Anna-Lena Hees

Das Gemälde von Pfalzel


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wir uns das überhaupt leisten? Ich schlage vor, dass wir erst einmal neue Türschlösser anbringen lassen. Dann wird jede ihre Schlafzimmertür in der Nacht abschließen, sodass sich keine fremde Person hinein verirren kann. Anders geht es nicht!« Entschlossen stemmte sie ihre Hände in die Hüften.

      Berta setzte einen verärgerten Blick auf und verschränkte die Arme. »Du nimmst das alles auf die leichte Schulter, Hannah! Deine Schwester und deine Freundin haben Angst, und du willst ihnen allen Ernstes zumuten, im Haus zu bleiben, solange der Täter noch nicht gefasst ist? Hast du denn gar kein Verständnis?«, schimpfte sie.

      »Doch, das habe ich, und sogar noch viel mehr, als du dir vorstellen kannst«, gab Hannah fauchend zurück. Damit die Frauen nicht noch weiter stritten, versuchte Julia, einzugreifen. Sie schaute ihrer jüngeren Schwester in die Augen. »Hannah, es bringt nichts, wenn du dich darüber aufregst. Irgendwie können wir die Zeit in der Klosterschenke schon finanzieren. Mach dir keine Gedanken! Okay?«

      »Aber ... ist es dort für uns drei nicht zu eng?«

      »Ach, es gibt sicher einen Weg. Vertrau mir! Ben und Berta werden uns schon ein Zimmer besorgen können. Davon bin ich überzeugt. Es ist doch nur zu unserer eigenen Sicherheit.« Julia legte ihren Arm um Hannah und versuchte, sie zu beruhigen. Die junge Schwester gab sich geschlagen. Irgendwo hatte Julia recht; das konnte sie nicht leugnen. Daher beschloss sie nun, sich darauf einzulassen und vorerst Abschied vom Haus zu nehmen. Die Bewohnerinnen gingen noch einmal hinein, um sämtliche Türen und Fenster zu verschließen. Sie packten ihre wichtigsten Habseligkeiten ein, dann ging es zusammen mit Berta und Ben hinunter in die Pfalzeler Straße.

      Markus und Klaus wollten gerade zu einem Spaziergang durch den nahegelegenen Wald aufbrechen, als das Telefon klingelte. Markus ahnte nicht, dass dieser Anruf ihnen einen Strich durch die Rechnung machen würde. Er hörte Klaus’ eilige Schritte und kurz darauf eine entsetzte Stimme. »Noch ein Einbruch? War es derselbe Täter?« Was der Anrufer berichtete, konnte Markus nicht hören, aber ihm war klar, dass seine Aktion nicht unbemerkt geblieben war. Dies zeigte ihm noch einmal deutlich, dass er beim nächsten Einbruch vorsichtiger sein musste. Andächtig lauschte er dem weiteren Gespräch, das Klaus mit dem Anrufer führte.

      »Das ist wirklich heftig. Erst bei euch, dann bei diesen WG-Mädels ... Also, wenn die Klosterschenke keinen Platz hat, können die drei auch gerne hier ...« Klaus hielt kurz inne, dann sagte er: »Mein Neffe ist zwar für ein paar Tage bei mir, aber es wird ihm sicher nichts ausmachen. Dann sind wir halt ein paar Leute mehr. Das macht gar nichts. Mein Haus ist groß genug.« Markus hörte, wie sein Onkel auflachte. Die Idee, die drei Mädels zu beherbergen, fand er allerdings nicht gerade gut. Es waren immerhin diejenigen, bei denen er in der letzten Nacht eingebrochen war. Daher wollte er sie nicht in seiner Nähe wissen. Den Gedanken daran verabscheute er. Während er darüber immer wieder den Kopf schüttelte, lauschte er weiter, was Klaus am Telefon besprach. »Markus ist Single. Er ist etwas seltsam, von seinem Verhalten her, aber sonst völlig in Ordnung. Ich glaube, es würde ihm ganz guttun, weibliche Gesellschaft zu bekommen. Aber ich drücke natürlich erst einmal die Daumen, dass es in der Klosterschenke klappt.« Bei diesen Worten hielt Markus es nicht länger im Gästezimmer aus. Wütend stand er auf und stapfte die Treppe hinunter. Klaus legte gerade das Telefon auf den Tisch.

