Christof Wackernagel

Traumprotokolle


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Peter Grohmanns Wagen hüpft über die Straße hinaus auf ein Feld oder eine Wiese, und wir gehen zu Fuß weiter zu einem Haus, das auf einem Damm-artig erhöhten Weg steht, Julia ist dabei und Johannes und Inge, und hinter dem Haus ist eine weite, tief abfallende Lanschaft zu sehen, an deren Grund eine Kiesgrube sichtbar ist mit viel Betrieb; die Frage ist, ob wir zu Fuß bis zu der irgendwo hinter der Kiesgrube liegenden Stadt gehen oder ein Taxi bestellen, und von der Baustelle aus sehe ich, wie durch die halbfertigen Häuser das überschwemmende Wasser läuft, als werde ein Modell vergrößert, beziehungsweise als sähe ich die Vergrößerung eines Modellversuchs; es geht auch rückwärts das Wasser, und nass wird man auch nicht, aber die Panzer in der Mitte der Baustelle können auch nichts verhindern, man sitzt hilflos in den Einstiegen • ich will vom Effnerplatz aus in die Lützenkirchenstraße, versuche es erst zu Fuß, nehme dann aber eine Straßenbahn, die allerdings wieder zurück zum Effnerplatz fährt, wo ich aussteige, und während ich wieder in Richtung Englschalking will, den Rock-Song »Was kommt danach?« höre, eine unmelodiöse harte Struktur; »Es haben ihn alle unterschrieben, den Vertrag, was kommt danach, bevor die Nacht kommt; es ist zum Heulen, es haben ihn alle unterschrieben, den Vertrag, was kommt danach, bevor die Nacht kommt, alle sind sie weg und wollen nichts mehr davon wissen, was kommt danach, bevor die Nacht kommt?« etc. • im oberen Wartesaal reden wir über das Stück eines jüngeren Autors, an boxenartigen Tischen, Steckel kommt auch dazu, aber dann wollen wir alle runter auf die Bühne, mit Zollstock, um nachzusehen, dort soll aber erstmal ein TV-Interview gemacht werden, wobei wir alle uns eng auf Sofas rumquetschen müssen; ich rase nochmal hoch, mit dem Aufzug, der viel zu langsam geht, und als ich wieder runter komme, lässt mich ein Aufnahmeleiter gnädig noch dazu, was mich ärgert, ein riesiger Aufwand an Kameras, Monitoren, Equipment etc. und wir fahren auf den Sofas durch die Straßen, Steckel verstummt beleidigt, der kleine Junge neben mir sagt: »jetzt kommen wir gleich an der Straße vorbei, die so heißt wie ich«, und als ich nach seinem Namen frage, sagt er: »Flick«, aber dann sind wir auch schon an der Kirche, in der wieder riesige Monitorwände für die Übertragung aufgebaut sind, neben denen gelangweilte TV-Beamte stehen, auch die Geräte sind abgeschabt und oft genutzt, es dauert immer noch, bis die Interviews losgehen, alle haben grellbunte, flickrige Kostüme beziehungsweise Kleider; ein Moderator beginnt im Auf- und Abgehen das Vorgespräch –

      – an einer Straßenbahnhaltestelle in einem Baseler Vorort kann man gegenüber eine Basler Sehenswürdigkeit sehen, die nicht einmal Lucius kennt!; und die ich einem Begleiter zeige, der es kaum glauben will: die gegenüberliegende Häuserzeile, dreistöckig, letztes Jahrhundert, entpuppt sich selbst als Straßenbahn, also auf Rädern!, mehr noch: sie entfaltet sich wie eine Ziehharmonika, verbreitet sich, zieht sich in die Länge, wobei alles strukturell gleich bleibt, also Fenster, Türen, Erker etc., nur doppelt oder dreifach so breit, so dass die ganze Häuserzeile am Ende mindestens einen Kilometer länger ist und dann auch so stehen bleibt, denn das findet jeden Abend Punkt sechs Uhr statt • ich muss zum zweiten Teil meiner Hochzeit mit Kitty, und will abkürzen, indem ich aus dem Bus aussteige und ein Stück zu Fuß gehe, lande aber in einem Fluss, der immer enger wir und voller Gestrüpp, bis ich einsehe, dass die Richtung falsch ist, und ich umdrehe und mich wütend durch verwildertes Gebüsch zwänge, bis ich an einem Flussab-zweig eine Familie treffe, der ich mein Problem erzähle, und mich einer von ihnen eben hinfahren will, nach Eberswalde, zur Trauung; er muss aber erst noch nach Hause sich umziehen, es ist zwei Minuten vor Drei − und um drei Uhr der Termin − und er holt noch einen Anzug aus seinem Schrank, der zwei hintereinander liegende Schächte hat, aus je zwei Stockwerken, und er kann den hinteren Schacht versenken, um einfach etwas herausholen zu können –

      – mit Fips und Ebby in einem Raum mit Podest, auf dem ich unbedingt mit Stühlen sitzen will • ich liege in einem Raum im Bett, in dem gleich Leute verhaftet werden, die kommen sollen; ich überlege, wie ich rechtzeitig unters Bett komme, falls es Schießereien gibt –

