Cedric Balmore

Einäugige Killer: 5 klassische Krimis


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      Ich praktizierte einen Sidestep und ließ ihn leerlaufen. Als er erneut angriff, bediente ich ihn mit einer knallharten Körperdublette. Das nahm ihm den Atem. Er senkte prompt die Deckung. Genau das hatte ich beabsichtigt.

      Als er seine Linke bei mir anzubringen versuchte, lief er in meinen Konterschwinger. Ich traf ihn hart und setzte sofort nach, als er zurückstolperte. Ich bediente ihn mit allem, was ich drin hatte.

      In mir war noch die Erregung über das, was Svensson und Bribe mit mir anzustellen versucht hatten. Es gab meinen Schlägen den nötigen Drive.

      Erik Svensson versuchte mitzuhalten, aber der Schock über die unerwartete Wende und über das, was seinem Partner zugestoßen war, bedeutete für ihn ein Handikap, mit dem er ebensowenig fertig werden konnte wie mit meinen harten rechten und linken Haken.

      Ich trommelte ihn binnen weniger Minuten zusammen. Er versuchte noch zweimal, wieder hochzukommen, mußte es sich aber gefallen lassen, dabei gleichsam in das offene Messer meiner Fäuste zu laufen.

      Das letztemal erwischte ich ihn voll am Kinn. Er klappte zusammen, rollte auf seinen Bauch und blieb liegen, ohne sich zu rühren. Ich schaute mich nach Bribe um und spürte ein häßliches Zerren in meiner Kehle. Ich schaute rasch weg. Andy Bribe war nicht mehr zu helfen.

      Ich sammelte die wenigen Stricke auf, die die beiden Gangster nicht benutzt hatten, und machte mich daran, Erik Svensson damit zu fesseln. Er kam erst wieder zu sich, als ich ihn in den Jeep legte.

      Ich setzte mich ans Steuer und fuhr aus dem Hangar. Draußen empfing mich eine brüllende Hitze, weniger dumpf, stickig und drückend als im Innern der Halle, aber um vieles intensiver. Ich lenkte den Jeep am Klubgebäude vorbei zum Highway und drückte voll auf das Gaspedal, um möglichst rasch das Sheriff’s Office von Rochelle Park zu erreichen.

      Ein Saldo zu unseren Gunsten: zwei Syndikate geschafft

      Wir fanden den Taxichauffeur in einer verlassenen Scheune unweit des Sheriff’s Office. Auch sein Wagen stand darin. Ich kehrte mit dem Fahrer nach New York zurück, nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß die Ermittlungen um Andy Bribes Tod ebenso glatt verliefen wie die Verhaftung von Erik Svensson.

      Am Abend dieses Tages — um einundzwanzig Uhr dreißig, um genau zu sein — betraten Milo und ich Lester Norwich’ Krankenzimmer.

      »Wir bringen Ihnen eine frohe Botschaft«, sagte ich. »Ken Price ist verhaftet worden. Sie haben Ihr Ziel erreicht. Damit dürfte er für immer aus dem Verkehr gezogen worden sein.«

      Lester Norwich’ Hände glitten nervös über das makellose Weiß der Bettdecke. »Warum erzählen Sie mir das?«

      »Ich dachte, es interessiert Sie«, sagte ich und holte einen Haftbefehl aus der Tasche. »Umgekehrt wird es Price erfreuen, daß Sie nach Ihrer Verhaftung wegen wiederholter Anstiftung zum Mord kaum eine Chance haben dürften, jemals wieder die Luft der Freiheit zu atmen. Hier ist die Verfügung, die bestimmt, daß Sie in das Gefängnishospital überführt werden.«

      »Ich hasse Sie!« preßte Lester Norwich durch seine Zähne.

      »Sie täten gut daran, sich selbst zu hassen«, sagte ich. »Sie haben sich das alles selber eingebrockt. Eines würde mich noch interessieren. Warum haben Sie es getan? Was brachte Sie auf die schiefe Bahn? Sie waren ein wohlhabender Mann, ein geachteter und renommierter Diamantenhändler…«

      Lester Norwich’ Hände kamen zur Ruhe. Er starrte an die Zimmerdecke.

      »Das letzte Jahr war für mich die Hölle«, sagte er. »Verluste und Fehlspekulationen brachten mich plötzlich an den Rand des Ruins. Ich sah keine Chance, in kurzer Zeit wieder nach oben zu kommen. Und dort gehöre ich hin. Das ist die einzige Luft, die mir atmenswert erscheint. Als ich kapiert hatte, daß ich dieses Ziel nicht auf legale Weise erreichen konnte, wählte ich einen weniger feinen Weg. Die Freundschaft mit Lala Price bildete dazu den Auftakt. Wenn ich geahnt hätte, was der Versuch, mich von Lala zu befreien, um an Corinna heranzukommen, für Folgen haben würde, wäre ich gewiß nicht auf die Idee gekommen, diesen verrückten Plan auszuführen. Mein größtes Pech war es, daß Ken Price von meinep Absichten und Taten Wind bekam und nun seinerseits versuchte, mich abzuschießen. Von diesem Bandenkampf profitierten letzten Endes nur Sie.«

      »Hatte Corinna Price Ihnen denn Hoffnungen gemacht?« wollte ich wissen.

      »Nein, aber ich war sicher, sie für mich gewinnen zu können«, meinte Lester Norwich. »Ehe ich damit beginnen konnte, hielt ich es jedoch für notwendig, Lala auszuschalten.«

      Vom Krankenhaus aus fuhren Milo und ich zu dem schon verhafteten Ken Price. Er weigerte sich, unsere Fragen zu beantworten. Wir nahmen daraufhin Darenger in die Mangel und schafften es, in den folgenden Tagen die beiden feindlichen Organisationen aufzurollen, indem wir ihre Mitglieder gegeneinander ausspielten.

      Es begann mit einem Haftbefehl für Bernie Hobson und nahm seinen Fortgang mit der Unschädlichmachung des Killerquartetts, das in Lester Norwich’ Auftrag den Überfall im Gentleman’s Prisma ausgeführt hatte. Zuletzt griffen wir uns den Mann, der Hugh Parrish auf geknüpft hatte — einen Gangster aus Chicago, der mit Ken Price nach New York gekommen war und die Weisungen seines Bosses befolgt hatte.

      Als Milo und ich das Anklagematerial an die zuständigen District Attorneys weiterleiteten, waren Chicago und New York um zwei schlagkräftige Unterweltorganisationen ärmer und die Presse um ein paar Sensationen reicher geworden.

      ENDE

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