaten sowie vorsprachliche und sprachliche Zeichen der Wirklichkeit. Auf einer höheren Ebene seien diese zu Gedanken und Überzeugungen zusammengeführt. Wenn auch die Repräsentationen nicht unbedingt in ihrer Struktur der Wirklichkeit entsprechen, so bestehe aber eine gleich bleibende Beziehung zwischen Außenwelt und Bewusstsein, eine Isomorphie. Diese Beziehung zwischen Repräsentation und Wirklichkeit wird als kausales Verhältnis aufgefasst.

      Repräsentation bezeichnet in der Philosophie die Vergegenwärtigung von nicht unmittelbar Gegebenem in der Vorstellung. Repräsentationen, heißt es, sind mentale Zustände, Vorstellungen, Darstellungen oder Abbilder. In dieser Definition bezeichnet Repräsentation also den BI bzw. dessen Bewusstseins-WI, der einen W/BIen abbildet oder repräsentiert. Der Begriff des Repräsentierens wird im normalen Sprachgebrauch jedoch eigentlich nicht als abbildend verwendet. Deswegen halte ich es für sinnvoll ihn nicht für abbildende sondern nur für repräsentierende BIe zu verwenden. So ist z.B. Farbe als BI eine Repräsentation der Wellenlängen des Lichtes. Und die Vorstellung eines Gegenstandes ist in seiner Form (bzw. seinen Kontrasten) ein Abbild des Gegenstandes. Auch Zeichen wären Repräsentationen, weil ihre Verknüpfung nicht auf abbildender Ähnlichkeit beruht (siehe Kapitel Zeichen).

      Die Theorien und Überlegungen des Repräsentationalismus (siehe auch Stanford Encyclopedia of Philosophy: Representational Theories of Consciousness) haben wie so viele ontologische Theorien nicht verstanden, dass die Welt aus sehr einfachen Bestandteilen besteht: Wir erleben nur unsere eigenen BIe, können diese als schwächere Version aus der Erinnerung reflektieren, und könnten in Gedanken so neue Vorstellungen konstruieren, von denen wir manche nach selbst festgelegten Regeln als WIe annehmen. BIe repräsentieren nicht grundsätzlich etwas. Wir sind es, die bestimmte BIe zu Repräsentationen erklären und ihnen einen anderen W/BI zuordnen. Da bestimmte andere BIe, wie die Farben, immer bestimmten WIen bzw. Reizen zugeordnet werden, kann man dies Repräsentation nennen. Das Gefühl von Kälte würde die Eigenschaft der Kälte eines WIes, wie einen Teil des eigenen Körpers, repräsentieren. Bei vielen BIe wie Gefühlen der Fröhlichkeit lässt sich jedoch keine Ursache zuordnen, die repräsentiert werden soll. Viel eher soll so ein Gefühl etwas bezwecken. So führt ein Glücksempfinden dazu, dass das Gehirn (bzw. wir als unser Bewusstsein) sich die Ursache dieses Glücksempfinden merkt, damit zukünftig Maßnahmen ergriffen werden um die Ursache wieder zu realisieren, sodass andere positive Effekte der Ursache (für unseren Körper) wieder eintreten. Hier könnte jedoch das Glücksgefühl repräsentieren, dass dem Körper etwas Gutes widerfahren ist. In all diesen Fällen sind Repräsentationen jedoch nur von uns selbst erfundene Begrifflichkeiten. Die WIe existieren einfach nur und bewegen sich nach den Gesetzen der Physik. Wir versuchen nur in den Prozessen des Gehirns Zustände zu finden die wir auf konsistente Weise Repräsentation nennen können.

      These der evolutionären Erkenntnistheorie ist, dass unter evolutionärem Selektionsdruck die Erkenntnisapparate von Lebewesen immer besser dazu befähigt werden, die Wirklichkeit wahrheitsgemäß zu erkennen. Die Frage, wie es sein kann, dass BIe die Wirklichkeit abbilden oder dass Bewusstseins-WIe (Gehirnzustände) die Wirklichkeit repräsentieren, wurde diskutiert als Imagery debate oder Debatte um bildliche Vorstellung, jedoch oft nicht sehr zielführend. Die Gehirnzustände müssen die Anordnungen (Kontraste) der WIe (codiert) abbilden, da sonst die BIe (bildliche Vorstellungen) nicht die gleichen Anordnungen zeigen, wie wir z.B. durch den Tastsinn an den WIen erkennen.

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