      – wir sind bei netten Leuten in einer freundlichen Atmosphäre, in einem Haus im Freien, und plötzlich sehe ich an meinen Füßen ein Eichhörnchen, das irgendwie krank zu sein scheint, das Fell ist leicht schmuddelig und es bewegt sich desorientiert, doch mit einem Mal klettert es an mir hoch, bis auf meine Schulter und küsst mich, direkt auf den Mund, ich bin gerührt und erschreckt zugleich: hat es mich vielleicht angesteckt?, außerdem kuschelt es sich jetzt so an mich, dass ich es nicht mehr loswerde; ich renne zu den anderen, aber keiner weiß Rat –

      – ich quatsche mit Heiner Müller in einem Hotelzimmer über Gott und die Welt, und als er was zu saufen holt, klingelt das Telefon und eine Frau aus Wiesbaden ruft an und druckst rum, bis sie damit rausrückt, dass sie mir nur sagen wollte, dass gegen mich ein Haftbefehl ausgestellt sei, wegen Magdalena Kopp – Marquard kommt, und als ich ihm es erzähle, stellt sich raus, dass er es schon seit gestern weiß, was ich empörend finde, aber erstmal fahren wir zu einer alten Zeche, in der ein Fest stattfindet, für das sich alle schwarz-weiß geschminkt haben, es ist viel Dope da, alle sind nett, es soll die ganze Nacht gehen, aber das geht für uns nicht, weswegen wir zurückfahren, Marquard am Steuer, dauernd irgendwas im Auto suchend und nicht auf die Straße schauend, und wie wir wieder im Hotel/Kurklinik ankommen, rede ich mit einem Arzt, der Beete jätet, ein wenig über das Problem Marquard, muss aber dann klären, wie ich das mit dem Haftbefehl mache, wo ich doch gerade noch drehe, wenn sie mich wenigstens danach holten, sage ich zu Nata, mit der ich auf einer abschüssigen Wiese sitze, weiter oben Heiner und Erich mit seinem Kind, und unterhalb von uns versammeln sich Ärzte um einen Mann mit Krücken: er soll Gehversuche machen ohne Brücken –

      – ich rede mit Johnson über Sophia und Felix, dass er auch schreiben will –

      – Fips und ich werden von einer Gruppe von Leuten in einem großen Haus erpresst, schaffen es aber, abzuhauen, an den Kellerwänden rund ums Haus rumzuschleichen und in einem großen Kellerraum zu warten, wo Ernst mit den Schlüsseln sitzt und außerdem an Gängen und Ecken je zwei Typen auf Bänken hocken, Kopf auf der Brust, Arme schlaff herab, ohnmächtig oder tot, und Ernst ist ganz verzweifelt, heult fast, weil unklar ist, wer den Schlüssel zurückbringt, da hält draußen ein roter VW-Käfer, den man durch das Kellerfenster sehen kann, und vier Typen steigen aus und gehen sofort zur Kellertür; ich würde gerne auf sie einschlagen, komme aber gegen viere auf einmal nicht an, zumal der Vierte dann schießen würde und die Kugel in meinen Rücken eindringen würde und ich sterben – lange Vorbereitungen zum Drehen, dazwischen hole ich Nata vom Bahnhof ab, der ansonsten leer ist, sie sieht mich nicht gleich in den vielen Zügen und Gleisen {der leere Bahnhof, die große Halle, in die, bei Regen, der südamerikanische Dichter mit Aktentasche kam, vom Filmteam begleitet} und dann muss ich auch zur Drehvorbereitung, eine hohe Leiter hoch in ein nur so erreichbares Zimmer und dort die Szene vorbereiten, aber runter auch, ich steige kompliziert aus, es ist schrecklich, wenn ich ausrutsche, der Kollege sagt noch, dass es so rum am Gefährlichsten ist, wie ich es mache, aber ich kann nur so, und dann passen meine behandschuhten Finger nicht in die Griffritzen der Leiter, es ist entsetzlich, aber nach der Hälfte der Strecke lasse ich mich, nur seitlich an der Leiter haltend, runtergleiten –

      – ich stapfe alleine durch Berglandschaften und komme zu einem flachen Bungalow mit vielen Fenstern, wo ich frage: »wollen Sie Beratung?«, und der Mann an der Balkontür nickt nur und lässt mich ein {Flugankunft bei Überschwemmung, Transport zum anderen Flughafen über weite flache Landschaften, Rolltreppen}; ich sitze am Tisch und die Hunde und Katzen spielen mit mir, die Katze beißt in meinen Finger, aber nur so fest, dass es nicht wehtut, was die Hausfrau wiederum fürchtet; ich erkläre das und empfehle die richtigen Tabletten, woraufhin ich gehe und der Mann mir noch den Weg zeigt, den Abhang hinunter und auf der gegenüberliegenden Bergseite wieder hoch und in der Mitte in einem Tunnel, etwa sechzehn Kilometer, wobei ich mir vorstelle, dass, wenn ich mich durch das nasse Gras runtergleiten lasse, ich vielleicht eine solche Geschwindigkeit bekomme, dass es gefährlich wird, also gehe ich lieber, und der Typ, der mich begleitet {wir müssen uns beeilen, um die Maschine noch zu bekommen und ich bin unsicher, ob ich alle Papiere zusammenhabe, suche im Bus dauernd danach, aber wenn man mal am Flughafen ist, wartet die Maschine noch, bis man abgefertigt sein wird}, irrt mit mir in dem leeren Haus herum, wir kommen nicht raus, und als wir es endlich schaffen, stoßen wir – hier oben auf dem Berg! – auf eine italienische Autobahn mit großem betoniertem/geschottertem Mittelstreifen, ich frage, ob wir trampen sollen, aber wir müssen