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wird die Freisetzung chemischer Stoffe und Botenstoffe im Körper beschrieben, die innerliche Reizungen und Schwellungen hervorrufen. Normalerweise ist das ein guter Prozess, der die Reaktion des Körpers auf einen Keim oder eine Verletzung unterstützt. Dauert er jedoch zu lange oder gerät durch einen sehr hohen Spiegel dieser sogenannten Entzündungsmediatoren außer Kontrolle, kann dadurch die normale Zellfunktion beeinträchtigt und Gewebe geschädigt werden. Solche Botenstoffe können beispielsweise Ihre Fettzellen davon abhalten, ihre Speicher zu leeren. Das ist ganz offenbar nicht gut und verhindert, dass Sie abnehmen. Entzündungsmediatoren können auch die Wände Ihrer Blutgefäße beschädigen und damit das Risiko von Plaques, Atherosklerose, Herzkrankheiten und Bluthochdruck erhöhen. Und sie können das Immunsystem stimulieren, sodass die Immunzellen immer mehr Substanzen ausschütten.

      Das ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist herauszufinden, welche Nahrungsmittel für Ihre individuellen biochemischen Prozesse am besten geeignet sind. Wir müssen sicherstellen, dass Sie nichts Entzündungsförderndes zu sich nehmen. Sobald Sie sich daran halten, geht es Ihnen besser und Sie stärken Ihr Immunsystem, Sie tun ihm also einen Gefallen. Es kommt zu weniger Entzündungsherden im Körper und das kann weniger Gelenkschmerzen, weniger Kopfschmerzen und die Befreiung von lästigen Magenproblemen bedeuten. Und auch wenn es in diesem Buch nicht ums Abnehmen geht, wenn Sie Ihre idealen Nahrungsmittel herausfinden, unterstützen Sie die optimale Funktion Ihres Stoffwechsels und werden wahrscheinlich ganz nebenbei einige Pfunde verlieren.

      Nahrung hat eine Funktion

      Diesen Ernährungsansatz nennt man „Nahrung als Medizin“. Und tatsächlich reicht die Funktion, die die Nahrung im Körper hat, weit über die reine Kalorienaufnahme hinaus. Zum Beispiel glauben manche Menschen, dass 100 Kalorien immer dieselbe Wirkung haben, egal von welchem Nahrungsmittel sie stammen. Doch 100 Kalorien eines Apfels und 100 Kalorien eines Gebäcks verhalten sich völlig unterschiedlich, sobald sie in Ihr System gelangen. Der Apfel enthält Nährstoffe, die Ihre Zellen zum Sprühen bringen, zum Beispiel viel Quercetin. Es gehört zu den Flavonoiden, die sich unter anderem als entzündungshemmend und antiallergisch erwiesen haben. Das Gebäck ist jedoch voller Zucker und Fett, die eine Kaskade an Reaktionen hervorrufen, an deren Ende eine Entzündung steht – und wenn Zucker in Ihrer Ernährung einen wesentlichen Stellenwert hat, können schwerwiegende Krankheiten die Folge sein. Wir haben also hier einen Apfel mit entzündungshemmendem Quercetin, dort ein Gebäck mit entzündungsförderndem Zucker. Wofür sollten Sie sich entscheiden? Auch wenn Sie die Antwort schon vorher kannten, hoffe ich, dass Sie verstehen, worauf ich hinaus will: Sie sollten Ihre Nahrung danach auswählen, welchen Einfluss sie auf Ihre Zellen ausübt und nicht nur danach, wie viele Kalorien sie hat.

      In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen die Gedanken und Konzepte, die hinter „Nahrung als Medizin“ stehen und was wir über den Zusammenhang zwischen Nahrung und Autoimmunerkrankungen wissen. In den beiden folgenden Kapiteln, dem Praxis- und dem Rezeptteil, helfe ich Ihnen zu entdecken, was die Einzigartigkeit Ihres Körpers ausmacht, und leite Sie bei der Auswahl der für Ihr Immunsystem richtigen Nahrungsmittel an.

      Meine Patientin Ilise erwähnte ich schon. Nachdem sie Gluten von ihrem Speiseplan strich, konnte sie zum ersten Mal seit fünf Jahren jeden Morgen ohne Schmerzen aufstehen. Doch immer, wenn sie Glutenhaltiges aß, bekam sie extreme Schmerzen und konnte sich nicht bewegen. Zweifellos hat das Gluten in ihrem Körper etwas bewirkt, das weit über die Kalorien hinausgeht! Und nicht nur bei ihr. Empfindlichkeiten, Unverträglichkeiten und Allergien auf Gluten sind heutzutage mehr denn je auf dem Vormarsch. An dieser Stelle wäre eine sehr gute Gelegenheit, Ihnen eine entsprechende Statistik zu präsentieren, die diesen Vormarsch veranschaulicht, doch gegenwärtig gibt es keine anerkannten Verfahren, um solche Werte zu bestimmen. Dennoch sprechen die Regale der Lebensmittelgeschäfte eine eindeutige Sprache, denn immer mehr Produkte werden mit dem Hinweis „glutenfrei“ beworben. Tatsächlich wurden Schätzungen zufolge 2010 weltweit glutenfreie Produkte für mehr als 2,5 Milliarden Dollar (knapp 2 Milliarden Euro) verkauft.1