      »Mit wem hast du da telefoniert?«, wollte Markus sofort wissen.

      »Ähm ... Markus! Hast du mir gelauscht?« Klaus starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Er fragte sich, warum sein Neffe gerade derart aufgebracht war.

      »Du hast so laut geredet. Da konnte ich einiges hören. Also, wenn ich ehrlich sein soll ... diese Mädels müssen hier nicht unbedingt beherbergt werden.« Markus schüttelte hektisch den Kopf und verschränkte dabei die Arme. Seinen Onkel musterte er mit einem kritischen Blick.

      »Ja, aber ... was hast du denn dagegen? Es ist doch genug Platz hier. Weißt du, bei den dreien wurde eingebrochen, und sie fürchten sich davor, in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren. Jedenfalls solange, bis der Täter geschnappt wird. Wer weiß, wie lange das dauert ...« Klaus betrachtete Markus eine Weile, während dieser innerlich auflachte. Sein Onkel hatte ja keine Ahnung!

      »Der Täter muss es faustdick hinter den Ohren haben«, meinte Markus nach einer Weile. Dabei war ihm gar nicht bewusst, dass diese Aussage genau auf ihn zutraf.

      »Ich fürchte, so ist es.« Klaus nickte zaghaft. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Er hatte ja schon am Morgen geglaubt, dass ein Unbekannter nachts im Haus war. Zum Glück wurde er von seinem Neffen eines Besseren belehrt. Nun fragte er sich allerdings, ob der Täter nicht doch auch bei ihm einen Halt einlegen würde. Einige wertvolle Dinge gab es, auf die es der unbekannte Mann sicher absehen könnte. »Ich werde die Tür heute Nacht besser abschließen. Auch die Fenster müssen zu sein. Tu mir den Gefallen, und hilf mir dabei!«, fügte er noch hinzu.

      Markus nickte. Dennoch hoffte er, das Haus später verlassen und sich erneut auf die Suche nach dem Gemälde begeben zu können. Darüber grübelte er eine ganze Weile, hielt sich dabei allerdings bedeckt, damit sein Onkel keinen Verdacht schöpfte.

      Die nächsten Stunden verstrichen im Nu. Bis zum Nachmittag verbrachten Klaus und Markus die Zeit damit, das Anwesen einbruchssicher zu machen. Markus fand die Aktion zwar recht überflüssig, dennoch ging er seinem Onkel tatkräftig zur Hand.

      »Ich glaube ja nicht, dass der Kerl bei uns einbricht«, sagte er irgendwann, wusste aber nicht, wie er es begründen sollte.

      »Woran machst du das fest?« wollte Klaus im nächsten Moment wissen. »Markus, der Typ durchwühlt alles. Irgendwas scheint er zu suchen. Ich würde gerne wissen, was es ist. Welches Motiv hat dieser Mann? Weißt du, ein wenig graut mir vor ihm.« Klaus wanderte auf und ab.

      »Ich könnte Wache halten, wenn du dich dadurch sicherer fühlst«, schlug Markus vor. »Was meinst du?«

      »Hm«, machte Klaus. »Ich habe Angst um dich! Nicht, dass dieser Täter bewaffnet ist! Ich glaube, das ist ein wenig zu riskant.«

      »Wir kriegen das schon hin!« Markus nickte feierlich. Er war davon überzeugt, seinen Onkel beruhigen zu können. Ein paar Sekunden schaute er Klaus einfach an, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen.

      »Ich wünschte, ich wäre so zuversichtlich wie du! Schauen wir mal, wie sich die Lage entwickeln wird«, gab der Onkel zurück.

      Markus winkte ab. »Mach dir keine Sorgen, Klaus!«

      »Wie gesagt, Markus: wir werden sehen!« Mit dieser Ansage macht Klaus seinem Neffen deutlich, dass er keine Widerworte duldete. Markus hielt sich daher zurück. Er fragte seinen Onkel lediglich, ob er mit ihm durch den Ort spazieren würde. Zu seiner Freude stimmte Klaus ihm zu.

      

      

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