      Entzündungsfördernde Nahrungsmittel

      Es gibt viele Nahrungsmittel, die Entzündungen im Körper verursachen können. Im Laufe dieses Kapitels werden die Auswirkungen von Zucker und Fetten beschrieben und die Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln erklärt. Behalten Sie vorläufig bitte im Gedächtnis, dass jedes Nahrungsmittel, nicht nur Gluten, potenziell eine Immunreaktion auslösen kann, Gluten ist jedoch bei Autoimmunerkrankungen besonders wichtig. Es sind die einzelnen Bestandteile der Nahrungsmittel, die wie eine Information für den Körper fungieren und auf die er reagiert. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist es das Protein, das im Nahrungsmittel enthaltene Eiweiß, das Ihrem Immunsystem die Informationen liefert. Wenn Sie die Produkte mit den problematischen Inhaltsstoffen aus Ihrem Speiseplan streichen, kann das oft schon zu einer Beruhigung mancher oder sogar aller Ihre Symptome führen, egal welche es sind. Ich beobachte das in meiner Praxis laufend und ein besseres Beispiel dafür, Nahrung (oder das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel) als Medizin zu nutzen, kann es gar nicht geben. Natürlich bietet die Nahrung dem Körper auch nützliche Informationen, zum Beispiel wie er seine Heil- und Reparaturkräfte einsetzen und wie er optimal funktionieren kann.

      Im Praxiskapitel, das auf dieses Kapitel folgt, zeige ich Ihnen, wie Sie herausfinden, auf welche Nahrungsmittel Sie reagieren. Das ist der allererste Schritt, um eine Autoimmunerkrankung zum Stillstand zu bringen. Das Spannende daran ist, dass Sie das ganz einfach selbst tun können, der Einfluss auf Ihre Gesundheit und darauf, wie Sie sich fühlen, kann enorm sein.

      „Diät“ ist ein Schimpfwort

      Was das Abnehmen betrifft, so gibt es eine schier endlose Palette von Programmen und Diäten auf dem Markt. Manche klingen trendig und schick, funktionieren aber gar nicht, andere dagegen sind erfolgreich. In Bezug auf diese Programme müssen Sie sich unbedingt klarmachen, dass Sie zwar vielleicht abnehmen, dass sich dadurch aber Ihre biochemischen Prozesse nicht unbedingt ändern und auch die Entzündungen im Inneren nicht gehemmt werden. Verstehen Sie mich nicht falsch, Abnehmen hat enorm positive Auswirkungen und senkt Ihr Risiko für viele chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten erheblich. Es gibt auch einige Abnehmprogramme, die tatsächlich gut für Ihr Inneres sind, obwohl das gar nicht ihr eigentliches Ziel ist. Wenn Sie also eine Diät oder ein Ernährungsprogramm gefunden haben, das bei Ihnen funktioniert, dann ist das großartig. Sie können die Informationen, die Sie von mir bekommen, mit dem kombinieren, was Sie bereits tun.

      Der dauerhafte Erfolg aller Diät- oder Ernährungsprogramme – und darin ähneln sie sich alle – hängt davon ab, wie aufmerksam Sie gegenüber der Wahl Ihrer täglichen Nahrungsmittel (und Ihres Bewegungsprogramms) werden. Die meisten Menschen essen gedankenlos, schütten literweise Limonade in sich hinein, knabbern bei Besprechungen an Donuts und besorgen sich eine komplette Mahlzeit beim Drive-in des nächsten Fast-Food-Restaurants, ohne aus dem Auto auszusteigen. Viele sind sich dessen überhaupt nicht bewusst, als litten sie unter Nahrungsmittelamnesie, und so essen Sie einfach den ganzen Tag immer irgendwas. Das führt nicht nur dazu, dass Sie zunehmen, das kann Sie auch krank machen. Sobald Sie darauf achten, werden Ihnen alle Ihre schlechten Angewohnheiten bewusst – und das ist der erste Schritt zu einer Änderung der Lebensweise. Wenn Sie zum Beispiel beginnen, sich zu beobachten, fällt es Ihnen vielleicht auf, dass Sie zu viel Zuckerhaltiges trinken, spät abends noch zu viel Gebäck essen und fast ins Brotkörbchen hineinfallen. Erst wenn Sie diese Gewohnheiten feststellen, können Sie etwas tun, um das zu ändern. (Eine hilfreiche Übung zum aufmerksamen Essen gibt es im Praxiskapitel.)

      Ich bitte alle meine Patienten beim Erstbesuch, mir zu sagen, was sie am Tag zuvor gegessen haben. Ob Sie es glauben oder nicht, von allen Dingen, die wir während der ganzen Zeit besprechen, ist das in der Regel für die meisten Menschen die schwierigste Frage! Probieren Sie es selbst aus. Können Sie sich daran erinnern, was Sie gestern gegessen haben? Und vor zwei Tagen? Bewusstheit und achtsames Essen sind der erste Schritt eines jeden Ernährungsprogramms, ganz egal, was Sie erreichen wollen. Um abzunehmen, ist dieser Schritt wichtig, für Ihre Autoimmunerkrankung und für die Gesundheit im Allgemeinen ist er sogar von entscheidender Bedeutung.

      Nahrung